Jetzt sind wir etwas vom Thema abgekommen. Als Organist drängt es mich aber, das mit den Fußtonzahlen nochmal zu erklären. Darf ich?
Also: Die Fußtonzahl entspricht bei einer offenen Labialpfeife (das sind die Pfeifen, in denen eine Luftsäule schwingt, im Gegensatz zu den Zungenstimmen, die es auch bei der Orgel gibt) tatsächlich ungefähr der Länge der tiefsten Pfeife, die der Taste Groß C auf der Klaviatur zugeordnet ist. Bei einem 8'-Register hat der schallerzeugende Teil dieser Pfeife eine Länge von ca. 2,5 Metern (1' = 1 Fuß = 12 Zoll = 30,48 cm).
Allerdings gibt es auch Labialpfeifen (gedackte, konische), die eine andere Länge haben. Man hat sich darauf geeinigt, dass die Fußtonzahl zur Angabe der Tonhöhe eines Registers verwendet wird, unabhängig von der Bauform und der tatsächlichen Länge der Pfeifen. Sie ist damit kein Maß mehr für die Baugröße einer Pfeife, sondern nur noch für die Wellenlänge des erzeugten Tons. Bei 8' spielt die unterste Taste des Orgelmanuals tatsächlich das Große C, bei 4' das kleine, bei 2' das eingestrichene etc.
Irgendwann hat man diese Angaben dann aufs Akkordeon übertragen, wo die Längenangabe gar keinen physikalischen Hintergrund mehr hat. Denn Zungen erzeugen nicht Töne einer festen Wellenlänge, sondern Töne einer festen Frequenz*, und diese steht in keinem definierten Verhältnis zur Länge der Zunge. Zwar nimmt die Länge unserer Akkordeonzungen in der Regel mit steigender Frequenz ab, aber man kann aus der Länge nicht so direkt auf die Schwingungsfrequenz schließen, die hängt auch vom Material, Gewicht etc. ab. (Wenn die Länge von Akkordeonzungen umgekehrt proportional zur Frequenz wäre, müssten die tiefsten tatsächlich einige Meter lang sein.)
Wenn wir sagen, ein Chor steht in der 8'-Lage, meinen wir also eine bestimmte Tonhöhe, nichts weiter. Auf der Diskantseite dient, soviel ich weiß, das tiefste c der Klaviatur als Bezugspunkt, es wird als c'-Taste interpretiert, so dass ein 8'-Chor dort tatsächlich ein c' spielt. Im Bass ist der Bezugspunkt nicht hundertprozentig festgelegt, wie wir festgestellt haben, meist wird aber der tiefste Chor, der mit Kontra-C oder etwas darüber beginnt, mit 16' bezeichnet.
* Fun-Fact: Dieser Unterschied ist dafür verantwortlich, dass unsere Zungeninstrumente stimmungsstabil sind, egal wie heiß oder kalt es ist (die thermische Ausdehnung der Zungen kann man i.d.R. vernachlässigen). Flöten, Klarinetten etc. verstimmen sich dagegen mit der Temperatur, weil bei ihnen nur die Wellenlänge festgelegt ist und die resultierende Frequenz von der Umgebungstemperatur abhängt. Noch schlimmer ist es bei der Orgel, wenn sie beide Arten von Stimmen in sich vereint (die meisten größeren Orgeln). Man kann eine solche Orgel nur für eine bestimmte Temperatur stimmen. Sobald es wärmer oder kälter wird, driften Labial- und Zungenstimmen stark auseinander. Drei Grad können da schon alles verderben, davon kann jeder Organist ein Lied (in variabler Tonhöhe) singen.
Falls das alles irrelevant ist, bitte löschen oder verschieben. Bitte nichts Böses antworten, ich schreibe nur gern.
Abendliche Grüße,
der Baumfuchs