Wie genau funktioniert "Anblasen" eines Amps? Wie genau macht man das?

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Ich hab gehört das man einen Tubescreamer nimmt und den Drive auf fast null stellt, aber die anderen Regler hoch.

Macht man das so?
Wenn ja was bringt das wirklich und was hat man da noch für Möglichkeiten?
Versaut man sich damit nicht den Cleansound vom Amp, wenn man das Teil ständig eingeschaltet lässt? (Stichwort Stepptanz)

Her mit den alten, überlieferten Geheimnissen. :)
 
Eigenschaft
 
Hi,
klassischerweise benutzt man dazu den Tubescreamer so: Drive auf fast null und dafür den Level-Regler mächtig hoch. Wie man jetzt den Tone-Regler setzt, ist Geschmackssache.

Das Prinzip hat sich für folgende Szenarien bewährt:
1. Man pustet einen Amp wie einen Fender oder Marshall damit an, um etwas Zerre rauszukitzeln ohne dabei den Amp selbst laut einzustellen. Das macht zB. Sinn, wenn man einen leistungsstarken Amp einsetzt, der erst bei hohen Lautstärken anfängt zu zerren.
2. Man klatscht den Tubescreamer vor einen High-Gain Amp, das machen viele der Jungs aus der Metal-Ecke so. Dadurch wird der High-Gain Sound etwas entmatscht und wirkt definierter, hat einfach mehr Eier.

Versaut man sich damit den Clean-Sound? Nicht unbedingt. Cleaner wird der Sound dadurch garantiert nicht, der Sound verändert sich halt. Muss man mögen oder nicht.

Brauch man dafür einen Tubescreamer? Nö, der Tubescreamer ist schon sehr soundfärbend. Mittlerweile gibt es hunderte von Clean-Boostern, die man auch benutzen kann. Die ändern idealerweise nichts am Sound, sondern pushen den Amp einfach ein bisschen mehr -> mehr Zerre.

LG Dimas
 
Das ist einfach noch eine zusätzliche Vorstufe, also reine Verstärkung. Somit treibt man den Amp schneller in die Zerre bzw. hat mehr davon.

In meinmen Augen eine sinnlose Übung, ich nehme einfach stärkere Pickups oder einen Amp der genug Zerre von Haus aus mitbringt.

@Dimas, zu deinem Punkt 2, du hast da was verwechselt glaube ich. Mit zusätzlichem Gain gibt es nur mehr Matsch, niemals weniger. Es gibt nur deswegen mehr "Eier", weil es mehr zerrt und der Klang schmalbandiger, sprich im technischen Sinne schlechter ist, sich aber dafür im gegebenen Frequenzband besser durchsetzt.
 
Hi,

was ich noch hinzufügen möchte.. der Tubescreamer färbt den Sound ja eher mittig ein, was beim Boosten den Sound etwas durchschneidender macht (meiner Erfahrung nach)
Wenn der Zerrsound im Bassbereich zunimmt (bei normalen Verstärkern jedenfalls = Fender , klassische Marshalls) fängt es schnell an zu matschen, genau da setzt quasi der
gefärbte Sound ein und boostet halt nur Mitten und Höhen (je nach Gerät und Einstellung) - es bleibt also sauberer im Zerrsound.

Deshalb haben auch Distortions meist einen dünneren Sound - die meisten stört das und sie wollen viiiiieel Bass - wie aber schon gesagt wurde, das alles rührt noch aus der Zeit
wo die Amps von selbst nicht so Zerrfreudig waren und aufgerissen PLUS Signal davor verstärkt werden musste um Sounds zu erzielen, die heute bei den meisten Mehrkanal Amps schon standard sind.

Cleansound und ständiges An-lassen ist auch Geschmacksache - einen tubescreamer würde ich für meinen Geschmack nicht im Signalweg lassen (die standardvariante des TS mag ich nicht so)
hab mir da mal diverse Schaltungen gebaut auf TS Basis und da gibts durchaus Möglichkeiten, das es als Signalauffrischer funktioniert.
Ein simpler Cleanbooster (mein Liebling = ElectroHarmonix LPB1 oder 2) verändert/verbiegt den Sound nicht, frischt ihn aber etwas auf und das Signal läßt sich sehr gut mit dem Gitarrenvolume und dynamischer spielweise steuern (Traumhaft!)
Auch hier kann man zum standard greifen auf dem markt, oder (wie ich es mag und selbst baue).. ein Umschalter für wahlweise normal, Treble Boost oder MittenBoost

viele Grüße
Oliver
 
Ein simpler Cleanbooster (mein Liebling = ElectroHarmonix LPB1 oder 2) verändert/verbiegt den Sound nicht, frischt ihn aber etwas auf und das Signal läßt sich sehr gut mit dem Gitarrenvolume und dynamischer spielweise steuern (Traumhaft!)...

Völlig richtig. Und manche gehen noch einen Schritt weiter und nahmen/nehmen nur einen Treble-Boost.
 
ja, deshalb finde ich den LPB so klasse, weil man den recht simpel sehr vielseitig gestalten kann
 
@_xxx_: es geht hierbei nicht primär um mehr Gain, sondern um Bassreduzierung vor der zerrenden Stufe (dat kann keen Pickup der Welt, die sind alle bassneutral), und nebenbei noch um den Hochmittenpeak. Insofern ist dieser Einsatzzweck eigentlich eher ein Treblebooster. Entgegen dem Namen hebt ein Treblebooster übrigens NICHT die Höhen an, sondern den Gesamtpegel, wobei ein Hochpass meist erster, manchmal auch zweiter Ordnung die Bässe bei einer Grenzfrequenz von üblicherweise 100-300Hz dämpft.

Das Geheimnis des LPB ist übrigens die niedrige Eingangsimpedanz von unter 100k (LPB1) bzw. 43k (LPB2). Der Trick ist, dass dadurch bei voll aufgedrehtem Gitarren-Volumeregler Resonanzfrequenz und Güte gesenkt werden, beim Zurückregeln die Last allerdings vom Tonabnehmer entkoppelt wird und somit der Ton trotz des entstehenden Kabeltiefpasses eher heller wird.
 
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@Fabian: Pickups sind absolut alles andere als neutral :) Aber davon mal abgesehen, ist ein EQ (evtl. noch mit clean-Boost) viel besser für den Job geeignet als irgendein Overdrive/Zerre - die färben alle den Sound und zerren alle auch mit Gain auf minimum.

Will sagen, qualitativ geht es mit dem Sound nur abwärts, in jeder denkbaren Variante mit einem Overdrive vor dem Amp. Zerren wirken immer auch als schmalbandige Filter, was in meinen Ohren einfach falsch klingt und den Sound nur beschneidet.

Viele wollen aber genau das und da verstehe ich den einsatz solcher Spielereien, das ist nicht als Kritik zu verstehen - es ist einfach nichts für mich und wäre zu schade um die guten Instrumente, wenn man den sound quasi durch ein Taschenradio durchjagt.

Das mit der Höhenerhaltung beim zudrehen geht auch einfacher, mit einem treble-bleed Kondensator am Volumenpoti.
 
@_xxx_: Pickups sind nicht klangneutral, natürlich nicht. Aber bassneutral sindse ;). Die gesamte relevante Klangcharakteristik kann auf Schwingkreis- (elektrisch) und Kammfiltereffekte (magnetisch) zurückgeführt werden - alle beide machen unterhalb einer gewissen Frequenz, die bei allen Pickups, die ich je gesehen habe, nicht unter 600Hz liegt. Ausnahme sind natürlich aktive Pickups, falls da ein EQ drinsteckt, ist das natürlich eine andere Geschichte, aber darum geht es hier ja nicht - das wäre dann eher ein Vorschalteffekt als der Pickup selbst. Die Bassbetonung oder Ausdünnung, die man wahrnimmt, ist relativ. Was ich damit sagen will: Ein magnetischer Tonabnehmer hat NIEMALS einen Hochpasscharakter. Die meisten Multiband-EQs auch nicht, streng genommen, auch wenn die Unterschiede da vernachlässigbar sind.

Ich nehme mal die Freiheit, anhand deines Nutzernamens und Avatars davon auszugehen, dass du vermutlich viel im Highgain-Sektor spielst. Dies wird durch mehrere hintereinandergeschaltete Zerrstufen erzeugt, welche durch entsprechende dazwischenliegende oder interaktive Filter auf das gewünschte Klangergebnis gevoict werden - was ist so verkehrt daran, eine Stufe und einen Filter mehr zu haben? Nicht alle zerren mit Gain auf Minimum, das ist Abstimmungssache. Der Taschenradio-Vergleich hinkt massiv, denn was im Amp selbst passiert, ist nicht unähnlich, wie ich gerade ohne zu weit in die Technik einzugehen darzustellen versucht habe. Wer natürlich auf donnernde Subbässe steht, der ist mit einem Rangemaster falsch bedient, da wäre aber der Topboostkanal eines AC30 genauso fehl am Platz.

In der Praxis wird ein TS ja meist genutzt, einen für sich gut klingenden Amp, dem aber im Bandkontext die Definition fehlt, diese zu verpassen, ohne den Klang durch einen Post-EQ zu verbiegen; in dem Bereich hat er sich als gute Ausgangsbasis etabliert.

Ein Treblebleed interagiert nicht (bzw. im Vergleich kaum) mit der Resonanzfrequenz, das ist der Unterschied, auf den ich hinweisen wollte.

Edit: Jetzt hab ichs schon wieder geschafft, viel zu reden ohne auf den Punkt zu kommen. Ein Amp ist auch schmalbandig. Da liegen massive Filter zwischen den Stufen, sonst würd das auch ziemlich reudig klingen. Schmalbandigkeit ist bei hoher Verzerrung eine Notwendigkeit, die Frage ist nur, wie man sie denn am liebsten hat. Ergo ist es technisch kein Mangel, sondern nur eine Abstimmungs- und Geschmacksfrage.
 
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was ist so verkehrt daran, eine Stufe und einen Filter mehr zu haben?

Nichts, wie gesagt ist es Geschmacksache. Was mich persönlich stört, ist eben dass dieser "Filter" unerwünscht und nicht regelbar ist und den Sound schlechter macht (ich meine buchstäblich eine qualitative Degradation, clean schon, weil diverse Frequenzbereiche abrasiert werden und unerwünschte Interferenzen rein kommen durch die Vermischung zweier verschiedenartigen Zerren). Ich finde den "Taschenradio" Vergleich daher absolut korrekt, den ungefähr so hört sich das in 90% der Fälle an - es verschwinden jede Menge Frequenzen aus dem Signal und es klingt unschön verzerrt.

Dasselbe kann man rein technisch zwar auch für jede beliebige Zerre sagen, da sucht sich daher auch jeder eine passende aus, die dem gewünschten Sound entspricht. Ich kann gar nicht abrufen, wie viele Zerren ich über die Jahre durchgewechselt habe, bis ich wusste, was ich genau brauche.

Wie du richtig erkannt hast, spiele ich hauptsächlich einen Triple XXX, bin also gerade in dem Bereich, wo dieses "Anblasen" beliebt ist. Habe das auch öfter probiert mit diversen Amps und Zerren, konnte mich aber mit dem (für mein Empfinden) minderwertigen Klang nie anfreunden. Und meine Amps brauchen das nicht, einen sehr guten EQ habe ich auch wenn Bedarf.

Ein Amp ist zwar auch relativ schmalbandig, aber eben auf ein bestimmtes Band ausgelegt. Wenn ich Death Metal spielen will, kauf ich keinen Fender Princeton, genauso wenig wie einen Mesa Recti für Volksmusik.

Was ich auch mit vielen Worten zu sagen versuche - lieber gleich passendes Zeug kaufen, als sich mit einem Haufen solcher Maßnahmen quälen, nur weil man unpassend zur Ziel-Musikrichtung eingekauft hat.

Und nochmal, das ist nur meine Meinung und mein Geschmack - jeder so wie es einem passt :)
 
Die Filter in einem Amp sind ebenso nicht regelbar. Unerwünscht ist Frage der Vorstellungen.

Ein Amp selbst ist auch nichts anderes als verschiedene Zerren und Filter hintereinandergeschaltet. Wenn nun jemand das ganze gern modular hätte, könnte man einzelne Stufen entweder regelbar machen oder das ganze über ein Patchbay tauschbar haben (komisch eigentlich, dass es einen solchen Amp noch nicht gibt - obwohl, der Marshall-4-Kanaler arbeitet ja ähnlich). Es gibt für den eigenen Geschmack natürlich bessere und schlechtere Kombinationen, aber es macht technisch gesehen keinen Unterschied, ob eine der Zerrstufen extern ist (z.B. als Tubescreamer) oder eine Triode im Amp die nötige Soße dazugibt. Die Aussage, verschiedenartige Zerren würden vermischt werden, ist zutreffend, aber in jedem Amp der Welt der Fall.

Wenn ich dich also mal nach meinem Verständnis rephrasieren darf:
Du ziehst eine vom Hersteller abgestimmte und vorgegebene Lösung einer vor, die aus modularen, feiner einstellbaren Stufen zusammengesetzt ist.

Das ist in Ordnung. Aber das hat nichts mit Taschenradio oder minderwertig zu tun, mir gefällt die Konnotation einfach nicht, die du implizierst. Ohne deine Kompetenz in Frage zu stellen, falls du diese Erfahrungen hattest, vielleicht waren es dann einfach die falschen Geräte oder Einstellungen. Es bedarf natürlich mehr Erfahrung und Übung, mit mehr Potis umzugehen, zumal auch dabei hilfreich wäre, zu verstehen, warum welche Amps welche Sounds produzieren, wie die einzelnen Stufen aufgebaut sind etc., und da kommt man um gewisse Elektronikkenntnisse nicht herum. Allerdings kann auch das Gehör und der Zufall helfen.

In manchen Fällen gibt es aber keine vorproduzierte Lösung, oder das Budget reicht nicht für einen besseren Amp, oder man möchte live verschiedene Charakteristika ohne das Crux eines Cabswitchers und meherer Topteile haben. Für einen solchen Fall gibt es nichts besseres als Vorschaltgeräte. Wer will denn schon, nur weil ein zweiter Gitarrist in die Band kommt, sein geliebtes und lange selektiertes Besteck neu zusammenstellen? Oder man hatte früher mal einen Bassisten mit einem modernen, leicht angezerrten Scoop-Sound, wie ichs im Metal in letzter Zeit häufiger höre, und der neue drückt mit seinem Preci die Mitten rein, was dann? Oder man verwendet eine Gitarre, die den nötigen Peak fürs Palmmute-Gewitter von Haus aus hat, da kann doch grad der TS-typische Mittennöck ein Segen sein, um ihn dann an den Stellen, wo man es warm singen lassen will, wieder wegzunehmen? Natürlich, es ist nicht wie früher eine Notwendigkeit, Amps für hohe Zerrgrade anzublasen. Aber ich habe ehrlich gesagt auch noch keinen Amp gehört, der von Haus aus den Rory-Gallagher-Sound gebracht hat.

Ich will dir hier nicht eine Philosophie aufdrücken, es ist schön, dass du deinen Sound magst - aber es gibt viele Optionen, und hier gibts viele Leichtgläubige, die im nächsten Thread dann alles, was nicht integriert ist, als minderwertig zu bezeichnen anfangen, das würde ich gern vermeiden. Mein LIeblingssound ist übrigens ein ziemlich weit aufgebrezelter Traynor Darkhorse, den ich mit nem Earthquaker Devices Monarch zum Schwitzen bring. Das hab ich so noch von keinen Amp gehört, und ist derart fett, sahnig und transparent, dass die meisten Metalamps dagegen für mich wie ein schmalbandiges Taschenradio klingen, um es mal überspitzt zu formulieren.

Also, no offense, und abschließend würde ich gern noch positiv bemerken, dass ich es echt angenehm und überraschend finde, dass hier noch keiner mit "im Pedal ist aber keine Röhre" angefangen hat. Danke Leute, das gibt mir grad den Glauben ans Board zurück.
 
@Fabian: beim LPB läßt sich die Eingangsimpedanz nicht erhöhen, indem man den 43K bzw. 100K (je nach Schaltung - LPB1 oder 2) erhöht?
was ist wenn man das auf z.B. 430 K hoch setzt.. oder noch höher.. würde das laufen?
 
@Rocktone: Damit würdest du den Arbeitspunkt verstellen. Der andere Widerstand des Spannungsteilers müsste ergo proportional verändert werden, aber auch die Rechnung geht nicht auf: Der Emitterwiderstand belastet, multipliziert mit dem hfe (worst case würd ich mal so als 200 schätzen, also >100k) den Spannungsteilers. Da der hfe ein stark streuender und mit der Temperatur zu allem Übel auch noch massiv schwankender Faktor ist, kann man nicht wirklich in höhere Bereiche vordringen. Alternativ könntest du Kollektor- und Emitterwiderstand proportional erhöhen, das würde aber auf Kosten des niederohmigen Ausgangs laufen. Wenn du einen geringeren Maximalboost brauchst, könntest du den Kollektorwiderstand belassen, der Verstärkungsfaktor ist Kollektorwiderstand/Emmiterwiderstand, die Ausgangsimpedanz entspricht (bei voll aufgedrehtem Volumeregler) so ziemlich dem Kollektorwiderstand.
All das ist nicht sonderlich sinnvoll, ich würde eher einen einfachen Emitterfolger mit sagen wir 22k als Emitterwiderstand zwischen Biasstufe und Basis setzen, dafür musst du lediglich den Arbeitspunkt 0,6V höher einstellen.

Also kurz gesagt: Nicht so einfach, tut mir Leid.
 
Die Filter in einem Amp sind ebenso nicht regelbar. Unerwünscht ist Frage der Vorstellungen.

Die "Flter" in einem Amp sind wie gesagt ganz bewusst in eine bestimmte Richtung ausgelegt. Mit einem x-beliebigen Overdrive-Pedal ist das mit sicherheit nicht abgestimmt und kein einziges Overdrive-Pedal ist neutral in Bezug auf den Klang.

Austauschbar gibt es auch, Randall hat Amps wo man die Vorstufen als Einzelmodule austauschen kann.

Und wir reden wohl doch aneinander vorbei, es ist jedoch schwierig, die eigentliche Aussage genau zu treffen... ich habe wie gesagt nichts gegen das ganze, nur will das dann eben wohlüberlegt sein und die Zerre/Amp Kombination muss gut passen und optimal eingestellt sein.

Du ziehst eine vom Hersteller abgestimmte und vorgegebene Lösung einer vor, die aus modularen, feiner einstellbaren Stufen zusammengesetzt ist.

Jein. Mein Problem sind eben diese unbekannten Module, dessen Charakteristik nicht zueinander passt und die betreffend Frequenzen gar nicht einstellbar sind (wie z.B. ein Tube Screamer). Wie bereits erklärt ergibt das diverse Interferenzen, Schwebung, es verschwinden Frequenzen etc. - das ist für Leute mit guten Instrumenten und einem empfindlichen Gehör einfach nichts, weil es die Sound-Quali stark reduziert. Ich habe es nicht gern, wenn meine teuren Instrumente auf einmal gleich klingen wie eine 100€ Squier mit einem EMG drin. Ebenso wenig mag ich Schwebung, oder unerwünschte Gaineinflüsse beim Cleansound, oder die Multiplikation der jeweiligen Nebengeräusche beider Geräte.

Um das ganze dann optimal zu betreiben, kostet das wie du schon sagtest einiges an Einstellarbeit, man muss die richtige Kombi finden etc. Wer das sich antun will, soll es machen - nix dagegen, nur ist das nicht meine Welt.

"Taschenradio" war speziell auf Tube Screamer bezogen, die Teile sind in meinen Ohren absolut unterirdisch. Damals vor 25+ Jahren als ich mit Musik angefangen habe, haben wir Leute ausgelacht, die damit ums Eck kamen - ein grottigeres Stück Elektronik habe ich in meinem Leben nicht gesehen. Das Teil nannten wir damals schon "Ton-Killer" und haben damit höchstens Fußball im Proberaum gespielt. Und jetzt 20 Jahre später zahlen viele bis zu 200€ dafür... verrückte Welt, kann ich nur sagen.

So am Rande, zwecks Röhre - mittlerweile spiele ich nicht mal durch einen amp, sondern gehe aus meinem Preamp direkt in den Rechner rein, mit Revalver als Box-Simulation. Es ist also keine Pauschalbschwerde eines "Röhrenpuristen" :)
 
Na hör mal, bei einem Amp sind die betreffenden Frequenzen nicht einstellbar! Da hat man nur einen Post-EQ zur Verfügung. Das ist ja grad der Vorteil: Bei einer Kumulation externer Zerren kann man den Charakter zwischen den Stufen beeinflussen! Nebengeräusche multiplizieren sich übrigens rein technisch nie, die addieren sich, und da kann auch ein integrierter Amp nix gegen tun. Entweder, die einzelnen Stufen sind nebengeräuschfrei aufgebaut, oder eben nicht. Und wenn der Hersteller sich denkt, das ist ein Pedal, hinter dem keine weitere Kompression mehr kommt, werden da auch grenzwertige Pegel zugelassen. Das ist aber eher eine kommerzielle Geschichte, und hat nichts mit der Sachlage ansich zu tun.

Das sind austauschbare Vorstufen, das gleiche kann ich auch mit nem Effektloop machen. Ich rede von den einzelnen Stufen innerhalb einer Vorstufe.

Aber ich bin einer Meinung mit dir, wir reden aneinander vorbei.

Ich mag den Tubescreamer auch nicht. Ebenso quasi alle Boss-Zerren. Aber hier geht es ja ums Anblasen ansich, ohne sich jetzt auf ein bestimmtes Pedal zu fixieren. Ich kann gerade mal mit 9 Jahren Erfahrung aufwarten, habe aber in der Zeit ca. 10 Vorstufen und über 50 Bodentreter gebaut, und ich rede hier nicht von Bausätzen, sondern eigenen Entwicklungen. Vielleicht kommt daher auch die verschiedene Einstellung: Für mich macht es überhaupt keinen Unterschied, ob die Stufen integriert oder diskret sind, weil es technisch einfach keiner ist.

Lass mich raten: Mit Fuzz kannst du wenig anfangen, oder? Ich glaub, wir stehen von der Soundpalette ziemlich weit auseinander. If there's no dirt, count me out. Ich finde nichts langweiliger als die glatten Sounds von Gary Moore oder den Santana-Sachen seit den 80ern, Toto ist mir vom Gitarrensound genauso ein Graus wie Nightwish. Und Dreck entsteht gerade zwischen diese wunderschönen Intermodulationen, Schwebungen und Phasenauslöschungen - kann ich mit meinen Pedalen provozieren, muss ich aber nicht. Mein Amp klingt aber eigentlich von Haus aus genauso dreckig. Ist der jetzt minderwertig?

Aber lass mal hier keinen Streit vom Zaun brechen. Ich finde, wir als Gegenpole beleuchten das soweit ganz gut aus verschiedenen Blickwinkeln, aber wir verlieren uns grad in einem Tonvokabelduell, das bringt den Threadersteller nicht vorwärts. Also, zur Sache:

Anblasen im Metal am Beispiel des Tubescreamers:

Der Tubescreamer hat einen ausgeprägten Hochpass (also Bassfilter), welcher Matschen verhindert. Zusätzlich bewirkt der typische Mittenboost eine höhere Durchsetzungsfähigkeit, leider etwas auf kosten der Wärme des Tons, was im Bandkontext aber meist kein sonderlicher Verlust ist. Wenn man allerdings schon einen Amp mit einem starken Bassfilter im Eingang hat, kann dies leicht zu 80er-Jahre-Sounds führen. Im Cleankanal wird der Boost üblicherweise abgeschaltet.

Anblasen im Rock:

Manchmal will man, gerade bei Einkanalern, für Soli noch eine Schippe Gain zulegen. Das geht somit sehr schön, und die Eigenzerre kann noch etwas Sahnigkeit hinzufügen, ein zurückgedrehter Tonpoti am Booster kann von einem rotzigen, hochmittenreichen Amp einen schönen "Womantone" erzeugen. Oft wird er (siehe Rory Gallagher) auch zur Grundsoundbildung verwendet, um dann über das Volumepoti im Detail geregelt zu werden. Über die Eingangsimpedanz wird dadurch oft ein angenehmes Höhenverhältnis zwischen Clean, angezerrt und volle Pulle erreicht.

Anblasen statt High-Output-Pickups:

Wer die dumpfen, quengeligen Sounds vieler Highgainpickups nicht mag, aber bei klassischen Typen zu wenig Kante drin ist, kann die Gitarre somit auf Steroide gesetzt werden, was oft in ein ausgeprägteres Obertonbild resultiert, was Intermodulationen hervorrufen kann, welche sich vor allem als sehr schön dynamisch einsetzbarer Dreck äußern. Es gibt Leute, die das mögen, und Leute, die das nicht so toll finden. Ich für meinen Teil mag es.

Alternativen zum Overdrive wären Boosts mit oder ohne Klangbeeinflussung (Trebleboost, EQ) oder Kompressoren. Bei einem Multiband-EQ kann man nebenbei bemerkt NICHT davon ausgehen, dass, wenn alle Bänder gleich stark angehoben werden, das ganze einen linearen Boost darstellt. Analoge EQs verschieben grundsätzlich Phasen, in der Hinsicht sind ausnahmsweise mal digitale Geräte überlegen.
 
Natürlich sind die Frequenzen beim Amp nicht einstellbar, daher sagte ich oben dass man sich möglichst einen passenden aussucht. Das Gespräch dreht sich irgendwie im Kreis, du versuchst die Vorteile der Sache zu erklären und ich versuche die Nachteile zu erklären. Es gibt genug von beiden ;)

Mit dem Sound triffst du ins Schwarze, alles muss für mich auch bei fettester Verzerrung noch transparent und per Anschlag steuerbar sein. Meine Sicht hängt stark mit der Art des Spielens zusammen, ich arbeite sehr viel mit Anschlagstärke, Flageolettes, pinch Harmonics usw. und das muss durch eine wohl abgestimmte Strecke laufen, die nichts wichtiges wegfiltert oder zermatscht. Mit zwei ungleichen Zerren, völlig egal ob Overdrive + Amp, oder zwei Zerrpedale, oder Pedal + Zerre vom Multi, oder extra Zerre im Effektweg, ist für mich das Spielen kein Spaß mehr. Nicht wegen dem Sound der aus der Box kommt, sondern weil nicht das rauskommt, was ich spiele bzw. wichtige Obertöne weggefiltert werden. Ob das nun zu viele Filter-Nullstellen in Summe sind, oder Schwebung oder das Filtern an sich oder Magie, habe ich nicht mal groß analysiert - das fühlt/hört man einfach beim Spielen wenn man nicht gerade totales ultrakomprimiertes Brett spielt. Also nur wenn man selbst spielt, ich hoffe du verstehst wie ich es meine - es geht mir um Feinheiten, die beim Spielen das Gefühl letztendlich ausmachen.

Du hast recht, Fuzz ist für mich ein Relikt aus der Steinzeit, das war für mich in den 80ern als junger Metaller so ein überholtes 70er Ding mit zu wenig Saft für fette Soli :D das hat irgendso'n alter Kiffer Hendrix gespielt, den sich meine Tante reingezogen hat. Das war so die Denke zu meiner Teenager-Zeit... :D

Multiband-Kompressor ist perfekt wenn man eben ein bestimmtes Band hervorheben will oder ein anderes drosseln, sonst bräuchte man ja eh kein Multiband :) Ich nehme es vor allem um einen bestimmten Mittenbereich etwas zurückzuholen, da die Mitten durch das breite Badewanne-EQ der Vorstufe etwas gesenkt sind.

Analoge grafische EQ's gehen für mich gar nicht, die starken linearen Verzerrungen machen mich fast krank, das gleiche Thema wie oben - irgendwann ist es wie Synth spielen, gefühlt. Da lobe ich mir die digitalen linear-phase EQ's und da wird mich nichts je vom Gegenteil überzeugen können.

Clean-Booster benutze ich auch oft, mich stört wie gesagt nur wenn zu viel Zerre an der falschen Stelle ist und Sachen "verschwinden", daher nur clean. Eben eine ganz andere Spiel- und Sichtweise zum Thema. Ok und nun nerve ich nicht mehr :)
 
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Wer es nicht ganz so technisch erklärt haben will, wie in den Beiträgen oben (war sehr interessant nebenbei bemerkt)... Ich war mal irgendwann auf folgende Videoserie gestoßen und fand sie für den ganz laienhaften EInstieg nicht so schlecht (zumindest einzelne Videos, bspw. Teil 4).

https://www.youtube.com/playlist?list=PL2D0A1CC3FC96F1CA
 

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