Wie blauäugig noch ok beim Gebrauchtkauf (Klavier)?

  • Ersteller take-a-bow
  • Erstellt am
Kleine Anekdote zum Thema "Generalüberholt": Ich hatte mal einen Duo-Gig mit Geige und Klavier in der Hotelbar eines sehr renommierten Hotels (da wohnte 2006 die holländische Fußball-Nationalmannschaft). Als wir ankamen, spielte noch jemand anders auf dem Schiedmeyer-Flügel asiatischer Produktion. Als wir dann dran waren, untersuchte ich den Flügel und stellte fest, daß der Diskant völlig verstimmt war, einige Saiten gerissen und einige Dämpfer nicht mehr runtergingen. Die gerissenen Saiten schepperten bei jedem Anschlag mit. Ich bog die gerissenen Saiten so gut es ging weg und legte meinen Geldbeutel als Gewicht auf die Dämpfer. In meinem gesamten Spiel vermied ich den Diskant so gut es ging. Ich spielte durchgehend mit Una Corda-Pedal, damit wenigstens nur 2 der 3 verstimmten Saiten angeschlagen wurden. So kamen wir einigermaßen unfallfrei durch den Gig. Nach dem Auftritt erklärte ich dem Geschäftsführer, daß der Flügel mal der gründlichen Behandlung eines Klavierbauers bedürfe. Daraufhin bekam der andere Pianist, der dort offenbar ein längerfristiges Engagement hatte, einen Anschiss, warum er das nicht schon längst gemeldet habe.

Wenige Wochen später hatte wir den Gig nochmal. Ich schaute sofort nach dem Flügel. Die gerissenen Saiten waren abgeschnitten, der Flügel war gestimmt und die Dämpfer gingen wieder. Am Flügel klebte ein Zettel des Geschäftsführers: "Dieser Flügel wurde gerade generalüberholt. Die Musiker mögen bitte sehr sorgfältig damit umgehen und nichts kaputt machen." :rofl:

Am Ende prahlte der Geschäftsführer damit, daß er 5-stellige Gagen für irgendwelche berühmten Sänger ausgebe, die an einem von ihm organisierten Festival auftreten würden. Ich verglich diese Gage im Kopf mit der, die wir bekamen und habe dann die Anfrage, ob wir dort wieder spielen wollten, dankend abgelehnt ...

Zum in Frage stehenden Klavier: Klar, das kann schon etwas sein. Man muß herausbekommen, was in diesem Fall generalüberholt bedeutet. Das kann von "drei schwergängige Achsen getauscht" bis "neue Saiten, neue Hämmer, neue Dämpfer, Resonanzboden ausgespant" usw. alles mögliche sein. Im letzeren Fall kann es ok sein. Ansonsten ist € 1000,- für ein Klavier von 1929 zu viel.

Wenn Du ein kleines Budget hast und es Dir egal ist, auch mal € 300,- in den Sand zu setzen, hol Dir lieber eins in dieser Art:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/klavier-bentley/1750594097-74-3458
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/schul-klavier/1792370187-75-3472
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...essig-gestimmt-erdgeschoss/1758631630-74-9666

Viele antesten und dann das nehmen, was noch am besten ist. So lange spielen, bis mehr Geld da ist und man etwas besseres kaufen kann. Im Bewußtsein haben, daß es irgendwann entsorgt wird oder in einer schummrigen Nachtkneipe landet. Bei ebenerdig stehenden Klavieren kannst Du evtl. sogar den Transport selber organisieren (starke Rücken mitbringen). Sobald es mehrere Treppen zu überwinden gilt, ist das zu gefährlich (Versicherung etc.)

Klavierentsorgung kostet bei uns AFAIR € 200,-.

Viele Grüße,
McCoy
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Danke für die Antwort.
Klavier eben angespielt. Tatsächlich sieht es von Innen sehr gut aus. Hammerköpfe und Saiten sind auf jeden Fall neu. Insgesamt wirkt es nicht wie ein fast 100 Jahre altes Klavier. Allerdings gefällt mir der Klang nicht so besonders, da es recht grell is und ein bisschen Tiefe vermisst finde ich..
 
Ok, du hast vermutlich einen guten Punkt mit dem Kleinklavier.
Wobei ich auch hier den Eindruck habe, dass alles unter 2000€ - 2500€ utopisch sind?!

Das kosten die schon neu, mit Händlermarge und Mehrwertsteuer kommt man dann auf 3000 €.

Dennoch - wann fängt denn in deinen Augen "Spielen" an ? Bzw. wo liegt dein Anspruch, wenn alte Vorkriegsklaviere nach deiner Einschätzung eher unspielbar sind? Ich verstehe es leider noch nicht so ganz :)

Ein jahrelang nicht gestimmtes Klavier ist in dem Zustand nicht spielbar und damit nicht bewertbar.

Kleine Anekdote zum Thema "Generalüberholt":

"Generalüberholt vor x Jahren" sagt gar nichts aus. Einen Winter gut durchgeheizt und ein Klavier ist Schrott, egal in welchem tollen Zustand der Händler das abgegeben hat. Ein neues Klavier hält natürlich mehr aus, aber hier sind ja fast 100jährige das Thema.


Von denen gefällt mir die Eisenberg-Anzeige am besten: Denn davor steht eine Klavierbank, woran man erkennt, daß es gebraucht ist (also benutzt wird). Dort ist eine Beurteilung des Zustands tatsächlich möglich.

Klavier eben angespielt. Tatsächlich sieht es von Innen sehr gut aus. Hammerköpfe und Saiten sind auf jeden Fall neu. Insgesamt wirkt es nicht wie ein fast 100 Jahre altes Klavier. Allerdings gefällt mir der Klang nicht so besonders, da es recht grell is und ein bisschen Tiefe vermisst finde ich..

Fazit: Das Teil ist gekauft, aber nie benutzt worden. Das ist bei einem Klavier kein Vorteil. Problem: Du kannst gar nicht beurteilen, wie es klingt, weil es gar nicht (nach)gestimmt wurde (muß nach Neubezug im Abstand von maximal 6 Monaten gemacht werden) und auch noch nicht eingespielt ist. Du bekommst also eine Wundertüte für 1000 € angeboten, die sich klanglich noch massiv verändern kann und wo du ohne fachliche Unterstützung nicht weißt, wie der Zustand der restlichen akustischen Anlage ist.
 
Von denen gefällt mir die Eisenberg-Anzeige am besten: Denn davor steht eine Klavierbank, woran man erkennt, daß es gebraucht ist (also benutzt wird). Dort ist eine Beurteilung des Zustands tatsächlich möglich.
Zum Glück bist du nicht der persönliche Kaufberater vor Ort von @take-a-bow. Du erzählst hier so einige Sachen, dass sich mir die Fußnägel aufrollen. @take-a-bow : hör bloß nicht auf den, der hat keine Ahnung.

Man kann nicht von einem Klavierhocker darauf schließen, dass ein Klavier in Benutzung ist. Und ein ungestimmtes Klavier lässt sich auch beurteilen. Und auch ein Klavier mit Hocker davor kann ungestimmt sein.

Wenn das Phillips Klavier dir klanglich nicht gefällt, das sortier das aus. Die Marke als solche ist solide gewesen. Das Exemplar hat anscheinend neue Wirbel und Saiten und mindestens neue Bassdämpfer, wenn nicht sogar alle Dämpfer neu. Bei den Hammerköpfen wär ich mir nicht sicher. Man hätte mal einen Klavierbauer das anschauen lassen sollen, ob die Wirbel tatsächlich immer noch fest sitzen. Aber wenn das eh nichts für dich ist, dann ist das ja auch egal.

Übrigens: das Eisenberg Klavier in den Annoncen oben wäre eine verdammt schlechte Wahl: ist nämlich ein DDR Klavier mit echt zäher Spielart dank der Pianic Mechanik. Genau so übrigens wie das Alexander Herrmann, ist auch DDR. Und das Bentley ist: na ja, halt ein Bentley. Vor allem hat es nur 73 Tasten. Aber stimmt schon: so ein halbwegs modernes Kleinklavier ist im Prinzip vermutlich eine nicht ganz so schlechte Wahl. Muss man halt anspielen, ob es einem klanglich und vom Anschlag her passt. Technisch gesehen dürften solche Klaviere noch den geringsten Reparaturstau haben. Und die bekommt man auch meist zwischen 300 und 800 Euro.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Danke für die zweite Meinung. Gut, dann werde ich die DDR-Dinger vermutlich direkt mal aussortieren. Auf einen harten Anschlag habe ich keinen Bock.
Jedoch bin ich jetzt gedanklich wohl doch eher Richtung jüngeres "Klein-Klavier" unterwegs. Ich bin schon immer ein großer Fan was Yamaha-Instrumente angeht, weshalb ich da mal etwas geschaut habe.

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...yamaha-b1-nbs-buche-natur/1797366412-74-17085

Oder folgendes Kawai?

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/kawai-cx-4s/1749042166-74-3378


Klar, muss ich natürlich anspielen, aber es gibt ja bestimmt ein paar derartige Modelle, die grundsätzlich empfehlenswert sind.
Wäre da auf jeden Fall bereit 1000€ für hinzulegen wenn es was "besseres" ist. Sonst wäre so eine günstigere Variante wie die DDR-Dinger natürlich auch super.. aber ich kann gar nicht einschätzen, ob es in dieser Klasse überhaupt halbwegs schön klingende/spielende Instrumente gibt?
 
Zum Glück bist du nicht der persönliche Kaufberater vor Ort von @take-a-bow. Du erzählst hier so einige Sachen, dass sich mir die Fußnägel aufrollen. @take-a-bow : hör bloß nicht auf den, der hat keine Ahnung.

Klaviere zwischen 300 und 400 € hat @McCoy empfohlen, nicht ich.

Übrigens: das Eisenberg Klavier in den Annoncen oben wäre eine verdammt schlechte Wahl: ist nämlich ein DDR Klavier mit echt zäher Spielart dank der Pianic Mechanik.

Aber Spielart ist genau das, was ein Nicht-Techniker bei einem gestimmten und gebrauchten Klavier wenigstens beurteilen kann. Um nichts anderes ging es bei dem Zitat nie. Was hat der Herr Gregor denn erwartet, was man für unter 300 € nach Runterhandeln wohl bekommt? Ein Steingräber oder Seiler oder wie?
 
Das Yamaha ist raus. Das ist erstens kein b1 (sondern vermutlich ein M5J) und zweitens auch nicht Buche und drittens ist das Baujahr 1978, d.h. es hat die bekannte Problematik mit gerissenen Kapselschnüren.

Das Kawai könnte ok sein. Ist zwar kein Klangwunder, aber wenn du Yamaha vom Klang magst, dann wahrscheinlich auch das Kawai. Aber da solltest du den Unterrahmen abnehmen und auf den Bass-Steg schauen, ob der Risse hat. Das hat es vereinzelt nämlich bei Kawai mal gegeben.

Du solltest auch mal den hier anschreiben, was der für das Feurich haben will. Und fragen, wie hoch das genau ist und ob irgendwo eine Seriennummer zu entdecken ist. Z.B. hinten auf dem Resonanzboden (also auf der Rückseite, links oben und klein):
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/ein-klassisches-klavier/1776582059-74-3342
Vielleicht kann der ja auch ein Foto machen mit entferntem Unterrahmen, so dass man den Basssteg sieht. Das könnte ein wirklich feines Klavier sein.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Danke. Was meinst du mit wie hoch? Also wirklich die Höhe des Klaviers in cm?
 
Ja, die Höhe des Klaviers hängt unmittelbar mit der Saitenlänge zusammen. Bei langen Saiten ist das Verhältnis von Saitenlänge zur Saitendicke günstiger als bei kurzen Saiten.

Viele Grüße,
McCoy
 
Genau, die Höhe in cm. Wie @McCoy erläutert hat ist das relevant. Aber ich frage noch aus einem anderen Grund: es könnte sich evtl. um das Modell F114 handeln. das 115 cm hoch ist. Das war ein super Klavier mit einem bogenförmig geformten Bass-Steg. Deswegen auch Foto vom Bass-Steg. Und evtl. ein Foto von oben ins Innenleben. Dann kann man am Moderator schon erkennen, ob es eher sechsziger oder siebziger Jahre ist.

Der Steg beim Feurich F114 sieht so aus. Und auf der Gussplatte steht auch 114 F.

Feurich_F114-HakenSteg.jpg



Und der Moderator sieht rechts so aus. Bei den älteren (sechsziger Jahre) war die Aufhängung ganz anders:

20210623_144329.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Man kann nicht von einem Klavierhocker darauf schließen, dass ein Klavier in Benutzung ist. Und ein ungestimmtes Klavier lässt sich auch beurteilen. Und auch ein Klavier mit Hocker davor kann ungestimmt sein.

spannenende Diskussion. Kenne div. Klaviere 'mit Hocker', die jahrelang nicht gespielt wurden (u. wo gar kein Ton mehr passt). Man wuerd selbst ja auch den Hocker ins Foto stellen, wenn er mitverkauft werden soll ;)
Vielleicht kann man aus Utensilien auf dem Moebel schliessen, das das besagte Stueck eher als Blumenstaender Verwendung fand?

Auf 'generalueberholt' soll man, ohne detaillierte Rechnung, gar nix geben. Brauchte vor einiger Zeit einen neuen Motor - 'revidiert vom Super-Experten, der Strassenrennen faehrt'. Dann, vor dem Ding stehend, dacht ich 'soso'. Aber ich braucht ihn halt. Zuhaus ab auf die Werkbank: aus den Ritzen kam Sand (von letzten Gelaendeausflug). Kolbenring kaputt, Fussdichtung fehlte ganz, Ventile verstellt, alles an Verschleissgrenze bzw. leicht drueber. Nach so 3 Wochen Arbeit konnte er eingebaut werden, als Uebergangsloesung.

Was mich mal interessieren wuerd (lerne hier mit :)): Nutzt 'frisch gestimmt' was, wenn das Klavier Treppenhaeuser runter/hoch gewuchtet wird u. in der neuen Umgebung ev. eh andere Verhaeltnisse vorfindet (Temperatur, Feuchte usw)? Haelt das die Stimmung aus o. muss man nicht eh neu nachstimmen lassen?
 
spannenende Diskussion. Kenne div. Klaviere 'mit Hocker', die jahrelang nicht gespielt wurden (u. wo gar kein Ton mehr passt). Man wuerd selbst ja auch den Hocker ins Foto stellen, wenn er mitverkauft werden soll ;)

Klavierbank ist nicht vorhanden: Nutzung als Instrument eher unwahrscheinlich.
Klavierbank ist vorhanden: Nutzung als Instrument eher möglich. Nicht wahrscheinlich oder vorauszusetzen. Der Umkehrschluß ist unzulässig!

Was mich mal interessieren wuerd (lerne hier mit :)): Nutzt 'frisch gestimmt' was, wenn das Klavier Treppenhaeuser runter/hoch gewuchtet wird u. in der neuen Umgebung ev. eh andere Verhaeltnisse vorfindet (Temperatur, Feuchte usw)? Haelt das die Stimmung aus o. muss man nicht eh neu nachstimmen lassen?

Ein Klavier muß nach dem Transport in eine neue Umgebung immer mindestens einmal nachgestimmt werden.

Auf 'generalueberholt' soll man, ohne detaillierte Rechnung, gar nix geben. Brauchte vor einiger Zeit einen neuen Motor - 'revidiert vom Super-Experten, der Strassenrennen faehrt'. Dann, vor dem Ding stehend, dacht ich 'soso'. Aber ich braucht ihn halt. Zuhaus ab auf die Werkbank: aus den Ritzen kam Sand (von letzten Gelaendeausflug). Kolbenring kaputt, Fussdichtung fehlte ganz, Ventile verstellt, alles an Verschleissgrenze bzw. leicht drueber. Nach so 3 Wochen Arbeit konnte er eingebaut werden, als Uebergangsloesung.

Bei einem gestimmten und eingespielten Klavier kannst du es beim Spielen schlicht hören und ertasten, daß es vor kurzer Zeit mal anständig überarbeitet wurde. Da brauchst du keine Rechnung, um das zu merken. Wenn das Instrument aber eher wegen der Optik gekauft und aufgestellt wurde, dann am besten noch neben der Heizung stand und seit Jahren nie mehr eine Fachkraft dran war, hat das Dokument eh nur noch historischen Wert. Ein paar schlechte Winter genügen, um ein altes Klavier zu ruinieren.

Fazit: Vorzeigen von Rechnungen und Aussagen des Verkäufers sind für die Beurteilung des gegenwärtigen Zustandes eines Musikinstrumentes weitgehend irrelevant.
 
Klavierbank ist nicht vorhanden: Nutzung als Instrument eher unwahrscheinlich.
Klavierbank ist vorhanden: Nutzung als Instrument eher möglich. Nicht wahrscheinlich oder vorauszusetzen. Der Umkehrschluß ist unzulässig!
na, jetzt versuchst aber denn doppelten Salto rueckwaerts ... ;)

Ein Klavier muß nach dem Transport in eine neue Umgebung immer mindestens einmal nachgestimmt werden.
also bringt 'frisch gestimmt' bzw. 'VK laesst es vor Abholung noch stimmen' effektiv nichts, zumindest nicht monetaer? Also besser: 'ich stimme es selber' und dafuer runterhandeln?

Bei einem gestimmten und eingespielten Klavier kannst du es beim Spielen schlicht hören und ertasten, daß es vor kurzer Zeit mal anständig überarbeitet wurde.
Frage, kann das auch der Laie? Ich mein, raushoeren, ob jetzt irgendwelche Verschleiss-Teile ersetzt wurden, die andernfalls in 2-3 Jahren Probleme machen? Vor allem, wenn er nicht weiss, wie das Klavier 'normal' klingen soll?

Da brauchst du keine Rechnung, um das zu merken. Wenn das Instrument aber eher wegen der Optik gekauft und aufgestellt wurde, dann am besten noch neben der Heizung stand und seit Jahren nie mehr eine Fachkraft dran war, hat das Dokument eh nur noch historischen Wert. Ein paar schlechte Winter genügen, um ein altes Klavier zu ruinieren.
klar, man kann alles vergammeln lassen. Gemeint war: 'generalueberholt' ist ohne Nachweis einfach nur eine Floskel in der Verkaufsanzeige u. erstmal ohne Wert.
 
Mein Fazit aus der ganzen Angelegenheit:

Entweder Du suchst ein Gebrauchtes in der Preisregion ab € 1000,- oder besser (viel) mehr, nimmst den Klavierbauer Deines Vertrauens mit und bezahlst den, damit er das Instrument untersucht und ggf. sagt, ob man noch etwas investieren muß. Im ungünstigen Fall bezahlst Du den Klavierbauer mehrmals, weil er evtl. bei manchen Instrumenten kein grünes Licht gibt.

Oder Du gehst wirklich auf Low Budget und hoffst auf ein Schnäppchen in der Preisregion von € 300,- bis € 500,-. Du gehst das Risiko ein, daß Du eine Gurke kaufst, die nach 2 Monaten auseinanderfällt. Im Idealfall steht das Ding ebenerdig und Du organisierst den Transport mir ein paar Kommilitonen von der Sportuni, einem Kasten Bier und einem gemieteten Anhänger selbst. Zielgruppe sind dabei Kleinklaviere ab den 70ern. Man muß viele Klaviere anschauen und untersuchen, sich ein kleines bisschen auskennen (Stimmhöhe checken, Resonanzbodenrisse, rostige oder gerissene Saiten, Mottenfraß, gehen alle Töne und Dämpfer, die DDR-Marken ausklammern usw.). Es gibt darunter manch brauchbares Instrument, das von der verstorbenen Oma geerbt wurde, und bei dem sich die Erben nicht auskennen. Wenn die Oma z.B. einen Stimmvertrag mit dem örtlichen Klavierbauer hatte, kann das ganz gut aussehen. Durch vieles Testen bekommt man ein bisschen ein Gespür dafür, welches der Instrumente noch etwas taugt und welches nicht. Also nicht das erstbeste nehmen. Dabei muß man im Hinterkopf behalten, daß € 300,- heute nicht mehr viel Geld ist, 4x tanken oder so. Das Risiko ist deshalb sehr(!) gering. Man bekommt für diesen Preis heute noch nicht mal ein brauchbares Digitalpiano. Mit etwas Glück hat man dann ein akustisches Klavier, auf dem man noch ein paar Studentenjahre üben kann. Mit noch etwas mehr Glück kann man das am Ende der Studienzeit noch für € 100,- an den studentischen Nachmieter weiterverscherbeln. Aber es kann eben auch ein Griff ins Kl... sein.

Wenn man absolut sicher gehen will, nimmt man mehr Geld in die Hand und kauft direkt beim Klavierbauer.

Viele Grüße,
McCoy
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
na, jetzt versuchst aber denn doppelten Salto rueckwaerts ... ;)

Das passiert manchmal, wenn Leute unterwegs sind, die jemanden vorsätzlich mißverstehen wollen. Diese Form des Dissens ist leider eine Berufskrankheit bei klavierbezogenen Branchen.

also bringt 'frisch gestimmt' bzw. 'VK laesst es vor Abholung noch stimmen' effektiv nichts, zumindest nicht monetaer? Also besser: 'ich stimme es selber' und dafuer runterhandeln?

Vor der Abholung das Klavier nochmal stimmen lassen ist in der Tat ziemlich sinnfrei, ja. Die Stimmung muß vor der Besichtigung gemacht werden (was aus offensichtlichen Gründen nicht passiert ist). Die nächste Stimmung ist dann nach dem Transport in die neuen Räumlichkeiten fällig.

Frage, kann das auch der Laie? Ich mein, raushoeren, ob jetzt irgendwelche Verschleiss-Teile ersetzt wurden, die andernfalls in 2-3 Jahren Probleme machen? Vor allem, wenn er nicht weiss, wie das Klavier 'normal' klingen soll?

Eine Generalüberholung ist mehr als nur ein paar Verschleißteile ersetzen. Damit kommt ein Klavier deutlich näher an ein Neuinstrument und das merkt man auch. Deshalb braucht man keine Rechnung. Wenn man nichts davon merkt, ist es nämlich auch mit Rechnung komplett wurscht. Wenn die Kiste grottig klingt und spielt, weil nach der Überholung nie mehr gewartet und benutzt, dann der Verkäufer sich das Wedeln mit der Rechnung schenken.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Zu dem Niendorf kann man nix sagen. Ist halt sehr alt, aber anscheinend neu lackiert und evtl. neue weiße Tastenbeläge. Resonanzboden anscheinend ohne Risse. Aber ob es noch stimmbar ist? Mechanik sind nicht sonderlich überholt aus. Also keine neuen Hämmer, Dämpfer und so. Lediglich Hammerköpfe abgezogen und danach hoffentlich reguliert worden. Aber das kann ja auch schon 30 Jahre her sein. Das zu kaufen wäre wirklich blauäugig.

Geyer: schtonk! (DDR)

Trautwein: schtonk! (Oberdämpfer)

Euterpe: aus der legendären Fabrik in Langlau, wo auch die Feurich und Hoffmann produziert worden. Könnte was sein. Einfach hinfahren und anspielen. Bei Gefallen sofort kaufen. Die Gefahr, dass das total hinüber ist, ist doch eher gering. Und bei dem Preis hält sich das Risiko nun wirklich in Grenzen. Da es vor 2 Monaten gestimmt wurde, sollte das auch noch gestimmt klingen. Falls nicht: Vorsicht! Bzw. nachfragen, ob der Stimmer es einen halben Ton hochgestimmt hat. Sowieso Stimmgabel mitnehmen und kontrollieren, ob es auf 440 Hz gestimmt wurde.

Evtl. mal den Euterpe Verkäufer anrufen und fragen, wie hoch das Klavier ist (in cm). Und ob er innen drin irgendwo eine Seriennummer entdecken kann. Die ganz kleinen Euterpe (sagen wir mal ca. 104 cm hoch) aus den sechsziger Jahren sind nicht der Brüller. Aber so sieht das nicht aus. Wenn es 110 cm oder höher ist und aus den Siebzigern, dann machst du wahrscheinlich nicht allzu viel verkehrt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Danke für die Antwort. Das Euterpe klingt ja ganz interessant. Höhe allerdings nur etwa 106cm und laut Seriennummer zwischen 1968 und 1970 gebaut.
Also eher nichts besonderes?
 
Nein, nichts wirklichbesonderes. Die höheren waren da schon deutlich besser. Aber für den Preis kannst du da nicht viel falsch machen und kannst auch nicht wirklich etwas besonderes erwarten. Spiel es an und achte darauf, ob dir der Klang und vor allem auch der Anschlag gefallen. Trete das rechte Pedal und lass es herunter getreten. Dabei trittst du dann auch noch auf das linke Pedal und beobachtest die Hämmer, die durch das linke Pedal näher an die Saiten heran geführt werden. Fallen die Hämmer halbwegs gleichmäßig zurück, wenn du das linke Pedal loslässt? Oder fallen einige Hämmer nur quälend langsam wieder zurück in die Ausgangsposition? Die sollten natürlich gleichmäßig zurück fallen.

An deiner Stelle wäre das Euterpe der bisher heißeste Kandidat für dich. Aber: es handelt sich um ein Musikinstrument. Das ist immer hochgradig subjektiv. Es muss dir gefallen bzw. deinen Ansprüchen genügen. Falls nicht: aussortieren. Falls ja: kaufen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben