Warum werden gern in Korea E-Gitarren produziert?

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Hi,
ich konnte darauf keine Antwort finden. Das Durchschnittseinkommen ist in Südkorea recht hoch. Ich verstehe ja dass Hinz und Kunz in China produzieren lässt. Die Leute werden ausgebeutet und der Deutsche Markt bekommt sehr billige E-Gitarren.
Korea passt da aber irgendwie nicht so recht rein.
Am Ende stellt sich für mich dann die Frage warum nicht gleich in Europa produziert wird ... die Vertriebswege wären kurz und die Bezahlung vergleichsweise i.O. und das Geld würde in der "Region".
Vielleicht lege offenbare ich jetzt auch gerade komplette Unwissenheit.
Vielleicht kann mich jemand aufklären warum genau Korea gern für die Gitarrenproduktion genutzt wird.
Danke schon mal.
 
Eigenschaft
 
Naja das ist ja jetzt der Kern meiner Frage. Südkorea hat dein ähnliches Durchschnittseinkommen wie einige europäische Staaten (vielleicht nicht Deutschland). Es ist also kein Billigproduktionsland.
Dann kommt noch der ganze Transport etc dazu. Warum ist das trotzdem so "billig" bzw wieso kann das nicht in Europa produziert werden um ebenso "billig" verkauft zu werden?
 
Bauchgrummeln/Prophylaxe:
Es ergibt sich hier hoffentlich keine politisch-gesellschaftliche Diskussion (Hinweis) :opa: ??!!

Sollte eine Beantwortung der im Titel gestellten Frage ohne eine ebensolche Diskussion nicht möglich sein, wäre der Thread MB-inkompatibel.

LG Lenny (für die Moderation)
 
Es ergibt sich hier hoffentlich keine politisch-gesellschaftliche Diskussion (Hinweis) :opa: ??!!
Ja bitte beachten ... hätte nicht gedacht das das Thema heiß werden kann!
Mich interessiert tatsächlich nur eine schlüssige Erklärung warum Korea + Transportkosten billiger ist als Fabrik hier. Am Ende nutzen alle CNC Fräsen und Produktionsgrundstoffe sollten überall halbwegs gut verfügbar sein.
Kann z.B. KnowHow noch ein Faktor sein? Eher nicht oder schließlich ist eine E-Gitarre keine Raketenwissenschaft in der Herstellung.
Beispiel ist Chapman ... der hat (vor Jahren) ne Tour in Korea auf seinen YT Channel gestellt. Festlandeuropa wäre viel näher.
 
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Wahrscheinlich eine Entwicklung - angefangen hat es, als es noch günstiger war als hier und jetzt "können sie es einfach" und sind dabei nicht zu teuer geworden. Das bedeutet, dass hier die Einrichtung einer neuen Fabrik für eine große Menge an Gitarren in ausreichend hoher Qualität wahrscheinlich nicht gerade günstig wäre.
Zumindest akustische Gitarren werden allerdings oft in Europa gebaut, oft Spanien. z.B. die ganzen Alhambras usw.
 
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Ich mit meinen massiven BWL Kenntnissen würde erstmal sagen, dass sich ja WMI in Korea etabliert hat. Die haben Know How, die Maschinen, die Leute und jenes müsste erst in einem neuen Standort aufgebaut werden, wollte man im europäischen Osten produzieren. WMI Süd Korea ist dagegen da.

Dazu denke ich , dass sich Süd Korea unter Gitarristen mittlerweile als qualitative Marke gemausert hat, sodass gar nicht mehr die große Not besteht, woanders zu produzieren. Die Transportkosten sind, sofern sie einmal auf dem Schiff sind, gar nicht mal so groß.
 
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Gibt es doch bereits in Europa, z.B. Fame, Maybach, Ran oder Mayones.

In Korea gibt es schon lange diese Firmen und diese bauen ja für mehrere Hersteller. Da braucht es keine neuen Mitarbeiter,Maschinen etc... Da wird nur die CAD umprogrammiert;)
 
Ja aber ich behaupte mal mit CAD und CNC Fräsen kann man hier auch umgehen.
Aber das mit den hohen Anfangsinvestitionen mag ein Faktor sein zumal die Investitionen auch irgendwann mindestens wieder rein sein sollten und das nicht erst in 30 Jahren zumal man auch immer noch mit Korea + China konkurrieren müsste.
Das sich hier einfach keine Industrie zur richtigen Zeit etabliert hat ist vermutlich die beste Erklärung zumal vor 30 Jahren noch gar nix mit "etablieren" möglich war und in Korea schon fleißig gebaut wurde.
 
Hallo zusammen, da sprech ich mal aus meiner Erfahrung. Selbst habe ich eine Ovation, eine Cort Hiram Bullock und noch
kein halbes Jahr alt eine Gretsch 5420. Alle Gitarren sind hervorragend verarbeitet ,klingen sehr gut und haben günstige Preise
damit ist nicht BILLIG gemeint. Auch ich bin der Überzeugung dass sich Süd Korea als MADE IN HIGH QUALITY etabliert hat.
Mir ist auch bewußt das PRS ein Werk in Indonesien hat , es werden auch Gretsch Gitarren in China gefertigt.
Damit niemand glaubt ich sei nur auf Korea aus ,in meinem Arsenal gibt es Gibson Les Paul Custom , Firebird
Hummingbird . Fender Strat , PRS Maple Top CE 24 ALLE made in U.S.A. Und eine Tele Handmade von Thomas Koertman
habe ich auch noch.
 
@RED-DC5
schön und gut aber was hat das mit der Frage zu tun?
Ich denke das man nicht nur nach dem Durchschnittseinkommen gehen kann. Da spielen ja noch andere Kostenpunkte rein. Lohnnebenkosten, Kosten für Umweltschutz,Arbeitsrecht usw. Steuern die zu entrichten sind usw.
Dann sind,soweit ich das gelesen habe, die Löhne in Korea ja erst in den letzten Jahren spürbar gestiegen,und mit ziemlicher Sicherheit nicht auf das gesamte Land ansetzbar.
Ich meine in Deutschland bzw. Europa(EU) gibt es ja auch für gleiche Tätigkeiten unterschiedliche Bezahlung. Da kann es eben auch sein das die Produktion in Korea günstiger ist auch wenn auf im Durchschnitt die Unterschiede garnicht so groß sind,weil die Fabrik irgendwo in der Pampa ist.
Ist wie mit dem Jäger der einmal links und mal recht am Hasen vorbeischießt, im Durchschnitt ist der Hase tot.
Das de Transportkosten sonderlich ins Gewicht fallen glaube ich nicht einmal. So ein 40Fuß Seecontainer von Korea nach Deutschland kostet ca. 5000€ (hab mal grob mit 500 Gitarren a 500€ gerechnet(versichert) ,zzgl. Zoll und Steuern) Das sind vielleicht 20€ mehr pro Gitarre.
 
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Das hat auch etwas mit der bereits vorhandenen Industrie zu tun , nehmen wir mal unsere deutschen großen
Gitarrenhersteller , Hoyer hat seine große Zeit gehabt, ist nur noch eine Legende, Höfner kommt mitlerweile
auch HAUPTSÄCHLICH aus Asien, gibt seit einiger Zeit wieder Made in Germany für viel Geld. Framus hat den
Durchbruch auch nicht so richtig geschafft. ZUm Teil sind die Löhne in Korea bedeutend niedriger, Cort war da mal
ziemlich im Gerede, gab Kundgebungen und Proteste seitens der Belegschafft. Dann sind einige große Amerikaner
Fender , PRS , Gretsch um einige zu nennen mit Produktionen dort hin gegangen.
Gute Nacht
 
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Ich habe hier noch was gefunden was vielleicht etwas Auskunft gibt:

https://onlinemarketing.de/jobs/artikel/arbeitsstunden-weltweit-laender-jaehrlich-statistik

Dir Koreaner arbeiten wohl neben den Mexikanern am meisten was die Stunden betrifft. Dies habe ich damals auch persönlich empfunden bei einem Sprachaufenthalt. Einige Koreaner haben nebst 80% Englisch lernen noch locker 8 Stunden pro Tag gearbeitet. Einige sind mit mehr Geld nach Hause gegangen als sie gekommen sind. Ich habe diese Leute als sehr fleissig empfunden.

Ich meine es gibt in diesem Land wohl auch etwas wie Berufsehre, die Leute schämen sich wenn sie bei der Arbeit Mist bauen oder miese Qualität liefern. So ne Art Japaner 2.0, habe ich auf jeden Fall so empfunden. Dieses Denken ist vor Vorteil wenn man Gitarren baut wo viel Handarbeit anfällt.
 
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So ein 40Fuß Seecontainer von Korea nach Deutschland kostet ca. 5000€ (hab mal grob mit 500 Gitarren a 500€ gerechnet(versichert) ,zzgl. Zoll und Steuern) Das sind vielleicht 20€ mehr pro Gitarre.

Die Kosten liegen deutlich niedriger, so bei ca. 1800€ inkl. Terminal Handling Charges, sonstigen Gebühren und Nachlauf. Zoll kommt nicht drauf wegen des Freihandelsabkommens mit Korea. Und in einen 40" Container (FCL) schafft man je nach Umverpackung 1200-1500 Gitarren.... also Fracht pro Stück knapp so um 1,0-1,5€.

Die durchschnittlichen Lohnkosten in Korea lagen 2016 bei 22,7€, in Deutschland bei 40,0€, das hat schon erheblichen Einfluß auf die gesamten Produktionskosten, auch sind Fabrikgebäude und Hallen in Korea wesentlich einfacher gebaut und man bringt auch mehr Mitarbeiter pro Fläche unter. Sozialausstattung und Klimatisierung/Heizung entsprechen nicht unseren Standards, man kann in der Summe davon ausgehen, dass Lohnstückkosten/Overhead in Korea bei der Gitarrenproduktion bei vergleichbarer Automatisierung (CNC) bei 50% von Deutschland liegen.
 
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Korea war mal ein Billiglohnland.
Japan und Deutschland vor 70 Jahren auch:D
Heute sind die Löhne in korea zwar gestiegen, aber wie oben beschrieben immer noch billiger als bei uns.
Korea gilt heute als Qualitätsnachweis.
So wie früher Made in Germany.
 
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Ganz einfach, weil es sich im historischen Kontext schlicht so ergeben/angeboten hat. Das hat wenig mit den heutigen Verhältnissen zu tun und alles mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Schwellenländern. Letzten Endes ergibt sich der Produktionsstandort aus dem Straßenverkaufspreis.

Tags hierzu: Industrialisierung, Globalisierung, komparativer Vorteil (dieser allerdings eingeschränkt).

Immer dann, wenn Produktionsstätten "zu teuer" geworden sind, hat sich die Industrie Ausweichmöglichkeiten gesucht.

1. Made in USA
2. Made in Japan
3. Made in Korea
4. Made in Indonesia
5. Made in China
6. Made in *Schwellenland einsetzen, das China ersetzt*

Gitarren werden also nicht "gern" in Korea produziert, sondern sie werden im Rahmen unterschiedlicher Preisstrategien bzw. betriebswirtschaftlicher Notwendigkeiten in Korea produziert. Oder aber in Deutschland. Oder in Mexiko, oder aber in China, oder in Tschechien, oder oder oder. Dabei kommen heute Top-of-the-Line-Instrumente aus Korea. Da die Chinesen übrigens unser duales Ausbildungsmodell so total genial finden, wird es nicht mehr so wahnsinnig lange dauern, bis auch von Festland-China aus herausragende Gitarren kommen.


Ähnlich: Wenn Ihr nicht komplett auf Mode verzichtet und immer Trigema gekauft habt, werden Eure Unterbüchsen heute auch eher aus Bangladesh kommen, wo sie vor 10 bis 15 Jahren noch in Vietnam produziert wurden und davor in der Türkei. Allerdings gilt hier - anders als bei Gitarren - der sauteure Designerslip wird in den meisten Fällen in der selben Kloakenfabrik unter menschenunwürdigen und umweltverachtenden Bedingungen hergestellt, wie auch der Lappen aus dem Kik.

Oder auch: Erinnert sich noch jemand daran, dass man japanische Autos nicht mit der Kneifzange anfassen wollte? Diesen Status haben chinesische Autos schon seit knapp fünf Jahren überwunden.


The more the things change, the more they stay the same.
 
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Ähnlich: Wenn Ihr nicht komplett auf Mode verzichtet und immer Trigema gekauft habt, werden Eure Unterbüchsen heute auch eher aus Bangladesh kommen, wo sie vor 10 bis 15 Jahren noch in Vietnam produziert wurden und davor in der Türkei. Allerdings gilt hier - anders als bei Gitarren - der sauteure Designerslip wird in den meisten Fällen in der selben Kloakenfabrik unter menschenunwürdigen und umweltverachtenden Bedingungen hergestellt, wie auch der Lappen aus dem Kik.

Das Zitat muss ich mal an meinen Sohn weiterleiten...

Herauskehren würde ich aber hier gerne den Aspekt der Umweltverachtung. Hier wird ja meist der Fokus auf Lohnkosten gesetzt und diese können ja bei entsprechend geringen Lebenshaltungskosten sogar angemessen sein.

Ich glaube die Kostensenkung findet viel mehr auf Kosten der Umwelt statt weil es in gewissen Ländern dafür eben keine besonderen Auflagen gibt. Ich selbst habe es mal vor vielen Jahren erlebt dass eine große Firma für die ich im Auftrag gearbeitet habe, einen ganzen Produktionszweig nach Tschechien verlegt hat allein wegen dort fehlender Umweltschutzauflagen.

Dummerweise rotiert diese Kugel auf der wir leben. Es gibt globale Zusammenhänge und am Ende sind wir alle die Dummen, egal wie schlau wir uns gerade fühlen oder wie wohlhabend wir sind...
 
Danke für die umfangreichen Erklärungen.
Ich habe wieder einiges gelernt.
 

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