Vorsingen Hochzeit

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Hallo Leute,

in etwas mehr als zwei Wochen heiratet meine beste Freundin :) Zusammen mit noch drei anderen Mädels aus dem Chor, in dem wir alle gemeinsam singen, werde ich (bzw. wir) während der Trauung zwei Lieder mit Klavierbegleitung vorsingen. Meine Freundin wünscht sich "the rose" und "the lord bless you and keep you" - beides tolle Lieder, wie ich finde. Vom technischen Aspekt auch kein Problem für mich, nur: ich bin jedes Mal so bewegt, wenn ich singe, dass ich manchmal ein paar Takte aussetzen muss, weil ich kurz davor bin, loszuheulen. Und das schon nur beim Üben! Nicht wegen dem Lied an und für sich, aber es ist die beste Freundin und da passiert natürlich was mit einem. Ist ja auch was schönes, irgendwie ;)

Sonst kann ich mich ja hinter der Kamera verstecken, aber in dem Moment "muss" ich funktionieren - grade, oder vor allen Dingen wegen der Stimme. Wenn ich aber so bewegt bin, "jodel" ich mehr, als das ich singe, weil ich die Tränen zurückdrücken muss :redface:. Meine Freundin wünscht sich keinen perfekt gesungenen Auftritt, das weiß ich. Ihr geht es um die Freude, und um den tollen Moment. Trotzdem ist es schon irgendwie peinlich, wenn man vor knapp 80 Leuten dasteht, singt und plötzlich heult oder jodelt…

Deswegen meine Frage: habt ihr irgendwelche Tricks und Tipps wie man das vermeiden kann? Ich versuch schon die ganze Zeit an saure Gurken und faule Eier zu denken… oder in dem Moment wo ich singe, mich hauptsächlich auf die technischen Aspekte zu konzentrieren… so nach dem Motto: "jetzt sing ich dorthin… jetzt dahin…"… aber wenn schöne, melodische Spannungsbögen kommen… dann bin ich weg vom Fenster.

Wie macht ihr das?

Vielen Dank,
Michaela :)
 
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Hi,

es ist zwar bei weitem nicht der gleiche (und vor allem kein schöner) Anlass, aber es geht auch um Kirche und das "In den Griff kriegen" starker Emotionen beim Singen. Vielleicht ist ja ein Tipp dabei:

https://www.musiker-board.de/plauderecke-voc/389323-auf-beerdigung-singen-argh.html

Danke, Antipasti :)

Hab auch schon was passendes gefunden, was mir vielleicht helfen könnte: "Mein spezieller Trick um Emotionen auszublenden: Ich mache die Situation zum Filmset. Ich stelle mir also vor, das alles seien nur Schauspieler und Kulissen und ich muss jetzt halbwegs echt rüberkommen, damit der Regisseur nicht meckert. Auf die Weise sind nach aussen hin genug Emotionen da, dass ich nicht kalt wirke, aber ich habe sie unter Kontrolle. Keine Ahnung wie gut du das hinbekommst, bei mir funktioniert es jedenfalls."

…plus Gesichter ausblenden, bzw. irgendeinen Punkt im Raum fixieren… auch das könnte helfen. Woll'ma mal's beschte hoffen :)
 
Devasya, nimm das, was dir am besten hilft. Wenn es das Filmset ist, dann kannst du die Vorstellung für künftige Auftritte noch ausbauen. Irgendwann hat sich das so weit automatisiert, daß du deine Stimme jederzeit führen kannst, ohne Zittern und Wackeln.

Ich denke, wir gehen alle sehr individuell mit dem Problem um, es gibt daher kein Patentrezept.
Wobei ich es wesentlich einfacher finde, bei einer Trauung zu singen. Das ist ein freudiger Anlaß. Ich denke dann immer (an die Brautleute und ihre Gäste gerichtet): es ist ein schöner Tag, und ich mache euch das jetzt zum Geschenk.
Aber es gibt einfach Songs, die lösen so starke Emotionen aus (und auch das ist individuell), daß man richtiggehend lernen muß, sie unter Kontrolle zu bekommen.
 
Wenn Du das nächste Mal übst, versuche einmal, nicht auszusetzen, sondern die Tränen einfach laufen zu lassen. Man kann singen damit, solange man nicht schluchzen muss.

Ich singe zuhause manchmal ein Lied von BAP/Schmidbauer (ich singe die Schmidbauer-Version), "Nach Gulu". Das öffnet mir regelmäßig die Schleusen. Auf dem Mitschnitt der Übung hört man das aber nicht. Wir haben auch mit dem Chor mal bei einer Veranstaltung von der Ortsgruppe von AI ein Trauerlied gesungen, das wurde komponiert in dem Jahr, als meine Mutter starb, in dem Ort, wo sie starb. Blöderweise stand die Jahreszahl unten auf dem Blatt. Boah! Da waren schon die Proben der Hammer. Die Veranstaltung war generell nicht einfach zu singen. Alle Anwesenden hatte immer wieder verdächtig glitzernde Augen.

Eine Hochzeit ist auch sehr Gefühls-beladen, aber doch ein schöner Event. Vielleicht hilft es Dir auch, Dich wirklich auf die Freude und Dankbarkeit zu fokussieren und die Rührung mal kurz beiseite zu stellen. Und finde es um Himmels Willen nicht peinlich, wenn Du heulen musst! Ich weiß nicht, wer je mit dem Schmarren von "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" und "Gefühle zeigt man nicht" angefangen hat, aber es macht mich zunehmend wütend. Da soll man als Sängerin authentisch sein und dürfte aber keine Rührung zeigen? Big bullshit! Sie so weit im Griff zu haben, dass man noch singen kann, reicht völlig. Tränen, die herablaufen, stören nicht beim Singen. Zurückhalten der Tränen schon, das blockiert.
 
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Ich denke, wir gehen alle sehr individuell mit dem Problem um, es gibt daher kein Patentrezept.
Wobei ich es wesentlich einfacher finde, bei einer Trauung zu singen. Das ist ein freudiger Anlaß. Ich denke dann immer (an die Brautleute und ihre Gäste gerichtet): es ist ein schöner Tag, und ich mache euch das jetzt zum Geschenk.
Aber es gibt einfach Songs, die lösen so starke Emotionen aus (und auch das ist individuell), daß man richtiggehend lernen muß, sie unter Kontrolle zu bekommen.

Ja, das stimmt. Es ist eine individuelle Sache und ich finde es auch beiweitem (!) einfacher, auf Trauungen zu singen, als auf Beerdingungen. Nur ist es in diesem Moment eine "persönliche Sache". Meine Freundin ist fast wie eine Schwester für mich, ich kenne sie im Prinzip seit meinem "ersten Atemzug" und wenn man dann sieht und mitbekommt, wie sie sich entwickelt, ihren Schatz findet, Mutter wird und eine eigene Familie gründet… das bewegt und ist wunderschön.

Ich muss aber auch dazu sagen, dass mich vor allen Dingen das Lied "the lord bless you and keep you" stark bewegt, da mein Opa (eigentlich Papa) vor zwei Monaten ganz plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben ist. Und auch wenn ich nicht an Gott glaube… aber wenn ich dann so Zeilen singen muss, wie: "the lord lift up the light"… oder dann, gegen Ende: "and give you peace"… "amen"… verbunden mit diesem wunderbaren crescendo und der Höhe, die man fast schon im dolce singen sollte… dann haut mich das um. Da muss ich gucken, das Eine vom Anderen unbedingt zu trennen und es nüchtern und auch ein bisschen oberlächlich zu betrachten… ich glaube, die Situation des "künstlich erschaffenen Filmsets" wird mir da ganz gut helfen… denn wie gesagt: das g2 sollte wirklich schön weich und sanft sitzen, und weder quietschen noch wackeln oder irgendwelche unliebsamen Wellen schlagen ;)

Aber irgendwie auch schön zu lesen (und zu sehen), dass man mit dem Problem nicht ganz alleine ist…
 
Ich würde da vielleicht auch nicht ohne Tränen durchkommen, aber mal ganz abgesehen von der Möglichkeit, das zu unterdrücken: Die meisten Zuhörer werden nicht viel merken, wenn bei einem Quartett mal jemand aussteigt oder weniger kontrolliert singt.

Wir haben - zugegeben, bei einem Kneipengig - mal die Instrumente getauscht (Percussion -> Blockflöte, Gitarre 1 -> Gesang, Gitarre 2 -> Percussion, Gesang -> Gitarre). Ein Teil der Leute, die keinen guten Blick auf die Bühne hatten, haben das nicht gemerkt, obwohl wir alle ziemlich gut an unseren normalen Instrumenten waren und nur rudimentäre Kenntnisse an unseren "Alternativ"- Instrumenten hatten...
 
Und auch wenn ich nicht an Gott glaube… aber wenn ich dann so Zeilen singen muss, wie: "the lord lift up the light"… oder dann, gegen Ende: "and give you peace"… "amen"… verbunden mit diesem wunderbaren crescendo und der Höhe, die man fast schon im dolce singen sollte… dann haut mich das um.

Auch Atheisten haben haben Gefühle ;)
Ich habe mit Glauben rein gar nichts am Hut und finde trotzdem, daß manche religiösen Lieder wunderschön und anrührend sind. Mit einer Schülerin üben wir gerade Schuberts Ave Maria, weil sie das auf der Hochzeit ihrer Freundin in der Kirche singen soll. Und ich muss zugeben, das ist ein schönes, ergreifendes Lied, bei dem einem schon die Tränen kommen können. Sie hatte zuerst sogar die Befürchtung, daß sie es zu emotionslos singen könnte, weil sie ebenfalls nicht gläubig ist. Ich sagte ihr dann, daß man die Maria in diesem Liedtext auch als Synonym für eine liebevolle Mutter sehen kann, die man in einer schwierigen Lage um Hilfe und Beistand bittet. So wie mir meine Mutter früher des öfteren aus der Patsche geholfen hat und das auch heute noch tun würde.
Mit dieser Vorstellung kommen wir zwei Unreligiösen gut klar und meine Schülerin singt es mittlerweile recht schön.
 
denn wie gesagt: das g2 sollte wirklich schön weich und sanft sitzen, und weder quietschen noch wackeln oder irgendwelche unliebsamen Wellen schlagen ;)

Es sollte, gewiss. Aber ich bin mir sicher, dass das Publikum Dir einen Wackler in dieser Situation gerne verzeihen wird. Selbst die, die das mit Deinem Opa nicht wissen.
 
Wenn Du das nächste Mal übst, versuche einmal, nicht auszusetzen, sondern die Tränen einfach laufen zu lassen. Man kann singen damit, solange man nicht schluchzen muss.

Ja, das versuche ich bereits. Einfach weiterzumachen, egal was kommt - und immerhin bekomme ich den ersten Teil so langsam hin.

Eine Hochzeit ist auch sehr Gefühls-beladen, aber doch ein schöner Event. Vielleicht hilft es Dir auch, Dich wirklich auf die Freude und Dankbarkeit zu fokussieren und die Rührung mal kurz beiseite zu stellen. Und finde es um Himmels Willen nicht peinlich, wenn Du heulen musst! Ich weiß nicht, wer je mit dem Schmarren von "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" und "Gefühle zeigt man nicht" angefangen hat, aber es macht mich zunehmend wütend. Da soll man als Sängerin authentisch sein und dürfte aber keine Rührung zeigen? Big bullshit! Sie so weit im Griff zu haben, dass man noch singen kann, reicht völlig. Tränen, die herablaufen, stören nicht beim Singen. Zurückhalten der Tränen schon, das blockiert.

Natürlich ist es nicht schlimm, seine Gefühle zu zeigen, da geb ich dir absolut Recht :) Vielleicht war "peinlich" auch das falsche Wort dafür, aber es fühlt sich komisch an, vor versammelter Mannschaft "die Kontrolle zu verlieren", bzw. zu spüren, dass da etwas mit einem passiert, dass man nicht mehr steuern kann. Ja, das Zurückhalten der Tränen blockiert, das merk ich selber. Nicht nur, dass der Ton ab und zu "ganz aussetzt", ich muss mich dann auch immer wieder, was Maske. usw. anbelangt, "neu finden". Bei den tieferen Tönen ist das nicht so schlimm, aber wenn das direkt in der Höhe passiert, wär's schon schade.
 
Naja gerade auf einer Hochzeit wo doch normalerweise eh Tränen ohne Ende fließen ist das doch nicht tragisch.

Ich habe schon mehrmals (!) erlebt dass eine Soulsängerin sich so in den Song reingesteigert hat dass sie selbst weinen musste.
Eine konnte in einem Konzert nichts mehr halten und hat offen losgeheult - so stark dass sie den Song unterbrechen musste. Und das obwohl der Song nicht mal so richtig traurig war, das war nur ihre Assoziation. Zuschauerreaktion: bestimmt ein gutes Viertel hat selbst angefangen zu flennen weil die Sängerin so starke Emotionen gezeigt hat. Ich habe keinen gesprochen der das in irgendeiner Form unpassend, lächerlich oder doof fand, ganz im Gegenteil. Nach dem was ich so gehört habe, was die Leute darüber sagten, hätte man sich schon fast überlegen können, das zur Masche zu machen. ;-)
Insofern - einfach alles raus. Bei den Songs wird das Publikum da vermutlich auch nicht ganz kühl bei bleiben.
 
Ich habe schon mehrmals (!) erlebt dass eine Soulsängerin sich so in den Song reingesteigert hat dass sie selbst weinen musste.
Eine konnte in einem Konzert nichts mehr halten und hat offen losgeheult - so stark dass sie den Song unterbrechen musste. Und das obwohl der Song nicht mal so richtig traurig war, das war nur ihre Assoziation. Zuschauerreaktion: bestimmt ein gutes Viertel hat selbst angefangen zu flennen weil die Sängerin so starke Emotionen gezeigt hat. Ich habe keinen gesprochen der das in irgendeiner Form unpassend, lächerlich oder doof fand, ganz im Gegenteil. Nach dem was ich so gehört habe, was die Leute darüber sagten, hätte man sich schon fast überlegen können, das zur Masche zu machen. ;-)
Insofern - einfach alles raus. Bei den Songs wird das Publikum da vermutlich auch nicht ganz kühl bei bleiben.

Gegen das "Weinen" selbst hab ich auch nicht wirklich was ;) Es wär nur schade, wenn ich den Ton komplett unterbrechen und neu ansetzen müsste. Das Lied "the lord bless you and ceep you" hat grade am Ende (für mich persönlich) eine wunderbare "Höhepunktsstelle", die sich musikalisch zuerst leicht zuspitzt und dann wie ein leichtes Wellenschlagen langsam wieder abbäumt. Dieser Moment berührt mich sehr - da können auch Tränen fließen, aber dann hoffentlich mit Ton, wenn möglich ;)

- - - aktualisiert - - -

Für diesen Fall legen manche Brautpaare ein hübsches Taschentuch in das Liedheft ;)

Das wär ja mal ne nette Idee :)
 
So, morgen um 11 Uhr ist es nun soweit :)

Bei den Proben mit Klavier ist alles mehr oder weniger gut gelaufen - das Weinen (und Bibbern) waren plötzlich gar kein Problem mehr. Dafür aber mein fehlender Atem - wahrscheinlich wegen (noch) falscher Atemtechnik kombiniert mit Nervosität und Aufregung. Grade bei dem "lord bless you and keep you" kam ich irgendwann in eine richtige "Schnappatmung" rein. Nun denn.

Ich werd euch dann kurz berichten wie's gelaufen ist - mit hoffentlich positivem Ergebnis. Irgendwie freu ich mich sogar ein bisschen auf den Auftritt :)
 
Hals- und Beinbruch ;)
Das wird sicher gut laufen :)
 
Toi toi toi! Und geniess es einfach! :)
 
Sooo, Hochzeit ist nun vorbei und ich glücklich und erleichtert :)

Das Singen hat mehr oder weniger super funktioniert. Die ersten Tränen kamen gleich bei Ankunft der Braut, sodass ich danach beim Singen keine mehr übrig hatte ;)

Die Lieder haben wir auch gut rüberbringen können. Klar war nicht alles ganz so perfekt, aber das Gefühl und die Freude beim Singen waren da - und ich denke, dass das die Leute, inklusive Brautpaar, auch gespürt haben. Sprich: alle Sorgen, die ich mir vorher gemacht habe, sind im Endeffekt dann so gar nicht eingetreten.

Das Einzige, was mich wirklich tierisch (!) genervt hat, war meine zitternde Oberlippe. Grade bei den für mich höheren Tönen hat die Oberlippe gezittert ohne Ende, sodass ich den Ton nur noch mit Müh' und Not in der Maske halten konnte. Ich denk mal, das kam von der Aufregung?! Peinlich war's mir aber trotzdem :redface:

Danke noch'mal für eure netten Zusprüche :)
 
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