Sollte Musik Politisch sein ?

Black Sabbath wären IMHO ohne die gesellschaftliche Provokation, die sie mit ihrer Symbolik auslösten, nie so groß geworden. Zumindest wäre ihre Karriere völlig anders verlaufen. Man kann Black Sabbath nicht von ihrer Symbolik loslösen, dann wäre es eine andere Band. :gruebel:

Alex
 
Das "Bild" bzw. die "Message" entsteht im Zusammenspiel von Sender, Botschaft und Empfänger. Das "Gemeinte" ist nicht das "Gesagte" und schon gar nicht das "Gehörte". Weder der Sender noch der Empfänger allein sind verantwortlich, sondern beide tragen einen Teil dazu bei. Sonst wärest du ja allein dafür verantwortlich, dass du mich streckenweise so übel missverstehst und missinterpretierst. Vielleicht drücke ich mich aber auch nicht deutlich genug aus. :)

Mal abgesehen davon, dass Musik idR weit komplexer und ambivalenter ist als Sprache, kann dass Sender/Empfänger Modell rudimentär auch hier beobachtet werden. In den meisten Fällen jedoch besteht weder die Möglichkeit für ein unmittelbares Feedback während der Kommunikation noch habe ich in den meisten Fällen einen entsprechenden "Rahmen", welcher mir die Interpretation erleichtert. Der Musiker gibt Inhalte wieder, die 1tens gar nicht von ihm sein müssen und 2tens gar nicht seiner Meinung entsprechen müssen. Auch auf die Gestik/Mikik beim Votragen eines Songs kann ich mich nur in den seltensten Fällen verlassen bzw. dadurch Rückschlüsse auf die Intention ziehen.

Wenn wir beide uns hier unterhalten, gibt es einen solchen Rahmen eher, beispielsweise erstmal durch das Thema ansich; darüber hinaus kennt man sein Gegenüber durch andere Threads schon etwas besser- wenn auch nur grob im Ansatz. Deine Aussagen, hierin eingebettet, ergeben hier einen völlig anderen Sinn wie "freistehend", beispielsweise in einem Song. Natürlich läuft das wieder auf das obige Modell hinaus,- dass die Botschaft in unterschiedlichen Zusammenhängen anders verstanden wird; wenn es mir jedoch hier noch meistens möglich ist, zu wissen, was der andere meint, muss ich im Bereich der Musik doch offen zugeben, dass ich dort in vielen Fällen nur raten kann, wie dies oder das gemeint ist- es sei denn, ich habe vom Verfasser selbst einer Erläuterung zu seinem Werk. Aber auch die muss ich dann noch zumindest im Ansatz so verstehen, wie er sie gemeint hat.

Meiner Ansicht nach tragen beide einen Teil der Verantwortung, aus dem sie sich nicht hinausstehlen können. Wenn zu meinen Auftritten irgendwann 50% Nazis kommen, kann ich mich nicht achselzuckend mit "Mir doch egal, die verstehen mich halt auf ihre Weise" rausreden, sondern dann sollte ich mal nachdenken, ob ich missverständliche Signale sende.

Wenn zu deinen Auftritten 50% Nazis kommen, scheint deine "Message" realtiv eindeutig zu sein bzw. anzukommen. Ich kann aber bei den von dir genannten Bands (Slayer, Motörhead, Black Sabbath) keinen bestimmten Typus (in entsprechender auffallender Anzahl) im Publikum ausmachen, der Aufgrund einer evtl. Botschaft in der Musik (im Sinne von politisch, religiös usw.) zu den Konzerten kommt. Andererseits, und da wird es natürlich schwierig, kann ich auch nicht den Typus benennen, der eben wegen einer eventuellen Botschaft von den Konzerten fern bleibt. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass sich letztere im selben Maße mit der Musik auseinandersetzt wie der erste.

Du kannst etwas auf dich wirken lassen, ohne nachzudenken, und das ist hohe Kunst für dich. Hm. Ich bin nicht sicher, ob bloßes unkritisches Konsumieren mein Ideal von Beschäftigung mit Musik und Kunst ist. Meiner Ansicht nach fordert Kunst uns sowohl ästhetisch als auch intellektuell heraus. :gruebel:

Ich habe befürchtet, dass das (einseitig) mißverstanden wird. Worum geht es, wenn man Musik hört? Was ist der eigentliche Grund, wieso man sich mit Musik beschäftigt? Wieso man sich mit der Malerei beschäftigt? Geht es nur "abschalten", oder nur darum, das Werk aufzuspalten und zu analysieren? Ich kann Musik und Malerei als eine Kunstform sehen (zumindest es versuchen), von der ich mich "tragen lasse", oder aber ich will ein Medium für Botschaften. Sich etwas hinzugeben bedeutet nicht, den Verstand aus dem Fernster zu werfen, es bedeutet einfach etwas wahrzunehmen, ohne es mit den eigenen Wünschen, Gedanken, Sehnsüchten zu belegen. Nichts anderes tut man beispielsweise beim Meditieren; Kunst kann auch als eine Form der kontemplativen Meditation verstanden werden- und sich diesem Zustand zu nähern, indem man etwas betrachtet und sich ganz auf etwas einlässt, sozusagen mit etwas eins wird- das nenn ich eine hohe Kunst. Den in vielen Fällen wird sich der Verstand dazwischen schalten und irgendwelche Analysen anstellen wollen.

Black Sabbath wären IMHO ohne die gesellschaftliche Provokation, die sie mit ihrer Symbolik auslösten, nie so groß geworden. Zumindest wäre ihre Karriere völlig anders verlaufen. Man kann Black Sabbath nicht von ihrer Symbolik loslösen, dann wäre es eine andere Band.

Ohne Angus seine Schuluniform würde ACDC auch heute noch in irgendwelchen Schenken und Clubs spielen; Iommi und Malcom Young sind auch derartig lausige Musiker,da musste irgendein Mittel her, um Aufmerksamkeit zu erregen.
 
Dass habe ich jetzt überlesen dass Iommi ein lausiger Musiker ist. Ohne ihn gäbe es den Metal so wie wir ihn Heute kennen garnicht. Und der hat solche Musik schon 1970 gemacht, lange bevor alle anderen es nachgemacht haben. Ausserdem hat der 3 Fingerkuppen weg und trotzdem schrieb er Geschichte mit seinen Riffs
es gibt vielleicht tausende von besseren Musikern, aber darum geht es nicht, um besser oder schlechter sein ;)
 
Dass habe ich jetzt überlesen dass Iommi ein lausiger Musiker ist. Ohne ihn gäbe es den Metal so wie wir ihn Heute kennen garnicht. Und der hat solche Musik schon 1970 gemacht, lange bevor alle anderen es nachgemacht haben. Ausserdem hat der 3 Fingerkuppen weg und trotzdem schrieb er Geschichte mit seinen Riffs
es gibt vielleicht tausende von besseren Musikern, aber darum geht es nicht, um besser oder schlechter sein ;)

entschuldige... das war eigentlich höchstgradig ironisch gemeint. ;-)
Ich selbst halte Black Sabbath für eine der wichtigsten (wenn nicht die wichtigste) Bands in Bezug auf die Entstehung von HM- weitaus wichtiger und interessanter als beispielsweise Led Zeppelin (ja, schleppt mich zur richtstätte...).

edit:
um mal etwas mehr auf die Ausgangsfrage einzugehen: ich habe keine der Bands, die ich aktuell höre und/oder in der Vergangenheit gehört habe aufgrund irgendeiner Gesinnung ausgewählt- mir kam es immer in erster Linie auf die Musik selbst drauf an. Aber es ist klar, dass andere gezielt Bands mit politischen und religiösem Gedankengut aussuchen und auch dementsprechend viel Wert auf die "Botschaft" legen - beispielsweise bei dediziert christlichen (Rock/Metal) Bands. Mich interessiert das nicht die Bohne; je mehr die Politik aus der Musik herausgehalten wird, desto besser (meiner Meinung nach).
 
Zuletzt bearbeitet:
Worum geht es, wenn man Musik hört? Was ist der eigentliche Grund, wieso man sich mit Musik beschäftigt? Wieso man sich mit der Malerei beschäftigt? Geht es nur "abschalten", oder nur darum, das Werk aufzuspalten und zu analysieren? Ich kann Musik und Malerei als eine Kunstform sehen (zumindest es versuchen), von der ich mich "tragen lasse", oder aber ich will ein Medium für Botschaften. Sich etwas hinzugeben bedeutet nicht, den Verstand aus dem Fernster zu werfen, es bedeutet einfach etwas wahrzunehmen, ohne es mit den eigenen Wünschen, Gedanken, Sehnsüchten zu belegen.

Kunst hat Form und Inhalt, das ist keine Neuigkeit. Aber worüber streiten wir uns eigentlich? Was ist dein Problem mit mir? :confused:

Alex
 
Warum muss alles denn immer eine "message" haben ? Wenn eine Band nur über Party machen oder über Frauen zum Beispiel singt ist es auch eine Ausdrucksform. Niemand sollte sich da angegriffen fühlen wenn man man Musik die nur gemacht wird von meistens Leuten die mit erhobenen Zeigefinger einen belehren wollen. Ist doch einach viel besser für diese Leute, die Musik und Bands die sie nicht mögen einfach nicht zu hören. Ich kenne aber viele, die es sich dann zum sogenannten "Lebensziel" gemacht haben, andere über gewisse Bands aufklären zu wollen. Persönlicher Musikgeschmack ist eben persönlich und privat Sache
so sehe ich das zumindest. Für mich braucht niemand einen Text schreiben wie Stopt den Krieg "heul" Sozialkritische Texte sind ja vielleicht auch gut, aber es gibt viele andere Themen als nur dieses zu verwenden. Stimmt teilweise, dass Black Sabbath eine gewisse Symbolik ausstrahlte, aber trotzdem, die hatten mit Politik nix zutun und dass meinte ich mit, warum einige Bands auch ohne Politik in der Musik jemanden beeinflussen kann....
 
Warum muss alles denn immer eine "message" haben ? Wenn eine Band nur über Party machen oder über Frauen zum Beispiel singt ist es auch eine Ausdrucksform.

Das ist IMHO auch eine "Message". :gruebel:

Alex
 
Ja stimmt, man muss nur Politik singen und wie siehst du das ? Alex ?

Lg
Th
 
Versteh die Frage nicht. Man "muss" überhaupt nichts außer sterben. :confused:

Ich denke, dass alles, was ich tu, ganz automatisch eine gesellschaftliche Dimension hat, ob ich will oder nicht - insbesondere wenn ich es in der Öffentlichkeit tu. Egal ob ich über Parteien, Kirchen, Saufen, Satan, Sex, Wikinger, Massenmörder oder Motorradfahren singe - über irgendwas singe ich, und da ist ein Inhalt, eine Botschaft, eine "Message". Paul Watzlawick, allgemein anerkannter Guru aller Kommunikationsforscher, hat axiomatisch formuliert, dass Menschen nicht nicht kommunizieren KÖNNEN. Informationstheoretisch enthält jede Kommunikation einen Inhalt. Kunsttheoretisch hat jede Kunst sowohl Form als auch Inhalt - und dazu noch einen gesellschaftlichen Kontext. Über das immanente und kontextuelle Verhältnis von Form und Inhalt lässt sich trefflich diskutieren, aber es ist zumindest beides da. Und wo ein Inhalt ist, ist auch eine "Message". :gruebel:

Selbst der Satz: "Dieser Satz enthält keine Botschaft" enthält eine Botschaft. ;)

Und nachdem ich mir bewusst gemacht habe, DASS ich automatisch Botschaften versende, kann ich mal drüber nachdenken, WAS für Botschaften das sein könnten, WER die hört und darauf reagiert und WIE ich das finde. Nötigenfalls sollte ich an dem, was ich tu, was ändern. Das ist alles. :)

Alex
 
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ich war am Montag bei Crosby&Nash in Hamburg beim Konzert und ich liebe ihre engagierten Songs, die wirklich Messages haben , sowohl die Songs Ende der 60s wie auch heute noch. They Want it All, Military Madness, Immigration Man. A Critical Mass/To the Last Whale/Wind On The Water usw. usw.
David Crosby und Graham Nash nahmen Stellung zu der aktuellen Situation z.B. Occupy Wall Street und auch zum deutschen Atomausstieg und sie haben die Gabe in ihrer Musik den Protest so unterzubringen, dass die Musik nicht drunter leidet sondern die Message unterstreicht und sie auf eine hohe Ebene stellt. Ihr relativ neuer Song Don't Dig Here beschreibt z.B. den Umgang der USA mit ihrem Atommüll auf ironische Weise und damit erreichen sie die Leute. Bei They Want it All , auch relativ neu, gehts um die Machenschaften der globalen Konzerne.
 
Wenn sich Musiker als Botschafter sehen oder irgendwas kritisieren,sollten sie sich auch aktiv dafür einsetzen.
Ansonsten finde ich es ziemlich albern der Welt etwas vor zu heulen ,sich sonst aber in keinster Weise an einer Veränderung beteiligen.

Zumal es mir bei manchen Künstlern schwer fällt sie ernst zu nehmen,weil sie über das Weltretten singen, sich aber nicht mal selbst retten können.

Deshalb finde ich Musiker,die ihre eigenen Probleme in songs zum Thema machen,um einiges glaubwürdiger und sympatischer.
 

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