Das "Bild" bzw. die "Message" entsteht im Zusammenspiel von Sender, Botschaft und Empfänger. Das "Gemeinte" ist nicht das "Gesagte" und schon gar nicht das "Gehörte". Weder der Sender noch der Empfänger allein sind verantwortlich, sondern beide tragen einen Teil dazu bei. Sonst wärest du ja allein dafür verantwortlich, dass du mich streckenweise so übel missverstehst und missinterpretierst. Vielleicht drücke ich mich aber auch nicht deutlich genug aus.
Mal abgesehen davon, dass Musik idR weit komplexer und ambivalenter ist als Sprache, kann dass Sender/Empfänger Modell rudimentär auch hier beobachtet werden. In den meisten Fällen jedoch besteht weder die Möglichkeit für ein unmittelbares Feedback während der Kommunikation noch habe ich in den meisten Fällen einen entsprechenden "Rahmen", welcher mir die Interpretation erleichtert. Der Musiker gibt Inhalte wieder, die 1tens gar nicht von ihm sein müssen und 2tens gar nicht seiner Meinung entsprechen müssen. Auch auf die Gestik/Mikik beim Votragen eines Songs kann ich mich nur in den seltensten Fällen verlassen bzw. dadurch Rückschlüsse auf die Intention ziehen.
Wenn wir beide uns hier unterhalten, gibt es einen solchen Rahmen eher, beispielsweise erstmal durch das Thema ansich; darüber hinaus kennt man sein Gegenüber durch andere Threads schon etwas besser- wenn auch nur grob im Ansatz. Deine Aussagen, hierin eingebettet, ergeben hier einen völlig anderen Sinn wie "freistehend", beispielsweise in einem Song. Natürlich läuft das wieder auf das obige Modell hinaus,- dass die Botschaft in unterschiedlichen Zusammenhängen anders verstanden wird; wenn es mir jedoch hier noch meistens möglich ist, zu wissen, was der andere meint, muss ich im Bereich der Musik doch offen zugeben, dass ich dort in vielen Fällen nur raten kann, wie dies oder das gemeint ist- es sei denn, ich habe vom Verfasser selbst einer Erläuterung zu seinem Werk. Aber auch die muss ich dann noch zumindest im Ansatz so verstehen, wie er sie gemeint hat.
Meiner Ansicht nach tragen beide einen Teil der Verantwortung, aus dem sie sich nicht hinausstehlen können. Wenn zu meinen Auftritten irgendwann 50% Nazis kommen, kann ich mich nicht achselzuckend mit "Mir doch egal, die verstehen mich halt auf ihre Weise" rausreden, sondern dann sollte ich mal nachdenken, ob ich missverständliche Signale sende.
Wenn zu deinen Auftritten 50% Nazis kommen, scheint deine "Message" realtiv eindeutig zu sein bzw. anzukommen. Ich kann aber bei den von dir genannten Bands (Slayer, Motörhead, Black Sabbath) keinen bestimmten Typus (in entsprechender auffallender Anzahl) im Publikum ausmachen, der Aufgrund einer evtl. Botschaft in der Musik (im Sinne von politisch, religiös usw.) zu den Konzerten kommt. Andererseits, und da wird es natürlich schwierig, kann ich auch nicht den Typus benennen, der eben wegen einer eventuellen Botschaft von den Konzerten fern bleibt. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass sich letztere im selben Maße mit der Musik auseinandersetzt wie der erste.
Du kannst etwas auf dich wirken lassen, ohne nachzudenken, und das ist hohe Kunst für dich. Hm. Ich bin nicht sicher, ob bloßes unkritisches Konsumieren mein Ideal von Beschäftigung mit Musik und Kunst ist. Meiner Ansicht nach fordert Kunst uns sowohl ästhetisch als auch intellektuell heraus.
Ich habe befürchtet, dass das (einseitig) mißverstanden wird. Worum geht es, wenn man Musik hört? Was ist der eigentliche Grund, wieso man sich mit Musik beschäftigt? Wieso man sich mit der Malerei beschäftigt? Geht es nur "abschalten", oder nur darum, das Werk aufzuspalten und zu analysieren? Ich kann Musik und Malerei als eine Kunstform sehen (zumindest es versuchen), von der ich mich "tragen lasse", oder aber ich will ein Medium für Botschaften. Sich etwas hinzugeben bedeutet nicht, den Verstand aus dem Fernster zu werfen, es bedeutet einfach etwas wahrzunehmen, ohne es mit den eigenen Wünschen, Gedanken, Sehnsüchten zu belegen. Nichts anderes tut man beispielsweise beim Meditieren; Kunst kann auch als eine Form der kontemplativen Meditation verstanden werden- und sich diesem Zustand zu nähern, indem man etwas betrachtet und sich ganz auf etwas einlässt, sozusagen mit etwas eins wird- das nenn ich eine hohe Kunst. Den in vielen Fällen wird sich der Verstand dazwischen schalten und irgendwelche Analysen anstellen wollen.
Black Sabbath wären IMHO ohne die gesellschaftliche Provokation, die sie mit ihrer Symbolik auslösten, nie so groß geworden. Zumindest wäre ihre Karriere völlig anders verlaufen. Man kann Black Sabbath nicht von ihrer Symbolik loslösen, dann wäre es eine andere Band.
Ohne Angus seine Schuluniform würde ACDC auch heute noch in irgendwelchen Schenken und Clubs spielen; Iommi und Malcom Young sind auch derartig lausige Musiker,da musste irgendein Mittel her, um Aufmerksamkeit zu erregen.