Was ist Harmonielehre?

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Hagenwil
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Was beinhaltet Harmonielehre?

Wann ist Harmonielehre nur Theory, und wann ist Harmonielehre von der Praxis abgeleitet?

Kann man gelernte Musiktheory in Musik umwandeln?

Was ist Musik?
 
Eigenschaft
 
Harmonielehren geben Gesetzmäßigkeiten wieder, die der Autor meint bei bestimmten Vertretern eines bestimmten Musikstils in bestimmten Epochen festgestellt zu haben, wobei oft aber nur bestimmte Aspekte behandelt werden, während andere mehr oder weniger ignoriert werden.

Harmonielehre ist immer von der Praxis abgeleitet, aber nur von einem Unterbereich, und beschäftigt sich auch fast nur mit dem was da war, und weniger mit dem was möglich wäre.

Musiktheorie beschäftigt sich im Gegensatz zur Harmonielehre allgemein mit dem Phänomen Musik. Das hat mMn mehr mit "Verstehen" als mit "Lernen" zu tun; außerdem weiß ich gerade nicht was du mit "umwandeln" meinst: Musiktheorie kann als Werkzeug zum Musik machen verwendet werden, aber nicht "in Musik umgewandelt werden".

Was Musik ist ist eine gute Frage; da steckt mehr dahinter als vielleicht viele vermuten. Sogar Beethoven hat noch Musik gemacht als er schon taub war, und Cage bezeichnet die "Nebengeräusche" im Konzertsaal als Musik (und noch einiges mehr).

(so viel zu meiner bescheidenen Meinung...)
 
Harmonielehre ist für den Musiker das, was er auch in die Praxis umsetzen kann.

Folglicherweise ist es ein oder mehrere Systeme, die ihm helfen, sein "Ohr" zu sortieren, sich Klänge und Tonleitern besser merken zu können.

Ebenso lassen sich "gleiche" Akkordverbindungen ermitteln und wiedererkennen, im besten Fall sogar Harmonien erweitern, abändern, austauschen oder in einen ganz anderen musikalischen bzw. harmonischen Zusammenhang setzen.

Eigentlich sortiert die Harmonielehre erstmal nur das, was das Ohr sowieso schon kennt. Doch läßt sich auch das Wissen dess Ohres erweitern, indem man neue Konzepte ausprobiert und für seine Zwecke brauchbar macht.

Es sollte auch möglich sein, stilistische Merkmale "korrekt" zu nutzen, z.B. wenn ein Metall-Stück als Bossanova gespielt werden soll - denn nicht nur der Rhythmus, auch die Harmonien müssen dazu passend gemacht werden (und nicht nur das...).

Nicht zuletzt soll sie Freude, Kreativität und Individualität für denjenigen bringen, der sie anwendet - ob beim Hören oder Spielen...

Mit der Zeit wird sich auch das Verständnis für "exotische" Musik erweitern, was zeitgleich dazu führt, daß man einen neuen Zugang zu Musik bekommt.

Musiktheorie zu lernen wie das 1x1 ist zwar möglich, wenn der Lernende aber nicht eigene Wege geht, wird er immer schulmäßig klingen. Besser ist es, sich erst ein gewisses Repertoire anzueignen und dann zu schauen, warum gewisse Stücke "gleich" klingen, sonst wird es sehr schwierig, die Denkansätze verschiedener Harmonielehren nachzuvollziehen.

Musik an sich hat nicht nur etwas mit Schallwellen und Mathematik, sondern vielmehr mit Gefühl, Ausdruck und Kunst zu tun.

Oft genug aber wird Musik (oder das, was von ihr übrigbleibt) mißbraucht, um irgendwelche Zwecke zu befriedigen, sei es dazu, schlechte Filmen mit Hintergrundgedödel breitzutreten, zur Verkaufsförderung zu mißbrauchen (Werbung, Aufzug, Großmarkt...) oder einfach nur den Hörer zu betäuben, wie das viele kommerzielle Radiosender heute tun - also Musik als (Dauer-)DROGE zu mißbrauchen.

Am Schlimmsten wird es, wenn Untalent mit krasser Selbstdarstellung zusammenkommt - das Ergebnis ist sicher keine Musik...

Im besten Fall ist Musik Heilung für Seele, Körper und Gemüt und Futter für den Geist - was sehr selten ist, doch nicht so selten, daß man es nicht erleben kann...
 
HëllRÆZØR;3314647 schrieb:
... außerdem weiß ich gerade nicht was du mit "umwandeln" meinst: Musiktheorie kann als Werkzeug zum Musik machen verwendet werden, aber nicht "in Musik umgewandelt werden".

Unter Musiktheorie verstehe ich alles was in einem Studium der Materie Musik gelernt werden kann, z.B. Tonsatz, Kontrapunkt, Harmonielehre, Melodielehre, Generalbass, Formenlehre, Gehörbildung, Orchestration, Instrumentenkunde, Instrumentierung, Rhythmik, Akustik, Musikgeschichte etc..

Mit "umwandeln" meinte ich, ob man nach dem lesen von Abhandlungen über Harmonielehre, Tonsatz oder irgend eines der oben genannten Gebiete, das angeignete Wissen direkt in originelle Musik umwandeln kann, respektive wie ihr euch das vorstellt wie theoretisches, musikalisches Wissen für das Songwriting, Komponieren und Arrangieren nutzbringend angewandt werden kann.
 
respektive wie ihr euch das vorstellt wie theoretisches, musikalisches Wissen für das Songwriting, Komponieren und Arrangieren nutzbringend angewandt werden kann.

Auf unterschiedlichste Art und Weise; aber dafür benötigt man auch Kreativität, mit Wissen allein kann man nicht viel anfangen. Wenn Wissen alleine reichen würde, dann dürfte man sich wohl kaum als Komponist bezeichnen, da man ja bloß wie ein Programm das ausführt, was andere in schlaue Bücher geschrieben haben, und nichts eigenes in das Musikstück mit einfließt. In dem Falle könnte man das Musik Machen auch direkt aufgeben, und Maschinen die Arbeit erledigen lassen. :rolleyes:
 
Unter Musiktheorie verstehe ich alles was in einem Studium der Materie Musik gelernt werden kann, z.B. Tonsatz, Kontrapunkt, Harmonielehre, Melodielehre, Generalbass, Formenlehre, Gehörbildung, Orchestration, Instrumentenkunde, Instrumentierung, Rhythmik, Akustik, Musikgeschichte etc..

Mit "umwandeln" meinte ich, ob man nach dem lesen von Abhandlungen über Harmonielehre, Tonsatz oder irgend eines der oben genannten Gebiete, das angeignete Wissen direkt in originelle Musik umwandeln kann, respektive wie ihr euch das vorstellt wie theoretisches, musikalisches Wissen für das Songwriting, Komponieren und Arrangieren nutzbringend angewandt werden kann.

Das geht nur mit Erfahrung und eigenständigem Experimentieren. Wenn man nur die Theorie lernt, kann man immer noch nicht spielen...
Instrumentenkunde ist meist auch mehr ein Erfahrungswert als reines Wissen. Sicher nützt beispielsweise das Wissen, daß ein Schlagzeuger nur über maximal zwei Hände und Füße verfügt, um korrekte Noten zu schreiben. Doch ob dabei Musik herauskommt, dazu reicht die reine Theorie sicher nicht...

Man braucht auch nicht all das Wissen, um gute Musik zu machen bzw. zu schreiben, doch denke ich, daß jeder, der sich ernsthafter mit Musik befaßt, über ein gewisses Wissen verfügen muß, auch wenn dies nicht akademisch abfragbar sein muß.

Meiner Meinung nach transferriert man ein theoretisches Wissen n ur mit Beispielen und viel Übung in die Praxis, und auch nur dann, wenn man sich die Beispiele so erarbeitet, daß das Ohr sie gespeichert hat. Nur dann kann man sie jederzeit in die Praxis umsetzen.

Oft ist das Problem, daß man nicht weiß, wie man ein gewisses Wissen anwenden muß, um zu einem musikalischen Ergebnis zu kommen. Meist fehlt das einfache Beispiel, an dem Punkt für Punkt gezeigt wird, wie man vorgehen muß. Dazu gehören auch die Tricks, mit denen man schnell das Ziel erreichen kann. Reine Listen und Schaubilder taugen dazu nichts.

Ohne Kreativität, d.h. auch einem gewissen Abstraktionsvermögen, kann man natürlich nur wenig mit einem erlernten Wissen anfangen. Wer weiß, wie man den Deckel einer Flasche abschraubt, sollte auch die Zahnpastatube öffnen können, ohne daß man das ihm vorher zeigen muß...

Ich kann ansonsten Hellraiser nur recht geben...

PS:
Ich glaube, das Fach heißt Melodiebildung, nicht Melodielehre. Unter Ersterem findet sich auch diverse Literatur zu diesem Thema.
 
MEINE persönliche Meinung:

Hamonielehre ist immer aus der Praxis abgeleitet und versucht im Nachhinein zu erklären, WARUM etwas gut klingt, WENN´s gut klingt. Natürlich kann man aus er Harmonielehre eine Menge lernen, aber man muß den Schritt zuwege bringen, das (rational) erlernte in der entsprechenden Situation intuitiv in Musik umzuwandeln. Das ist für viele nicht leicht.

Ich persönlich hatte all meine Harmonielehre auf Schallplatten. Habe ich einen neuen Akkord gehört, eine neue AkkordProgression, dann habe ich die Stelle so lange abgespielt und versucht nachzuspielen, bis ich´s hatte. Das waren eine wirkliche MENGE am Anfang ... mit den Jahren sind diese Hörerlebnisse deutlich weniger geworden. Ganz verschwinden werden sie (hoffentlich) nie !

All das war entsetzlich mühsam und anstrengend, und LANGSAM, ... aber auch spannend und sehr lehrreich. Weil ich über jede(n) erhörte(n) Akkord/Progression sehr profund verfügen konnte, und ich musikalische Situationen recht genau einordnen und spüren konnte. Der Nachteil dabei ist, daß das so entsetzlich langsam geht, daß ich erst jetzt mit Mitte 40 ein harmonisches Wissen habe (im Jazz-Bereich), mit dem ich ansatzweise zufrieden bin. Eine musikalische Ausbildung im Schul- oder Studienbereich hatte ich nie.

Erst jetzt in den letzten Jahren beschäftige ich mich mit der THEORIE zu dem Ganzen. Und ich lerne im Nachhinein, warum bestimmte Dinge möglich sind, die ich erlernterweise und intuitiv schon lange Zeit verwendet habe. Aber interessant ist es dennoch.

Aber eines bleibt ... meiner Meinung nach: Die Musiktheorie hat für richtige Musiker die selbe Bedeutung wie die Ornithologie für die Vögel ...

Liebe Grüße
Thomas
 
es heißt doch auch Harmonielehre... die Lehre also von den Harmonien... sie klärt ihre Beziehungen und Verwandschaften untereinander und systematisiert, kategorisiert, klassifiziert all das, was wir i.d.R. als wohlklingend oder harmonisch spannend empfinden.
Wer nun zuerst da war, die Henne oder das Ei, lässt sich hier doch im Grunde durchaus benennen. Erst klingt etwas und dann wird überlegt, ob man das nicht per Regel bzw. Systematik für die weitere Praxis nutzbar machen kann.
Ich habe bei meinen Schülern dereinst beobachtet, dass sie selbst mit der Klassifizierung und Systematisierung begonnen hatten.
Das trug sich wie folgt zu:
Ich hatte die aberwitzige Idee, den Schülern die ersten sechs Dreiklänge der C-Dur-Tonleiter als (harmonischen Grundvorrat) zu vermitteln, um sie dann wild harmonisierend auf einfache Meldodien anzuwenden.
Einzige HAndlungsanweisung:
Schaut euch einen Ton oder eine Gruppe von Tönen der Melodie an und prüft, in welchem der 6 Akkorde die Töne enthalten sind. Es kommen immer mehrer Akkorde als Lösung in Betracht.
Wählt dann einen Akkord aus und probiert die VArianten durch.

Das Ende vom Lied:
Die Schüler harmonisierten nun wild und willkürlich, gaben ihre Harmonien bei "band in a box" ein und erlebten gute und nicht so gute harmonische Wendungen.
Plötzlich meinte eine Gruppe: man könnte doch mal die am besten klingenden Harmoniefolgen aufschreiben... dann weiß man, was gut klingt..

Siehe da:
Es war eine Harmonielehre gebohren...
 
Harmonielehre ist der Versuch, harmonisches Bewußtsein in Worte zu fassen um es weiterzugeben.
 

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