Unterschied zw. billigen und teuren Mikros?

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silentb
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Hallo!!

Neben unserem Proberaum hat ein Tontechniker sein Studio. Er hat sich vor kurzem ein 7000 Euro Mikrophon gekauft und ist nun ganz stolz darauf.

Ich frage jetzt einfach mal ganz blöd in den Raum:

Wo ist der Unterschied zwischen meinem SM 58 und seinem Mikro?
 
Eigenschaft
 
Der erste Unterschied wird erst einmal sein, dass sein Mikro ein Studiomic für Recording ist und dein SM 58 ein live-Mic. Weiteres kann ich dir leider nicht sagen, soweit reicht meine Kompetenz nicht.;)
 
ein sehr komplexes Thema
ausser einem sofort hörbaren Unterschied gibt es noch viele andere Differenzierungen die da wären:
- Fertigungsstätte (D, EU, China usw.) und die damit verbundenen Qualitätskontrollen
- Fertigungstoleranzen innerhalb einer Serie (z.B. kannst du ein Neumann U87 welches vor vielen Jahren gekauft wurde getrost nochmal kaufen und du weißt genau, dass es 100% dieselben Klangeigenschaften hat)
- messbare und auf entsprechenden Anlagen dann auch hörbare Unterschiede
- usw.usw.
aber an der Stelle würde ich dann ganz gerne das Wort an unsere "richtigen" Profis von den Herstellern übergeben
 
silentb schrieb:
Hallo!!

Neben unserem Proberaum hat ein Tontechniker sein Studio. Er hat sich vor kurzem ein 7000 Euro Mikrophon gekauft und ist nun ganz stolz darauf.

Ich frage jetzt einfach mal ganz blöd in den Raum:

Wo ist der Unterschied zwischen meinem SM 58 und seinem Mikro?

Bei dem Mikrofon des Tontechnikers wird es sich um ein Kondensatormikrofon handeln. Die sind inzwischen aber auch nicht mehr unbedingt teurer, inzwischen gibt es die schon ab 30 Euro. Generell haben Kondensatormikrofen Klangeigenschaften (oder besser Übertragungseigenschaften) die im Studio besonders geschätzt werden. Eine feinere Auflösung und detailreiche Bass und Höhenwidergabe sind da die Schlagworte, die man gerne in den Raum wirft.

Warum das Mikrofon 7000 Euro kostet?

1. Qualität

Das Mikrofon wird besonders lange und aufwendig entwickelt worden sein. Da wird nicht innerhalb von 10 Minuten irgendein Design entworfen, sondern lange berechnet, probiert , verworfen, neu berechnet. Das kostet Zeit und Geld.
Die Materialien sind natürlich auch hochwertiger als bei billigen Mikrofonen. Die Qualitätskontrollen sind genauer, es verlässt keine B-Ware das Werk. Das bedeutet auch das schlechte Modelle wieder "eingeschmolzen" :p werden. Das kostet auch Geld, und schlägt sich in dem Endpreis nieder.

2. Das Herkunftsland

Es spielt natürlich auch eine Rolle, wo die Mikrofone hergestellt werden. Ein Billiglohnland wie China verspricht konstengünstigere Produktionen als z.B. Deutschland oder die USA. Nicht jeder will dort produzieren, und es lohnt sich auch erst ab einer gewissen

3. Stückzahl


Solch teure Mikrofone werden eben nicht wie billigmikros in Massen hergstellt. Das treibt auch den Preis nach oben

4. Der Name und die Werbung

Beides will auch mitbezahlt sein

Das sind nur einige Gründe, warum das Teil teurer ist. Es wird in einem guten Studio mit entsprechende Peripherie und guten Tonmann um längen besser klingen als dein SM58. Wohl nicht 70 mal besser, dein SM58 wird auch ein brauchbars Signal abliefern. Aber wenn es eben um hohe Qualität geht, dann kostet das. Und die letzen Prozent Leistung kosten dann eben nochmal richtig Geld.

[edit]

jetzt war Harry schneller :p
 
Danke für die langen Antworten :).

Aber ab 1500 Euro aufwärts sind es doch nur noch Nuancen, um die sich die Mikrophone unterscheiden, abgesehen von den spezifischen Klangeigenschaften des jeweiligen Mikro-Typs? Oder gibt es da echt nochmal merkliche Unterschiede?

Ich bin jedenfalls auch für Aufnahmen mit meinem SM 58 ganz zufrieden :).

Klar, dass man als Studiomensch andere Maßstäbe als ich anlegt. Aber 7000 Euro sind schon ein gewisses Sümmchen.

Nun ja. Bei meinem letzten Physik-Versuch habe ich an einem DSC (Differential scanning calorimetre) gearbeitet. So ein Gerät hat etwa die Größe eines Schallplattenspielers und ist vereinfacht gesagt ein Backofen mit Thermometer zur Messung von Wärmekapazitäten. Kostenpunkt: 50000 Euro. Es misst zwar auf 5 Stellen genau, aber es ist schon krass, wie die Preise in die Höhe gehen, sobald etwas keine Massenware ist.
 
silentb schrieb:
Aber ab 1500 Euro aufwärts sind es doch nur noch Nuancen, um die sich die Mikrophone unterscheiden, abgesehen von den spezifischen Klangeigenschaften des jeweiligen Mikro-Typs?
das hast du korrekt erkannt - aber genau um diese Nuancen und die spezifischen Klangeigenschaften geht es dann.
Ein Neumann U87 klingt halt nunmal so wie ein U87. Und nicht wie ein Shure oder AKG xyz.
 
Harry schrieb:
das hast du korrekt erkannt - aber genau um diese Nuancen und die spezifischen Klangeigenschaften geht es dann.
Ein Neumann U87 klingt halt nunmal so wie ein U87. Und nicht wie ein Shure oder AKG xyz.

und es gibt tatsächlich leute, die anhand von ein paar aufnahmen sagen können mit welchem mikro aufgenommen wurde?
 
Reaper's Ballz schrieb:
und es gibt tatsächlich leute, die anhand von ein paar aufnahmen sagen können mit welchem mikro aufgenommen wurde?

ich denke es wäre doch sehr gewagt ein bestimmtes Mikrofon eindeutig aus einer fertigen Prduktion heraushören zu wollen. Aber die klangliche Güte jedes einzelnen Teiles ist natürlich für das Gesamtergebnis entscheidend. Desweiteren kann die Übertragungscharakteristik eines Mikrofons eben sehr gut eine bestimme Stimme (z.B) zur Geltung bringen, und sich besser als bei manch einem anderen Mikrofon in das angestrebte Gesamt-Klangbild einfügen.

ich höre z.B. auch nicht raus, ob eine Gitarre ein Ebenholzgriffbrett, oder eins mit Ahorn hatte, ob die Saiten durch den Korpus geführt werden, oder der Hals durchgehend ist. Dies gelingt mir nicht einmal bei einer einzelnen Gitarre wirklich (ich höre zwar teilweise den Unterschied, aber mit geschlossenen Augen zu sagen, welche Gitarre jetzt welche Features hat :redface: ), auf einer CD ganz bestimmt nicht. Dennoch sind das Faktoren die den Sound prägen, und die vielen Gitarristen wichtig sind
 
Reaper's Ballz schrieb:
und es gibt tatsächlich leute, die anhand von ein paar aufnahmen sagen können mit welchem mikro aufgenommen wurde?
solche Cracks soll es geben ;)
dräng mich jetzt nicht, aber im Web gibt es einige Links wo dieselbe Schallquelle mit unterschiedlichen Mikros aufgenommen wurde. Und da ist es selbst für uns "Amateure" zu hören.*
Mehr noch: wenn du mal die Gelegenheit hast zu Musik Produktiv auf die Hausmesse zu gehen da kannst du mal den ein oder anderen Workshop besuchen, wo du sogar live ganz gut die unterschiedlichen Charakteristika gleichwertiger Mikrofone hörst.
Letzes Jahr im November war z.B. ein Drum-Workshop mit Mikrosets unterschiedlicher, amtlicher Hersteller. Per Knopfdruck wurde dann auf das jeweilige Set umgeschaltet. Die Unterschiede waren schon sehr beeindruckend.
Nicht unbedingt besser oder schlechter - einfach anders.

*gugsch du mal hier z.B.:
http://www1.keyboards.de/magazine/m0304/403086wp.html
 
Harry schrieb:
solche Cracks soll es geben ;)
dräng mich jetzt nicht, aber im Web gibt es einige Links wo dieselbe Schallquelle mit unterschiedlichen Mikros aufgenommen wurde. Und da ist es selbst für uns "Amateure" zu hören.

Das man bei ansonsten gleichen Voraussetzungen und einem einzigen aufgenommenen Signal verschiedene Mikrofone unterscheiden kann glaube ich sofort. Aber mich würde es doch ernsthaft beeindrucken wenn mir jemand bei einer fertigen Produktion die verwendeten Mikrofone heraushören kann. Ich will nicht sagen das es nicht möglich ist, aber es würde mich doch wirklich erstaunen und beeindrucken
 
wary schrieb:
Das man bei ansonsten gleichen Voraussetzungen und einem einzigen aufgenommenen Signal verschiedene Mikrofone unterscheiden kann glaube ich sofort. Aber mich würde es doch ernsthaft beeindrucken wenn mir jemand bei einer fertigen Produktion die verwendeten Mikrofone heraushören kann. Ich will nicht sagen das es nicht möglich ist, aber es würde mich doch wirklich erstaunen und beeindrucken
wir wollen das natürlich nicht runterbrechen auf eine Situation ähnlich wie bei "Wetten dass". Aber es ist schon so, dass eben bestimmte Neumänner sich z.B. von AKGs unterscheiden lassen. So meinte ich das.
 
silentb schrieb:
Die Unterschiede in den Aufnahmen sind aber wirklich nur Nuancen. Ich bin mir sogar nicht ganz sicher, ob da wirklich etwas ist oder ich mir nur einbilde, da wäre ein Unterschied.
Den Unterschied hörst du da schon, aber es sind sicher mehr Nuancen. Gitarre ist nicht so komplex meiner Meinung nach, perkussive (Becken, Shaker...) und pegelstarke Signale (Bläser) sind "schwieriger".

Hier gibt's auch noch viel Stuff:

www.echochamber.ch/miktest.htm
www.echochamber.ch/booth.htm

Da sind die Unterschiede auch mal größer. Aber was nachher letztendlich besser ist (Mix, Mastering) weiß man vorher eher nicht unbedingt... ;-)
 
Und dann kommt auch noch der Geschmack ins Spiel. Ich finde z.B. das U 47 ob Neumann oder Telefunken immer noch das am besten klingenste Mikro aller Zeiten. Auch noch vor C 12 und Elam 251 und den modernen Braunern.
 
Es gibt da ja auch noch so Kleinigkeiten wie Signal-Rauschabstand, Frequenzabhängige Richtwirkung, maximaler Schalldruck, nichtlineare Verzerrungen, Frequenzgangabweichung, modularer Aufbau (wechselbare Kapseln z. B.), Quellkapazität, variable Phantomspannung etc. - alles objektive Qualitätsmerkmale, die noch niemand erwähnt hat. Es ist hier zu erwähnen, daß die teureren Mikrofone hier keinesfalls immer die die besseren Daten haben, insbesondere wenn man z. B. Großmembranen mit Kleinmembranen vergleicht.
 
Das hast Du recht Erdie. Z.B. werden die Mikros von Schoeps außerhalb der Klassik- und Rundfunkszene unterschätzt.
 
Wahrscheinlich würden mich manche jetzt dafür standrechtlich erschiessen wollen, aber ich bin der Ansicht, daß es möglich wäre, gute und brauchbare Gesangsaufnahmen im Rock/Pop Bereich mittels Nahemikrofonierung mit einem Schoeps zu machen. Wenn der Klang zu neutral ist und den ähstetisch Anforderungen nicht genügt, könnte man mit EQ und Effekten nachhelfen. Ein Problem sähe ich da nur: Niemand würde so ein kleines Stäbchen vor dem Mund akzeptieren wollen :rolleyes:
 
Erdie schrieb:
Wahrscheinlich würden mich manche jetzt dafür standrechtlich erschiessen wollen, aber ich bin der Ansicht, daß es möglich wäre, gute und brauchbare Gesangsaufnahmen im Rock/Pop Bereich mittels Nahemikrofonierung mit einem Schoeps zu machen. Wenn der Klang zu neutral ist und den ähstetisch Anforderungen nicht genügt, könnte man mit EQ und Effekten nachhelfen. Ein Problem sähe ich da nur: Niemand würde so ein kleines Stäbchen vor dem Mund akzeptieren wollen :rolleyes:


Beispiel:

Eine Aufnahmesession in Hamburg. Die Sängerin bekommt ein U87 hingestellt, es klingt auch ganz ordentlich, etwas EQ und Hall dazu, durchaus brauchbar.

Da das unbearbeitete Signal zwar ordentlich aber nicht optimal klang haben wir alternativ andere Mikros davorgestellt. Das beste war dann das Sennheiser MKH20, Kleinmembran, Kugel. Die Stimme der Sängerin klang damit wirklich vom feinsten. Dann nach Effekte drüber und das Ergebnis war excellent.

Dies soll nun keine Empfehlung sein immer das MKH 20 zu nehmen, aber eine Empfehlung auch mal verschiedene Mikros auszuprobieren. Das Mikrofon muss zur Stimme passen!
Einfach zu sagen ich nehme Kondensator Großmembran reicht eben nicht.

Gruß Mikroguenni
 
Außer es ist ein U 47 ! :) :) :)
 

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