tonart wechseln!

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HannesC94
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Hallo, ich hoffe, dass ich im richtigen Unterbereich gelandet bin.
Ich bin dabei ein kleines Lied auf Klavier zu Komponieren und möchte von e-Moll in a-moll wechseln.. kann mir einer helfen wie man das anstellt. Mit welchen Akkordfolgen zum Beispiel.

Hoffe auf Antwort.
 
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Das ginge einerseits über eine Modulation.

http://de.wikipedia.org/wiki/Modulation_(Musik)
(Überspring das mit der diationischen Modulation, die existiert nicht.)
Der Trick ist Tonarten über gemeinsame Akkorde, oder Töne, oder chromatische Linen zu verbinden.

Andererseits sind e-moll und a-moll verwandte Tonarten und brauchen nicht unbedingt ein Modulationsverfahren um miteinander verbunden zu werden. Das müsstest du je nach Kontext ausprobieren.
 
Na ja, eine bestimmte Akkordfolge böte sich schon an, nämlich: Du schaltest zwischen e-moll und a-moll einen E-Dur-Akkord ein (evt. auch E7), also:
e-moll - E-Dur - a-moll.
Diese Folge würde man als Tonartwechsel empfinden, weil der E-Dur als Dominante von a-moll wirkt. Wichtig dafür ist noch, dass der a-moll auf einen metrischen Schwerpunkt kommt, also auf die "Eins" eines Taktes, mit dem ein neuer Abschnitt in dem Lied beginnt.
 
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Dankeschön für die Antworten!
Vorallem an bassoo, sehr hilfreich dein Beitrag. :)
 
Hallo HannesC94,

bei Modulationen, deren Tonarten nur einen Abstand von einer oder zwei Quinten haben, läßt sich gut die diatonische Modulation einsetzen.
Warum? Es existieren gemeinsame Stufenakkorde die sich gut für eine Umdeutung (Drehpunkt) verwenden lassen.

Ich habe einmal die Stufenakkorde von Ausgangs- und Zieltonart in Quintabständen sortiert:

Code:
E-Moll           A-Moll

e                E (verdurt)
H (verdurt)      hv
f#v              F
C                C
G                G
D                d
a                a
(Groß=Dur, klein=Moll, v=vermindert, Dominanten verdurt wg. Leitton)

Man erkennt, daß Ausgangs- und Zieltonart folgende Akkorde gemeinsam haben: C, G und a

Die neue Tonart wird am überzeugendsten durch eine vorgeschaltete Dominante eingeführt, also E.

Davor sollte entweder C, G oder a erscheinen, denn einer dieser Akkorde kann als Drehpunkt dienen, weil er in seiner Funktion umgedeutet werden kann.

Akkordfolgen also z.B .:

... e-C-E(7)-a ...
... e-G-E(7)-a ...
... e-a-E(7)-a ...

(durch 7 verstärkte Dominantwirkung)

Das wären kurze Wege, die aber noch plausibel klingen. Die neue Tonart sollte dann durch eine Kadenz gefestigt werden.

Viele Grüße

Klaus

P.S.: Vermutlich hat Grabner in seinem Handbuch der funktionellen Harmonielehre das Kapitel IX nicht über "nichts" geschrieben. Vielleicht zielt die Bemerkung von Lordabstellhaken darauf ab, daß der Ausdruck "diatonische Modulation" etwas umstritten ist.

Hier ein interessanter Artikel, der sich gegen eine mechanische "Routenplanung" bei der Modulation wendet, wie sie oftmals gelehrt und geübt wird. Insofern sind auch die o.g. "Rezepte" mit Vorsicht zu genießen.
Alles, was das Wesen einer Modulation in der Musik ausmacht - ihre klangliche Wirkung, ihre Ausdruckskraft, ihre formale Bedeutung etc. -, bleibt außen vor.
Konstanze Franke: Gedanken zu einer anderen Modulationslehre
Dem kann man freilich nur zustimmen.
 
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Das ist ein Phänomen der systematischen Musiktheorie, die irgendwie versucht ein theoretisches Problem zu lösen, ohne irgendwie an eine Stilistik zu denken.

Klar könnte man solche Phänomene als diatonische Modulation beschreiben, aber Komponisten der Barockzeit bis Romantik war das in keinster Weise als Modulation bekannt (und im Barock müsste man sich wieder streiten, ob es überhaupt Modulationen gab, da man dort bis auf extrem wenige Ausnahmen- mir fällt eine ein- nur verwandte Tonarten für die Stücke verwendete). Das waren einfach zwei verwandte Tonarten, die keinerlei Verbindung benötigten (was nicht heißt, dass Komponisten der damaligen Zeit sie trotzdem auch über Modulationsverfahren verbinden konnten).
 
Das ist ein Phänomen der systematischen Musiktheorie, die irgendwie versucht ein theoretisches Problem zu lösen, ohne irgendwie an eine Stilistik zu denken.

Es ist natürlich wissenschaftlich interessant, in der Vielfalt der Erscheinungsformen, das Gemeinsame zu suchen:

Ob ein Stück Watte oder eine Bleikugel zu Boden fällt, beides unterliegt dem gleichen Fallgesetz - leicht nachweisbar, wenn die störende Luft evakuiert wird.

Die vielfältigen Lebensformen enthalten alle als zentralen Informationsspeicher Nukleinsäuren.

Die unendliche erscheinende Farbenvielfalt läßt sich durch unterschiedliche Mischung von nur drei Grundfarben erreichen.

Und in der heutigen Zeit der gleichzeitigen Rezeption von Musik aus unterschiedliche Epochen, interessiert man sich eben auch dafür, wie Komponisten eine andere Tonart erreicht haben. Natürlich betrachten wir die Musik des Barock mit den heutigen Hörerfahrungen und in Kenntnis von Epochen, in denen das Thema Modulation erst wirklich von Bedeutung wurde. Man modulierte im Laufe der Geschichte in immer weiter entfernte Tonarten.
Aus gegenwärtiger Sicht ist es sehr plausibel, die verschiedenen Möglichkeiten zu systematisieren, die ja auch in der heute gehörten Musik präsent sind.

Beim Suchen nach dem Gemeinsamen kann es gar nicht anders sein, als daß man das Trennende (e.g. die Stilistiken) ausblendet.

Analyse und Synthese - Zerlegen und kreatives Zusammenfügen sind zwei gegensätzliche Kategorien. Beides grundlegende und notwendige Eigenschaften des Menschen. Sie sind nicht generell zu bewerten, sondern können, je nach Zielsetzung, hilfreiche Beiträge leisten.
Didaktisch gesehen, denke ich, daß eine Kategorisierung der Molulationsarten - unter Einschluß der diatonischen Modulation - durchaus hilfreich ist. Selbstverständlich können solche Kenntnisse nicht Kreativität ersetzen. Vielleicht kann sich aber der Raum etwas vergrößern, in dem sich die Kreativität entfalten kann.

Viele Grüße

Klaus
 
Beim Suchen nach dem Gemeinsamen kann es gar nicht anders sein, als daß man das Trennende (e.g. die Stilistiken) ausblendet.

Genau da liegt das Problem. Dadurch lernt der Lernende keinen sinnvollen Einsatz der Musiktheorie und komponiert am Ende im "Harmonielehrestil".

Die Musikgeschichte ausblenden, um eine Systematik zu entwickeln, die versucht allgemeingültig zu sein (was nun mal einfach nicht geht, da verschiedene Epochen und Stile, verschiedene Regeln und Gesetze hatten) hindert nicht nur sehr die Kreativität, sondern schreckt eher noch den Lernenden ab und ist ihm in keinster Weise behilflich irgendwas über Musik zu lernen, oder sie zu verstehen.
 
Hallo LordAbstellhaken,

wenn man versucht etwas Gemeinsames aus der Musik verschiedener Epochen herauszuarbeiten und dabei das Trennende ausblendet, so kann das zu interessanten Erkenntnissen führen. Zum Problem würde es, wenn man sich kompositorisch lediglich auf das Gemeinsame beschränken würde, z.B. wenn man der Illusion erläge, man könne Kreativität durch musiktheoretische Erkenntnisse ersetzen.

Entscheidend ist bei der Komposition doch der kreative Impuls, die künstlerische Vision, der Wille zum Zusammenfügen neuer Einheiten (aus einfachem Ausgangsmaterial) oder wie man es sonst nennen möchte.

Die schöpferische Gestaltungskraft bedient sich dann schon der geeigneten Werkzeuge, die aus dem zur Verfügung stehen was erfahren und gelernt wurde.

Dazu kann auch die Erfahrung einer bisher unbekannten Art der Modulation gehören, am besten erlebt durch ein eindrucksvolles historisches Musikbeispiel. Losgelöst von dem Stil, in dem diese Art der Modulation entstanden ist, könnte sie durch die Integration in die individuelle Vorstellungswelt des Komponisten ein neues, produktives Gestaltungsmittel werden.

Bei anderen Komponisten können es ganz andersartige Erfahrungen sein, aus denen sich wichtige Gestaltungsmittel formen. Der schöpferische Prozeß ist etwas sehr individuelles und der Komponist wird sich im Laufe der Zeit seine eigenen Regeln und Freiheiten definieren. Diese können nicht allgemeingültig sein, weil seine persönlichen Erfahrungen und der jeweilige Zeitgeist in die Komposition einfließen werden.

Allgemeingültig ist nur weniges aber wichtiges (zusammengefasst als Universalien in der Musikwahrnehmung).

Es ist jedoch offensichtlich, daß sich Musik auch sehr darin unterscheidet, wie lange sie überhaupt als gültig und aussagekräftig empfunden wird.

Die 8000 Werke (5000 Fugen) des Musiktheoretikers Simon Sechter dürften heute kaum als aussagekräftig gelten. Sein bedeutendster Schüler Anton Bruckner, sprach allerdings "noch Jahre nach Sechters Tod vom "Professor" mit liebevollem Respekt" (*,S.22).

Und Sechter drückt auch etwas von dem aus, was ich oben als vermeintlichen Konflikt zwischen Theorie und Kreativität ansprach:
Was aber sollen die Regeln? Sie sollen die dunkeln Gefühle zu klarerem Bewußtseyn bringen. Das Gefühl zu erzeugen, maßen sie sich nicht an.
(*,S.28)
Viele Grüße

Klaus

* Simon Sechters Abhandlung über die musikalisch-akustischen Tonverhältnisse: Erstveröffentlichung, Kommentar und Konsequenzen für die Aufführungspraxis von Peter Strasser von Lang, Peter Bern (Taschenbuch - Dezember 2008)
 

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