Wie funktioniert ein professionelles Studio?

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Hallo,

mich würde gerne aus reinem Interesse mal wissen, wie die Verkabelung und so in nem professionellen Studio so läuft.

Die haben ja sicher nicht jede Audiointerfaces wie sie im Homerecording benutzt werden und dass dann nur in besserer Qualität.
Wo kann ich dazu etwas finden, bzw. hat wer Lust mal kurz was dazu zu schreiben?

Dort werden ja sicher seperate Mikrofonvorverstärker und DIE Boxen etc. genutzt um dann in eine PC Schnittstelle zu gehen, oder?
Nur mal so als Beispiel. und wie sieht es mit der verwendeten Software aus? Wenn man Bilder von den "Großen" sieht, sieht man meist nur einen kleinen PC und jede Menge analoge Technik.

Mir geht es nicht darum, dass der Hauptunterschied die Erfahrung ist, oder dass es Tontechniker gibt, oder die Räume speziell nach akustischen Maßstäben "Designed" wurden. Mich würde einfach mal die reine Technik interessieren.
 
Eigenschaft
 
Ist auch bei jedem Studio anders, und hängt zum Großteil davon ab WANN das Studio gebaut und eingerichtet wurde.

Den meisten "großen" Studios ist gemein dass sie mehrere Räume haben, Mindestens einen Regie- und einen Aufnahmeraum, manche haben auch separate Regie-Räume für Recording und Mixing, oft auch einen extra Editing-Raum, wo nur das nötigste an Equipment drin steht.
Große Studios haben auch oft mehrere Aufnahmeräume die akustisch getrennt, optisch aber verbunden sind (schalldichte Fenster), damit zB alle Bandmitglieder gleichzeitig aufnehmen können.

Studios aus den 70er bis 90ern haben meist ein großes Mischpult das als Schaltzentrale dient, und ein oder mehrere Side-Racks wo die ganzen Preamps, Kompressoren, Equalizer etc untergebracht sind, die dann mittels Patchbay mit dem Mischpult verbunden werden können und jeweils einen oder mehrere Kanäle bearbeiten.
"gespeichert" wird auf Magnetband.

Modernere Studios haben oft kein tatsächliches Mischpult sondern einen "DAW-Controller", der es ermöglicht, die DAW mittels "herkömmlicher" Fader und Potis zu bedienen.
Die Signalkette schaut dann so aus, dass die Mikrofone über Multicore/Patchbay an die Preamps kommen, und das Signal dann in Digitalwandler geschickt wird. Die Daten werden dann auf Festplatte gespeichert (über eine DAW wie Pro Tools/Cubase/Logic/Reaper/...)

Viele moderne Studios haben keine Sideracks mehr sondern machen alles komplett "in the box", also mit Plugins innerhalb der DAW, vor allem Studios die erst in den letzten Jahren aufgebaut wurden.
 
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Danke erst mal, das habe ich mir schon fast so gedacht.

Das heißt dann aber auch, dass wohl kaum Schnittstellen genutzt werden die eingebaute Preamps und so haben, oder? Also wie bei "Homerecording" Interfaces.
Wie sieht denn da die Schnittstelle aus? Instrumente und Mikros werden durch Preamps/ DI Boxen auf Line Level gebracht und dann über ein Interface in den PC?

Ich wundere mich halt immer, dass es sozusagen keine, ich sag mal, 16-Spur entsprechung für ein USB Interface gibt.
Die haben ja trotzdem meist nur 1-2 Mikrofoneingänge und dann ein paar Line-Ins.
Wird dann noch über Schnittstellen gearbeitet, die mehrere Spuren parallel nutzen können?
Ich habe z.B. bei Thomann Interfaces gesehen, die 64 Spuren "können" dann aber nur 2 Mikrofoneingänge und 8 Line-Ins haben.
Wie wird der Rest in den DAW gebracht?
 
Zum Beispiel mit Mikro-preamps, die eingebaute Wandler haben, und die Signale gebündelt als ADAT weitergeben.
Z.B. Behringer ADA8000, nach oben qualitativ und finanziell offen.
 
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Hallo du lustige Person ;)

Du muss dir die Grundlegende Signalkette vor Augen halten:
Mikrophon - Vorverstärker - A/D-Wandlung - Interface - CPU/Festplatte

An dieser ändert sich nie was (wenn man digital mit Mikrophon aufzeichnet).
Bei Einsteigergeräten werden Bausteine meist zusammen verbaut. zB. das klassische Audiointerface hat Vorverstärker, A/D-Wandler und Interface eingebaut.
Je weiter man qulaitativ nach oben kommt, desto mehr werden Aufgaben vereinzelt oder anderes zusammen gefasst.
Typisch sind zB. digitale Mischpulte (welche bei The_Dark_Lord ein wenig zu kurz kamen).
Dort werden standardmäßig alle Miks hingeroutet, dort passiert die Vorverstärkung und die A/D-Wandlung. Danach wirds mittels ADAT/AES-EBU/MADI zu einem Interface geschickt, welche die Signale der CPU füttert bzw. direkt auf die Festplatte schreibt.
Dieses Setup ist aber nur eines von vielen. Man kann auch jede menge separates Equipment zusammenstöpseln.
Also einen 8 Kanal Vorverstärker an einen 16 Kanal A/D-Wandler welcher über ADAT Signale an ein Interface schickt.

Wenn regelmäßig viele Kanäle (24+) verwendet werden, kommen meist digitale Mischplute zum einsätz. Weniger wegen dem Klang oder so, als vielmehr weils einfach überschaubarer bleibt. Klar gehen einfach eine menge kaskartierter Firewire-Audiotinterfaces auch.. aber wenn man schon mal mit 24+ Kanälen regelmäßig arbeitet, hätte man auch gerne den vorzug einer gescheiten Konsole. :)
Wenn so viele Miks aufgenommen werden, hat man auch selten die Zeit bei jedem Kanal Vorverstärker/Wandler zu testen.
...Ob jetzt die 6.Streicherstütze einen Neve-preamp oder doch den normalen des Mischpults hat, interessiert doch eh keinen. :D

LG Jakob
 
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Ok, ADAT habe ich schon mal irgendwie gelesen.
Gibts dann auch Geräte die man zwischenschalten kann?
Wenn ich also z.B. verschiedene Preamps habe, und deren Output bündeln möchte?

EDIT: Das hat sich überschnitten.

Danke 13. Melody. Das heißt also in den Digitalen Mischpulten sind eben auch schon Vorverstärker integriert?

Generell hab ich es aber jetzt begriffen glaube ich. Ich habs mir schon so gedacht, aber man will ja genau Bescheid wissen ;)
 
Digitale Mischpulte sind eigentlich auch wieder etliche Schritte gebündelt:
-Vorverstärker
-AD-Wandler
-Prozessor
-DA-Wandler
Wobei natürlich auch das digitale Signal direkt zu einem Speichermedium(USB-Stick, Computer, Festplatten-RAID) geschickt werden kann.
 
Das heißt also in den Digitalen Mischpulten sind eben auch schon Vorverstärker integriert?
Yep. :)
Also wenn das nicht der Fall sein sollte, muss es groß auf der Packung stehen. :D
Manche Mischpulte haben auch schon Interfaces eingebaut (allerdings eher im Einsteigerbereich zu finden - zB. da).

Schau dir zB. mal das an.
Sicher nicht das Ende der Fahnenstange aber auch kein Home-Recording Equipment mehr.
Dort kannst du - mittels genügender zusätzlicher Erweiterungen - alle ankommenden Signale via AES-EBU rausspielen. Und dann mit über dem auf MADI umwandlen und damit in den Rechner rein.
Es geht sicher auch noch ohne diese AES-EBU zu MADI konvertiererei.. aber ich finde gerade keine passenden Geräte bei Thoman. :redface:

LG Jakob

Edit:
Wobei natürlich auch das digitale Signal direkt zu einem Speichermedium(USB-Stick, Computer, Festplatten-RAID) geschickt werden kann.
Das können aber nicht alle digitalen Mischpulte.. vorallem nicht mit allen Kanälen. Einen Stereomitschnitt auf USB-Stick geht noch meist, aber 32 Spuren separat in den Rechner .. muss auch wieder groß auf der Packung stehen. :D
 
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Ok und wie sieht es mit der PC Hardware aus?
Wenn ich sagen wir mal alles 32 Kanäle parallel aufnehme (wenn auch sehr unwahrscheinlich), brauche ich doch sicher 1. ein schnelles Raid und 2. ordentlich Leistung des PCs oder?
Wobei bei reiner Aufnahme die Latenz ja keine Rolle spielt. Das Monitorring würde ja wahrscheinlich schon vorm PC per Mischpult o.ä. behandelt.
 
Also grundsätzlich ist 32 Kanäle parallel aufnehmen nicht die so große Herausforderung...
Ich kanns dir jetzt nicht quantitativ benennen, aber derartige Aufnahmen wurden schon vor über 10 Jahren gemacht..
Daher ist das heute nicht umbedingt mehr ein Problem.

Monitoring sollte eigentlich so und so nie über den Rechner laufen.. (wenn igrendwie vermeidbar).
Wie du richtig sagst, geht das dann übers Mischpult direkt wieder raus.. Oder halt an der Routingsoftware des Interfaces.
Damit kriegt man als Latenz gerade mal die A/D und D/A Wandlung mit rein.. dies ist ca. im Bereich von 3-5ms.. also nicht weiter beachtenswert.

LG Jakob
 
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Ok, ich dachte halt bei der digitalen Speicherung würde die Datenmenge ein Problem machen,.
Andererseits hat mein Saffire 6 USB nur USB 1.1 was ja auch langsam ist ohne Ende und macht dahingehend auch keine Probleme.
 
Bei der Aufnahme ist die CPU Leistung erstmal sekundär. Wichtig ist, und besonders bei größeren Mehrspuraufnahmen, eine Festplatte mit hoher Drehzahl, niedrigen Zugriffszeiten und möglichst großem Cache. Das Problem ist nicht die Bandbreite sondern die Zugriffsgeschwindigkeit. Jede Festplatte heutzutage kann die doch recht geringe Datenmenge von der Bandbreite her stämmen. Problem ist, wenn die Festplatte viele Dateien gleichzeitig schreiben muss.
 
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Ok, das macht Sinn.
kommen hier den RAIDs zum Einsatz, oder genügen "gute" Festplatten?
 
Wir benutzen wie die meisten Studios auch ganz normale Festplatten mit 7.200 u/min - Einfache Raids sind ja tendenziell eher langsam und dienen eher der redundanten Sicherung. Oft wird einfach nur mit USB oder FireWire Platten gearbeitet um schneller zwischen Rechnern wechseln zu können, das ist von der Datenrate halb so wild.
 
Ich denke eine gute Festplatte sollte genügen. Besonders wenn du sagst, dass 32 Spuren eine eher unwahrscheinliches Szenario werden. RAID wäre meiner Meinung nach mit Kanonen auf Eichhörnchen geschossen. :D
 
mal was praktisches: ich habe letztens 32 Spuren auf eine normale Notebook Platte aufgenommen
(mit einer simplen Atom CPU der ersten Generation)
wie schon erwähnt: zum Aufnehmen braucht's da keine hohe Leistung

wobei ich Novik korrigieren möchte: der cache-Speicher kann etwas problematisch sein...
sowohl der des Systems, wie auch auf der Platte selbst - irgendwann muss der geschrieben werden
ist der Happen dann zu gross, verschluckt sich die Platte und Aussetzer sind die Folge
Idealerweise schreibt das System ohne Zwischenpeicher direkt durch...
(muss man in Windows üblicherweise manuell einstellen, der write ahead cache ist dort standardmässig aktiv)
das bringt nur dann Vorteile, wenn er grösser als die maximal zu erwartende Datenmenge ist - bei kontinuierlichen Aufnahmen ist selbiges nicht der Fall)

beim Lesen trifft das Gegenteil zu: grosser cache bringt Vorteile, dito Raid Technologie wenn es (zB) um grosse Sample-Bibliotheken geht.
(Schreib-und Lese Cache sind 2 verschiedene System-Bestandteile)

cheers, Tom
 
Schreibt die Platte denn erst dann, wenn der Cache der Platte voll ist?
Andersherum sehe ich das Problem aber genauso. Benutzt die Platte überhaupt keinen Cache, und kommt aufgrund der Menge an gleichzeitigen Schreibvorgängen nicht mehr hinterher, gibt es genauso Aussetzer. Oder nicht?.
 
man muss sich dabei die Mehrzahl der Anwendungen vor Augen halten: Office Betrieb oder das 'ändern' von Dokumenten
da sorgt ein grosser Schreibcache der Platte dafür, dass der Vorgang für den Anwender quasi in null-komma-nix erledigt ist

wann der cache tatsächlich geschrieben wird, hängt vom Management ab (kann also variieren)
würde der Strom ausfallen oder das 'Management' einen Fehler machen sind die Daten weg
(habe ich übrigens tatsächlich mal erlebt, ein Ordner mit Texten war von Knall auf Fall von der HD verschwunden)
1 MB Text kann ein ziehmlicher Zeitaufwand sein, datentechnisch ist es kurz vor 'nichts'... die Platte hatte 8 MB cache iirc

bei kontinuierlichem Schreiben bringt das nichts, ausser Mehraufwand plus Risiko
der erste Schreibvorgang findet scheinbar schneller statt, danach muss das Management perfekt arbeiten
(und es ist 1 Komponente mehr im Spiel)
wenn die Schreibrate beim direkten Ansprechen der HD nicht 'passt', gibt es sofort einen Fehler (in der Anwendung)
tritt der Fehler beim HD Management auf, müsste erst das OS und dann die Anwendung verständigt werden
(das funktioniert nur in der Theorie zuverlässig)

Betriebssysteme benutzen einen (meist) etwas obskur zu konfigurierenden Teil des Arbeitsspeichers für denselben Vorgang
(als Platten noch langsamer waren, liess sich so mehr Performance vorgaukeln)
bei DAW Anwendungen ist die zu schreibende Datenmenge aber praktisch immer grösser als der Cache
eine typische Fehlerbeschreibung: mein Cubase, Logic, etc... kommt immer nach ein paar Minuten in's Stolpern

cheers, Tom
 
Ok, ich bin halt von meinem beruflichen und privaten Umfeld RAIDs und PCs mit 16GB RAM aufwärts gewöhnt.
Von daher dachte ich halt, dass man bei Audioanwendungen dort auch auf "Nummer sicher" geht.
Aber stimmt schon, so hoch sind die Datenraten bei Audiostreams ja auch nicht.

Danke :)
 
das Hauptproblem der Audiodaten ist, dass sie in Ruhe gelassen werden wollen
(solange alles kontinuierlich vor sich hinplätschert und nichts unterbrochen wird, ist alles gut)

und da hat man dann das Dilemma mit den 'modernen' Boards...
ein USB-Port braucht permanente Zuwendung der CPU, iirc wird 50x pro Sekunde abgefragt, ob sich was geändert hat
auch der Datentransfer selbst läuft nicht autonom, wird von der CPU gesteuert
(der Hauptunterschied zu Firewire ist, dass letzteres mehr Funktionen selbstständig regelt)
nun ist da aber nicht nur 1 USB Port vorhanden, sondern meist 4-8 auf 2 Hubs verteilt...

dazu kommen Multimedia-Schnittstellen, hohe Reserven für Grafik, Netzwerk etc - hat mit DAW Audio alles nichts zu tun
Betriebssysteme sind quasi virtuelle Baukästen: es gibt keinen definierten Zustand X
alles wird ständig online aktualisiert, Systemzustände werden zwecks recovery zwischengespeichert
Dateien werden indiziert, obwohl man nie in ihnen suchen würde, alles wird ständig auf potentielle Angriffe abgeklopft
(Internet oder Malware auf dem Rechner)

die ersten Studiorechner waren ProTools Systeme deren CPU mit 32 MHZ arbeitete, dh mit 1% der aktuellen Rate
auf einem Bus mit einer Bandbreite von etwa 10 MByte pro Sekunde, trotzdem gingen 16-32 Spuren
der Trick: die Festplatten waren an eigenen Controllern angeschlossen, auf die das Betriebssystem keinen Zugriff hatte ;)
dem Betriebssystem konnte man nebenbei alles verbieten, was einen irgendwie gestört hat

es geht natürlich nicht darum, in Nostalgie zu schwelgen - aber darauf beruht Apples legendärer Ruf in der Studio Szene
im Grunde konnten sie gar nichts dafür... Digital Audio wurde komplett den Drittanbietern überlassen
dieselben Grundregeln gelten aber nach wie vor
idealerweise 'säubert' man einfach einen (billigen) Standardrechner und erhält so ein gut arbeitendes System
OSX unterscheidet sich da nicht grudsätzlich von Windows, könnte als Unix Derivat aber detaillierter konfiguriert werden
(theoretisch... über die notwendigen Kenntnisse verfügt nur eine absolute Minderheit von Anwendern)
ergo: Unentschieden aus praktischer Sicht :D

cheers, Tom
 
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