Vibrationsmessungen an E-Bässen

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Von einem Bekannten habe ich Vibrations-Sensoren bekommen. Also habe ich drei verschiedene E-Bässe abgeklopft, nachdem die Saiten entfernt waren. Ein alter Fender P-Typ mit 42mm-Hals, ein moderner mit kleiner Kopfplatte in 2x2-Anordnung, 38mm-Hals geschraubt, und ein 80er-Jahre headless-Modell, 40mm-Hals durchgehend.

Ergebnis: Der Fender lag in seiner Grundresonanz einen Halbton unter dem "E", der moderne genau (!) drauf, der headless 1 1/2 Ganztöne drüber. Aber es blieb ja nicht bei den Grundresonanzen. Zu jedem 'dead spot' der Bässe konnte ich die passende Resonanz finden!

Einer der Vibrationssensoren war an verschiedenen Positionen am Hals angebracht, ein weiterer zum Vergleich an der Brücke. An der Brücke waren die Vibrationen im Vergleich zum Hals immer praktisch Null.

Also scheint es wohl einen Zusammenhang zwischen 'dead spots', speziellem Klang (Obertöne) in bestimmten Bereichen und dem Rumeiern des Halses zu geben. Der Body scheint praktisch gar keinen Einfluss zu haben (Tonholz?!).

Soweit, so kalter Kaffee. Ein besonders steifer und/oder leichter Hals hilft im Prinzip nichts, weil man damit die "komischen" Stellen nur auf dem Griffbrett verschiebt. Ausser man macht den Hals gleich mehrfach steifer als heute üblich.

Was mir aber aufgefallen ist, die Dämpfung der Resonanzen macht eine Menge aus. Das Abpolstern der Kopfplatte hat die Resonanzen nicht verschoben. Aber die Intensität der jeweiligen Resonanz nahm deutlich ab, und damit stand der Ton dann auch viel länger! Der Grund ist wohl, dass die Resonanz in Gegen-Phase zur Saite schwingt.

Müsste man dann nicht Hälse so aufbauen, dass sie stärker dämpfen? Weiß jemand von entsprechenden Versuchen? Ich könnte mir einen Hals aus einem Komposit von Carbon und Nomex vorstellen ...
 
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Spannende Geschichte!
Es gibt auf jeden Fall komplette Karbon Hälse (zB Status, Moses...)
Kannst du die Nummer etwas detaillierter Aufbereiten? Bilder vom Aufbau, vll Messergebnis etc... Ich finds immer wieder spannend sich dem subjektiven Thema Sound wissenschaftlich zu nähern und so manche Binsenweisheit zu widerlegen.
 
... komplette Karbon Hälse ... Bilder vom Aufbau, vll Messergebnis etc... Ich finds immer wieder spannend sich dem subjektiven Thema Sound wissenschaftlich zu nähern und so manche Binsenweisheit zu widerlegen.

Die Messungen muss ich noch mal wiederholen. Der Fender ist noch wieder in Arbeit, dauert.

Karbon ist out, klingt so kohlig *G* Der Bär steppt ja nicht gerade in der Bastelecke. Und wenn, dann wird die abermillionste Kopie des bekannten Designs in immer neueren Holzkombination geschnitzt und pflichtschuldig abgefeiert. Mal schaun', ob ich hier überhaupt richtig bin ;-)
 
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Ein besonders steifer und/oder leichter Hals hilft im Prinzip nichts, weil man damit die "komischen" Stellen nur auf dem Griffbrett verschiebt. Ausser man macht den Hals gleich mehrfach steifer als heute üblich.
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Es gibt aber doch Bässe, die keine Dead Spots aufweisen. Sogar mit Hals aus Holz.

Da Du die Saiten abgenommen hast: der Stress, den Saitenzug und Trussrodspannung auf den Hals ausüben, ist nicht vernachlässigbar (siehe z.B. auch Hayes, M., 2015: "Finite element analysis of guitar neck").

Ich denke, ob Du hier richtig bist, hängt von Dir ab. Du siehst ja, Interesse ist da. Zumindest eine Darstellung des Versuchsaufbaus und der Messergebnisse wäre schon mal interessant gewesen.

Aber, dann geh' das Thema doch ernsthaft an. Entwickle einen standardisierten Versuchsaufbau, der reproduzierbare Ergebnisse liefert. Mache eine Finite Elemente Simulation (z.B. it Comsol Multiphysics, oder ähnlich leistungsfähiger Software) mit der Du die Messungen im Modell abbildest. Optimiere Dein Modell bis Du die von Dir gewünschten Ergebnisse erzielst, baue es nach und höre, wie es klingt.

Grüße, Pat
 
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Es gibt aber doch ...

Ich zeige demnächst dann mal meine Fender-Restauration, richtig lecker. Für mich stand die Frage im Raum, ob ich den Hals kleben soll. Braucht aber nicht, weil das einfach keinen Unterschied macht. Löst man die Schräubchen ein bisschen, klappert es, was dämpft, und die "komischen" Stellen etwas entschärft. Aber das ist ja auch keine Lösung. Kleben macht's wenn überhaupt mit Effekt eher schlechter.

Mit komischen Stellen meine ich die, bei denen der Grundton lang genug steht, sodass sein schnelles Verschwinden gehörlich echt auffällt. Bei dem Eumel hier steht dann nur noch die dritte Harmonische, die zweite ist durch die Tonabnehmerposition eh unterdrückt, klingt "bumuhiiieeeeee". Das wirkt musikalisch richtig übel. Ein kurzes "buff" wäre mir schon lieber.

Noch ein Wort zur zitierten FEA von Hayes. Spannstab (trussrod): weggelassen! Trotzdem sieht der Autor die simulierte Durchbiegung als Bestätigung, weil sie der üblichen wegen Spielbarkeit entspricht - nur hier ohne Spannstab?! Stimmmechaniken: wohl bedeutungslos in Bezug auf den Untersuchungszweck, nämlich warum bricht ein Hals an der Nuß (nut, so sorry), aber doch voll modelliert. Die Simulation ist auch gar nicht dynamisch, sondern statisch.

Papero, du kannst mir ja mal erklären, was die Simulation erklären soll. Ich habe sie nur überflogen. Ich nehm' mal an, würde ich was substanzielles produzieren, würde das auch einfach so weggefrühstückt. Ich würd' mal sagen, lohnt nicht. Lieber Fender sammeln.
 

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