Was hat ein Profi hier zu suchen?

  • Ersteller Daniela Violine
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Dann hab ich nachher kein Hobby mehr. Was ich heute ohne Druck aus Spass machen kann, wird dann plötzlich zur Pflicht.
Da kenne ich beide Sorten (aus verschiedenen kreativen, nicht-musikalischen Bereichen - Musiker-Profis habe ich interessanterweise noch nie danach gefragt). Die einen sehen ihr bisheriges Hobby jetzt als Beruf und haben sich zusätzlich ein neues Hobby gesucht. Andere sagen, "mein Beruf ist gleichzeitig mein Hobby, da brauche ich kein Hobby zusätzlich".
 
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Ich hatte auch mal den Traum mein Hobby zum Beruf zu machen, aber je mehr ich darüber nachdenke: Dann hab ich nachher kein Hobby mehr. Was ich heute ohne Druck aus Spass machen kann, wird dann plötzlich zur Pflicht. Darum hab ich das auch nie weiterverfolgt
Geträumt hatte ich nie davon, das war von vornherein ausgeschlossen (ich hatte ja erst im Ruhestand Zeit überhaupt richtig anzufangen).

Aber über diese Problematik nachgedacht habe ich im Nachhinein auch oft. Ich übe/spiele sehr viel, eigentlich so oft es meine Zeit erlaubt - einfach weil es mir unglaublich Freude macht. Und auch wenn ich es mir gut vorstellen könnte da mehr draus zu machen ... würde es mir immer noch so viel Freude machen wenn ich spielen MÜSSTE? Wenn Pflichten, Termine anstehen, wenn ich "liefern" müsste, egal ob es mir grad passt, egal wie es mir grad geht ...? Wenn ich einfach jederzeit auf Abruf funktionieren müsste, wie eine Maschine, weil meine Existenz mit davon abhängen würde, die meiner Familie ...?

Ich glaube, es "nur" als Hobby ausüben zu können, locker und stressfrei, und wirklich Freude dabei zu haben, das ist ein großes Glück ...

Wobei der Gedanke ein Hobby zum Beruf machen zu können schon auch was hat, wenn die Rahmenbedingungen passen und die Freude erhalten bleibt ... :)
 
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wird dann plötzlich zur Pflicht
Der Punkt ist glaube woher diese Verpflichtung kommt.

Von Aussen? Schlecht. Von Innen ? Gut.

Bei vielen sehr berühmten Künstlern kann man feststellen das die 24 Stunden in Ihrer Kunst leben. Sie ist ihr Universum. Da war die Kunst Pflicht die von Innen kam.

Bei vielen "normalen" Profimusikern kann man feststellen das ihre Kunst zu einem "Brotberuf" geworden ist.
Da kann es dann sein das die Pflicht nur mehr von aussen kommt (ab einem gewissen Zeitpunkt) und das halte ich für nicht so toll. Man muss dann spielen um Geld zu verdienen und seine Verpflichtungen einzuhalten.
Diese Abhängigkeit findet man eher seltener bei anderen Künsten aber das gibt es dort auch.

Dann gibt es noch Amateure sogenannte Dilettanten die brennen für ihre Kunst. Da ist die Pflicht wohl auch von innen aber sie langt halt nicht um "berühmt" zu werden.
Wobei das alles nichts mit der Qualität der Kunst zu tun hat.
 
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"Dilletant", das hat ursprünglich nichts mit der Höhe des Könnens zu tun oder gar mit einer Absicht berühmt zu werden ... das ist einfach eine alte Bezeichnung für Menschen, die etwas aus einem inneren Bedürfnis heraus, aus Leidenschaft für eine Sache, zum eigenen Vergnügen ausüben. Das waren oft wahre Künstler, aber natürlich auch einfache Leute die einfach ihre Leidenschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten auslebten. Das Wort hat heute - zu Unrecht - einen eher negativen Beigeschmack ... im Grunde ist es einfach eine alte Bezeichnung für "Hobby" ... :)
 
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"Was hat ein Profi hier zu suchen?" als ich am Textende angelangt war, musste ich mir nochmal die Überschrift ansehen, dachte da an "Was hat mein Profil hier zu suchen?" ginge auch.
Nein, kein Hohn hier an dieser Stelle. Finde es wunderbar, wenn man seinen Begabungen entsprechend gefördert bis hin zum Erfolg und auch wirtschaftlich dadurch gesichert ist. Da werde ich auch ein wenig neidisch. Viele können ihren Begabungen leider nicht so konsequent folgen und gehen dann halt arbeiten. Wäre es nach meinen Neigungen gegangen wäre ich jetzt Meeresbiologe oder Jazzer. Beides schön. So aber bin ich dann Informatiker und Hobbymusiker. Geht auch, und da gibt es ja dann noch irgendwann einen Ruhestand um seinen Hobbies nachzugehen.
 
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War auch nicht an/gegen dich gerichtet ... war mehr als allgemeine Hintergrundinformation dazu gedacht, weil das heute oft nicht mehr bekannt ist.
 

Was hat ein Profi hier zu suchen?​

Das ist natürlich eine gute, weittragende und vielschichtige Frage.
  • Jedes Forum kann sich nur glücklich schätzen, Leute zu haben, die mit profundem Wissen weiterhelfen.
  • Befürchtungen zu haben, "abgehoben" rüberzukommen, ist wahrscheinlich schon mal ein gute Voraussetzung, dass genau das nicht passieren wird!
Aber warum muss man sich hier überhaupt Gedanken machen oder warum sollte das ein Thema sein?
Was unterscheidet den Profi- vom Nicht-Profi? Ab wann ist man eigentlich Profi? Teilen sich da irgendwann die Universen, in den Profis und Nicht-Profis leben?
Alles Fragen, die IMO sehr schwer zu beantworten sind, zumal wenn man noch von der erkennisphilosophischen These ausgeht: Je mehr ich erkenne/weiß, um so mehr erkenne/weiß ich, wie viel ich noch nicht weiß.
Letzteres ist oft ein Missverständnis zwischen Profis und Nicht-Profis, was auf der einen Seite dazuführt das man sich eher lieber "bedeckt" hält und die andere Seite vielleicht zu hohe/überhöhte Erwartungen hat.
Die "Kompatibilität" zwischen Profi und Nichtprofi hängt aber IMO letztlich nur sehr wenig vom jeweiligen Unterschied im Erfahrungs-/Können-/Wissensstand ab (...wobei die Erfahrung zeigt allerdings, dass "Halbwissen" leider da manchmal ein etwas problematischer Zustand ist...) ansonsten gibt es IMO halt, sowohl nette und weniger nette Profis, als auch nette und weniger nette Nicht-Profis.
Man kann und sollte sich am Ende immer auf Augenhöhe begegnen.
 
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"Profi" bedeutet erst mal lediglich, dass jemand etwas als "Profession", als Beruf ausübt, davon lebt ...
Im Grunde sagt das nichts über Ausbildung, Können, Erfahrungsstand etc. aus ... das kann ein Anfänger oder Erfahrener sein, ein Stümper oder ein Könner, oder irgendwas dazwischen ... :)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Die "Kompatibilität" zwischen Profi und Nichtprofi hängt aber IMO letztlich nur sehr wenig vom jeweiligen Unterschied im Erfahrungs-/Können-/Wissensstand ab (...wobei die Erfahrung zeigt allerdings, dass "Halbwissen" leider da manchmal ein etwas problematischer Zustand ist...) ansonsten gibt es IMO halt, sowohl nette und weniger nette Profis, als auch nette und weniger nette Nicht-Profis.
Man kann und sollte sich am Ende immer auf Augenhöhe begegnen.
Genau so sehe ich das auch.
 
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Wie ist denn das im Profimusikerbereich? Gibts diese auch? Die nach Feierabend einfach faul sind?

Diese Spezies kenne ich bevorzugt aus Kollegenkreisen, die überwiegend an Musikschulen unterrichten müssen, und nach Feierabend einfach nur noch ausgebrannt und genervt sind - um gar nicht erst von den Musiklehrern an allgemeinen Schulen zu sprechen (die ich allerdings aufgrund der meist anders ausgerichteten Ausbildung nicht mehr zum unmittelbaren "Kollegenkreis" zähle).

Ich kann mich allerdings noch gut an ein regelrechtes "Schockerlebnis" erinnern, das meinen Glauben an die "wahre Künstlerseele" und deren - in meiner damaligen Vorstellung damit verbundenen - "Freizeitverhalten" zutiefst erschüttert hat:
Während meines Musikstudiums bekam ich eine Unterhaltung eines gut dotierten Professors für Komposition (!) mit einem Kollegen mit, in der er freudig davon berichtete, dass er während einer mehrmonatigen (natürlich großzügig bezahlten) Auszeit "endlich ausreichend Zeit hatte, sich mit seiner Modelleisenbahn zu beschäftigen". Also nichts mit einer großen Symphonie oder einer Oper, sondern infantiles Werkeln im Hobbykeller!
Als der gute Mann mir dann nach Abschluss meines Studium anbot, bei ihm noch ein Kompositionsstudium dranzuhängen, habe ich dankend abgelehnt - allerdings nicht nur wegen seiner leicht spießigen "Modelleisenbahner-Attitüde", sondern auch wegen seines Rufes, jegliche Kreativität durch einen handwerklich zwar soliden, aber ansonsten uninspirierten und langweiligen Unterricht im Ansatz abzuwürgen - also "Schmalspurbahn" auch in künstlerischer Hinsicht!

Natürlich legt jeder mal die Füsse hoch, und sollte dies auch tun, damit man vom Musiker nicht zum "von der Musik Getriebenen" wird - da wird es dann schnell ungesund. Aber über einen längeren Zeitraum nur "faul herumzugammeln", würde mich kirre machen.
 
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Ich bin musikalisch (auch) im Jazz unterwegs und habe bei Jamsessions und auch, wenn wir, dh. unsere Band, sich mal Bläser ausleihen, viel mit den hiesigen Pros zu tun. Das sind überwiegend studierte Musiker, die von Gigs, Festanstellungen in Musikschulen und Unterricht leben. Das Kriterium "Professional" ist aus meiner Sicht ein formales Kriterium. Lebt jemand von Musik oder eben nicht. Von dem, was ich bei Jamsessions so erlebe ist, dass auch unter den Pros die Spannbreite der Chops recht weit ist. Viele, die im Bebop schon ein recht weites Vokabular haben, tun sich schwer mit modalen Stücken bzw. solche die mit eher ternären Beats ("Swing") sehr gut sind, tun sich schwer mit binären Beats. Dann kommt noch mal die Felder Funk, Fusion, Soul hinzu. Meine Meinung.... ich kenne wenige Pros, die in allen Bereichen entsprechend sicher sind bzw. immer stilsicher und geschmackvoll phrasieren...
 
ich kenne wenige Pros, die in allen Bereichen entsprechend sicher sind
Das sollte man auch nicht erwarten. Ich nehme an, in deinem Beruf gibt es auch Bereiche, die du nicht erfüllen kannst, obwohl sie von Leuten abgedeckt werden, die die gleiche Ausbildung haben wie du.
 
"Professional" ist aus meiner Sicht ein formales Kriterium.

Richtig (mit Einschränkung)! Verdient jemand mit einer Tätigkeit seine Brötchen, dann ist diese Tätigkeit zunächst mal seine Profession - unabhängig davon, ob die Brötchen auch zum Sattwerden reichen.
Die Einschränkung bzw. Einengung des Begriffs ist qualitativer Art, da es für die Ausübung bestimmter Professionen sowohl Vorgaben durch Institutionen gibt, als auch (formell wie informell) weitgehend akzeptierte Tätigkeitsprofile mit Mindestanforderungen (z.B. "Ein Klavierlehrer sollte Klavier spielen können"), sowie mehr oder weniger berechtigte Erwartungshaltungen seitens der potentiellen "Kundschaft".
Was man sicherlich beklagen mag, ist der Umstand, dass sich ein "institutionell bestätigter Profi" auch dann noch (zumindest auf dem Papier) als Profi bezeichnen darf, wenn er sich als beruflicher Rohrkrepierer herausstellt. Aber das regelt dann oftmals - wenn auch leider nicht immer - der Markt.

Was insbesonders den professionellen musikalischen Unterrichtsmarkt bisweilen schwierig macht, ist der vom Gesetzgeber verschuldete fehlende Titelschutz für die Tätigkeitsbezeichnung "Musiklehrer/in", was dazu führt, dass sowohl formell (institutionell), als auch informell (d.h. "autodidaktisch") gebildete "Profis" auf dem Unterrichtsmarkt in Konkurrenz stehen, die sich zumindest in Teilbereichen qualitativ doch so signifikant unterscheiden, dass etwas mehr Klarheit durchaus im Interesse des Kunden wäre.
Diese für den Kunden intransparente Situation hat auch wirtschaftliche Schattenseiten. Abgesehen von einigen "Selfmade-Profis", die ihre Kunden regelrecht "abziehen", weil sie Honorare auf Hochschuldozenten-Niveau verlangen (wenn sie aufgrund individueller Fähigkeiten gleiche oder sogar bessere Leistung bringen würden, wäre das sogar in Ordnung), hat der "Laienlehrer für Laien"-Markt überwiegend zu einem fatalen Honorar-Dumping geführt, dass für viele "Studierte" existenzbedrohend, teilweise sogar existenzvernichtend geworden ist.

... ich kenne wenige Pros, die in allen Bereichen entsprechend sicher sind ...

Das Gegenteil wäre mir auch äußerst suspekt, weil es doch insbesonders der Grad der Spezialisierung ist, der den einen Profi vom anderen Profi, und beide vom Laien unterscheidet.
Die von dir genannten Stilmerkmale (von Swing über Bebop zu Modal, von swing eighths zu latin eighths) wurden von einzelnen Künstlern im Kontext individueller und/oder kollektiver künstlerischer Strömungen teilweise über Jahrzehnte hinweg entwickelt, wieder verworfen, neu formuliert, d.h. nach und nach erarbeitet.
Wenn ein einzelner Musiker all diese Entwicklungsprozesse (und zwar ohne jegliche Einschränkungen!) in sich vereinen könnte, dann wäre er schon ein ziemliches Wundertier. Dann wäre er entweder ein begnadeter Imitator (unter "musikalischen Komikern" gibt es tatsächlich solche Talente, die allabendlich auf Zuruf jedes Lied in jedem gewünschten Stil vortragen können - mir fällt da z.B. Hans Liberg ein), oder eine doch eher befremdliche Jekill & Hyde-Persönlichkeit, bei der man nie sicher sein kann, welches ihrer multiplen Ichs da gerade am Werk ist.
Außerdem frage ich mich bei diesen "multifaceted" Multistilisten immer, an welcher Garderobe sie ihre eigene Persönlichkeit und ihren eigenen Stil abgegeben haben - mal abgesehen davon, dass mich die musikalischen Produkte dieser Tausendsassas mangels individueller Eigenschaften meist sehr schnell langweilen.

Ansonsten gilt die Volksweisheit: Alleskönner können meist alles, aber nichts richtig!
 
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