Tremolo Replacement für eine Fender Strat

Zisko
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Ich wette die Frage wurde das schon öfter gestellt, ich bin mit der Board-Suche jedoch irgendwie nicht fündig geworden.

Für eine Fender Strat suche ich eine Replacement mit zweipunkt Aufhängung. Es wird sehr häufig das Wilkinson VS100 aufgrund seiner Stimmstabilität empfohlen. Welche anderen Tremolos bieten sich an, wenn man davon ausgeht, dass die Stimmstabilität bei "Standard Trems" ausreichend ist?

Verarbeitungsqualität und Klang sind ausschlaggebend. Hier ist die Auswahl unüberschaubar. Interessante Kandidaten fand ich Schaller (bin mit den lockin tunern auf meiner Strat sehr zufrieden) oder ABM (man hört nur Lob über die Verarbeitung).

Was würdet ihr empfehlen?

Besten Gruß
Zisko
 
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Hi,

die erste Frage, die ich mir stellen würde, wäre die nach der Notwendigkeit eines solchen Tauschs. Du schreibst ja nun, dass Dir Verarbeitungsqualität und Klang wichtig sind. Letzteres schließt mMn schon mal viele Tremolos aus, wenn Du den Klang einer Vintage-Strat erhalten willst. Die Bridge gehört nach meiner Erfahrung zu den prägenden Elementen einer Gitarre, und jede Änderung macht sich dann auch im Sound bemerkbar.

Das heißt natürlich nicht, dass 2-Punkt-Trems nicht gut klingen können, aber der Sound Deiner Gitarre wird sich ziemlich sicher hörbar verändern.

Geht es Dir nur um eine funktionale Verbesserung, musst Du nicht zwangsläufig neue Löcher bohren, denn das führt ja immer auch zu einem Wertverlust. Ich habe mit einem Austausch der Schrauben gegen Rillenschrauben á la PRS sehr gute Erfahrungen gemacht und würde die Stimmstabilität nicht als schlechter bewerten als bei einem Fender oder auch Wilkinson 2-Point:

http://www.rockinger.com/index.php?cat=WG076&product=08P0C

Du musst nur beim Einbau darauf achten, dass die Rillen wirklich horizontal auf gleicher Höhe sind, dann hast Du sowas wie eine 6-fache Messerkante. Mein Trem läuft mit diesen Schrauben sehr schön. Beim Vintage-Trem liegt die Grundplatte ja vorne immer etwas auf dem Body auf, hat also sowohl an den Schrauben als auch hier Kontakt. Das sorgt natürlich für Reibung. Durch die Rillenschrauben schwebt die Platte agegen und hat nur noch zu den Schrauben Kontakt. Das kann den Sound natürlich auch wieder beeinflussen, aber der Kontakt ist immer noch direkter als nur über 2 Stehbolzen, die dann auch noch in Einschlaghülsen setzen.

Eine gewisse weitere Verbesserung versprechen fest mit der Grundplatte verbundene Saitenreiter beim Wilkinson VSVG. Auch sind hier 5 Löcher als Langlöcher ausgeführt, sodass die Geometrie der Technik einer geraden und nur einer (zur seitlichen Fixierung) runden Messerkante weiter angenähert ist:

http://www.g-gotoh.com/international/?btp_product=vsvg

Das Gotoh Wilki hat auch einen Stahlblock, was mMn für den typischen Strat-Ton immer förderlich ist. Das Schraubenspacing ist übrigens original, das Saitenspacing aber minimal kleiner, nämlich um 2,5 mm. Das Spielgefühl verändert das nicht besonders, aber wenn es bei Deiner Strat zu den Griffbrettkanten hin manchmal etwas eng wird, rücken die beiden E-Saiten eben eine Spur von der Kante weg. Auch das Gotoh kann man natürlich mit den Riollenschrauben kombinieren.

Eine weitere Alternative wäre das Super-Vee Blade Runner, das jetzt auch hier in Deutschland zu bekommen ist. Das kannst Du jedenfalls einfach in die vorhandenen Löcher schrauben, und der vordere Teil ist mit der eigentlichen Grundplatte reibungsfrei verbunden über eine Blattfeder aus Stahl:


Nicht billig, aber ein tolles Konzept und einfach zu montieren. Ich persönlich würde allerdings die Saitenreiter durch die aus dem jetzigen Tremolo ersetzen, wenn da die Blechreiter drauf sind. Auch das macht nach meiner Erfahrung einen wichtigen Teil des Strat-Sounds aus.

Gruß, bagotrix
 
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Mir ist billig eine MiM Strat in die Hände gekommen, die aufgrund eines Unfalls stark beschädigt ist. Korpus und Hals sind noch in Schuss, das Tremolo hats jedoch vollkommen zerlegt. Es sind Bohrungen für ein Zweipunkt-Tremolo vorhanden. Hier würde ich gerne das Trem meiner jetzigen Strat drauf setzen und meiner jetzigen Strat ein neues Trem verpassen. Warum der Nonsense? Ich möchte Sie in Gold umrüsten, habe die Kosten nur für die Optik bisher gescheut. Da ich nun eh ein neues Trem brauche und beide Instrumente da kompatibel sind, packe ich die Gelegenheit beim Schopfe :)

Derzeit ist ein Fender Zweipunkt drauf. Das möchte ich ohne Bohraktionen ersetzen.
 
Hi,

die Frage ist erstmal, ob die Abstände der Bolzen kompatibel sind.

Ich habe schon Fender 2-Point Trems mit engerem Abstand gesehen, und Du hast nichts über das genaue Modell geschrieben. Bei der American Standard ist der Bolzenabstand 2 7/32", das sind 56,35 mm. Wenn die MIM damit kompatibel ist, gibt es einiges zur Auswahl, und in dem Fall passt auch das Wilkinson VS100. Allerdings war ich vom Klang dieses Tremolos nicht wirklich begeistert, nicht einmal von der alten US-Version mit Stahlblock. Irgendwie wurde der Ton nicht richtig frei und strahlend. Bei meiner Warmoth ersetzte ich es nach ein paar Jahren durch ein gar nicht mal teures Guitar Fetish-Tremolo, das aber immerhin einen Stahlblock hat und im Grunde eine Kopie dieses wirklich hervorragenden Gotoh-Trems (Version 510TS-FE1) ist:

http://www.g-gotoh.com/international/?btp_product=510t-fe1

Ich ersetzte dann noch die Stahlgussreiter durch gebogene Stahlreiter, und mit dem Sound bin ich sehr zufrieden - offen, strahlend, aber mit Fundament. Die Halterung des Arms ist mechanisch nicht so perfekt beim GFS und muss ab und an nachgezogen werden, beim Gotoh ist das besser. Das Gotoh gibts übrigens auch ab Werk mit Stahlreitern:

http://www.g-gotoh.com/international/?btp_product=510t-sf1

Auch hier würde ich immer zur Ausführung mit Stahlblock raten, 510TS-SF1 nennt sich das. Verstimmungstechnisch konnte ich übrigens gegenüber dem Wilkinson trotz der nicht mit der Grundplatte verschraubten Reiter keine Nachteile feststellen, aber wenn es unbedingt ein Wilkinson sein soll, würde ich auch hier zumindest zur Version mit Stahlblechreitern greifen, also dem VS300.

Ein ABM wird sicher etwas anders klingen. Die fräsen ihre Teile bekanntlich aus Messing, was gegenüber dem Fender-Standard abweicht - nicht schlechter, aber eben anders. Messing bringt in aller Regel einen in den Mitten angriffslustigeren, aber auch schön singenden Sound, der "Twang" und die ganz hohen Brillanzen können dagegen vielleicht etwas zurücktreten. Das 5200 ist ganz aus Messing, hat aber Stahl-Messerkanten. Das 5300 hat eine Stahlgrundplatte und einen Alu-Block (!), da würde ich einen noch helleren, offenen Ton erwarten.

Hipshot ist derzeit bei Boutique-Buildern recht angesagt, aber nicht gerade billig. Die bauen ihr Tremolo aus einer Kombination von Materialien, seit Mitte 2012 haben die auch einen Stahlblock. Ich hab noch keines verbaut, aber es machte beim Anspielen einen sehr guten Eindruck.

Eine andere Möglichkeit wäre es natürlich, einfach ein Original-Fender-Trem zu kaufen. Die Teile gibts auch in Gold, sowohl die AMStd als auch die Am DLX-Version mit steckbarem Arm. Da würde sich der Klang der Gitarre natürlich am wenigsten verändern, wenn Du den genau so haben willst. Aber wie gesagt, ich bin ein Fan von Stahlblöcken und würde es mit dem Gotoh probieren, nachdem ich schon mit der Kopie wirklich sehr zufrieden bin.

Nochmal zur Stimmstabilität: Ich glaube nicht, dass sich die verschiedenen genannten Modelle da viel schenken. Wenn es mal Probleme gibt, liegen die bei einem 2-Point Trem fast immer im Sattel, lässt man ausgeschlagene Messerkanten, gelockerte Einschlaghülsen und ähnliche echte Defekte mal beiseite. Die Saiten müssen natürlich auch sauber aufgezogen sein, aber auch das hat mit der Konstruktion des Tremolos nichts zu tun. Demgegenüber fällt eine theoretisch mögliche Verstimmung durch eine seitliche Bewegung der Reiter um Miilimeterbruchteile kaum ins Gewicht.

Gruß, bagotrix
 
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Danke für die sehr ausführliche Antwort. Insbesondere der Hinweis auf die verschieden Abstände der Bolzen hat mir weitergeholfen. Hätte ich garnicht sp draif geachtet und vermutet, dass es dort einen "Industriestandard" gibt. Der Abstand ist mit dem Lineal gemessen bei beiden ~56 mm.

Interessant finde ich den Umstand, dass unterschiedliche Materialien den Klang verändern. Ich habe für meine Fat50 Pickups drei C eingesetzt, die die Resonanzfrequenz (mit 6m Summer XXL Kabel) bei Bedarf um ca. 300 Hz runterziehen. Damit klingen sie mehr Texas Special und sind mittenbetonter.

Wenn ich deine Ausführungen richtig verstehe, würde das Messing den Effekt positiv verstärken? Leider ist sowas ganz schön teuer, wenn man es probiert und anschließend nicht gefällt.
 
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Richtig, bei Hardware gibts leider auch viel Trial & Error. Ich selber stehe bei Strats auch nicht so auf Messing, weil ich da den klassischen Ton vorziehe. Aber wenn Du Texas Specials magst, kann ich mir gut vorstellen, dass Messing was für Dich ist.

Entsprechend würde ich dann aber vielleicht doch noch mal auf das Wilkinson VS100 zurückkommen. Soll der Ton etwas weicher und dichter in den Mitten werden, ist das gar keine schlechte Wahl, wie auch das American Standard oder America Deluxe-Vorgängermodell mit Gussreitern. Die gibt es ja auch in Gold, und beim T kostet das Am Std knapp über 100 Euro. Das ABM wird durch das gefräste Material breitbandiger und strahlender klingen, aber sicher auch etwas diesen typischen Hochmittenkick von Messing haben.

Gruß, bagotrix
 
Ha, da hänge ich mich mal mit rein...

Das Zweibolzen-Trem der "alten" AmStd ist ja mit diesen Reitern aus gesintertem (?) Stahl ausgestattet (Gusseisen ist's jedenfalls nicht). Kann man hier diese Reiter eigentlich austauschen gegen solche typischen gebogenen, wie sie bei den Vintage-Trems drauf sind?

Ein 1:1-Austausch geht nicht, wegen der rückseitigen Gewindebohrung, die ja bei den Vintagereitern mittig liegt. Es müssten gebogene Reiter für ein AmStd-Trem sein. :gruebel:

CU MM
 
Hi,

mit gesintert könntest Du recht haben, die Optik würde tatsächlich eher hinkommen. Callaham bietet Vintage-Reiter mit versetzten Löchern für die alte AMStd/American Series Strat an, kosten 40 $.

Ich hätte damals für die Warmoth auch gerne das Fender Trem genommen, wusste aber nicht, dass es die Teile gibt. Deshalb habe ich zum GFS-Tremolo gegriffen, da dem AmStd nicht unähnlich war, aber einen Steckarm hat und Mittelbohrungen, da passten dann Blechreiter als ersatz, allerdings musste ich etwas schmalere finden, weil die Vintage-Teile einen Hauch zu breit waren.

Gruß, bagotrix
 
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Mal eine Verständnisfrage: was genau sind Gussreiter und was ist das Gegenstück dazu? Bei Reitern kenne ich nur so "offene" geschwungene und welche die aussehen wie Blöckchen :D
 
Mit Gussreitern sind Saitenreiter gemeint, die aus gegossenem Metall bestehen, und nicht aus gebogenem Stahl (letzteres sind die ursprünglichen, geschwungenen). Guss ist billiger (wenn die Form erst mal erstellt ist) und leicht in verschiedenen Formen herzustellen, aber auch weniger homogen und weicher. Das gilt klanglich im allgemeinen als weniger erstrebenswert, weil es die Schwingung der Saite dämpft. Der Saitenreiter ist in sofern ein kritischer Punkt, als die Saite ja dort unmittelbar aufliegt.

Zu Recht hat Stratspieler aber darauf hingewiesen, dass es sich bei den blockförmigen Reitern der Fender American Standard wohl eher um gesintertes Material handelt. Hier werden Metallpulver unter hohem Druck, aber unterhalb des Schmelzpunktes in eine Form gepresst. Da ich allerdings kein Materialkundler bin, bin ich in Sachen Auswirkung auf Schwingungen überfragt. Allerdings werden gesinterte Werkstücke durchaus auch in hochbelastetem Umfeld (Kfz-Technik) eingesetzt, es kommt als wohl mal wieder darauf an, wie mans genau macht.

Zu guter Letzt gibt es noch die Möglichkeit, Saitenreiter aus dem vollen Metall zu fräsen, ebenfalls meist in Blockform. Das dürfte der wohl aufwendigste Prozess sein, und je nach Ausgangsmaterial ist auch da eine sehr hochwertige Qualität erreichbar. ABM stellt so seine Teile her. Ein Vorteil ist, dass sich keine Gussform amortisieren muss - auch wenn das Programmieren der CNC-Fräse nicht umsosnt zu haben ist, ist es natürlich einfacher, Änderungen vorzunehmen und auch kleinere Serien wirtschaftlich zu fertigen.

In den Siebzigern gab es mal so eine Phase, da dachte man, Masse ist das wichtigste fürs Sustain - bleischwere Bodies und aus dicken Stücken gefertigte Messinghardware war gefragt. So einfach ist das aber halt auch nicht, wichtiger als das Gewicht ist wohl die Schwingsteife. Auch wird eine Gitarre mit übertrieben massiger Hardware den "Holzton" eher in den Hintergrund schieben, den viele suchen.

Der langen Frage kurzer Sinn - suchst Du einen klassischen Strat-Ton mit "Draht" und strahlenden Obertönen, ist ein Trem mit Blechreitern mMn immer noch ungeschlagen, vor allem mit einem Stahlblock, der den Ton bei mir auch differenzierter und druckvoller gemacht hat. Ist Dir das alles zu viel und die Gitarre soll etwas weicher und mittiger klingen, kannst Du eben auch zu anderen Teilen greifen. Vergleiche einfach mal verschiedene Gitarren mit unterschiedlicher Hardware ohne Verstärker, da bekommst Du schon mal einen Eindruck über den Einfluss. Das kann man natürlich nicht 1:1 auf den verstärkten Ton übertragen - dazu greift da beim Endresultat zu viel ineinander, aber Du entwickelst ein Gefühl dafür.

Generell bin ich kein Freund der monokausalen Zuordnung der Eigenschaften einer Gitarre zu bestimmten Teilen. So funktioniet das für mich nicht, eher sind das Erfahrungswerte, die vor allem aus dem Austausch einzelner Teile an Gitarren und den aufgetretenen Veränderungen resultieren. Mit den Jahren wird man da deutlich treffsicherer, aber Überraschungen gibts imer wieder...

Gruß, bagotrix
 
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Vielen Dank der letzte Beitrag hat mir sehr weiter geholfen. Jetzt weiß ich worauf ich achten und was ich vergleichen kann.
 
Mal eine Verständnisfrage: was genau sind Gussreiter und was ist das Gegenstück dazu? Bei Reitern kenne ich nur so "offene" geschwungene und welche die aussehen wie Blöckchen :D

Guggschdu rot merkeliert... ;)

Die Reiter sind gesintert, hab' nochmal nachgelesen. THX bagotrix! :great:

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