Das Problem sollte eigentlich bei allen Keyboardern bekannt sein. Die Ursache kann vielfältiger Natur sein, oft wird das Problem aber auch erst durch den Techniker ein Problem, weil er entweder a. unfähig ist, ein Keyboard richtig auszupegeln, oder weil er b. nicht die Denke hat wie ein Keyboarder.
Als erstes ist das A und O, dass die Sounds vernünftig programmiert sind, und das heißt nicht nur lautstärkemäßig aufeinander abgestimmt. Die Pegelanzeige hilft hier auch nur bedingt, denn unterschiedliche Sounds klingen je nach Frequenzspektrum gefühlt unterschiedlich laut. Bläser kommen aufgrund ihrer Schärfe einem Hörer lauter vor als Streicher, und Orgeln muss man halt lieben

Die meisten Keyboarder programmieren ihre Sounds zu Hause über Kopfhörer oder auch über kleine Studiomonitore. Erstes Aha-Erlebnis (wer kennt es nicht), dass es im Proberaum schon mal nicht mehr so passt, weil es über die Anlage dort schon mal wieder anders klingt, und auch das Zusammenspiel mit den anderen kann zu Hause nur schwer berücksichtigt werden. Ein großes Problem ist oft, dass die Sounds, wenn sie trocken programmiert werden, zu basslastig oder zu effektüberladen sind. Den Bass hört man zu Hause nicht in der Form, und die Effekte matschen erst im Zusammenspiel mit den anderen.
Das ganze nun über die große fette PA, wo noch größere Bassboxen Bestandteil sind, und die Bässe noch heftiger kommen - man kann sich vorstellen, dass das kollidiert.
Bedenkt einfach mal, dass ein Keyboard gegenüber jedem anderen Instrument in der Lage ist, Frequenzen von ganz tief bis ganz hoch zu liefern, incl. der ganzen Effekte. Eine Gitarre bringt zwar auch Effekte, arbeitet aber in einem limitiertem Frequenzspektrum. Der Bass liefert Wumm, klar, aber er macht ja auch nichts anderes, also wird das einmal eingepegelt und gut. Das Drumset liefert auch alles, aber das wird separat mit mehreren Mikros abgenommen. wenn da was wummert, reicht es schon wenn man die Bassdrum runterzieht. Beim Keyboard ist üblicherweise eine Stereosumme, die der Techniker zur Verfügung bekommt.
Der erfahrene Techniker zieht bei den Kanälen aus Gewohnheit schon mal vorsichtshalber die Bässe ein wenig raus, der unerfahrene gibt dort eher noch ein wenig Schub (leider oft genug gesehen).
Beim Soundcheck wird dann ausgepegelt, man orientiert sich an den lautesten Signalen, z.B. ein paar heftige Brass-Einwürfe, ein fetter VA ála Jump mit tiefen Tönen linke Hand und hohen in der rechten - also ganz Palette. Soweit so gut. Nun spielt die Band, und der Techniker regelt nach seinem Gefühl nach, und dann geht das Dilemma los:
Keyboarder spielt eine PianoPad Passage - zu leise, also Regler hoch - im nächsten Moment kommt ein Orgel-Einwurf - ups, viel zu laut, also Regler wieder runter, dann eine Streicherpassage - Mist, schon wieder zu leise, also Regler hoch - und dann der Brass-Einwurf - jetzt kotzt er!
Für den Keyboarder war alles ok, - mal vorausgesetzt, dass der Mischer an dem Monitorsignal nichts gedreht hat, oder anstelle der Fader am Gain geschraubt hat - und er versteht gar nicht, was der Techniker für ein Problem hat.
Möglicherweise hat der Techniker nur nicht verstanden, dass die Piano und Streicherpassage wirklich nur sehr leise sein sollte - ist halt immer ein Problem, wenn man nicht mit eigenem Techniker arbeitet. Im Grunde bleibt Dir also nichts weiter übrig, als das Max-Signal auszupegeln, und dem Techniker zu sagen, dass er die Finger vom Regler lassen soll, wenn er etwas als zu leise empfindet.