Songs erarbeiten - Wie macht ihr das eigentlich?

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Matthaei
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Hallo zusammen,

ich würde von euch gerne mal von euch wissen:

Wie erarbeitet/erschließt ihr euch eigentlich Lieder?
Also in Hinblick auf Ausarbeitung einer soliden Gesangstechnik an "kitzeligen" Stellen (Stütze, Mundstellungen, Atempausen, etc.) und der Gesamtperformance (Pharsierung, Übervokalisierung, Hauchen, etc.)

Habt ihr da einen bestimmten Workflow?
Macht ihr das alleine, oder nehmt ihr einen Gesangscoach in Anspruch?
Nutzt ihr Aufnahmen zum analysieren, oder hört ihr das bereits während ihr das Stück singt?
Wie lange braucht ihr denn so, also wie oft geht ihr im Schnitt ein Lied durch, bis es wirklich für euch/eure Band "passt".

Hintergrund meiner Frage ist:
Ich habe bemerkt, dass ich eigentlich immer eine Zeit und mehrere Versuche brauche, bis ich einen richtigen "Zugang" zu einem Lied gefunden habe.

Manchmal gebe ich zuviel Druck, also singe zu fokussiert und habe dann z.B. in den höheren Lagen Schwierigkeiten (verliere Power, oder komme nicht kraftvoll in die Kopfstimme rein), oder es klingt einfach zu "extrem".
Manchmal gebe ich aber auch zu wenig Druck und dann geht der Dampf raus. Meistens am Ende von Textpassagen...
Manchmal mache ich den Mund nicht weit genug auf.
Manchmal atme ich nicht passend, oder mache pausen, wo Bögen viel angebrachter wären.....
Manchmal singe ich auch zu technisch,...
usw....

Ich frage mich mittlerweile, ob es anderen eigentlich auch so geht.

Ich nehme jetzt seit einiger Zeit (ca. 6 Jahre) Gesangsunterricht. Vor 2 Jahren habe ich eine sehr gute Lehrerin gefunden, mit der ich extreme Fortschritte gemacht habe und auch technisch bin ich viel besser geworden.
Allerdings sind diese - ich nenne sie mal - Interpretationsprobleme nach wie vor vorhanden.

Ich nutze die Möglichkeit, dass wir unsere Bandproben generell einfach nebenbei mitrecorden.
Das gibt mir die Chance meine Gesangsperformance noch mal ganz neutral, ohne Adrenalin, am nächsten Tag anzuhören.
Denn oft bin ich in der Probe in meiner kleinen Sängerwelt und nicht wirklich ein neutraler Kritiker meiner selbst. ;-)

In der Regel fallen mir Problemstellen dann schon immer von alleine auf, aber i.d.R. dauert es, bis ich eine wirkliche (technische) Lösung für etwas gefunden habe. Manchmal finde ich persönlich auch gar keine Lösung.
Grundsätzlich nutze ich die Möglichkeit, diese Mitschnitte meiner Gesangslehrerin zu geben.
Sie analysiert die Lieder dann meist vor dem Unterricht und wir gehen dann z.B. solche stellen gemeinsam an (oder sie hört Stellen wo ich mich schwer tue, die mir selber noch gar nicht so bewusst waren).

Das hilft natürlich ungemein.
Allerdings bemerke ich auch, dass ich immer irgendwie jemanden vom Fach brauche, der mir Tipps gibt.
Ich würde es natürlich auch gerne alleine können ;-)

Also, wie ist es denn so bei euch?
Viele Grüße
 
Eigenschaft
 
Habt ihr da einen bestimmten Workflow?

Ja.

Macht ihr das alleine, oder nehmt ihr einen Gesangscoach in Anspruch?

Allein. Für Personal habe ich kein Geld.

Nutzt ihr Aufnahmen zum analysieren, oder hört ihr das bereits während ihr das Stück singt?

Heutzutage, wo man zumindest ein Zoom rumfliegen hat, mache ich das ab und zu. Von "analysieren" würde ich nicht sprechen. Ich war noch nie ein Perfiektionist und hatte immer schon Mut zur Lücke :)

Früher, als ich viel mehr gecovert habe, habe ich das nicht gemacht. Aber da gab es auch nur Kassettenrecorder und die klangen doof.

Wie lange braucht ihr denn so, also wie oft geht ihr im Schnitt ein Lied durch, bis es wirklich für euch/eure Band "passt".

Das ist völlig unterschiedlich und kann ich unmöglich in Zahlen messen. Gerade bei einer Band schwer zu sagen.

Hintergrund meiner Frage ist:
Ich habe bemerkt, dass ich eigentlich immer eine Zeit und mehrere Versuche brauche, bis ich einen richtigen "Zugang" zu einem Lied gefunden habe.

Das halte ich für völlig normal.

Manchmal gebe ich zuviel Druck, also singe zu fokussiert und habe dann z.B. in den höheren Lagen Schwierigkeiten (verliere Power, oder komme nicht kraftvoll in die Kopfstimme rein), oder es klingt einfach zu "extrem".
Manchmal gebe ich aber auch zu wenig Druck und dann geht der Dampf raus. Meistens am Ende von Textpassagen...
Manchmal mache ich den Mund nicht weit genug auf.
Manchmal atme ich nicht passend, oder mache pausen, wo Bögen viel angebrachter wären.....
Manchmal singe ich auch zu technisch,...
usw....

Ich frage mich mittlerweile, ob es anderen eigentlich auch so geht.

Natürlich - obwohl ich das bei mir selbst nicht an solch genauen Parametern bestimmen würde (eher so: Gut oder weniger gut). Als Sänger, der nicht 150 Mal im Jahr auf der Bühne steht und sein Repertoire routiniert aus dem FF beherrscht, ist eben jede Bühnen- oder Probensituation wieder eine neue.

Also, wie ist es denn so bei euch?

Wie gesagt: Da mir meistens weder Coaches noch GL zu Verfügung stehen / standen, muss ich mich auf mein Gefühl verlassen. Heutzutage schneide ich auch ab zu mal mit - aber ich höre mir die Aufnahmen dann meistens nicht an. ;)
 
Hallo,
Ich frage mich mittlerweile, ob es anderen eigentlich auch so geht.
Ganz bestimmt - je nach eigenen Ansprüchen und Zielvorstellung.
Habt ihr da einen bestimmten Workflow?
Aber sicher - und zwar: wie es mir gerade am besten passt. (keine Ironie)
Nutzt ihr Aufnahmen zum analysieren, oder hört ihr das bereits während ihr das Stück singt?
Aufnahmen auch, aber eher so, wie antipasti mit dem Zoom. Um es festzuhalten, ein wenig distanzierter zu hören.
Wie lange braucht ihr denn so, also wie oft geht ihr im Schnitt ein Lied durch, bis es wirklich für euch/eure Band "passt".
Bei Covers ist ja schon die Songauswahl so, dass ich mir sicher bin, es auch singen zu können auch noch nach 2 Stunden Programm. Bei eigenen Sachen kann die Gesangslinie innerhalb einer Stunde stehen und manchmal braucht es ein Jahr.
Grüße
Markus
 
Zuerst lerne ich Melodie und Text auswendig. Da hat jeder seine Methoden: immer wieder Aufnahmen anderer anhören, oder den Text immer wieder lesen und dabei immer öfter vom Blatt wegschauen, oder die Noten auf einem Instrument oder in ABC immer wieder vorspielen, etc., etc.

Beides, Text und Melodie, lernt man schneller und genauer, wenn man sich deren Sinn erschließt - die Aussage, das Reimschema und die Metrik des Textes, bzw. die harmonische Struktur (Akkordfolgen) der Melodie.

Wenn ich Text und Melodie gut kenne, singe ich sie immer wieder vor mir hin (im Auto, unter der Dusche, beim Spazierengehen ...). Dabei achte ich auf die Rhetorik des Textes: welche Phrasen sollte ich laut und selbstbewusst vortragen, welche sollte ich sanft und einschmeichelnd bringen, welche sollte ich fragend in den Raum stellen?
Bei einem gut komponierten Lied sollte mich die Melodie dabei unterstützen - wenn das nicht in jeder Strophe der Fall sein sollte, überlege ich, ob ich vielleicht hier und da die Metrik des Textes oder vielleicht die Notenwerte der Melodie ein wenig anpasse.

Rein gesangstechnisch muss ich manchmal überlegen, wo ich Atem holen kann, ohne den Fluss er Melodie oder des Textes zu unterbrechen.

Tja, und dann, wenn ich vorm Publikum stehe, konzentriere ich mich darauf, die "Geschichte", die ich mittlerweile so gut kenne, den Leuten interessant zu erzählen. Und je nachdem, wie sie reagieren, kann es vorkommen, dass ich die Betonung doch leicht abändere.

Die Vorarbeit ist wichtig; entscheidend ist die Perfromance-Situation!

Cheers,
Jed
 
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Hallo,

Thema Nummer eins ist für mich die passende Tonart, also höchste und niedrigste Töne finden und an meine Stimme anpassen. Das geht bei mir nur im Bandbetrieb, nicht zuhause.

Dann Text groß und zweizeilig auf einen Zettel und da ca. tausend Notizen drauf, wenn es sein muss.

In sehr guten Fällen reicht eine Bandprobe - bei schwierigen Songs maximal fünf Proben. Dann kann ich das Ding singen. Richtig toll wird es "irgendwann", dann ist das mein Song. Manchmal funktioniert es gar nicht, dann lege ich den Song aber auch wirklich beiseite. Das ist übrigens keine Schande.

Gruß

erniecaster
 
Hallo zusammen,

erst mal: Vielen Dank für eure Beteiligung @antipasti @mjmueller @Jed @erniecaster

Thema Nummer eins ist für mich die passende Tonart, also höchste und niedrigste Töne finden und an meine Stimme anpassen. Das geht bei mir nur im Bandbetrieb, nicht zuhause.

Ja, so ist das bei mir auch!
Bei Coverliedern recherchiere ich zunächst mal den Range des Liedes. Entweder per Notenblatt oder per Sinusgenerator, oder ich versuche es analog gleich zu singen.
Der Vorteil beim Rauslesen ist, dass ich mich nicht erst einsingen muss. Also geht das auch ganz bequem im Büro oder Nachts zuhause ;-)
Da ich meinen eigenen Range gut kenne (auch die Übergänge zwischen Brust-, Misch- und Kopfstimme), kann ich gleich erkennen, ob ich etwas transponieren müsste.

Doch selbst wenn es passt, muss das nicht unbedingt bedeuten, dass es dann auch entsprechend gut klingt.
Kleines Beispiel: Judas Priest - Breaking the law
Das Lied ist eigentlich komplett in meinem Range. Bei den "Schreipassagen" befinde ich mich jedoch in meiner Kopfstimme. Da meine Stimme dort naturgemäß weicher ist, klingt das dann einfach nicht so "überzeugend". Bei diesem Lied singe ich die passagen also einfach etwas tiefer (z.B. die Terz).

Manchmal habe ich auch Lieder, in denen ich die Kopfstimme "wegdrücken" kann. Das hängt dann von der Atemtechnik, Stimmsitz, Artikulation, etc... ab.

Es gibt aber auch Konstellationen, bei denen einfach gar nichts klappen will. Dann muss eben transponiert, oder das Lied entsorgt werden ;-)

Wie du, brauche ich dazu auch eher den Bandbetrieb.
Ich probiere es zwar auch immer wieder Zuhause, singe mich sogar exakt gleich ein, aber es ist dann einfach doch was anderes mit einer Band.
Woran es genau liegt weiß ich nicht, ist vielleicht nur ein Psychoding.

Dann Text groß und zweizeilig auf einen Zettel und da ca. tausend Notizen drauf, wenn es sein muss.

Und genauso mache ich es auch ;-) Ich habe mittlerweile eine eigene Symbolsprache entwickelt, um schriftliche Notizen auf ein Minimum zu reduzieren.
Meistens sind es Pfeile, Wasserlinien, umgedrehte T's etc...

Beides, Text und Melodie, lernt man schneller und genauer, wenn man sich deren Sinn erschließt - die Aussage, das Reimschema und die Metrik des Textes, bzw. die harmonische Struktur (Akkordfolgen) der Melodie.

Das finde ich ist ein guter Tipp, weil es hilft das persönliche Grundfeeling des Songs zu definieren und so seine Performance auszulegen.

Bei Covers ist ja schon die Songauswahl so, dass ich mir sicher bin, es auch singen zu können auch noch nach 2 Stunden Programm.

Ich bin mit meiner Band noch nicht soweit, dass wir Auftritte machen, aber genauso würde ich das auch machen. ;-)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Zuerst lerne ich Melodie und Text auswendig. Da hat jeder seine Methoden: immer wieder Aufnahmen anderer anhören, oder den Text immer wieder lesen und dabei immer öfter vom Blatt wegschauen, oder die Noten auf einem Instrument oder in ABC immer wieder vorspielen, etc., etc.

Ich klammere mich eine ganze Weile an meinem Sheet. Irgendwann, wenn ich das Stück oft genug geprobt habe und die technischen Aspekte passen, ich mit der Performance zufrieden bin, dann kann ich mich erst vom Blatt trennen. Das liegt aber wohl auch an meinem sehr selektiven Gedächtnis, ich würde doch immer wieder sachen vergessen und dann "falsch" machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Matthaei

Macht ihr das alleine, oder nehmt ihr einen Gesangscoach in Anspruch?

Ich mache das erst einmal alleine, weil ich ein sehr genaue Vorstellung davon habe, wie ich möchte dass ein Stück klingt. Ich probiere zunächst erst einmal herum, was ich gut finde und was nicht. Ich übe das dann mit allen möglichen verschiedenen Play-alongs.
Dazu muss ich sagen, ich singe Jazz und Bluesklassiker (ich weiß nicht welche Musikrichtung du eingeschlagen hast).
Im Moment reduziert sich alles auf eine CD Produktion - aber meine Übevariante hat den Vorteil, dass ich ein sehr großes Repertoire habe, auf das ich in vielen Varianten bei Sessions oder beim Big Band singen zugreifen kann. Bei letzterem ist nicht viel Zeit zum Probieren - ich habe also schon einen Grundstock an Ideen, den ich dann spontan umsetzten kann.


Nutzt ihr Aufnahmen zum analysieren, oder hört ihr das bereits während ihr das Stück singt?

Im Moment bin ich viel im Studio, mache das aber auch ohne CD Produktion regelmäßig, weil ich finde, dass es zu einem anderen Singen führt, da die Studiosituation eine völlig andere ist und auch ich mich sehr! direkt höre (lieber "Antipasti" - spar dir hierzu deine Kommentare. Ich kenne ja nun deine Meinung - mein Ansatz ist eben ein völlig anderer). Ich habe mich hierbei am Anfang eher schwer getan, weil man jeden "Itz" hört, den man daneben liegt.

Ich habe bemerkt, dass ich eigentlich immer eine Zeit und mehrere Versuche brauche, bis ich einen richtigen "Zugang" zu einem Lied gefunden habe.
Ich singe ausschließlich Stücke, die bei mir "zünden". Das hört man dann auch.
Ich weiß immer sehr genau wovon der Text handelt - es ist für mich wie eine Geschichte erzählen. Ich schlüpfe in eine andere Rolle. Ich bezeichne das immer als "Seelenstrip" machen :). Zu Beginn fand ich das sehr unangenehm, weil man von sich viel preis gibt, aber als Zuhörer ist das super, wenn jemand das kann.
Und ich bin eine Verfechterin davon Texte auswendig zu können, da man sich auf andere Dinge konzentrieren kann. Nebenbei kann man auch spontan gesanglich irgendwo "einsteigen" - auch immer gerne gesehen :).

Sie analysiert die Lieder dann meist vor dem Unterricht und wir gehen dann z.B. solche stellen gemeinsam an
Finde ich super.
Bei mir macht das der Produzent (er ist wirklich von Fach und ich vertraue ihm da voll - zumal er ehrlich sagt wenn etwas nicht gut ist).

Manchmal gebe ich zuviel Druck, also singe zu fokussiert und habe dann z.B. in den höheren Lagen Schwierigkeiten (verliere Power, oder komme nicht kraftvoll in die Kopfstimme rein), oder es klingt einfach zu "extrem".
Manchmal gebe ich aber auch zu wenig Druck und dann geht der Dampf raus. Meistens am Ende von Textpassagen...
Manchmal mache ich den Mund nicht weit genug auf.
Manchmal atme ich nicht passend, oder mache pausen, wo Bögen viel angebrachter wären.....
Manchmal singe ich auch zu technisch,...
Das klingt ein wenig danach, als ob du sehr mit dem "Kopf" singst, will heißen sehr technikbezogen.
Ich finde beides wichtig - technisch versiert zu sein, aber auch mal mehr aus der Emotion zu singen. Die Kombination macht es.
Ich sorge immer dafür, dass ich ohne Anstrengung singe, sonst macht es mir persönlich keinen Spaß. Und ich finde es sehr spannend, was Stimme alles kann. Das aus zu probieren kann sehr sehr spannend sein.

Was ich übrigens noch empfehlen kann - besuche mal wenn es Zeit und Geld zulässt verschiedene Workshops.
Von jedem Dozenten nimmt man etwas mit was man für das eigene Singen sehr gut brauchen kann.

:)
 
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lieber "Antipasti" - spar dir hierzu deine Kommentare. Ich kenne ja nun deine Meinung

Kein Thema. Hier passt dein Beitrag ja wenigstens, da Matthaei konkret danach gefragt hat "wie macht ihr das?". Ein Jeder wird selbst wissen, ob deine Strategie für ihn infrage kommt.

Aber abgesehen davon, lasse ich mir natürlich nicht das Kommentieren untersagen. Zudem ich nicht der einzige mit "meiner Meinung" war - und ich habe jene auch freundlich und detailiert begründet.;)
 
Wenn wir einen neuen Song schreiben, sitze ich die ersten Durchläufe erst mal an der Gesangsmelodie. Ohne Worte, erst mal gucken, wie es passt.
Dann kommt der Text an die Reihe, dafür nehme ich den Songs auf, wobei die Qualität dabei egal ist, hauptsächlich brauche ich die Struktur, Partlänge und solche Sachen.
Den Text nehme ich Anfangs immer mit, lerne es aber meist schnell auswendig (Theatervergangenheit sei Dank).
 
Wenn wir einen neuen Song schreiben, sitze ich die ersten Durchläufe erst mal an der Gesangsmelodie. Ohne Worte, erst mal gucken, wie es passt.

Hier geht es tatsächlich nicht ums Schreiben von eigenen Songs, sondern um's Erarbeiten von bereits fertigen Songs - zB Wie man es hinkriegt, einen Coversongs immer in der richtigen und besten Qualität und Gesangstechnik zu performen..
 
Hallo zusammen,

ich hatte gestern einen interessanten Erfahrungsaustausch mit meiner GL bzgl. Tipps zur Einarbeitung in Coverliedern.
Sie ist professionelle Sängerin als Dienstleisterin und macht oft Sachen für Disney und co, also singt hauptsächlich deutschsprachige Cover.

Ihre Herangehensweise im Wesentlichen zusammengefasst:

- Suche zuerst die Emotion in den Liedern. Was möchte der Text transportieren, wie sieht die Story aus und vor allem: Was löst der Song an Emotionen in dir aus. Du musst das Stück mit DEINER Emotionsbasis singen, damit es glaubhaft und authentisch rüberkommt. Dann lösen sich viele Interpreationshürden von ganz alleine. Erst dann kommt eigentlich die Technik dazu, die dich beim erzählen der Geschichte unterstützen soll.

- Hab mehr Vertrauen in deine Stimme und löse dich vor allem von dem original Sänger, dessen Stück du kopierst. Versuche nicht seine starken Stellen oder gar Stimmeigenheiten zu kopieren (klingt nie gleich, oft auch einfach "falsch/billig"), sondern mache das Stück zu deinem und singe es mit deinen Stärken und Eigenheiten.

Ganz konkret: Wenn du z.B. an einer Stelle kein natürliches Vibrato hast, obwohl der Originalsänger dort so ein richtig fetten Klang hat, dann versuche nicht künstlich eines reinzubauen, sondern löse das anderweitig mit deiner Stimme. Z.b. in dem man es in seiner persönlichen Art phrasiert, etc.
Oder auch ein klassiker: Singe "ohos und ahas" etc. nicht so wie "er", sondern so, wie du es ganz natürlich singen würdest, oder lasse es weg, wenn es dir zu unnatürlich vorkommt.
 
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Hier geht es tatsächlich nicht ums Schreiben von eigenen Songs, sondern um's Erarbeiten von bereits fertigen Songs - zB Wie man es hinkriegt, einen Coversongs immer in der richtigen und besten Qualität und Gesangstechnik zu performen..

Hmm - ist zwar nirgendwo direkt die Rede von Coversongs, aber ich denke ebenfalls, dass es sich nicht um eigene Stücke handelt.
 
ist zwar nirgendwo direkt die Rede von Coversongs

Stimmt - sorry. Das habe ich ein bisschen ungelenk formuliert. Man kann sich selbstverständlich auch eigene Songs gesangstechnisch erarbeiten.

Worauf ich mit dem Beispiel natürlich eigentlich hinaus wollte war, dass es bei der Fragestellung um den Prozess des Singens geht, nicht den vorangestellten Prozess des Komponierens/Songwritings. Sonst wäre die Frage hier auch im falschen Sub platziert. :)

Ihre Herangehensweise im Wesentlichen zusammengefasst:

Deine GL hat natürlich mit allem recht und ähnliche Aussagen findest du hier im Vocals-Sub zuhauf. Auf der anderes Seite sind das alles auch starke Allgemeinplätze nach dem Motto "sei du selbst / finde deinen Weg / bleib authentisch".

Im Prinzip also Trend-Phrasen, wie man sie auch in jedem Lifestyle-Magazin finden kann. Das eigentliche Problem ist doch aber eher, dass zu viele einfach (noch) nicht beurteilen können, was "ihr Weg / ihre Emotionsbasis/Stärken/Eigenarten" sind und nicht merken, ob sie gerade unnatürlich sind oder nicht. Um solche Urteile überhaupt treffen und umsetzen zu können, muss man eigentlich schon einigermaßen fortgeschritten und souverän sein.
 
Hmm - ist zwar nirgendwo direkt die Rede von Coversongs, aber ich denke ebenfalls, dass es sich nicht um eigene Stücke handelt.

Da hast du vollkommen recht - sorry. Das habe ich ein bisschen ungelenk formuliert. Man muss sich selbstverständlich auch eigene Songs gesangstechnisch erarbeiten.

Worauf ich mit dem Beispiel natürlich eigentlich hinaus wollte war, dass es bei der Fragestellung um den Prozess des Singens geht, nicht den vorangestellten Prozess des Komponierens/Songwritings. Sonst wäre die Frage hier auch im falschen Sub platziert. :)

Ihr habt beide recht. Ich bezog mich primär im Kopf auf Coverlieder, bzw. auf Lieder, die man nicht selbst geschrieben hat.

Allerdings muss man sich eigene Stücke ja auch erst mal erarbeiten. Mir geht es bspw. so, dass Songwriting und gesangliche Erarbeitung hinsichtlich Performance meiner eigenen Lieder häufig auch getrennt voneinander geschieht. Meistens deshalb, weil ich die Leider vor Ewigkeiten geschrieben habe und zu diesem Zeitpunkt einfach gesanglich noch nicht so versiert war.
 
Meistens deshalb, weil ich die Leider vor Ewigkeiten geschrieben habe
Selbst bei Liedern die ich gerade erst vor einer Woche geschrieben habe braucht gewisse Zeit es bis sich meine Performance mit dem Idealbild in meinem Kopf deckt.
 
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Im Prinzip also Trend-Phrasen, wie man sie auch in jedem Lifestyle-Magazin finden kann. Das eigentliche Problem ist doch aber eher, dass zu viele einfach (noch) nicht beurteilen können, was "ihr Weg / ihre Emotionsbasis/Stärken/Eigenarten" sind und nicht merken, ob sie gerade unnatürlich sind oder nicht. Um solche Urteile überhaupt treffen und umsetzen zu können, muss man eigentlich schon einigermaßen fortgeschritten und souverän sein.[/QUOTE]

Ich denke ein großes Problem ist, dass die viele Sänger/-innen keinen Plan haben, worüber sie da überhaupt singen. Das hört sich dann auch an wie Text runtergesungen.
"Erzählt" jemand aber die Geschichte des Textes ergibt sich beim Singen das Meiste daraus.
 
Ich denke ein großes Problem ist, dass die viele Sänger/-innen keinen Plan haben, worüber sie da überhaupt singen. Das hört sich dann auch an wie Text runtergesungen.
"Erzählt" jemand aber die Geschichte des Textes ergibt sich beim Singen das Meiste daraus.

Das ist sicher auch ein Aspekt und auch richtig - sofern man nur Songs singt, die eine Geschichte erzählen. Aber nicht jeder Song erzählt eine Geschichte. Und viele Songs sind so surreal und bewusst sinnlos, das sie niemand verstehen kann, aber trotzdem gern singen würde. Gerade im Pop.

Als ich mal Italo-Songs gecovert habe, habe ich mir natürlich jeden Text übersetzt. Das hat mir geholfen beim Auswendiglernen, da ich die italienische Sprache eigentlich nicht beherrsche. Aber auf meine eigene Emotionmsbasis konnte die ich diese Worte beim besten Willen nicht bringen..

Eine weiße Katze mit blauen Augen
Ein alte Vase auf dem Fernsehgerät
Die Luft gefüllt mit Kerzenrauch
Zwei rote Backen - rot wie Äpfel


Nun ja ... ich habe sie daher einfach nur gecovert. ;)
 
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Im Prinzip also Trend-Phrasen, wie man sie auch in jedem Lifestyle-Magazin finden kann. Das eigentliche Problem ist doch aber eher, dass zu viele einfach (noch) nicht beurteilen können, was "ihr Weg / ihre Emotionsbasis/Stärken/Eigenarten" sind und nicht merken, ob sie gerade unnatürlich sind oder nicht. Um solche Urteile überhaupt treffen und umsetzen zu können, muss man eigentlich schon einigermaßen fortgeschritten und souverän sein.

Das ist sicherlich richtig, man braucht eine gewisse Zeit, bis man seine Stimme in den einzelnen Facetten kennt.
Es sagt aber auch keiner, dass man, wenn man lediglich dem ersten Punkt folgt, gleich "perfect" singt
Es ist ein "learning by doing" Prozess.

Wenn ich alte Aufnahmen von mir höre, bin ich auch immer wieder erschrocken, was ich damals mit meiner Stimme so "angestellt" habe -gräuslig ;-)
Ich fürchte nur, dass ich das von Aufnahmen jetzt in 10 Jahren auch sagen werde ;-)

Aber ich glaube, dass der Ansatz prinzipiell unabhängig davon gut ist.
Hat man zu einem Lied keinen wirklichen Draht, weil man dazu nichts empfindet, oder denn Sinn dahinter nicht erfasst (nonsense text) dann wird es verdammt schwer das auch überzeugend rüber zu bringen.

Übrigens glaube ich, dass der Komponist, selbst bei unsinnigen Texten, sich vermutlich irgendetwas dazu gedacht haben wird, oder empfunden haben wird. Und sei es nur, weil er die Mundformungen der Wörter toll fand ;-)

Versucht man wie jemand anderes zu klingen, dann maskiert man sich und wird irgendwann auf der Strecke bleiben seine eigenen Stärken zu erforschen und auszubauen.
 
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Eine weiße Katze mit blauen Augen
Ein alte Vase auf dem Fernsehgerät
Die Luft gefüllt mit Kerzenrauch
Zwei rote Backen - rot wie Äpfel
Ich bitte dich, das ist doch Sonnenklar: Eine Katze mit blauen Augen sieht bei Kerzenlicht fern und wird rot ob des Programs ... :D
 
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Aber ich glaube, dass der Ansatz unabhängig davon gut ist.

Er ist so gut wie der Interpret, der ihn befolgt.

Man kann Emotionen und Texstverständnis haben, soviel man will - wenn zB Phonetik, Artikulation und Aussprache nicht stimmen, führt das direkt in die Sackgasse. Und besonders ungünstig wird es, wenn man diese Schwächen als individuelle Eigenarten oder persönlichen Stil wahrnimmt und rechtfertigt. Viele, die Probleme genau damit haben, können eben nicht unterschieden zwischen "individueller Eigenart" und "schlechter Angewohnheit".

Und darin besteht die Gefahr bei solchen zwar richtigen, aber viel zu allgemeinen Tipps. Sie klingen zu gut, um falsch zu sein. Aber sie passen natürlich immer für Leute, die bereits wissen, was sie tun. Jene allerdings brauchen diese Tipps meist nicht mehr ;)

Eine Katze mit blauen Augen sieht bei Kerzenlicht fern und wird rot ob des Programs ...

Ja - aber was ist mit der alten Vase? :)
 
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