Im Live-Betrieb ist Stereo i. d. R. kontraproduktiv (außer Du bist Alleinunterhalter und spielst nur in kleinen Räumlichkeiten).
Sorry, da bin ich komplett anderer Meinung. Man kann darüber streiten, ob stereo nun immer nötig ist oder wie man stereo-Effekte sinnvoll einsetzt - auch darüber, wieviel man davon am Ende hört. Aber kontraproduktiv ist stereo sicher nicht, wenn man nicht grobe Fehler begeht.
Das kann nur jemand fragen, der noch nie auf einer großen Bühne bzw. in einer großen Location gespielt hat. Steht die PA links und rechts der Bühne, verpufft ein interessantes Stereosignal, weil dann dem Publikum, das nicht gerade mittig vor der Bühne steht, jeweils der linke oder rechte Signalanteil durch die Lappen geht.
Wir reden ja in der Regel nicht von "Beatles-Stereo" a la "Schlagzeug hart links, Gitarre hart rechts", sondern wir reden doch üblicherweise von stereo-Samples, deren linker und rechter Kanal einzeln relativ gleich klingen, aber zusammen eben ein räumlicher Eindruck entsteht. Oder von einem Leslie, einem stereo-Hall oder -Chorus. Das alles klingt in stereo schon deutlich besser als stur Mono, und trotzdem geht niemandem auf der anderen Seite etwas "durch die Lappen", weder im Club noch auf der Festivalbühne.
Gerade bei richtig großen Bühnen steht doch der Großteil des Publikums weiter weg als eine Bühnenbreite, und damit schön im stereo-Feld.
Schlimmstenfalls hört halt jemand vorne am Rand der Bühne nur einen Nearfill, aber deswegen muss man ja nicht allen anderen den Spaß verderben...
Der Mischer kriegt von mir immer stereo, und wenn es nur für mein IEM ist
. Diese Idee, man müsse live PAs immer mono fahren, stammt aus Zeiten, als man unter stereo noch ausschließlich wildes Panning verstanden hat.
Übrigens: ein reines Mono-Signal ist schon aus technischer Sicht ungünstig, es sei denn, man stellt wirklich auch einen Mono-Cluster Lautsprecher in die Mitte der Bühne: wird ein Mono-Signal von mehreren Lautsprechern an verschiedenen Stellen im Raum abgestrahlt, gibt es an (fast) jeder Hörposition Kammfiltereffekte bzw. Auslöschungen. Die sind weit weniger ausgeprägt, wenn die Signale nicht exakt gleich sind (Stichwort kohärente vs inkohärente Signaladdition, bzw. Envelopment).
Und ganz schlimm wird es, wenn das Stereo-Signal elektrisch zu Mono summiert wird, und dann die Samples dafür ungünstig aufgenommen wurden (die berüchtigte Nord-Krankheit).
Was aber natürlich richtig ist, ist: stereo-Effekte und insbesondere Panning sollten mit Bedacht eingesetzt werden, insbesondere wenn dadurch bestimmte Signale auf einer Seite deutlich lauter werden als auf der anderen.