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Hallo liebe MB Community,
ich war leider noch nie sonderlich aktiv hier im Forum, auch wenn ich scheinbar schon länger einen Account habe. Ich möchte dies gern etwas ändern. In einem anderen Forum (Amateurfilm-Forum), in dem es eher um Filme geht, habe ich einen Thread gestartet, dessen Fragestellung ich gerne auch einmal hier starten würde - immerhin sollten sich hier etwas mehr Musiker finden, nicht wahr?
Ein Grundthema / Anlass war mitunter der, dass einige Filmemacher versuchen ihre eigene Musik für ihren Film zu machen und sich versuchen sehr kurzfristig die Materie der Musik anzueignen - nur um den groben Rahmen zu erläutern.
Was bedeutet eigentlich Komponieren?
Es ging in einem Thread in einem Film-Forum um "Samples" und deren Verwendung und vor allem die Unterscheidung zu Komponieren im klassischen Sinne und das Verwenden von Samples / Loops in eher elektronischer Musik. Viele Komponisten haben sich darüber geäußert und hielten großteils an der eher üblichen Ansicht zum Komponieren fest: Note für Note arrangieren = Komponieren ... grob umschrieben. Andere stellten die Frage auf, ob Komponieren nicht lediglich "Zusammenstellen" bedeute, was "Note für Note setzen" sozusagen mit einschließen würde, wenn ich das jetzt richtig verstanden und interpretiert habe. Ich glaube, dass das eine sehr interessante Frage ist. In wiefern ist die aber nun hier wichtig? Ich glaube, dass es wichtig sein dürfte für die Motivation von Neulingen im Bereich der Musik. Deshalb würde ich gerne meine Meinung dazu abgeben und freue mich auf eine sachliche und friedliche Diskussion von Interessierten.
Meine Ansicht zu dem Thema hat sich vor allem durch mein Musikstudium sehr verändert. Ich glaube, dass ich selbst früher eher "konservativ" war und glaubte, dass "wahre Musik" existieren würde. Und bereits an dieser Stelle möchte ich wirklich niemandem vorwerfen konservativ zu sein. Jede Ansicht ist berechtigt und sollte stets die Chance bekommen verstanden und toleriert zu werden. Einige Musiker haben nun einmal einen eher klassischen Ausbildungshintergrund und andere erschienen gar aus dem Nichts und z.B. gänzlich ohne Musiktheorie-Wissen o.ä. Es ist eventuell fast vergleichbar mit Generationskonflikten, oder? Wie dem auch sei.
Nur weil die Vorgehensweisen zur Erstellung von Musik unterschiedlich sein können, heißt nicht zwanghaft, dass der vermeintliche Anspruch an das Ergebnis gleichermaßen total unterschiedlich sein muss. Ich hatte einige richtig geniale Dozenten in meinem Studium, die unglaublich gut deutlich gemacht haben, dass letztendlich jede Art des Umgangs mit klanglichem Material bereits künstlerische Ansprüche haben kann. Sicherlich nicht muss, das ist klar. Aber man muss sich - egal welchen Standpunkt man hat, falls man einen hat - eingestehen, dass einige Dinge nun einmal auch im Sinne einer Mehrheit von Menschen zu Kunst zählen können, was man sie selbst als absolut nutzlos oder nichtig erachtet.
Man denke auch an andere Kunstbereiche und das blaue Bild mit dem weißen Strich. Auf den ersten Blick mag es total einfach aussehen und man denkt sich "das krieg ich auch hin". Eventuell würde man das sogar. Aber manchmal ist so ein Kunstwerk ja vielleicht auch mit einem unglaublich komplexen Hintergedanken verbunden. 4:33 von John Cage ist z.B. auch so ein Phänomen. Technisch gesehen bekommt das sicherlich fast jeder Nicht-Musiker hin einfach eine Partitur mit Pausen zu schreiben. Nur wer von denen würde als Intention haben die Klänge des Publikums als quasi aleatorische Kunst ins eigentliche Rampenlicht zu stellen? Der Gedanke dahinter kann komplexe Formen annehmen, die zum Denken anregen und eventuell dann selbst erst zur wirklichen Kunst werden - wer weiß. Meinerseits sind das nur Gedanken. Ich glaube selbst noch sehr wenig zu wissen und stelle nur gerne Fragen. Bitte geht also nicht davon aus, dass ich jetzt das Wissen überhaupt habe.
Samples und Samples:
Was ist nun mit der "Komposition von Samples". Ein Loop, ein Sample, ... ich möchte zunächst die Begriffe klären. Wenn ich "Loop" sage, möchte ich mich fortan auf fertige Musikfetzen beziehen, die man aus (zumindest früheren) MusicMaker Versionen kennt. Wenn ich "Sample" sage, möchte ich mich auf Einzelton-Aufnahmen beziehen, die man in gängigen Samplelibraries findet, mit denen ein Großteil aller gegenwärtigen selbst produzierenden Komponisten arbeiten.
Als erfahrener Komponist bedient man sich also der Samples und produziert so sein Werk. Als MusicMaker-Nutzer arrangiert man die Fetzen-Werke anderer und produziert so sein eigenes Ergebnis - oder gar sein eigenes Werk? Ist es das eigene Werk, wenn man eigene Kreative Energie aufbringt, um bestehende Loops neu zu arrangieren? Ich finde, dass das im Grund genommen durchaus zutrifft. Es mag sicherlich fremd anmuten etwas als "eigenes Werk" zu bezeichnen, obwohl es auf Basis fremden Materials ist. Rein technisch gesehen sind Samples auch nur fremde Aufnahmen. Ich wiederhole für die, die es gerne überlesen: rein technisch gesehen! Sicherlich mag ein Loop gar eine musikalische Idee sein und somit bereits mehr "fertige musikalische Kriterien erfüllen". Und? Damit mehr als nur ein Fetzen Musik entsteht müssen beide (Samples und Loops) arrangiert werden, sodass etwas neues entsteht. Der Knackpunkt ist meiner Empfindung nach nur die Originalität. Die kreative Energie, die aufgewendet wird. Das kann mit Arbeit verbunden sein oder nicht. Bei Samples mag das nach mehr Arbeit anmuten, weil nun einmal nichts fertig produziertes auf dem Tisch liegt, keine Frage. Bei Loops wird etwas vermutlich erst dann originell, wenn man besagte Loops z.B. noch so abändert, dass es etwas eigenes bekommt und es vielleicht gar fremd vom Ausgangsmaterial wird: Effekte drauf, stark beschneiden, viel mit weiterem Material mixen.
Was man also meiner Empfindung nach (konstruktiv) kritisieren dürfte, ist vielleicht das Ergebnis, nicht aber die Vorgehensweise. Wenn ich jetzt z.B. ein Stück höre, dass nur Loops verwendet und die leblos aneinander pappt, würde ich es vermutlich auch nicht umgehend als originell betrachten. Wenn es jedoch total raffiniert neu arrangiert wurde, innovativ mit Effekten und Schnitt umgegangen wird, sodass etwas nahezu Neues oder gar total "Anderes" entsteht: Hut ab. Da steckt dann meiner Meinung nach Kreativität drin.
Dann noch etwas zu Leuten / Komponisten, die sich eventuell gar selbst als eher etwas "konservativ" ansehen. Bedenkt, dass es auch in "ernster Musik" zahlreiche Ansätze gibt für Musik, die eben nicht der herkömmlichen Art und Weise entspricht. Die gesamte Neue Musik seit ~ Beginn des 20. Jhd. hat Strömungen, die sozusagen "gegen" Musik, die der üblichen Hörgewohnheit entspricht, agieren. Ich denke passend zum groben Oberthema "Maschine und Musik" könnte man hier die Geräuschmaschinen von Luigi Russolo erwähnen. In wie fern ist denn das noch Musik, wie die heutige Gesellschaft sie kennt? Vermutlich wenig, aber dennoch hat es - bzw. die Strömung "Futurismus" - (zumindest gemäß des MGG, Sachband 7, Seite 975, für die wirklich Interessierten, hehe) etwas mit Musik zu tun. Aber "Note für Note setzen" ist das jetzt nicht im klassischen Sinne.
Sicherlich kann man sich angegriffen fühlen, wenn Leute daherkommen, die Musik einfach so machen wollen und man selbst sehr viel Arbeit in die Materie steckt. Man sollte aber meiner Ansicht nach dennoch berücksichtigen, dass es so zahlreiche verschiedene Ansätze von Musik und derer Erstellung gibt, dass man nicht unbedingt darauf beharren sollte, dass der eigene Weg der einzig wahre ist. Ich stecke auch stets sehr viel Arbeit in meine Produktionen und bekomme vergleichsweise wenig dafür - sich darüber aufzuregen, dass andere, die stumpf Hans Zimmer kopieren mehr Beachtung bekommen, bringt hingegen auch nicht viel. Also lass ich es.
Ich möchte den Post mit folgenden Worten abschließen:
Meiner Ansicht nach bedeutet musikalische Komponieren das Zusammenstellen von Klängen mit Hilfe eigener kreativer Leistung.
Hoffe, dass so ein Thread hier im Forum nicht zu überladen ist. Ich bin gespannt auf kommende Antworten!
ich war leider noch nie sonderlich aktiv hier im Forum, auch wenn ich scheinbar schon länger einen Account habe. Ich möchte dies gern etwas ändern. In einem anderen Forum (Amateurfilm-Forum), in dem es eher um Filme geht, habe ich einen Thread gestartet, dessen Fragestellung ich gerne auch einmal hier starten würde - immerhin sollten sich hier etwas mehr Musiker finden, nicht wahr?
Ein Grundthema / Anlass war mitunter der, dass einige Filmemacher versuchen ihre eigene Musik für ihren Film zu machen und sich versuchen sehr kurzfristig die Materie der Musik anzueignen - nur um den groben Rahmen zu erläutern.
Was bedeutet eigentlich Komponieren?
Es ging in einem Thread in einem Film-Forum um "Samples" und deren Verwendung und vor allem die Unterscheidung zu Komponieren im klassischen Sinne und das Verwenden von Samples / Loops in eher elektronischer Musik. Viele Komponisten haben sich darüber geäußert und hielten großteils an der eher üblichen Ansicht zum Komponieren fest: Note für Note arrangieren = Komponieren ... grob umschrieben. Andere stellten die Frage auf, ob Komponieren nicht lediglich "Zusammenstellen" bedeute, was "Note für Note setzen" sozusagen mit einschließen würde, wenn ich das jetzt richtig verstanden und interpretiert habe. Ich glaube, dass das eine sehr interessante Frage ist. In wiefern ist die aber nun hier wichtig? Ich glaube, dass es wichtig sein dürfte für die Motivation von Neulingen im Bereich der Musik. Deshalb würde ich gerne meine Meinung dazu abgeben und freue mich auf eine sachliche und friedliche Diskussion von Interessierten.
Meine Ansicht zu dem Thema hat sich vor allem durch mein Musikstudium sehr verändert. Ich glaube, dass ich selbst früher eher "konservativ" war und glaubte, dass "wahre Musik" existieren würde. Und bereits an dieser Stelle möchte ich wirklich niemandem vorwerfen konservativ zu sein. Jede Ansicht ist berechtigt und sollte stets die Chance bekommen verstanden und toleriert zu werden. Einige Musiker haben nun einmal einen eher klassischen Ausbildungshintergrund und andere erschienen gar aus dem Nichts und z.B. gänzlich ohne Musiktheorie-Wissen o.ä. Es ist eventuell fast vergleichbar mit Generationskonflikten, oder? Wie dem auch sei.
Nur weil die Vorgehensweisen zur Erstellung von Musik unterschiedlich sein können, heißt nicht zwanghaft, dass der vermeintliche Anspruch an das Ergebnis gleichermaßen total unterschiedlich sein muss. Ich hatte einige richtig geniale Dozenten in meinem Studium, die unglaublich gut deutlich gemacht haben, dass letztendlich jede Art des Umgangs mit klanglichem Material bereits künstlerische Ansprüche haben kann. Sicherlich nicht muss, das ist klar. Aber man muss sich - egal welchen Standpunkt man hat, falls man einen hat - eingestehen, dass einige Dinge nun einmal auch im Sinne einer Mehrheit von Menschen zu Kunst zählen können, was man sie selbst als absolut nutzlos oder nichtig erachtet.
Man denke auch an andere Kunstbereiche und das blaue Bild mit dem weißen Strich. Auf den ersten Blick mag es total einfach aussehen und man denkt sich "das krieg ich auch hin". Eventuell würde man das sogar. Aber manchmal ist so ein Kunstwerk ja vielleicht auch mit einem unglaublich komplexen Hintergedanken verbunden. 4:33 von John Cage ist z.B. auch so ein Phänomen. Technisch gesehen bekommt das sicherlich fast jeder Nicht-Musiker hin einfach eine Partitur mit Pausen zu schreiben. Nur wer von denen würde als Intention haben die Klänge des Publikums als quasi aleatorische Kunst ins eigentliche Rampenlicht zu stellen? Der Gedanke dahinter kann komplexe Formen annehmen, die zum Denken anregen und eventuell dann selbst erst zur wirklichen Kunst werden - wer weiß. Meinerseits sind das nur Gedanken. Ich glaube selbst noch sehr wenig zu wissen und stelle nur gerne Fragen. Bitte geht also nicht davon aus, dass ich jetzt das Wissen überhaupt habe.
Samples und Samples:
Was ist nun mit der "Komposition von Samples". Ein Loop, ein Sample, ... ich möchte zunächst die Begriffe klären. Wenn ich "Loop" sage, möchte ich mich fortan auf fertige Musikfetzen beziehen, die man aus (zumindest früheren) MusicMaker Versionen kennt. Wenn ich "Sample" sage, möchte ich mich auf Einzelton-Aufnahmen beziehen, die man in gängigen Samplelibraries findet, mit denen ein Großteil aller gegenwärtigen selbst produzierenden Komponisten arbeiten.
Als erfahrener Komponist bedient man sich also der Samples und produziert so sein Werk. Als MusicMaker-Nutzer arrangiert man die Fetzen-Werke anderer und produziert so sein eigenes Ergebnis - oder gar sein eigenes Werk? Ist es das eigene Werk, wenn man eigene Kreative Energie aufbringt, um bestehende Loops neu zu arrangieren? Ich finde, dass das im Grund genommen durchaus zutrifft. Es mag sicherlich fremd anmuten etwas als "eigenes Werk" zu bezeichnen, obwohl es auf Basis fremden Materials ist. Rein technisch gesehen sind Samples auch nur fremde Aufnahmen. Ich wiederhole für die, die es gerne überlesen: rein technisch gesehen! Sicherlich mag ein Loop gar eine musikalische Idee sein und somit bereits mehr "fertige musikalische Kriterien erfüllen". Und? Damit mehr als nur ein Fetzen Musik entsteht müssen beide (Samples und Loops) arrangiert werden, sodass etwas neues entsteht. Der Knackpunkt ist meiner Empfindung nach nur die Originalität. Die kreative Energie, die aufgewendet wird. Das kann mit Arbeit verbunden sein oder nicht. Bei Samples mag das nach mehr Arbeit anmuten, weil nun einmal nichts fertig produziertes auf dem Tisch liegt, keine Frage. Bei Loops wird etwas vermutlich erst dann originell, wenn man besagte Loops z.B. noch so abändert, dass es etwas eigenes bekommt und es vielleicht gar fremd vom Ausgangsmaterial wird: Effekte drauf, stark beschneiden, viel mit weiterem Material mixen.
Was man also meiner Empfindung nach (konstruktiv) kritisieren dürfte, ist vielleicht das Ergebnis, nicht aber die Vorgehensweise. Wenn ich jetzt z.B. ein Stück höre, dass nur Loops verwendet und die leblos aneinander pappt, würde ich es vermutlich auch nicht umgehend als originell betrachten. Wenn es jedoch total raffiniert neu arrangiert wurde, innovativ mit Effekten und Schnitt umgegangen wird, sodass etwas nahezu Neues oder gar total "Anderes" entsteht: Hut ab. Da steckt dann meiner Meinung nach Kreativität drin.
Dann noch etwas zu Leuten / Komponisten, die sich eventuell gar selbst als eher etwas "konservativ" ansehen. Bedenkt, dass es auch in "ernster Musik" zahlreiche Ansätze gibt für Musik, die eben nicht der herkömmlichen Art und Weise entspricht. Die gesamte Neue Musik seit ~ Beginn des 20. Jhd. hat Strömungen, die sozusagen "gegen" Musik, die der üblichen Hörgewohnheit entspricht, agieren. Ich denke passend zum groben Oberthema "Maschine und Musik" könnte man hier die Geräuschmaschinen von Luigi Russolo erwähnen. In wie fern ist denn das noch Musik, wie die heutige Gesellschaft sie kennt? Vermutlich wenig, aber dennoch hat es - bzw. die Strömung "Futurismus" - (zumindest gemäß des MGG, Sachband 7, Seite 975, für die wirklich Interessierten, hehe) etwas mit Musik zu tun. Aber "Note für Note setzen" ist das jetzt nicht im klassischen Sinne.
Sicherlich kann man sich angegriffen fühlen, wenn Leute daherkommen, die Musik einfach so machen wollen und man selbst sehr viel Arbeit in die Materie steckt. Man sollte aber meiner Ansicht nach dennoch berücksichtigen, dass es so zahlreiche verschiedene Ansätze von Musik und derer Erstellung gibt, dass man nicht unbedingt darauf beharren sollte, dass der eigene Weg der einzig wahre ist. Ich stecke auch stets sehr viel Arbeit in meine Produktionen und bekomme vergleichsweise wenig dafür - sich darüber aufzuregen, dass andere, die stumpf Hans Zimmer kopieren mehr Beachtung bekommen, bringt hingegen auch nicht viel. Also lass ich es.
Ich möchte den Post mit folgenden Worten abschließen:
Meiner Ansicht nach bedeutet musikalische Komponieren das Zusammenstellen von Klängen mit Hilfe eigener kreativer Leistung.
Hoffe, dass so ein Thread hier im Forum nicht zu überladen ist. Ich bin gespannt auf kommende Antworten!
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