Unterschied Preamp und Interface?

[flosesees]

Sorry dafür, dass ich mit so einer Basic-Frage ankomme, aber ich muss diese Frage in Bezug auf meine individuellen Recording-Ansprüche kurz stellen. Ich nehme nun seit 3 Jahren an meinem Laptop Musik auf und habe dafür ein M-Audio Mobile Pre benutzt. Allerdings möchte ich mir nun eine etwas rauschärmere Variante zulegen und habe mich deswegen etwas im bereich Interfaces/Preamps umgeschaut. Allerdings hatte ich diese beiden Begriffe immer für Synonyme gehalten (beides ist ja auch im mobile pre integriert) und sehe nun, dass es interfaces ohne preamps gibt und preamps, die allerdings keine interfaces sind. Wo liegt denn genau der Unterschied und was sollte ich mir besorgen? Folgendes möchte ich damit machen:

System und Sequencer: Macbook Pro, Ableton Live/Cubase
Aufzunehmende Instrumente: Synthesizer, E-Gitarren (mit vorgeschalteten Effekten), Gesang per Mikrofon (XLR), Midi-Ansteuerung von VST-Geräten

Vielleicht kann hier ja jemand Licht ins Dunkle bringen

https://www.thomann.de/de/maudio_fast_track_pro.htm das hatte ich bisher ins Auge gefasst, das scheint aber keinen integrierten Preamp zu haben, richtig? Wie wirkt sich ein fehlender Preamp in einem Interface aus, vor allem in Bezug auf meine Anforderungen?

Gruß
Flo

 

[Pars_ival]

Hallo,

der Unterschied liegt genau in der von Dir beschriebenen Varianten: Interfaces mit/ohne Preamps und Preamps ohne Interface. Ein Preamp verstärkt ein Signal vor (Pre: Vor, Amp: Amplifier = Verstärker). Z.B. brauchen Mikros einen (Vor-) Verstärker, da deren Signalpegel i.d.R. sehr gering ist. Ohne einen Preamp würdest Du kaum etwas hören bzw. über ein Interface aufnehmen können. Ein Interface ist erstmal die Schnittstelle zwischen dem digitalen Computer und der analogen (Akustik-)Welt. Mehr beschreibt das Wort nicht. Allerdings ist es heute bzw. lange durchaus üblich, dass ein Interface auch einen oder mehrere Preamps integriert hat.

Und zum Interface: In der Beschreibung steht ja Mic-Vorverstärker. Also auf englisch: Preamp. Das Interface hat zwei Preamps mit Phantomspeisung. Letztere benötigt man für Kondensator-Mikrofone.

 

[ars ultima]

"Audiointerface" ist von der Funktion her da gleiche wie ein Gerät, was man sonst auch als "Soundkarte" bezeichnet. Also ein Gerät, welches in der Regel irgendeine Art von Audio-Ein- und Ausgängen hat (zumindest eines von beiden), irgendwie mit dem Computer verbunden wird (also ganz egal ob nun als PCI-Steckkarte oder per USB oder FireWire), der dann mittels Treiber auf die Audioein- und Ausgänge zugriefen kann. Also entwder über die Eingänge aufnehmen oder die Ausgänge wiedergeben.


Ein PreAmp dagegen ist ein Vorverstärker. In dem zusammenhang hier ist damit in der Regel ein Mikrofonvorversträker gemeint. Wenn man so elektische Audiosignal über ein Kabel schicken will, dann kann das ja unterschiedlich stark sein. Wenn nun Gertä ein zu schwaches Signal an Gerät B schickt ist es viel zu leise, wenn es ein zu starkes Signal ist übersteuert es dagegen. Also hat man sich da auf einen Arbeitspegel geeinigt (naja, mehr oder weniger, es gibt dann doch wieder ein paar unterschiedliche); den nennt man "Line-Pegel". Ich kann also einen Line-Eingang mit einem Line-Ausgang verbinden und die Lautstärke passt.


Mikrofone liefern nun ein sehr schwaches Signal. Und außerdem ist auch jedes Mikrofon unterschiedlich empfindlich, und die Schallquellen die man aufnehmen will sind auch unterschiedlich laut. Auf jeden Fall kommt aus einem Mikrofon kein Line-pegel und man kann es nicht einfach in einen Line-Eingang stecken. Also geht man erst in einen PreAmp, der das Signal vorverstärkt und auf Line-Level bringt.


An sich haben preAmp und Interface also nichts miteinander zu tun. Nun gibt es aber eben Interfaces mit den unterschiedlichsten Eingängen. Manche haben nur Line-Eingänge, andere haben Mikrofoneingäng - folglich also integrierte Vorverstärker. Und teilweise sind die Signale dann intern so verkabelt bzw. das Interface so konstruiert, dass man das Interface ganz ohne Verbindung zum Computer als eigenständigen preAmp nutzen kann. Oder umgkehrt, man kann einen PreAmp nehmen und dort einen A/D-Wandler samt USB-Schnittstelle einbauen und hat dann ein Audiointerface. Das MobilePre ist nun wohl so eine Mischung (wobei ich mich auch frage, warum M-Audio das immer noch im programm hat)


Das Fast Track Pro hat sehr wohl Mikrofoneingänge, also integrierte PreAmps. U.a. Wegen des Fast Track pros frage ich mich ja auch, warum es das MobilePre noch gibt. Naja, wahrscheinlich kann man eben das MobilePre als seperaten preAmp nutzen?


Bei der Aufnahmequalität von Mikrofonen auf dem PC spielen grob gesagt zwei Komponenten eine Rolle: Der PreAmp und der Analog-Digital-Wandler. Beim Mobile Pre und Fast Track Pro sitzen die drei Komponenten preAmp, A/D-Wandler und "Computerverbindung" in einem Gerät, man kann aber im prinzip auch alles getrennt einsetzen. Also einen seperaten PreAmp an den Line-Eingang eines Interfaces anschließen. Oder gar einen getrennten A/D-Wandler, den man an den Digitaleingang eines Interfaces anschließt. Die Qualität von PreAmp und Wandler im MobilePre kann ich jetzt nicht einschätzen, oder wo der Haupt-Grund für das Rauschen liegt. So aus dem Bauch heraus glaube ich nicht, dass du da große Qualitätssprünge machst, wenn du auf ein Fast Track Pro aufrüstest. Ist ja letztlich der gleiche Hersteller und grob die gleiche Preisklasse, vielleicht sogar teils gleiche Komponenten. Ausstattungsmäßig kann das Fast Track Pro etwas mehr, aber das brauchst du ja nicht.


Auch wenn das MobilePre natürlich absolut Einsteigerklasse ist, wundert es mich aber dennoch etwas, dass du wirklich "Rauschen" als problem siehst. Weil das sollte selbst bei billigen geräten heute nicht mehr ein problem darstellen. Rauscht es sowohl bei Line, wie auch bei Mikrofonaufnahmen? Wnen es nur bei letzterem ist, was für ein Mikro nutzt du?

 

[968]

Gut geschrieben, Sebastian. Ich bewundere immer wieder Deine geduldigen Erklärungen.