warum ist der korpus gewölbt?

  • Ersteller guitar_anfaenger
  • Erstellt am
Das liegt daran, das Orville Gibson schon sehr früh auf die Idee kam, dass es ja einen Grund hat, warum Streichinstrumente, wie Geige, Cello etc. gewölbt sind. Nämlich wegen des besseren Sounds. Also hat er seine "archtops" erfunden, was bei der "hollow body archtop" auch noch sinnvoll war. Bei den "solid bodies" ist es eher wegen des Designs und weil es eben Gibson ist.
A.
 
Mensch, wo sind die Gibson-Geschichte-Kenner des Forums?

Der Grund ist einfach. Als Gibson die Les Paul eingeführt hat, wollte man eben einen "edleren" eindruck erwecken, daher auch die toll gemaserten Decken usw.

Jedenfalls, ach wie praktisch, dass Gibson zu der Zeit eine Fräsmaschine hatte (die Fender und die anderen NICHT hatten) mit der man die Decke eine Wölbung verpassen konnte - da hatte man gleich ein Feature, dass die anderen nicht zu bieten hatten.

Bitte nicht damit kommen, von wegen die Semi-Akustiks hatte dass auch schon, so besonders selten kann die Fräsmaschine nicht gewesen sein, denn:

Die Decke bei der Les Paul muss aus dem vollen gefräst werden, bei einer Semi-Akustik kann man die Decke - eben so wie die Zargen und den Rest des Korpus - biegen, da es u.a. dünnes oder Schichtholz ist.

mfg:D
 
Fassen wir mal zusammen und ergänzen:

-) Bei Hollowbodies ("Jazzgitarren") wurde die gewölbte, violinenähnliche Form aus akustischen Gründen eingeführt - diese Gitarren wurden in den 20er und 30er Jahren hauptsächlich als Rhythmusinstrumente in Jazz- und Swing-BigBands eingesetzt, und normale Flattop-Akustikgitarren waren dafür zu leise - "Archtops" (als Hollowbodies mit gewölbter Decke) sind einfach lauter und perkussiver im Klang, und setzen sich besser im Bandsound durch.
Übrigens: Ursprüngl. wurde auch die elektrische Abnahme von Gitarren für genau diesen Zweck erfunden - Rhythmusspiel in BigBands, die el. Tonabnehmer gab's ja schon für LapSteels/Hawaii-Gitarren - Nebeneffekt: die Gitarre wurde plötzlich auch als Soloinstrument tauglich, einer der ersten, die sie so einsetzten, war Charlie Christian.
Die DOT des Fragestellers basiert auf diesen Archtops/Jazzgitarren, hat aber einen dünneren, kleineren Korpus (da sie wg. elektr. Abnahme nicht mehr akustisch so laut sein mußte), und einen Sustainblock zwischen Boden und Decke (um die Feedbackanfälligkiet von Hollowbodies zu unterdrücken). Eigentlich "müßte" sie keine gewölbte Decke mehr haben, aber einerseits aus Tradition, andererseits aus doch durchaus typischen Klangmerkmalen, baut man auch heute noch Semiakustikgitarren mit gewölbter Decke.

-) Zu den Solidbodies: die müßten keine gewölbten Decken haben, und gewölbte Decken machen hier klanglich (wenn alle anderen Parameter ident sind) keinen Unterschied.
Leo Fender war der erste, der die elektrische Solidbody-Gitarre in weitem Umlauf brachte (es gab zwar ein paar Vorläufer - Bigsby, Rickenbacker, aber die hatten alle keinen Erfolg am Markt), und zwar, indem er seine Verkäufer in Bars und HonkyTonks schickte, wo diese den dortigen Country-Musikern deren Vorzüge anpriesen: relativ billig, robust, auch bei lauter Verstärkung nicht feedback-anfällig - ideal für rauhe Live-Gigs in wilden Country-Bars, und in der Szene war die Telecaster ein sofortiger Riesenerfolg.
DIe "seriösen" Jazz-Musiker, und die alteingessesenen Gitarrenbauer wie Gretsch, Gibson und Rickenbacker nahmen diese "Brettgitarre" dagegen nicht ernst - erst als sie die Verkaufserfolge von Fender bemerkten, wollten sie natürlich auch mitschneiden, und präsentierten eigene Modelle - wie die Les Paul, in der verarbeitungstechnisch und optisch das ganze alte Gitarrenbauerwissen und die Tradition steckte, damit sollten die Gitarren edler werden - Verkaufserfolg war das aber keiner, gegen die Verkaufszahlen von Tele und Strat konnten Gibson und Konsorten nicht anstinken: die Country-Gitarristen und Rock'n'Roller spielten Fender, die Jazzer und die erfolgreichen Rock'n'Roller spielten weiter die alten Hollowbodies - die "edle" Les Paul war ein ziemlicher Flop, der nur von wenigen Gitarristen gespielt wurde - man darf nicht vergessen, das die Les Paul erst im Bluesrock der Mitte/Ende der '60er quasi "wiederentdeckt" wurde, und so richtig erfolgreich war sie erst ab den 1970ern, im Hardrock...
 
Das kann man noch minimal differenzieren. Die (Gibson) Wölbung bei Solidbodies diente nicht nur zur deutlichen abgrenzung zu Fender, zum kenntlichmachen der Gibson Tradition, sondern auch als Strategie weil Fender Probleme gehabt hätte ähnliches überhaupt für den damaligen Massenmarkt zu kopieren. Das zog aber nicht, das merkte man in Nashville bereits 1953/54, daher brachte Gibson seine Gitarren mit einem Stück Fender Style (flache Decke+ einfache Gestaltung) auf den Markt: Les Paul Junior, Les Paul Special.
Anhand der Herstellungszahlen kann man sehr schön ablesen, dass bereits ab 1955, also noch vor der Tune-o-matic Brücke, die Solidbodies mit flacher Decke bei Gibson die Gitarren waren mit denen Geld verdient wurde, aufgrund des hohen Absatzes, vermutlich aufgrund des niedrigeren Preises. Was sich bis heute nur bruchstückhaft geändert haben dürfte, die Studio ergänzt inzwischen die Modellpalette.

Ab 1955 wurden bis einschl. 1960 jährlich immer so um die 3500-max.5000Stck mit flacher Decke hergestellt, die mit gewölbter Decke dümpelten ab 1955 von ~1500 pro Jahr kontinuierlich abwärts.
Auch den ersten Einbruch 1958 bei den "normalen" Paulas, als der "ungewohnte" Humbucker gerade ein Jahr auf dem Markt war ist deutlich zu sehen:
http://www.provide.net/~cfh/shippin4.html
 
ich find es sieht besser aus und man kann damit besser spielen..hab gehört es hat dann mehr druck mit gewölbter decke
 
...und genau da wären wir bei der Frage ob eine LP wegen der gewölbten Decke mehr Druck hat oder weil bei bei denen mit flacher Decke schlichtweg das Ahorn auf der Decke fehlt.. oder gar wegen beidem. Sollte durch die Wölbung, oder eher durch die Ahornholzdicke, in der Mitte mehr Stabilität zwischen eingeklebtem Hals, Steg und Brücke vorhanden sein, die nach außen durch die Wöblung begrenzt wird ist es durchaus möglich, wenn auch nicht so krass zu bewerten wie das andere Holz. Das mit der fehlenden Ahorndecke gilt nicht nur für LP Jr/Special sondern natürlich auch für die SG, wo man wiederum fragen könnte: Kann man davon ausgehen das der Wumms der LP Standart/Custom in den 50ern und frühen 60ern eher nicht zum damaligen Musikgeschmack gehörte? Wie schlimm war das Zerrproblem der Röhrenamps?
 

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