Wie ist diese Bass-Schreibweise zu verstehen?

Schnotzer
Schnotzer
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
08.06.23
Registriert
06.03.21
Beiträge
38
Kekse
0
Hallo Leute,

ich bin gerade dabei für meine Oma Noten in MuseScore zu vergrößern. Das Stück heißt "An der schönen blauen Donau". Dabei bin ich auf eine mir unbekannte Art der Bassnotation gestoßen (siehe Bilder). Da am Anfang der Partitur zu lesen ist, dass man dieses Stück auch auf einem Akkordeon mit 48 Bässen spielen kann, gehe ich davon aus, dass es sich um eine alternative Spielweise handeln muss, würde mich aber vorher nochmal absichern, ob ich das richtig interpretiere.

Zusatz: In Bild 2 mit dem verminderten A-Septimakkord bin ich verunsichert, denn wenn ich die Noten genauso eingebe, klingt es grauenvoll. Wenn ich allerdings den verminderten Septimakkord verwende, den ich hier mal im Forum gefunden habe (https://www.musiker-board.de/attachments/stradella-noten-pdf.354751/), klingt es besser. Ist das ein Druckfehler oder muss das so klingen? Ich würde mich über eine Erklärung freuen.

Bilder-Info: Bilder wurden stark komprimiert.

Edit: Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass der verminderte Septimakkord in den Bildern 2 und 4 jeweils anders notiert ist. Welche davon ist nun richtig? Geht beides?

Edit 2: Der Name des Akkordeon-Arrangeurs ist Peter Fries.

Grüße
- schnotzer
 
Eigenschaft
 

Anhänge

  • 1.jpg
    1.jpg
    96,3 KB · Aufrufe: 229
  • 2.jpg
    2.jpg
    94,2 KB · Aufrufe: 151
  • 3.jpg
    3.jpg
    76,7 KB · Aufrufe: 132
  • 4.jpg
    4.jpg
    59,1 KB · Aufrufe: 123
  • 5.jpg
    5.jpg
    107,8 KB · Aufrufe: 135
Zuletzt bearbeitet:
Das A ist wahrscheinlich der Grundbass. Man muss die Bassnoten lesen. Leider erkenne ich die am Bildschirm nicht mehr ordentlich.
 
Hallo schnotzer,

dann wollen wir mal sehen...

Da am Anfang der Partitur zu lesen ist, dass man dieses Stück auch auf einem Akkordeon mit 48 Bässen spielen kann, gehe ich davon aus, dass es sich um eine alternative Spielweise handeln muss, würde mich aber vorher nochmal absichern, ob ich das richtig interpretiere.

Im Prinzip sind bei 48-Bass-Akkordeons auch verminderte Akkorde dabei. Die Frage lautet, ob A°7 und E°7 im verringerten Umfang verfügbar sind. Eigentlich ist das (knapp) der Fall, denn E liegt genau an der Grenze.


Wenn ich die auftretenden Akkorde der Reihenfolge nach herausschneide und auf ungefähr gleiche Größe bringe und dann noch die entsprechenden Vorzeichen davorsetze (wichtig!!!), ergibt sich:


1631869962781.png

Zusatz: In Bild 2 mit dem verminderten A-Septimakkord bin ich verunsichert, denn wenn ich die Noten genauso eingebe, klingt es grauenvoll.

Das wäre bei mir Akkord (1):
fis a his, entspricht enharmonisch verwechselt genau den A°7-Noten a c (es) ges
Es ist eingeklammert, weil üblicherweise die Quinte ausgelassen wird. Und das stimmt dann auch Ton für Ton (die Reihenfolge bzw. Umkehrung ist egal) einem klingenden A°7-Akkord.
Das his ist ja faktisch ein c und das fis entspricht einem ges.
A°7 passt also, fall es bei Dir grauenvoll klingt, hast Du die falschen Noten eingegeben.
Die Alternativen sind einfach nur Alternativen, das sollte man nicht überbewerten.

Edit: Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass der verminderte Septimakkord in den Bildern 2 und 4 jeweils anders notiert ist. Welche davon ist nun richtig? Geht beides?

Das entspricht bei mir den Akkorden (1) und (3):
Die Noten folgen irgendwelchen musikalischen Ideen und Grundsätzen, die man hier am besten einfach unkommentiert und pragmatisch hinnimmt.
Trotz der unterschiedlichen Notation ist das beides mal mit dem A°7-Knopf zu spielen, weil es sich enharmonisch verwechselt in beiden Fällen um einen A°7 (wie üblich ohne Quinte) handelt:

Bei (1) steht ein his, bei (3) steht aber ein c, was allerdings auf den selben Ton hinausläuft (his = c).
In beiden Fällen klingt A°7.


Dann noch zu Akkord (2):
Da steht e g cis, das entspricht enharmonisch verwechselt den E°7-Noten e g (b) des (denn cis = des).
Also alles in Butter, E°7 stimmt.

Und schließlich Akkord (4): (Achtung: mittlerweile Tonartwechsel, also andere Vorzeichen!)
Notiert g a cis, entspricht den A7-Noten a cis (e) g.
Diesmal ausnahmsweise mit den "korrekten" A7-Noten ohne enharmonische Verwechslungen.

Akkord (5) ist dann ein hundsgewöhnlicher d-Moll-Akkord (nur der Vollständigkeit halber).

Viele Grüße
Torsten
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 3 Benutzer
Hallo Torsten,

danke für diese umfangreiche Antwort! :)(y)

Ich habe mir meine Eingabe nochmal genauer angesehen und tatsächlich: Statt his (c) habe ich ais eingeben und dadurch kam dieser grauenvolle Klang zustande. Jetzt habe ich korrekt fis - a - his (c) eingegeben und nun klingt es auch richtig und gar nicht mehr grauenvoll. Diese Kreuze sind aber auch tückisch, wenn die Töne eng beieinander liegen. o_O

Bei Akkord 4 befindet sich der Abschnitt in D-Dur und nicht in F-Dur. Akkord 5 aber richtigerweise in F-Dur. Zumindest ist es hier so notiert. Aber vermutlich kann man Akkord 4 auch so in F-Dur notieren? Denn in A-Dur habe ich auch ein cis.
Ich bin kein Experte in Musiktheorie, daher gerne korrigieren, wenn ich falsch liege.

Edit:
Die Alternativen sind einfach nur Alternativen, das sollte man nicht überbewerten.

Also könnte man auch bei Akkord 1 statt A°7 ein D-Dur mit A im Bass spielen? Ist das so gemeint? Ich hatte es erst für einen Druckfehler gehalten, da aber solche Alternativen immer mal in dieser Partitur vorkommen, muss es wohl Absicht sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Kreuze sind aber auch tückisch, wenn die Töne eng beieinander liegen. o_O

Ja. Und die auf den ersten Blick seltsame Schreibweis für A°7 ist tatsächlich den musikalischen Umständen geschuldet.

Das hatte mich jetzt doch einmal interessiert und die Stelle ist offensichtlich ziemlich am Anfang bei "Tempo di Valse", wenn die Tonart nach D-Dur wechselt und nach dem 6/8-Eingang der 3/4-Takt beginnt.

Zum Vergleich die Streicher aus der Orchester-Partitur (Violinen, Bratschen, Cellos und Bässe) darunter:

1631879265908.png


Mit der ersten roten Klammer ist das jeweilige A im Bass markiert, das ist im Akkordeon auch so abgebildet.
Achtung: Bratsche (Viola) im Altschlüssel.
Die zweite rote Klammer markiert das seltsame his (statt c), das ich aber in der Original-Partitur nirgends finden kann.

Was ist die wesentliche Änderung zwischen den beiden Takten?
Ganz klar: die grün markierte Wechsel vom d zum dis. Sonst bleibt prinzipiell alles gleich.

Ein his (oder c) taucht nirgends auf!

Was macht das Akkordeon-Arrangement da?
Bei liegendem Bass A (das macht ja nichts) haben wir im ersten Takt eine Harmonie von D-Dur (so steht es auch im Akkordeon).

Nun passiert folgendes: aus dem d wird ein dis, das entspricht praktisch einem Wechsel von Dreiklang D zum verminderten Dreiklang Dis°

Hoppla - Dis°, nicht A°...?
Durch den speziellen Aufbau verminderter Akkorde (und wenn man die Semptime mit dazunimmt), bestehen die Akkorde Dis°7, Es°7, Fis°7, Ges°7, A°7, C°7 aus exakt den selben Tönen (enharmonisch verwechselt).

Da beim Akkordeon die Quinte in den verminderten Akkorden nicht enthalten ist, gibt es dennoch leichte Unterschiede:
  1. Wahl: Fis°7 oder Ges°7 würden eigentlich exakt die Töne des Original-Arrangements enthalten. Aber diese Akkorde liegen ja außerhalb eines 48-Bass-Akkordeons (abgesehen von der Erreichbarkeit).
  2. Wahl: Dis°7 oder Es°7 sind auch nicht vorhanden, also bleibt nur
  3. Wahl: A°7. Dummerweise fehlt da gerade das dis, um das es geht (Wechsel d->dis). Stattdessen hat man eben das c, das aus unerfindlichen Gründen als his notiert wurde.
Es ist mir wirklich ein Rätsel, warum in den Akkordeon-Noten ein his notiert ist, das hat weder im (gemeinten) Dis°-Akkord etwas zu suchen und die Septime wäre da eindeutig ein c, kein his.

Also: A°7 ist nicht ganz, was gemeint ist, aber die wohl bestmögliche Annäherung.



Bei Akkord 4 befindet sich der Abschnitt in D-Dur und nicht in F-Dur. Akkord 5 aber richtigerweise in F-Dur. Zumindest ist es hier so notiert.

Äh, nein, das ist ein Missverständnis.
In Deinem Ausschnitt sieht man ja deutlich ein Be als Vorzeichen, deshalb steht die Stelle in der Tonart d-Moll (könnte auch F-Dur sein, das passt hier aber nicht).
Die gespielten Akkorde sind A7 (das ist die verdurte Dominate von d-Moll) und der Tonika-Akkord Dm.

1631877576352.png



Also könnte man auch bei Akkord 1 statt A°7 ein D-Dur mit A im Bass spielen? Ist das so gemeint?

Ja, könnte man.
Aber eigentlich ist dann der Witz weg.
Dieser Witz besteht gerade im Wechsel von D nach Dis°, also eigentlich in der Veränderung eines Tones.
Wenn man bei D bleibt, ändert sich in den beiden Takten nichts. Wäre eigentlich schade.

Viele Grüße
Torsten
 
  • Interessant
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
In Deinem Ausschnitt sieht man ja deutlich ein Be als Vorzeichen, deshalb steht die Stelle in der Tonart d-Moll (könnte auch F-Dur sein, das passt hier aber nicht).

Puh, also ist eine menge an Information. Stimmt ja, die Moll-Parallelen gibt es ja auch noch. :whistle2:

Danke für diese ausführliche Erklärung, auch wenn ich nicht alles davon behalten werde. Einfach top! (y)
 
Danke für diese ausführliche Erklärung, auch wenn ich nicht alles davon behalten werde.

Vor allem geht es darum, dass die Akkordeon-Version soweit "in Ordnung" ist bzw. andere Lösungen an der entsprechenden Stelle auch einen A°7 wählen. Die Noten-Schreibweise mit dem his ist eben tatsächlich verwirrend und für mich nicht nachvollziehbar.

Wichtig ist: Die ganze Phrase besteht aus aus einer Steigerung, die sich auf vielfältige Weise zeigt: einerseits das crescendo, andererseits das sich immer dramatischer immer höher schraubende Gesamtgeschehen eben auch in den Harmonien widerspiegelt, so dass der A°7 am Ende besser ist als ein gleichbleibender D.

Viele Grüße
Torsten
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben