Verwirrende Belegung Zweireiher Knopf 1 und 2

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Bellachini
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Hallo, Diatoniker: Brauche Erklärung - diatonische Zweireiher Knopf 1 und 2 im Diskant? Ab 3 ist es meist klar, Durtonleiter auf Druck und Zug. Bei 1 und 2 Unterschiede, warum? Diagramm Schule Dour zeigt beiG/C (G-Reihe) auf 1 H/E + 2 D/Fis sowie C-Reihe E/A + G/H. Schule Pignol/Milleret dagegen 1 = Cis/Es, 2 = D/Fis sowie C-Reihe 1 = Bb/Gis und 2 = G/H. Bei meiner Baffetti ist es umgekehrt auf 1 = Es/Cis bzw. Gis/Bb. Frage: Weshalb gibt es diese Unterschiede auf 1 und 2 bei Zweireihern? Gibt es Vorteile für Spieltechnik oder Musikstile bzw. Tonarten Moll/Dur? Hohner hat vielleicht auch noch andere Belegung? Danke für Erklärungen. Bellachini
 
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Hallo Bellachini,

ich bin zwar kein Diatoniker, aber dass die Unterschiede bei kleinen Instrumenten größer sind als bei größeren, ist doch klar.
Jede Reihe eines diatonischen Instrument ist unvollständig, d.h. es fehlen Töne, die nicht zur Tonleiter gehören, und Töne, die zur Tonleiter gehören, in bestimmten Lagen.
Es ist aber jeder der fehlenden Töne für irgendetwas gut.
Bei mehreren Reihen ist zwar jede Reihe für eine Tonart zuständig. Dennoch findet sich ein Teil der fehlenden Töne einer Reihe in den anderen Reihen.
Wenn man jetzt noch mehr Töne haben will, muss man irgendwo anbauen:
Bei der Clubharmonika eine zusätzliche Reihe, die nicht dem üblichen Schema entspricht und ausschließlich aus den Fehltönen der anderen beiden Reihen besteht, ansonsten, wenn man bei zwei Reihen bleiben will, oben oder unten.
Und wenn man schon Knöpfe anbaut, kann man sich natürlich aussuchen, wie man sie belegt, weil das ältere Schema für die Reihe mit weniger Knöpfen da nichts vorschreibt.
Das sieht man besonders gut beim Bandoneon (Rheinisch oder Einheits-) :
An eine gemeinsame Insel in der Mitte wurden in mehreren Schritten zusätzliche Ringe angebaut, deren Belegung sich nicht an das Schema der Insel hält und teilweise auch nicht an das der anderen Zusatzringe weiter innen.
 
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Bei 1 und 2 Unterschiede, warum?

Ebenso einfache wie unbefriedigende Antwort:
Weil das nicht genormt ist. Da mach jeder, was ihm gerade in den Sinn kommt.


Ich hatte lange überlegt, was man da Sinnvolles antworten könnte. Nun, da @Arrigo sich zu Wort gemeldet hat, habe ich nun auch "Mut gefasst".

Du sprichst ja von Yann Dour und Milleret-Pignol, was ja eindeutig in die frazösische Bal-folk-Szene weist.
Und diese Instrumente sind ja auch wieder eine spezielle Untergattung mit besonderen Eigenschaften.

So gesehen hast Du also Glück, weil der "normale" Knopfbereich sehr einheitlich und streng schematisch ohne jegliche Ausnahme aufgebaut ist.
Unregelmäßigkeiten wie den Gleichton bei Clubharmonika und Steirischen gibt es nicht und der selbst die höchsten Töne gehorchen streng dem Schema, sogar "ganz oben".
Durch die siebenstufigen Tonleitern und generell den Dur-Dreiklangstönen auf Druck hat man zwangsläufig (3 Töne auf Druck gegen 4 Töne auf Zug) von Oktave zu Oktave eine Verschiebung, die am Ende der Skala zu einer Lücke führt:
Neben wir die erste Reihe in G-Dur (11 Knopfe): Der Grundton Sol liegt auf Knopf 9 (Druck), das La danach (Zug) schon auf Knopf 11 (Ende der Fahnenstange), Si ist Knopf 10 (Druck) und das Do ist dann nirgends mehr zu finden (auch nicht in der 2. Reihe) - Lücke!, denn als nächster Ton kommt dann erst wieder das Ré auf Knopf 11 (Druck)
(probier's aus!).
Beim Club-System beispielsweise wurde diese Lücke geschlossen, damit man (bei Benutzung beider Reihen) lückenlos bis zum Ré (D) durchspielen kann. Dafür musste aber das regelmäßige Belegungsschema durchbrochen werden.

Also: die Franzosen haben viel strengere Regeln (passend zu ihrer Grammatik, deshalb ist Französisch auch "leichter" als Englisch).

Selbst der von Dir bemängelte Knopf 2 ist doch überall gleich belegt - jedenfalls in allen mir gerade bwewussten Fällen.

Ausnahmen gibt es nur für den 1. Knopf jeder Reihe. Da macht jeder, was er will:

Der 1. Knopf
der jeweiligen Reihe ist entweder auch streng nach Standard belegt (système "continental"), da gibt es also keinerlei chromatischen Zusatztöne.
Oder der 1. Knopf ist mit irgendwelchen chromatischen Hilfstönen belegt.
Was man so in G-Dur oder C-Dur brauchen könnte, ist beispielsweist ein B (für Dominantseptakkord C7 von G-Dur) oder ein Cis für A-Dur oder ein Gis für E-Dur (den E-Dur-Akkord gibt es ja sogar im Bass!).
Bei 12-bässigen Ausgaben kann auch ein Es-Dur- oder B-Dur-Akkord dabei sein.

Ach, es kommt eben drauf an.
Wenn man den "Dritten Mann" in G-Dur spielen will, braucht man eben noch ein Dis/Es und in C-Dur ein Gis/As.
Für "Für Elise" benötigt man auch ein Dis/Es.
Das sind natürlich keine typisch französisch-betretonisch-belgischen Lieder, aber den einen oder anderen chromatischen Zwischenton kann man schnell mal brauchen.
Das Club-System in Miminal-Ausbau (Club-Erica/Erika) bietet auf G/C umgerechnet und übersetzt genau die Zusatztöne Do# Mib Sol# La Sib, die auch in den französischen Instrumenten auftauchen. Nur eben mal hier, mal dort. Oder auch mal nicht.

Das ist ja eine überschaubare Szene, es ist besonders viel Handarbeit und es wird wohl auch viele Einzelanfertigungen geben, zumindest für so manchen Meister-Diatoniker.

Abschweifung

Bei jedem Auto ist der Warnblinkknopf woanders.
Und früher manchmal auch überhaupt nicht vorhanden (bei der Heckflosse war das noch eine Sonderausstattung!).


Vive la différence ! :rolleyes:

Torsten
Viele Grüße
Torsten
 
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bei der Heckflosse war das noch eine Sonderausstattung!
Gab es ab Werk, auch als Sonderausstattung, noch lange nicht. Mußte man aus dem Zubehörhandel nachrüsten. Stimmplatten zum Umrüsten gibt es immerhin bei jedem Hersteller.
 

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