Trugschluss als Zwischendominante

Ich fasse zusammen: :)

Ein Trugschluss ist in der Regel (17.-19. Jh.) eine Schlussbildung,
bei der alle Stimmen regelrecht einen Schluss ausführen
und nur der Bass eine Stufe steigt,
statt vom Dominant- zum Tonikagrundton fortzuschreiten.
In vielen Fällen zwingt diese Definition die klingende Musik
in Schranken, die sie jederzeit zu brechen im Stande ist.
Daher kann der Trugschluss über die Grenzen der Erstdefinition hinaus als
harmonischer Zustand angesehen werden, der nach Aufbau einer
konkreten Erwartungshaltung hinsichtlich einer harmonischen Schlusswirkung,
diese durch unerwartete Wendung nicht einlöst.
Dies scheint vor allem immer auch dann gewährleistet, wenn sich eine Dominante nicht
regelrecht mit fallender Quinte auflöst.
 
Eine Anmerkung zur Tritonussubstitution und in diesem Thread damit auch in Bezug auf folgende Bemerkung zum Trugschluss:

Dies scheint vor allem immer auch dann gewährleistet, wenn sich eine Dominante nicht regelrecht mit fallender Quinte auflöst.

Zunächst nehmen wir eine Akkordfolge mit einer (Zwischen-/Sekundär-)Dominante und Auflösung in den Zielklang im Quintfall, zum Beispiel:

G7 -> C

Die Tritonussubstitution für G7 ist C#7. Die Tritonussubstitution kann einfach durchgeführt werden, und zwar in diesem Kontext-losen Beispiel ohne weitere Anpassungen.

C#7 -> C

Man erhält also eine Dominante, die sich im Halbtonschritt nach unten auflöst. Von der Stimmführung her funktioniert die Tritonussubstitution meist, da die wichtigen Töne der ersetzten Dominante, die Terz und die kleine Septime, in der Tritonussubstitution noch die selben sind (hier h und f). Diese Töne tauschen lediglich ihre Rolle in der Harmonik: die große Terz wird zur kleinen Septime und die kleine Septime wird zur großen Terz. Ich würde nicht davon ausgehen, dass es sich dabei dann um einen Trugschluss handeln muss, weil von der Stimmführung her kann die Auflösung im Halbtonschritt nach unten zwingend und wie erwartet sein.
 
Die Tritonussubstitution für G7 ist C#7.

Das stimmt so nicht. Die Tritonussubstitution von G7 als Dominante von C Dur ist Db7. Das ist ein kleiner Unterschied!

Die Auflösungen der Substitute der Primärdominante wie z.B. subV7/I, VII-7b5 und VIIo7 werden nicht als Trugschlüsse empfunden, da ihre Tritoni sich in gleicher Weise wie der von V7/I auflöst. Beim Erklingen ist ihre erwartete Auflösung die Tonika.
Hier zeigt sich aber ein Spezialfall und zwar wenn subV7/I nicht nach I geht, sondern sich unerwartet quintweise nach unten auflöst. Dies wäre eine quintweise Auflösung mit Trugschlusswirkung. Wie gesagt ein Spezialfall, der sehr selten vorkommt.

CIAO
CUDO
 
Okay, möglich, wenn man auf Kreuze und b's achtet.

Alles andere passt ja zu dem, was ich geschrieben habe. Ich denke es gibt noch weitere Auflösungen, die nicht unbedingt als Trugschlüsse wahrgenommen werden. Zum Beispiel Auflösungen über Tritonussubstitute zur dritten oder zur sechsten Stufe in einer Dur-Tonart.

Über verminderte Dreiklänge und verminderte Vierklänge kann eine zwingende Auflösung auch in einem Halbtonschritt nach oben erfolgen.
 
Okay, möglich, wenn man auf Kreuze und b's achtet.
:D

Alles andere passt ja zu dem, was ich geschrieben habe.
:confused:


Zum Beispiel Auflösungen über Tritonussubstitute zur dritten oder zur sechsten Stufe in einer Dur-Tonart.
Mit Bitte um Beispiele.


Über verminderte Dreiklänge und verminderte Vierklänge kann eine zwingende Auflösung auch in einem Halbtonschritt nach oben erfolgen.
Diese Antwort zeigt, dass Du meinen Post nicht richtig verstanden hast.
 
Ich stimme CUDO II wieder einmal zu.
Die Substitution des Tritonus zwischen Terz und Septe von G7 ergibt den Septakkord auf Db.
Ist ja auch eigentlich nichts anderes als ein Dominantseptakkord mit tiefalterierter Quinte im Bass, der sich ebenfalls regelrecht zur Tonika auflöst. Das wäre ja dann kein Trugschluss, erst wenn die Auflösung den erwarteten Zustand nicht einlöst.

Was ist aber z.B. mit den folgenden Beispielen?
Ich habe den gewünschten Bereich markiert. Entlehnt ist die Wendung aus einer enharmonisch-chromatischen Modulation - angewendet auf ein Trintonussubstitut.
Geht das eurer Meinung nach als Trugschluss durch?

trug.jpg

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Was ist aber z.B. mit den folgenden Beispielen?
Ich habe den gewünschten Bereich markiert. Entlehnt ist die Wendung aus einer enharmonisch-chromatischen Modulation - angewendet auf ein Trintonussubstitut.
Geht das eurer Meinung nach als Trugschluss durch?

Mir fällt auf, daß es einen riesengroßen Unterschied macht, wie eine Akkordfolge erklingt. Bei den reinen Dreiklängen (*) fällt Db7 im 1. Beispiel für meine Ohren stärker auf, als in den anderen Beispielen. Es klingt irgendwie wie aufgesetzt. Ich erwarte nach dem Db7 gar nicht unbedingt die Tonika. Die scheint mir hier fast zu plump.

In den anderen beiden Beispielen sticht zwar auch das Db7 heraus. Es passiert dann aber etwas mit den herausstechenden Tönen von Db7. Der weitere Harmonieverlauf wird an die neuen Töne angepaßt.


Spiele ich die Akkorde aber etwas "moderner", also mit jazz-typischen Akkorderweiterungen, so ist Db7 ein Akkord, der eine wurderbare Spannung aufbaut und sich fast zwingend wieder in die Tonika auflöst.

z.B. G7/13 => Db7/9/#11 => Cmaj7(9)​

In deinem 2. Beispiel habe ich sogar Schwierigkeiten, geeignete Erweiterungen für Fm/C zu finden.
Fm/C ist ja ein Vorhalt, ein Csus-Akkord, und wäre damit eigentlich auch eine korrekte SubV-Auflösung. Aber nach meinem Db7/9/#11 paßt er überhaupt nicht. Besser geht es mit Db7alt => Fm/C.

Das gleiche gilt auch für das 3. Beispiel.

Also habe ich zwei gegensätzliche Empfindungen, je nach Spielweise. Ich würde bei deinen Notenbeispielen mit den reinen Dreiklängen (*) nicht von einem Trugschluß sprechen, da ich mich beim nicht erfolgten Schluß auch nicht betrogen fühle :)
Ich nehme an, daß die richtigen Theoretiker das anders sehen.

Gruß


(*) genauer: Dur- und Molldreiklänge sowie einfache Dominantseptakkorde
 
Was ist aber z.B. mit den folgenden Beispielen?
Ich habe den gewünschten Bereich markiert. Entlehnt ist die Wendung aus einer enharmonisch-chromatischen Modulation - angewendet auf ein Trintonussubstitut.
Geht das eurer Meinung nach als Trugschluss durch?

Hi fugato,

wie gewohnt kommt immer Interessantes von Dir. :great:

Das Erste Deiner 3 Beispiele ist natürlich kein Trugschluß. Die Dominante wird gefolgt von ihrem Stellvertreter, einem Dominantseptakkord mit tiefalterierter Quinte, der die gleichen Leitfunktion beinnhaltet wie die Dominante selbst. Insofern ist es kein Trugschluß, sondern kommt eher einer Verlängerung, einer neuen Schattierung der Dominantfunktion gleich.
Ähnliches würde passieren, ersetzte man Db7 durch Bo7 oder durch B-7b5, die ihrerseits Dominantsubstitute sind.

Im 2. Beispiel ist Db7 in seiner Funktion zunächst gleich wie im ersten Beispiel. Der Fortgang der Progression bewirkt jedoch eine rückwirkende Funktionsänderung, bezogen auf das was folgt. Dabei ist Db7 nun DDv mit tiefalterierter Quinte auf das kommende F Dur bezogen. Db7 ist demzufolge ein sogenannter Drehpunktakkord (Pivot-Chord). Es bildet den modulatorischen Kern und hat Doppeltfunktion - einmal nach hinten und einmal nach vorne betrachtet.
Klar, Drehpunktakkorde haben immer einen gewissen Überraschungseffekt, aber deswegen das ihnen Folgende dann gleich als Trugschluß zu bezeichnen...? Müsste dann nicht jede Modulation als Trugschluß bezeichnet werden? Ich glaube nicht. Trugschluß und Modulation sind zweierlei. Nach einem Trugschluß wird in aller Regel wieder zurück kadenziert zur Tonika. Bei einer Modulation nicht.

Beispiel 3 ist vom Prinzip her gleich wie Beispiel 2. Natürlich kannst Du hier von C#7 reden, da es ja in die #-Richtung weiter geht.

CIAO
CUDO


PS
Hi Civinos,
Deine Antwort war mehr als dürftig.
 
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