Tenorflöte trotz großer Hände unspielbar?

R
riccc
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
02.06.23
Registriert
04.02.18
Beiträge
37
Kekse
0
Hallo allerseits!
Es geht um einen Pianisten mit großen, beweglichen Fingern,
dem empfohlen wurde, für eine Flötengruppe Tenorflöte zu lernen.
Allerdings hat er beim Versuch, die Löcher einer Tenorflöte allesamt zu schließen,
größte Probleme mit den riesigen Abständen der Löcher, es spannt so,
dass er sich fragt, wie man so ein Instrument bedienen kann.
Kann er darauf hoffen, dass sich seine Finger daran gewöhnen
oder gibt es tatsächlich auch große und eigentlich sehr bewegliche Hände/Finger,
die mit og. Problem nicht klarkommen.
Kann er darauf hoffen, dass es mit Altflöte wesentlich besser geht (Sopran kommt nicht in Frage)
oder gibt es tatsöchlich große Pianistenhände, die mit Blockflöte
auch nach Eingewöhnungszeit anatomisch nicht zurechtkommen?
mfg Richie
 
Eigenschaft
 
Tenorflöten haben teilweise wirklich große Lochabstände, so dass man sich erst einmal daran gewöhnen muss, i.d.R. sind Tenorflöten anspruchsvoller zu greifen als viele Bassflöten. Zudem gibt es sehr viele unterschiedliche Bauformen der einzelnen Hersteller. Gerade preiswerte (Kunststoff) Einstiegsmodelle sind oft anstrengend, zumal die Klappen eine einfache Mechanik haben, die zusätzliche Anstrengung erfordern.
Ein etwas kürzeres und preiswertes Modell wäre die Aulos Robin ohne Klappen (die einzige Kunststoff-Tenorflöte ohne Klappen, die ich kenne) - in der gehobenen Holzausgabe (ca. 700-800 €) wären Modelle von Huber, oder Komfortmodelle mit zusätzlichen Klappen zu nennen, die aber jeweils mit ca. 80-100 € pro Klappe zu Buche schlagen.

Die F/Fis Klappe ermöglicht eine längere Mensur, um die Tiefe besser zu stabilisieren, erleichtern aber nicht unbedingt das Greifen. Andererseits gibt es dann aber auch kürzer gebaute Instrumente wie die von Huber, die dennoch eine gute Tiefe haben, allerdings dann auch teurer sind.


Aber mit großen Pianistenhänden sollte es mit der Zeit einen Gewöhnungseffekt geben. Evlt. liegt es auch an der Technik, die Löcher nicht richtig abzudecken, da am Piano ja eine andere Fingerhaltung gefordert wird. Abgesehen davon ist es wohl einfacher auch von der Blastechnik, gerade beim Überblasen, mit den kleineren Flöten Alt oder Sopran anzufangen.

Sopran, Tenor und Großbass (und Garklein und Subgroßbass) benutzen c-Griffweisen (tiefster Ton = alle Löcher geschlossen ist ein C) und die andere Flötenfamilie mit Sopranino, Alt, Bass, Subbass etc. benutzen die f-Griffweise (hier ist es ein F). Wenn also zum Lernen zunächst auf Altflöte zurückgegriffen wird, dann muss man danach die c-Griffweise für Tenor lernen. Altflöte ist zudem auch DIE Solistenflöte des Barock, für das die meiste Literatur geschrieben wurde. Baßflöten benutzen zudem die gleiche Griffweise, allerdings muss man dann noch die Griffzuordnung im Bassschlüssel lernen; mit Vorkenntnissen vom Klavier nicht allzu schwer, aber man muss es eben üben ...und die kleineren Flöten sind auch preiswerter.


Für den Einstieg in ein Ensemble ist Tenor oder Bass einfacher - zu 2 oder 3 im Alt zu spielen ist nicht so einfach, da es sehr leicht bei kleinen Intonationsunterschieden zu unangenehmen Schwebungen kommen kann. Ausserdem gibt es gerade im Alt unterschiedliche Notierungen, die den Einstieg nicht einfacher machen.

Sopranflöten sind in der Tat schon recht hoch und ich spiele die meiste Literatur für C-Instrumente auch lieber auf Tenor, aber es hängt auch von den räumlichen Gegebenheiten ab; in einem kleineren (und vlt noch halligen) Raum ist Tenor sicher angenehmer, wie z.B. in einem typischen Musikschul-Unterrichtsraum. In einem größeren Konzertraum setzt man sich mit der höheren Tonraum der Sopranflöte besser durch, aber für einen ausgewogenen Klang sollte dann auch eine entsprechende Begleitung als Klanggegengewicht vorhanden sein.


Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich anfangs auch Probleme mit Tenor hatte, also habe ich parallel Sopran und Alt gelernt, zwar auch schnell meine erste Tenorflöte dazugekauft (nach ca. 2 Monaten) aber diese dann erstmal hinten angestellt. Nach 4 Monaten kam meine erste Bassflöte dazu, aber wirklich zum Einsatz kam sie dann etwas später.
Nach einem 3/4 Jahr intensiven Übens bin ich dann auch mit Tenor in einem Ensemble eingestiegen und hatte anfangs auch erst einmal etwas Probleme mit den Sehnen, vor allen Dingen in der rechten Hand auch wegen der Klappen und bei Gabelgriffen. Inzwischen bin ich aber auf Tenor genauso beweglich wie auf Sopran und spiele auch einen geraden, direkt angleblasenen Bass, mit dem nur wenige Spieler nicht klarkommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo @riccc

Während es bei "Pianohänden" meiner Beobachtung nach vor allem auf eine gute Abspreizung des Daumens in Kombination mit den anderen Finger ankommt, muss man bei Blockflöten auch intensiv an der elastischen Spreizfähigkeit zwischen den verschiedenen Fingern arbeiten. Das kann ein langwieriger und mit etwas Pech am Ende auch unbefriedigender Prozess sein, der einen beim Erlernen des Instruments ausbremst und einem das Instrument am Ende schlimmstenfalls sogar verleidet. Deshalb würde ich versuchen, ein Instrument zu finden, das von Anfang an möglichst gut zu den Händen passt.
Je nach dem, wie die Proportionen der Fingerlängen ausfallen, können die Tenor-Blockflöten unterschiedlicher Hersteller ganz unterschiedlich schwer zu greifen sein. Das liegt meiner Erfahrung nach insbesondere daran, dass die Grifflöcher für die rechte Hand sehr unterschiedlich positioniert sein können. Dies hängt mit der Formung der Innenbohrung und der Unterschneidung der Grifflöcher zusammen.

Hier ein Foto, das andeutet, was ich meine.

full


Um die Unterschiede besser erkennen zu können, legt man entweder die Löcher für den rechten Zeigefinger oder den rechten Mittelfinger auf eine Höhe.

Da Produktfotos verschiedener Instrumente derlei Vergleiche in der Regel nicht zulassen, bleibt dem Pianisten eigentlich nur, zu einem der großen Blockflötenfestivals zu fahren, auf denen viele Blockflötenbauer ihre Instrumente zum Ausprobieren und Kaufen anbieten. Das ist meiner Meinung nach der einzig sinnvolle Weg, die für die eigenen Hände gut zu greifende Flöte zu finden. Hierbei kommt man dann mit den Herstellern ins Gespräch, kann seine Probleme nicht nur beschreiben, sondern auch zeigen und sich anhören, welche Lösungsvorschläge sie anbieten.

Vorausgesetzt, man ist bereit eine größere Summe Geld in die Hand zu nehmen, kann ein guter Blockflötenbauer eine Blockflöte auch ohne Verwendung von Klappen an die Hand des Spielers anpassen, indem er bei der Herstellung des Flötenrohres einen anderen Verlauf der Innenbohrung wählt. So ein Instrument ist dann ein für den Musiker optimiertes Unikat. Doch bevor man zu so einer Variante greift, lohnt es sich, alle Blockflötenbauer abzuklappern und deren verschiedene Flötenformen auszuprobieren. Vielleicht hat man ja Glück ...

Gruß
Lisa
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich würde am Anfang auch noch nicht damit anfangen, alle Löcher abzudecken. Wenn man Blockflöte erlernt, empfiehlt es sich, das mit Blockflötenschule zu tun, entweder autodidaktisch oder mit Lehrer (besser). In der Regel fängt man dann erstmal mit einfachen Griffen an, z.B. g', a',h'. Der tiefste Ton c' kommt erst viiieeel später. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl für die Löcher und verkrampft nicht mehr so.

Tenorblockflöte ist natürlich nicht einfach zu greifen. Als ich auf einer geliehenen Flöte das erste Mal Tenor gespielt habe, musste ich mich auch erst ein paar Tage an die Griffweite gewöhnen, obwohl ich schon Sopran und Alt konnte. Wenn ich nun einen Tenor ohne Knick und Klappen spiele, ziehe ich die Flöte unten etwas nach rechts. Sonst muss ich die rechte Hand zu sehr abknicken und kann die Finger nicht mehr richtig bewegen. Das sieht zwar witzig aus, aber wer meckern oder lachen will, soll es bei meiner Körpergröße erstmal besser machen! Inzwischen habe ich aber auch einen Tenor mit c/cis-Klappe. Den kann ich in einer besseren Flötenhaltung spielen.
 
Ich würde am Anfang auch noch nicht damit anfangen, alle Löcher abzudecken.
Beim Spielen lernen startet man natürlich mit wenigen Löchern.
Beim Testen der verschiedenen Flötenmodelle sollte man aber schon vergleichen, wie sich die Flöten anfühlen, wenn alle Löcher geschlossen werden.
 
Guten Abend,

in meinem Blockflötenumfeld findet dieses Modell regen Zuspruch. Eine gute Möglichkeit, den Einstieg auf einem Comfort-Tenor zu testen, ohne gleich sehr viel Geld einzusetzen.

Es grüßt
Miss Mokka
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben