Synclavier, die Über-Hybridmaschine

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oder Mama, wo kommt der "Beat It"-Gong her?*

Ich hab mich spaßeshalber mal ein bißchen über das NED Synclavier aufgeschlaut, falls einen das interessiert.

Zunächst mal des Pudels Kern: Das Synclavier verwendet als Synthesizer Additivsynthese und FM. Und zwar gleichzeitig.

Wie kann man sich das vorstellen? Eigentlich einfacher, als man denkt. Einerseits könnte man sagen, das Synclavier ist ein 2OP-FM-Synthesizer. So ganz paßt das aber nicht. Zum einen kann man die "Operatoren" nicht beliebig verschalten (2OP würde eh nur zwei Algorithmen zu lassen), zum anderen ist nur der Modulator ein Sinusoszillator. Er ist frei stimmbar, hat seine eigene Lautstärkehüllkurve und ist fest als Modulator geschaltet.

Der Carrier ist additiv – in sich. Ja, richtig. Der Carrier ist ein additiver digitaler Tongenerator, mit dem man sich seine eigenen Wellenformen mit 24 Harmonischen zusammenbauen kann, natürlich inklusive 24 Lautstärkehüllkurven. Und weil man a) beim händischen Einstellen von 24 Harmonischen blöd wird und b) eh schon ein Schweinegeld für sein Synclavier hinlegen muß und dafür auch was erwarten kann, kann das Teil selbstredend mit Hilfe eines Terminals auch resynthetisieren. Das heißt, "Harmonische" ist nicht der richtige Ausdruck; alle 24 können praktisch beliebig gestimmt werden, auch mit separaten Frequenzhüllkurven. FM dagegen geht nur auf alle zusammen en bloc. (An dieser Stelle sei mal der RMI Harmonic Synthesizer erwähnt. Der wurde von 1974 bis 1976 gebaut, hat zweimal eine Stimme, jeweils 16 Harmonische und ist nicht speicherbar. Das Synclavier kam gerade mal ein Jahr nach seiner Einstellung.)

Da der Carrier zwei Öltanks 24 Sinusoszillatoren in einem ist, könnte man eigentlich auch sagen, das Synclavier arbeitet mit 25OP-FM. 24 harmonisch zueinander gestimmte Carriers mit einem fest auf alle gerouteten Modulator. Mit dieser Trickery, einen derart ungewöhlichen und simplen, aber unübersichtlichen FM-Synth zu haben, konnte man wohl auch Yamahas exklusives FM-Synthese-Patent umschiffen. Schließlich hat das Synclavier keine umschaltbaren Algorithmen. Wie gesagt, da gingen ohnehin nur zwei, und den zweiten – Parallelschaltung – braucht man nicht mit sowieso schon zwei Dutzend parallelen Sinusoszillatoren auf Carrierseite, da hätte ein fünfundzwanzigster den Braten nicht mehr fett gemacht.

Es ist übrigens tatsächlich Frequenzmodulation wie beim GS1. Yamaha hat erst 1982/83 festgestellt, daß bei Digitalsynths Phasenmodulation einfacher zu bewerkstelligen war, zumindest in einem 16-Stimmen-Synth für $2000. Aber "Synclavier" und "einfach" gehören nicht in denselben Satz.

Jetzt geht's nämlich weiter: Der ganze Rest des Signalwegs ist analog. Mit "der ganze Rest" meine ich den ganzen Rest ab den Carrier-Ausgängen. Es gibt auch keinen digitalen Mischer, jedes Partial ist monophon und hat seinen eigenen D/A-Wandler – Military Grade, weitestmöglich diskret aufgebaut, $200 das Stück –, und gemischt wird schon analog, um einen kalten reinen Digitalsound zu vermeiden, zumal der FM/Additiv-Teil vom Synclavier mit nur 8 Bit arbeitet. Eine einzige Additiv-FM-Stimme hat also von diesen Wandlern schon 24.

Das Synclavier an sich ist aber nicht monophon, das fängt an ab bis zu acht Stimmen (deren Wandler alleine $38.400 kosteten). "Bis zu", weil es ab dem 1979er Synclavier II eine Stimmverteilung à la Roland JV verwendet: Man kann in einem Timbre bis zu vier Partials aktivieren, die fressen dann aber Stimmen. Ab dieser Generation kann man kartenweise die Partials-Zahl erhöhen auf bis zu 32 in Schritten von 8, jeweils mit einer Voicecard und vier Controller-Karten. Das Synclavier II führte auch einen Detune-Chorus-Effekt ein, den man auf die einzelnen Partials (bei Halbierung der Stimmzahl im schlimmsten Fall), das ganze Timbre (bei Halbierung der Stimmzahl) oder sowohl als auch (mit am Ende nur noch einem Viertel der Stimmen) anwenden kann. Wenn man nun dem additiven Teil die Obertonstruktur einer Sägezahnwelle gibt, kann ein Synclavier also auch zur teuersten Trancehupe der Welt werden.

Ach ja, wenn man sich vor Augen hält, daß ein Synclavier auch immer reinen Sinus kann (der Init-Sound des Synclavier ist reiner Sinus), geht ein Synclavier auch als bis zu achtchörige Orgel durch. Man könnte sogar ein Hammond-Tonrad resynthetisieren, aber dann braucht der Orgelsound eine Stimme pro Chor.

Richtig die Luzie ab ging 1984 mit dem Synclavier PSMT. Zunächst mal konnte das Teil auf einmal Stereo für richtig dicken Rundumsound. Die Stimmerweiterungen dafür sehen so aus, daß man vier Controller- und zwei Voicecards hat – und nun Timbres bauen kann, die die Polyphonie auf ein Achtel eindampfen, weil sie insgesamt jeweils acht Partials verbauen, von denen jeweils vier links und rechts im Panorama standen. Die "Stereo-Partials" kann man beliebig im Panorama parken und moduliert wandern lassen. Um trotzdem auf 32 Stimmen zu kommen, kann man nun die doppelte Menge an Voicecards verbauen.

Mit Stereo war beim PSMT aber nicht Ende der Fahnenstange. NED beschränkte sich nicht darauf, die Partials in einem analogen Stereosummierer zusammenzufassen. Nö, bei der Gehäusegröße und für das Geld gibt's einen digital gesteuerten, ansonsten aber immer noch vollanalogen Matrix-Mischer mit bis zu 32, mindestens 8, symmetrischen XLR-Ausgängen (und je nach Ausbaustufe ganz vielen Eingängen, so daß einem das Synclavier auch das Mischpult ersetzen kann). Partials können je nach Bedarf auch auf Analogseite komplett totgeschaltet werden, um das Rauschen zu reduzieren, es werden also immer nur die Partials im Mixer unmuted, die gerade gebraucht werden.

So, was kann das Synclavier noch so alles Schönes? Das Synclavier gilt ja auch als Vorläufer aller Workstations. Nicht ganz grundlos, denn ab dem Synclavier II wurde ein Sequencer (NED nannte ihn "Digital Memory Recorder", weil sie den Song-Sequencer erfunden und sonst keinen Namen dafür hatten) mit 32 Spuren eingebaut – das hatte Kurzweil erst 1995, NED hatte das schon 1979. Aber: Auch der Sequencer ist erweiterbar, und zwar auf 200 Spuren. Die Bedienung des Synclavier-Sequencers erfolgt über 32 eigene Rote Taster™ und bringt mit ihrer Ergonomie Kronos-Besitzer zum Heulen. Das Synclavier kam sequencermäßig übrigens nicht nur der Korg M1 zuvor, sondern auch dem Atari ST mit Cubase und Notator, denn es kann optional Notenblätter ausgeben, weil es der wohl einzige Synthesizer mit Druckerschnittstelle sein dürfte. (Hatte schon nette Nebeneffekte, das Synclavier auch als Hochleistungscomputer zu verkaufen, unter anderem an die NASA, die den Rechner eines Synclavier in die Galileo-Sonde pflanzte – ohne Voicecards, im All hört dich keiner.)

A propos Kurzweil zuvorkommen: Sampling. Und wie. NED kam allem zuvor, was sich je Sampler nannte. Okay, das Fairlight CMI konnte 1979 zuerst samplen, aber nur in 8 Bit, mageren Abtastraten und mit einem Sample-RAM von 16 kB. Das CMI II war auch nicht besser. Das CMI III war besser, aber nur, weil Fairlight von NED mit einem Affenzahn überholt worden war und nachziehen mußte.

NED hat sich nämlich 1982 gesagt: RAM ist uns dann doch noch zu teuer, auf NASA- und Luftfahrt-Niveau erst recht, wir streamen die Samples auf und von Festplatte, wo dann ein paar MB drauf passen. Ja, streamen, Kronos läßt schön grüßen (bis auf die SSD statt Festplatte). Warum Festplatte? Warum mehr Speicherplatzbedarf als eine Floppy? Weil das Synclavier vielleicht nicht der erste Sampler, aber der erste 16-Bit-Sampler war. Mit einer Abtastrate von 50 kHz. Man bedenke, was das an Speicher frißt. Etwas später hat man dann Sample-RAM eingeführt – 32 MB in der Basisausbaustufe, soviel konnte Akai erst sechs Jahre später mit dem S1000 in Vollausbaustufe. Und gegen die maximal 768 MB (abartig teuer damals, aber das war das Synclavier noch mehr) kann selbst so manche moderne Workstation nicht anstinken. In Verbindung mit dem internen Sequencer hatte man damit die Mutter aller DAWs, die man dank locker zwei Stunden an Monosamples heute noch ohne Nachladen live einsetzen könnte, wäre sie denn beweglicher.

Mit Einführung von Sampling wurde FM/Additiv übrigens optional, was zur Folge hatte, daß viele spätere Synclaviers nur noch als Samplemaschinen ohne die klassischen digitalen Tongeneratoren gebaut wurden.

Ab dem Synclavier PSMT brauchte man das aber auch, denn von da an konnte das Synclavier auch Stereosamples und außerdem Monosamples bis 100 kHz – jenseits der Nydqvist-Frequenz für Hunde, und die Samplingrate war fortan regelbar in Schritten von 0,1 kHz. Spätestens hier zeigt sich, daß der Sampleplayer des Synclavier ebenso krank aufgebaut ist wie der Additiv-/FM-Synth: Jede Stimme – von 32, 64 oder gar 96 – hat ihren eigenen monophonen, monauralen Wave Generator mit D/A-Wandler (wie gesagt, zum Glück gibt's hier schon 16 Bit), und gemischt wird immer noch alles analog durch die Matrix. Auf diese Art kann das Synclavier auch in einem und demselben Timbre mehrere Samples mit komplett unterschiedlichen Sampleraten abspielen. Außerdem spielen die Wave Generators die Samples immer in unnormalisierter Originallautstärke ohne klangliche Einbußen ab; die eigentliche Lautstärke wird analog geregelt, wodurch das Rauschen noch weiter reduziert wird, weil der Rauschabstand des ganzen Signalwegs vor besagtem Verstärker konstant bleibt, egal, wie leise das Synclavier wird.

Durch Stereo hängen bei einem als Klangerzeuger vollausgebauten Synclavier mit 32 Additiv-FM-Stimmen à 24 Oszillatoren und 96 Samplingstimmen, alles jeweils stereo und somit jeweils doppelt vorhanden, 1728 diskrete Militär-D/A-Wandler im Gesamtwert von seinerzeit fast 350.000 Dollar am internen Matrixmischer, der dann noch mehr separat regelbare analoge Eingänge hat. Noch Fragen, warum das Synclavier so teuer war?

1984 setzte NED noch einen drauf und kam der elf Jahre später erschienenen Korg Trinity zuvor: Wo man eh schon einen 16-Bit-Sampler, massenhaft RAM und SCSI-Festplatte hatte, konnte man doch auch gleich aus dem Synclavier ein Harddisk-Recording-System machen. So tat man dann auch. Jetzt konnte man endgültig mit einem Synclavier eine ganze Produktion im Stil einer DAW fahren – unter Verwendung von Samplertechnik zu einer Zeit, bevor das mit schrankweise Akais gemacht wurde, ja, bevor Akai auch nur einen einzigen 16-Bit-Sampler gebaut hatte. Mal ganz davon abgesehen, daß 768 MB an RAM in Akai S1000s mehr HE in Racks eingenommen hätte als ein schon auf zwei Racks verteiltes Synclavier, und billiger wär's auch nicht gewesen; hätte höchstens den Vorteil von noch mehr Analogausgängen gehabt.

Was heißt "konnte" – Trevor Horn hat beispielsweise Grace Jones' komplettes Album Slave To The Rhythm auf einem Synclavier II produziert. Sprich, Grace hat auch ins Synclavier gesungen. Das Album ging quasi direkt vom Synclavier aufs Masterband.

Worüber wird das Trumm eigentlich gespielt, mag man sich jetzt fragen. Na ja, über die Tastatur des Synclavier I ist wenig bekannt; so manches der paar verkauften Exemplare hatte gar keine. Mit dem Synclavier II gab's dann das Original Keyboard, das ORK, in Teilholzoptik mit 61 Tasten ohne Anschlagdynamik, Aftertouch oder Wheels und ungefähr den Grundmaßen eines Prophet '08. Zumindest war das Synclavier über das ORK schon mal weitgehend voll bedienbar, auch dank der acht Pedalanschlüsse – man konnte immer noch ein DEC-Terminal antüten, wenn das nicht reichte. Einen langen Ribbon oberhalb der Tastatur gab es auch. (Die roten Bedientaster stammen übrigens vom B-52-Bomber, aber Moog-Potiknöpfe sind ja auch ursprünglich Luftfahrtteile.)

Mit der PSMT-Stufe kam aber das pianolackschwarze VPK, das Velocity/Pressure Keyboard. NED hat sich von Sequential Circuits die 76-Holztasten-Klaviatur vom Analogmonster Prophet T8 nebst Pitch- und Modwheel besorgt – mit nicht nur Anschlagdynamik, sondern polyphonem Aftertouch – und ins verlängerte, geschwärzte ORK-Gehäuse gebaut, das durch die Vergrößerung auch Platz hatte für noch mehr Rote Taster™ sowie mehr Stellen und eine zweite Zeile im Display, und das außerdem nun tief genug war, um oben noch was draufzustellen, während das ORK von vorne und oben fast anmutet wie ein Little Phatty. Trotzdem ist auch das VPK wie sein Vorgänger nur eine hübsche Kabelfernbedienung mit CV-Interface (damit könnte man heutzutage den Filtermangel des Synclavier ausgleichen mittels eines eingeschleiften Moogerfooger-, Sherman-, Schippmann-, Malekko-, Mode Machines- oder sonstigen Analogfilters für einen fetten hybriden Lead oder Baß) und wird locker von einem Einfachscherenständer getragen – das eigentliche Synclavier residiert immer noch im Rack (oder in zwei davon).

Wenn's keine Tasten sein sollen: Ans Synclavier kann man einen Gitarrencontroller (nein, nicht den von Guitar Hero, jedenfalls nicht ohne Umwege) oder auch einen Breath Controller anschließen. Daß es ziemlich schnell MIDI bekam, versteht sich von selbst; daß es mittlerweile 2 MIDI Ins und 8 MIDI Outs hat und MTC kann, eher nicht, auch wenn's nur konsequent ist, das Synclavier zur supérheftigen Synthburg-Schaltzentrale zu machen. (Prophet-T8-Tastatur...) Falls das immer noch nicht reichen sollte, gibt's optional MIDInet, quasi Synclaviers integrierte Miditemp MT16X mit nochmals je 16 Ein- und Ausgängen; macht irgendwie Sinn bei einem 200spurigen Sequencer.

1989 wurde die Modellpalette überarbeitet und umgestellt auf sechs Modelle vom, äh, simplen Synclavier 3200, das auch schon die Ausmaße eines Kühlschranks hat, bis zum gewaltigen Tapeless Studio in zwei mannshohen Racks, bei dem der Additiv-FM-Teil immer noch optional war; bei der Gelegenheit gab's neue Frontpanels, die nicht mehr schwarz waren, sondern das damals gerade aktuelle Elfenbein trugen, dessentwegen die Akai-Sampler bis ins 21. Jahrhundert aussahen wie medizinische Laborinstrumente. Das war auch schon deshalb notwendig, weil jedes Synclavier mit einem Macintosh II als Terminal ausgeliefert wurde und farblich dazu passen sollte.

NED selbst ging 1993 dem Ende entgegen, als andere, erheblich kostengünstigere Geräte zum Synclavier aufschlossen. (Man stelle sich vor, die hätte es 1998 noch gegeben, als der iMac rauskam, und wie dann die Synclaviers ausgesehen hätten.) Das Synclavier ist aber mitnichten weg vom Fenster. Synclavier Digital macht es möglich, ein Synclavier von einem Mac jüngerer Bauart aus fernzusteuern. Nicht jedoch bieten sie eine vollständige Synclavier-Emulation an, das ist bis heute noch nicht möglich. Wer die Hardware selbst braucht, wendet sich an Synhouse, die restaurierte, auf den aktuellsten Stand gebrachte Synclaviers in diversen Ausbaustufen nebst Mac-Anbindung und massenweise Sounds verkaufen. Und dann gibt's auch noch Synclavier European Services.


Bißchen Q&A:

Wie wird das eigentlich ausgesprochen?
Sprecht entweder das deutsche "Klavier" (bevorzugt) oder das französische "clavier" (wenn ihr ganz doll extravagant seid) aus und hängt "Sync" vorne dran.

Was kann das Synclavier nicht?
Sync. Nee, wirklich. Ach ja, Filter hat's auch keine, kann aber externe VCFs fernsteuern (!). Auch keine Effekte, aber bei derartig vielen Analogausgängen und nachrüstbaren (oder in der Ausbaustufe schon vorhandenen) Eingängen kann man hochwertige Outboardsachen anschließen. Und fragt gar nicht erst nach USB, Total Integration (integriert mal analoge Signalwege) oder 24 Bit.

Gibt es Synclavier-VSTis?
Wenn Computer irgendwann mal dafür leistungsstark genug sind, ein gut ausgebautes Synclavier mit 96 monophonen Sampleplayern und 32 (oder 64) monophonen 2OP-FM-Additiv-Synths zu emulieren (inklusive der analogen Signalwege am besten noch), ist VST wahrscheinlich schon wieder überholt. Also nein. Warum wohl krücken heutige Synclavier-User mit Macs, PCI-Adapterkarten und leibhaftigen Synclaviers rum? Ist aber zugegebenermaßen schade.

Wie würde ein Synclavier aussehen, wenn es heute noch von NED neu gebaut würde?
Hochglanzweiß mit ein bißchen blankem Aluminium, einer Thunderbolt-Schnittstelle und entweder einem MacBook Pro oder eher einem iPad als Terminal nebst Logic-Integration; teuerster Artikel in Apple- und Gravis-Stores. Was weiß ich denn.


Martman


*Ist 'n Werkspreset vom Synclavier II. Gibt's übrigens auch in OMIs legendärer "Universe of Sounds"-Sample-Library für den Emulator II. Aber bei Michael Jackson wurde der Sound auf Tom Bahlers Synclavier gespielt, ist also kein Sample, sondern native FM-Additiv-Kombination.
 
Eigenschaft
 
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Ich war mal 2007 in Los Angeles in einem Laden, der ein komplettes Synclavier für 8000$ gebraucht verkaufen wollte. War schon beeindruckend, das Teil dort zwischen lauter alten Orgeln zu sehen... beinahe respektlos ;)

Übrigens wurde seinerzeit der Film Apocalypse Now komplett mit einem Synclavier vertont, Geräusche für Alien (z.B. das Verschließen der Raumschifftüren etc.) würden mit dem Synclavier erzeugt. Die Kiste ist schon recht alt, und vermutlich haben alle Synclaviers, die je gebaut wurden, ihr Geld wieder eingespielt

Hier eine ziemlich geile Aufnahme von Eddie Jobson, die nur mit dem Synclavier erzeugt worden ist. Klingt natürlich besser auf CD anstelle MP3

 
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Hab den Thread jetzt erst entdeckt.

oder Mama, wo kommt der "Beat It"-Gong her?*

Es ist übrigens tatsächlich Frequenzmodulation wie beim GS1.

Gibt es zu dieser Info eine gesicherte Quelle? Das wäre wirklich mal interessant zu wissen...

Ansonsten klasse Bericht! Eine kleine Anmerkung/Korrektur zum Carrier hätte ich da trotzdem noch: Es gibt keine Frequenzhüllkurven und auch keine freie Stimmbarkeit der Partials. Die Carrier haben 24 (bzw. 36, laut Tutorial Video sogar bis zu 128) Harmonische und justierbare Phasenlagen, welche durch eine Sinuswelle moduliert werden können. Bei der Resynthese wird so ein Gebilde "Frame" genannt, wobei diese Frames dann schlicht überblendet werden. Stichwort Wavesequenzing (komplexer als in der Wavestation, aber simpler als im Oasys).


Gibt es Synclavier-VSTis?

Wenn Computer irgendwann mal dafür leistungsstark genug sind, ein gut ausgebautes Synclavier mit 96 monophonen Sampleplayern und 32 (oder 64) monophonen 2OP-FM-Additiv-Synths zu emulieren (inklusive der analogen Signalwege am besten noch), ist VST wahrscheinlich schon wieder überholt. Also nein. Warum wohl krücken heutige Synclavier-User mit Macs, PCI-Adapterkarten und leibhaftigen Synclaviers rum? Ist aber zugegebenermaßen schade.

Auf aktuellen Rechnern sollte das aber - zumindest vom Prinzip her - machbar sein. Ich code mir seit ein paar Wochen sowas wie eine Schmalspur - Emulation des FM Teils und da komm ich auf meinem Athlon X2 64 (also schon ziemlich alte Kiste) auf ca. 5% CPU - Last pro Note. Hier mal ein paar erste Testsounds:



Ist natürlich nicht mit dem Original vergleichbar, da das Synclavier mit variabler Samplerate pro Voice arbeitet. Daher kommt es da nicht zu hörbarem Aliasing. VST arbeitet mit fester Samplerate und Oversampling ist bei FM auch nur wenig hilfreich, da die Bandbreite des Signals ziemlich schnell zunimmt. Besonders, wenn de Träger nicht nur aus einer Sinuswelle besteht.
 
war live beim Zappakonzert in Dortmund 1984, wo der Meister temporär an einem Synclavier mittan auf der Bühne rumexperimentierte...
ebenso besitzte ich eine Keyboard-Ausgabe (US) mit Oscar Peterson testing the synclavier

tut vielleicht hier nicht viel zur Sache.. eher Rubrik Plaudern...sehts mir nach. Beeindrucked war seinerzeit vor allem der Preis..
 
Gibt es zu dieser Info eine gesicherte Quelle? Das wäre wirklich mal interessant zu wissen...
Kann ich dir jetzt auf die Schnelle nicht nennen, aber was sonst wäre damals in der Lage gewesen, so einen Sound zu erzeugen?

Ansonsten klasse Bericht! Eine kleine Anmerkung/Korrektur zum Carrier hätte ich da trotzdem noch: Es gibt keine Frequenzhüllkurven und auch keine freie Stimmbarkeit der Partials. Die Carrier haben 24 (bzw. 36, laut Tutorial Video sogar bis zu 128) Harmonische und justierbare Phasenlagen, welche durch eine Sinuswelle moduliert werden können. Bei der Resynthese wird so ein Gebilde "Frame" genannt, wobei diese Frames dann schlicht überblendet werden. Stichwort Wavesequenzing (komplexer als in der Wavestation, aber simpler als im Oasys).
Okay, danke für die Info.

Auf aktuellen Rechnern sollte das aber - zumindest vom Prinzip her - machbar sein. Ich code mir seit ein paar Wochen sowas wie eine Schmalspur - Emulation des FM Teils und da komm ich auf meinem Athlon X2 64 (also schon ziemlich alte Kiste) auf ca. 5% CPU - Last pro Note. Hier mal ein paar erste Testsounds:



Ist natürlich nicht mit dem Original vergleichbar, da das Synclavier mit variabler Samplerate pro Voice arbeitet. Daher kommt es da nicht zu hörbarem Aliasing. VST arbeitet mit fester Samplerate und Oversampling ist bei FM auch nur wenig hilfreich, da die Bandbreite des Signals ziemlich schnell zunimmt. Besonders, wenn de Träger nicht nur aus einer Sinuswelle besteht.
Na ja, der Oszillatorblock an sich ist ja auch nicht so sehr das Drama. Schwierig bis unmöglich wird die Emulation der Military-Grade-Wandler und des ansonsten analogen Signalwegs.

war live beim Zappakonzert in Dortmund 1984, wo der Meister temporär an einem Synclavier mittan auf der Bühne rumexperimentierte...
ebenso besitzte ich eine Keyboard-Ausgabe (US) mit Oscar Peterson testing the synclavier

tut vielleicht hier nicht viel zur Sache.. eher Rubrik Plaudern...sehts mir nach. Beeindrucked war seinerzeit vor allem der Preis..
Gerade live müßte das Synclavier gut abgehen, besonders, wenn man das VPK hat. Im Grunde könnte man das Synclavier als Schaltzentrale nehmen, so es entsprechend ausgestattet ist – besonders damals, wo das VPK eins der besten Keyboards überhaupt auf dem Markt war, war's natürlich verführerisch-verlockend, alles andere ans Synclavier zu MIDIen.


Martman
 
Kann ich dir jetzt auf die Schnelle nicht nennen, aber was sonst wäre damals in der Lage gewesen, so einen Sound zu erzeugen?

Nix genaues was man nicht. Ich hab mal vor Jahren ein Interview mit Sydney Alonso gelesen, wo gesagt wurde, Yamaha habe das Patent schon mitte der Siebziger von Chowning bzw. CCRMA Stanford erworben, in der Folge den "Phasenmodulationstrick" entwickelt und so um 1977 eine Lizenz an NEDCO (später NED) vergeben. Dazu passen auch die technischen Unterlagen (die allerdings spärlich sind, denn der ABLE Computer wurde u.a. auch ans Miltär verkauft, um Geld in die Kasse zu bringen):
synthschem.jpg


Na ja, der Oszillatorblock an sich ist ja auch nicht so sehr das Drama. Schwierig bis unmöglich wird die Emulation der Military-Grade-Wandler und des ansonsten analogen Signalwegs.

Na ja, ganz trivial ist die Emulation auch ohne den Analogteil nicht. ;)
 
Kann ich dir jetzt auf die Schnelle nicht nennen, aber was sonst wäre damals in der Lage gewesen, so einen Sound zu erzeugen?
Beat it war für den DX7 ein klein wenig früh - wobei nicht auszuschließen gewesen wäre, dass MJ Zugriff auf ein Vorserienmodell gehabt haben könnte. Mit dem DX7 bin ich seinerzeit zumindest schonmal sehr nah drangekommen ;) Klar, GS1 wäre natürlich auch ein Kandidat - aber es war wohl doch tatsächlich ein Synclavier: http://www.keyboardmag.com/artists/...nds-of-his-signature-songs-then-and-now/27406
 
Beat it war für den DX7 ein klein wenig früh - wobei nicht auszuschließen gewesen wäre, dass MJ Zugriff auf ein Vorserienmodell gehabt haben könnte. Mit dem DX7 bin ich seinerzeit zumindest schonmal sehr nah drangekommen ;) Klar, GS1 wäre natürlich auch ein Kandidat - aber es war wohl doch tatsächlich ein Synclavier: http://www.keyboardmag.com/artists/...nds-of-his-signature-songs-then-and-now/27406

Ja, das war das Synclavier SII und es ist ein bekannter (wenn nicht der bekannteste) Werkssound, der übrigens auch bei anderen Stücken dieser Zeit drin ist (z.Bsp. "Kiew Mission" oder "Mojave Plan" von Tangerine Dream). Bei der Frage oben ging es nur darum, ob die FM im Synclavier aus programmiertechnischer Sicht als Frequenz- oder Phasenmodulation implementiert wurde.
 
Meines Wissens ist es Frequenzmodulation.

Mit Phasengewurschtel hat Yamaha 1983 angefangen, weil mit Digitalmaschinen einfacher und billiger zu machen als FM, und Casio kurz darauf, weil nicht von Yamaha patentiert und monopolisiert.

NED konnte das umgehen, indem sie keine reine FM-Synthese gebaut haben. Frequenzmodulation an sich hat Yamaha sich ja nicht rechtlich schützen lassen, sonst hätten sie haufenweise andere Synth-Hersteller verklagen müssen, bei denen zufällig ein mit über 20 Hz schwingender Oszillator einen anderen in der Frequenz modulieren kann. NED hat FM nur als Extra auf die additive Synthese aufgepflanzt: 1 Modulator, 24 Carriers. Somit gibt's auch nur eine mögliche Struktur, und die yamahatypische (wohl gleich mitpatentierte) Strukturumschaltung ist somit gar nicht möglich.


Martman
 
Hm okay, da scheint es verschiedene Infos zu geben. Hier mal meine:

Yamaha hat sich sein Klangerzeugungsverfahren 1977 patentieren lassen (US Patent 4018121, April 1977). Darin wird zwar immer FM betitelt , aber inhaltlich eine Umsetzung mit PM beschrieben.

Am Erscheinungsdatum des DX7 kann man das wohl auch weniger festmachen, die Entwicklungszeit betrug laut Yamaha von den ersten Versuchen bis zum DX7 ganze 7 Jahre. Bereits vor dem DX7 gab es diverse Prototypen, z.Bsp. PAMS, der PM, FM und additive Synthese beherrschte. Der DX7 ist dann aus dessen erschlagendem Parameterwald "herausdestilliert" worden. Die Idee, FM technisch als PM zu realsieren, ist schon älter als das Produkt "DX7".

Ferner sagt Sydney Alonso - seines Zeichens Hardware Entwickler und Mitgründer bei NED - in einem Zitat aus Craig Andertons "20 Great Achievements in 20 Years of Musical Electronics" aus 1988 über die Entwicklung des Synclavier I:

"[...] We were one of the few people who licensed FM from Yamaha, we were happy to license it, and we've always had a cordial relationship with Yamaha. [...] Part of the grant specified that if we were successful, we would take our project to the public sector. We interested Norlin Corporation, and Dartmouth required that a third business entity make some marketing prototypes for Norlin, so that's how New England Digital was formed in 1976.[...]"

Das klingt für mich nicht so, dass man da etwas umgehen musste. Korg hat von der Yamaha Technik im übrigen auch profitiert, Korgs FM Synths aus den 80ern beinhalten Yamahas 4 OP Chips, sind aber von der Parameterisierung an subtraktive Synths angelehnt.

1 Modulator, 24 Carriers

Technisch hat ein Synthesestrang des Synclaviers nur 1 Modulator und 1 Carrier. Richtig, der Carrier besteht aus 24 (bzw. 36) Partials, aber die Summenschwingung dieser Partials wird zuerst digital gebildet und im Wellenformspeicher abgelegt. Aus dem Manual:

"[...]Each time you change the volume or phase of a harmonic, the Synclavier
computes the waveform and places it in a wavetable in the digital synthesizer.[...]"
 
Soweit ich mich erinnere stand im Manual von meinem Synclavier irgendwas von "license by Yamaha Corp." drin, ist aber alles schon ziemlich lange her.
Habe mir immer einen FS1R von Yamaha gewünscht mit ein bischen von der einfachen Bedienung des Synclaviers mit drin, kam leider nie.
 
Der DX7 ist dann aus dessen erschlagendem Parameterwald "herausdestilliert" worden.

...und ich dachte, der DX7 wäre selbst schon der Parameterwald... :rolleyes: :rofl:


Aber tatsächlich: Da ist er, der PAMS...! (etwas weiter runter)

ind_photo_11.jpg




Der GS-1 Programmer von Herrn Chowning oder der DX1-Proto sind aber auch nicht gerade Kindergeburtstag... :eek:

ind_photo_03.jpg




ind_photo_12.jpg




:hat:
 
Das ist jetzt alles nicht unbedingt soooo viel größer als ein Jellinghaus...


Martman
 
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Das ist jetzt alles nicht unbedingt soooo viel größer als ein Jellinghaus...


Martman
Naja, der Programmer ist schon ein Brett. Ein TX/DX ist aber nicht so gut bedienbar wie das Synclavier, auch wenn er mehr Regler hat. Kommt immer alles etwas träge wegen Midi.
 
Hattest Du Dein Synclavier eigentlich gebraucht gekauft? Neu war das ja echt schweineteuer. Meine Eltern hatten Anfang der 90er mal ein Prospekt von denen, hat mich damals sehr beeindruckt.

Btw. Toy of the Month September 2003:
http://www.aliens-project.de/t_200309_synclavier.html
;)
Ich hatte mein System damals gebraucht, generalüberholt, mit neuestem OS und mit Garantie gekauft. Der Neupreis von meinem System betrug seinerzeit satte 138.000 Dollar, so viel hätte ich nicht ausgeben wollen, zumal ich ja noch ein riesiges Kurzweil K-250-System mit Expander und den großen Fairlight IIIx hier im Studio hatte.
 

Klasse - wusste gar nicht, dass man die Berichte mittlerweile kostenlos runterladen kann.

Hier gibt es übrigens noch ein nettes Dokument, das sich mit der Resynthese beschäftigt:

http://ned.synthesizers.fr/Downloads/User_Manual/Resynthesis_on_the_Synclavier.pdf

Die ist für heutige Verhältnisse (Alchemy, Harmor usw.) geradezu simpel, da sie im Prinzip nur Single Cycles extrahiert und diese dann als Wavesequenz abspielt.

Nebenbei hab ich an meiner privaten "Geringverdienervariante" auch ein wenig weitergebastelt, die ist aber lange noch nicht fertig. Immerhin hat dieser Thread mit all den Infos schon sehr bei der Entwicklung geholfen! :)


http://soundcloud.com/cyclotron2010/audioterm-ii-a-poor-mans-synclavier
 
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Von den separaten DA-Wandlern habe ich schon gehört, aber dass sie tatsächlich pro einzelnem Operator zur Verfügung stehen, verblüfft mich doch immens. Und dann auch noch diskret ...
Dürfte ich fragen, wieviel Platz ein solcher Wandler auf einer Platine eingenommen hat? Allzuviel dürfte es wohl doch nicht gewesen sein, es sei denn, ein voll ausgebautes Synclavier hat(te) die Ausmaße einer Moog-Schrankwand.

Wie sieht es eigentlich mit der analogen Nachbearbeitung aus, bei der FM-Abteilung scheinen keinerlei Filter zum Einsatz zu kommen, verfügen die Sampling-Stimmen über solche?
 

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