Was sind Dix Längsschliffzungen ?

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Hallo,
habe auf älteren Akkordeons der Klingenthaler Hersteller Blechplaketten mit "DIX-Längsschliffzungen" gefunden. (Vorkrieginstrumente).
Dies waren bestimmt gute Zungen oder?
 
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Hallo Atlanperator.

Man findet sehr wenig ins Internet. Aber, wenn es Dir interessiert, etwas wird beim http://www.harmonikas.cz/dixd.htm erklärt.

Viel Spass,
SEIDEL
 
Er erklärt auch, was es mit dem Längsschliff auf sich hat.

Wobei in dem obigen Artikel nur zwischen den Zeilen zu lesen ist, warum die DIX Platten wirklcih so gut waren: ... benötigt man gutes qualifiziertes Personal...

Ob man denn letztendlich längs oder querschleift, ist nicht soooo entscheidend (auch wenn die statistische Wahrscheinlichkeit für langes Leben bei Längsschliff höher ist) - entscheidend ist, mit welcher Sorgfalt montiert, genietet und das Profil feingeschliffen wird. Und von daher könnte die Schliffqualität, durchaus besser sein, als in den Abbildungen zu sehen ist. Der im Text erwähnte Nassschliff hat vielelicht minimal bessere Eigenschaften bezüglich den Spannungen in der Zunge , da die Zunge beim Schleifen nicht so warm werden können.

Drum wird die hohe Güte der Stimmplatten mit Sicherheit durch sorgfältige Auswahl und Bearbeitung erzeugt worden sein.

Gruß, maxito
 
Hallo Accordion und Maxito.

Sehr gutes Artikel über die DIX-Stimmplatten.
Zum Schleifen des Materiales hat Maxito vollkommen Recht. Die Wärme soll die Qualität beeinträchtigen.

Ich interessiere mich sehr über den Fertigungsprozess der Stimmplatten. Hat oder kennt jemand von Euch einen Dokument, Artikel oder technische Literatur die die Sachkenntnisse über Stimmplattenfertigung erklärt? Die Bücher von Gotthart Richter und Toni Schwall bringen mir nicht genug Informationen.

Ich bedanke mich recht herzlich voraus.
Schöne Grüsse,
Alberto Seidel
 
kennt jemand von Euch einen Dokument, Artikel oder technische Literatur die die Sachkenntnisse über Stimmplattenfertigung erklärt

ich fürchte, da wird es nicht viel geben! Die Stimmplattenhersteller haben seit jeher um iher Fertigungsmethoden ein großes Geheimnis gemacht, dass auch ja niemand hinter ihr Geheimnis kommt. Und ein Buch darüber geschrieben... ist daher nicht viel unwahrscheinlicher. Mein Eindruck ist eher, dass heutzutage viele selbst nicht wirklich genau wissen, was und warum wie gemacht wird.

Was interessiert dich denn speziell?

Gruß, maxito
 
Hallo Maxito.

Eigendlich wollte ich den Herstellungsprozess lesen, weil es wird wirklich "sehr viel Geheimnis gemacht" (ich würde sogar sagen übertrieben - eine Platte mit ein hochpräzises Schlitz mit eine passgenaue angebrachte Zunge).
Werkstoffe: habe ich bis jetzt erfahren das es Platten aus Messing, Zinc und Duraluminium gibt.
Prozesse: von alles mögliche schon gehört, wie Stanzen, Schleifen, Erodieren, Honen, usw.

Aber schon das Du mich fragst: aus welchen Werkstoff werden die Zungen hergestellt? DIN- oder Stahlhersteller-Angabe, zum Beispiel.

Schöne Grüsse,
Alberto
 
Hallo Alberto,

eigentlich ist es kein großes Geheimnis, welche Werkstoffe bei den Stimmplatten verwendet werden. Das ergibt sich fast schon automatisch aus den Rahmenbedingungen. Das gilt für die Dix Platten, genauso, wie für alle anderen.

Bei denen wird Stahl benötigt, der eine hohe Dauerschwingfestigkeit aufweist - von daher kommen alle Federstähle bzw. hochvergüteten Vergütunsstähle in Betracht. Wichtig ist, dass der Stahl bei hoher Festigkeit noch eine möglchst hohe Elastizität aufweist. Das "alle" schränkt sich dann allerdings wieder sehr schnell ein, denn die Bänder für die Zungen werden in verschiedenen Banddicken benötigt und dann auch in verhältnismäßig kleinen Mengen. Hier gibt es nur wenige Stahlfirmen, die Federbandstahl in so kleinen Mengen fertigen und abgeben. Wir sprechen hier immer noch von ca. 100 bis 200 kg pro Band! Das ist im Stahlberecih praktisch gar nichts - dort wird üblicherweise von Mengen ab 10 bis 20 Tonnen gesprochen. Und aus diesem Grund schränkt sich die Zahl der möglichen Lieferanten sehr stark ein und es bleiben nur eine Handvoll potentieller Lieferanten übrig - Uddeholm in Schweden ist z.B. so einer. Von daher findet sich auch des öfteren die Angabe "Schwedenstahl". Nicht dass dies ThyssenKrupp nicht auch könnte - aber welcher Hersteller von Stimmplatten braucht schon 20 Tonnen Band (wohlgemerkt das ist dann immer noch nur 1 Blechdicke - und für Stimmzungen braucht man mehrere verschiedenen Dicken!). Es ist hier also weniger die Frage, welcher Stahl ist der beste hierfür - die Frage ist eher - welcher Federbandstahl kann in kleinen Mengen bezogen werden - und der wird dann eben zu Stimmzungen verarbeitet.

Da es früher wie heute nur sehr wenige Firmen waren, die in so kleinen Mengen Federbandstahl herstellten, kauften sowohl die westlichen als auch die östlichen Produzenten bei den (meist schwedischen) gleichen Lieferanten. Somit kann man in den Stimmzungen von Bugari, Dix, Salpa und wie sie alle heißen den Stahl vom gleichen Hersteller fiinden.

Beim Plattenmaterial sieht das ähnlich aus.

Messing wird verwendet um für die ganz kleinen Piccolostimmplatten ausreichend Masse zu erhalten, damit die Platte ruhig genug liegt und die Schwingernergie möglichst komplett in die Stimmzungen geht. Man könnte das auch für alle anderen Stimmpaltten genauso machen - nur würde das Akkordeon dann vermutlich 2 bis 3 kg schwerer. Aus diesem Grunde wird außer bei den Piccolozungen Aluminium verwendet. Für die besseren Stimmplatten wird hier dann "Duraluminium " verwendet - also hochfestes, damit der Niet besser hält. Früher meinte man die "Klangeigenschaften" des Duraluminiums wäre hier wichtig - bringt aber nix! Wichtig ist hierbei nur, wie solide der Niet hält und wie wenig sich das Material beim Nieten verformt damit die Stimmzungen möglichst plan aufliegen kann.

In den Kriegsjahren war Aluminium und Kupfer (Messing) kontingentiert und nicht immer verfügbar, weshalb man auf Zink ausweichen musste. Die Platten waren aber ähnlich schwer, wie aus Messing und hatten obendrein den Nachteil dass Zink gerne zum "ausblühen" neigte und in Form von weißem Pulver korrodierte und die Stimmplattenspalte dann mitunter zukorrodiert waren, was dann meist auch das Ende des Instruments war.

Deshalb findet sich bei Dixplatten auch aus den oben beschriebenen Gründen Messing bei den kleinen Piccoloplatten und meist Duraluminium bei den anderen - es sei denn man hat grad welche aus den "Kriegsjahren" - dann sind die aus Zink.


Im Grunde sind dies allesmehr oder weniger äußere Zwänge, die dazu führen, dass bei der Fertigung auf bestimmte Materialien zurückgegriffen worden ist. Es klingt halt gleich viel besser, wenn man vom "Schwedenstahl" spricht, als wenn man schreibt, "vom einzigen Lieferanten, der uns in kleiner Menge beliefern wollte"...

Unterlagen zu den früheren Dix Stimmplatten werden wohl nicht mehr aufzutreiben sein - Schon um die Konkurrenz möglichst klein zuhalten, hat man aus jedem Fertigungsdetail ein "großes Geheimnis " draus gemacht. Und hat deswegen schon möglichst wenig aufgeschreiben, so dass möglichst wenig an Wissen geklaut werden konnte.. Die Konkurrenz schläft ja bekanntlich nicht!

Aus meiner Sicht ist es heutzutage weniger sinnvoll sich auf die Materialien zu stürzen, aus denen die Stimmplatten früher gemacht wurden oder auch heute noch gemacht werden. Viel interessanter ist der Fertigungsprozess. Denn hier kann man wirklich Unterschiede produzieren. Und da lohnt es sich sehr wohl auf die "neuen" Dixplatten von Harmonicas zu schauen. Denn die verwenden hierfür modernste Techniken an (Drahterodierender Zungenkanäle, moderne Stanztechniken etc) und können von daher schon Stimmplatten von hoher Konstanz und mit einem Minimum an inneren Spannungen produzieren.

Und wenn bis dahin alles auf modernstem Fertigungsniveau gemacht wurde und alles sogfältigst werarbeitet wurde, ist der Schliff der Zungen - also das eigentliche Profil das A und O für den Klang und die Güte der Zunge. Aber hier sehe ich noch Nachholbedarf quer durch alle Hersteller! Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben...

Gruß, maxito
 
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Hallo Maxito.

Dein Beitrag ist wirklich sehr hilfreich. Schon nur die Angabe "Schwedenstahl" sowie die Angabe der Firma Uddeholm haben mir geholfen.
Meine Kenntnisse sind auf jeden Fall noch sehr begrenzt, deshalb meine "grosse Neugier". Ich vermute wenn mann ein guten Federbandstahl (ein SAE 1070 o.ä.) bei kleinere Lieferanten anschaft ist es schon gut, aber was wirklich die Qualität halt ist unzweifelhaft der Prozess - von die Herstellung der Zungen durch die Plattengenauigkeit bis zur Feinmontage der Stimmplatten.

Übrigens ich habe auch lieber Spielen als etwas Herstellen, aber ... immerhin bleibe ich doch sehr fasziniert wie man solche Teile herstellt. ;)
Vielen Dank und schöne Grüsse,
Alberto
 

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