Vertikale Improvisation = nutzlose Einschränkung?

  • Ersteller Tom1979
  • Erstellt am
Aber was machst Du, wenn Du mal das Solo eines anderen Musikers begleiten sollst?
mach ich eigentlich nicht. Ich finde Vibraphon ist dazu auch nicht gut geeignet. Am Klavier kann man so schöne Sachen machen und ich beneide die Pianisten, wie sie tolle Sachen spielen, als Begleitung. Ich habe mal in einer Band gespielt und der grösste Teil war Begleitung, hab dann halt Zweiklänge und gebrochene Akkorde auswendig gelernt. War sehr langweilig und es wirkt auch nicht richtig. Was geht ist eine Sängerin begleiten, da kann man auch schöne Skalen... spielen, eher so wie ich sonst spiele. Ich halte auch nicht viel vom 4 Schlägelspiel, weil man damit dynamisch nicht sein volles Potential ausschöpfen kann. Natürlich wäre es lehrreich wenn ich das alles könnte, aber es macht mir einfach keinen Spass, hab ich alles ausprobiert.
 
mach ich eigentlich nicht. Ich finde Vibraphon ist dazu auch nicht gut geeignet....
Du könntest auch mit nur zwei (statt der vier) Schlegel begleiten:
Bud Powell Voicings
1763415411853.png


Gruß Claus
 
@Claus,
Danke für den Tipp, 3rd/7th mach ich auch so. Es ist halt mehr notwendiges Übel als Freude, weil ich es eher langweilig finde. Ich denk ich krieg schon irgendwas vernünftiges hin, das ist jetzt nicht so schwierig wenn man die Akkorde kennt und ein bisschen Gefühl fürs Stück hat. Das muss ich aber nicht explizit regelmässig üben, sondern lerne es speziell, falls ich ein Stück aufführen würde. Ich möchte dann aber auch die Stücke ganz auswendig können, damit ich nicht irgendwelche Takte zählen muss oder Leadsheets lesen.
 
Natürlich wäre es lehrreich wenn ich das alles könnte, aber es macht mir einfach keinen Spass, hab ich alles ausprobiert.
Dann entgeht Dir eigentlich der größte Spaß beim Musizieren: Die Mitmusiker durch die eigene Begleitung zu inspirieren und ins Gespräch mit ihnen einzutreten. Für mich gibt es fast nichts schöneres als genau das. Das sind diese subtilen kleinen Sachen: Du greifst einen Rhythmus des Solisten auf, phrasierst mit ihm zusammen, der Solist merkt das und greift wiederum Deinen Impuls auf und mach etwas neues draus. So entstehen die schönsten Gespräche, ausschließlich mit Tönen geführt. Für mich sind das die Highlights des Musikmachens, und ich finde es immer Schade, wenn der Gitarrist in meinem Klavier-Solo aufhört zu begleiten. Ich spiele besser und mir fallen interessantere Sachen ein, wenn mich jemand begleitet, weil ich daraus Inspirationen schöpfen kann. Man darf natürlich nicht mit der Brechstange begleiten, sondern muß sich dem Solisten anpassen. Man muß auch jeden Solisten anders begleiten. Gerade das finde ich immer wieder spannend und bereichernd: Wie muß ich den Saxophonisten A begleiten, wie den Saxophonisten B? Was bei dem einen klappt, kann bei dem anderen voll nach hinten losgehen. Mir würde etwas fehlen, wenn ich nicht begleiten könnte. Sogar wenn ich auf Jamsessions ab und zu mal Saxophon spiele, spiele ich auch immer mit einem anderen Blasinstrument zusammen Backing-Linien hinter einem Solo. Das klingt toll und macht Spaß, wenn man so etwas aus dem Stegreif improvisieren kann.

Ich habe Lionel Hampton 2x live gesehen, Milt Jackson (mit MJQ) und Gary Burton mit (Chick Corea) je 1x. Die haben eigentlich alle immer wieder mal begleitet. Auch mit 2 Schlägeln kann man mehr als 2-stimmige Akkorde spielen, wenn man arpeggiert. Ich denke da z.B. an die schönen Aufnahmen, die Milt Jackson mit Sonny Stitt gemacht hat. Das Vibraphon hat da einfach einen einzigartig schönen Klang, wenn es Akkorde spielt, und mit Arpeggien kann man auch die ganzen wunderbaren Tensions und Alterationen spielen. und gleichzeitig auch en schönes Beispiel dafür, das Klavier und Vibraphon gleichzeitig begleiten können, wenn sie einander zuhören:


View: https://www.youtube.com/watch?v=ji4jXmxhXoU

Gary spielt natürlich mit 4 Schlägeln immer ganze Jazzvoicings. Ein Paradebeispiel, wie er hier durch seine Begleitung Chick den Klangteppich legt, damit der sich auf die Sololines konzentrieren kann und gleichzeitig links Basslines reinspielen kann, ohne das die Akkordfläche wegbricht:


View: https://youtu.be/15IHNYq6stw?si=pbgUrizEszPLBSc5&t=400

Wenn ich ein Vibraphon hier stehen hätte, würde für mich gar kein Weg daran vorbeiführen, die 4-Schägel-Technik mit Burton-Grip zu erlernen. Das macht doch erst den fetten Sound und ermöglicht die schönen Voicings!

Viele Grüße,
McCoy
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben