Natürlich wäre es lehrreich wenn ich das alles könnte, aber es macht mir einfach keinen Spass, hab ich alles ausprobiert.
Dann entgeht Dir eigentlich der größte Spaß beim Musizieren: Die Mitmusiker durch die eigene Begleitung zu inspirieren und ins Gespräch mit ihnen einzutreten. Für mich gibt es fast nichts schöneres als genau das. Das sind diese subtilen kleinen Sachen: Du greifst einen Rhythmus des Solisten auf, phrasierst mit ihm zusammen, der Solist merkt das und greift wiederum Deinen Impuls auf und mach etwas neues draus. So entstehen die schönsten Gespräche, ausschließlich mit Tönen geführt. Für mich sind das die Highlights des Musikmachens, und ich finde es immer Schade, wenn der Gitarrist in meinem Klavier-Solo aufhört zu begleiten. Ich spiele besser und mir fallen interessantere Sachen ein, wenn mich jemand begleitet, weil ich daraus Inspirationen schöpfen kann. Man darf natürlich nicht mit der Brechstange begleiten, sondern muß sich dem Solisten anpassen. Man muß auch jeden Solisten anders begleiten. Gerade das finde ich immer wieder spannend und bereichernd: Wie muß ich den Saxophonisten A begleiten, wie den Saxophonisten B? Was bei dem einen klappt, kann bei dem anderen voll nach hinten losgehen. Mir würde etwas fehlen, wenn ich nicht begleiten könnte. Sogar wenn ich auf Jamsessions ab und zu mal Saxophon spiele, spiele ich auch immer mit einem anderen Blasinstrument zusammen Backing-Linien hinter einem Solo. Das klingt toll und macht Spaß, wenn man so etwas aus dem Stegreif improvisieren kann.
Ich habe Lionel Hampton 2x live gesehen, Milt Jackson (mit MJQ) und Gary Burton mit (Chick Corea) je 1x. Die haben eigentlich alle immer wieder mal begleitet. Auch mit 2 Schlägeln kann man mehr als 2-stimmige Akkorde spielen, wenn man arpeggiert. Ich denke da z.B. an die schönen Aufnahmen, die Milt Jackson mit Sonny Stitt gemacht hat. Das Vibraphon hat da einfach einen einzigartig schönen Klang, wenn es Akkorde spielt, und mit Arpeggien kann man auch die ganzen wunderbaren Tensions und Alterationen spielen. und gleichzeitig auch en schönes Beispiel dafür, das Klavier und Vibraphon gleichzeitig begleiten können, wenn sie einander zuhören:
View: https://www.youtube.com/watch?v=ji4jXmxhXoU
Gary spielt natürlich mit 4 Schlägeln immer ganze Jazzvoicings. Ein Paradebeispiel, wie er hier durch seine Begleitung Chick den Klangteppich legt, damit der sich auf die Sololines konzentrieren kann und gleichzeitig links Basslines reinspielen kann, ohne das die Akkordfläche wegbricht:
View: https://youtu.be/15IHNYq6stw?si=pbgUrizEszPLBSc5&t=400
Wenn ich ein Vibraphon hier stehen hätte, würde für mich gar kein Weg daran vorbeiführen, die 4-Schägel-Technik mit Burton-Grip zu erlernen. Das macht doch erst den fetten Sound und ermöglicht die schönen Voicings!
Viele Grüße,
McCoy