Wie komponieren geniale Musiker ?

  • Ersteller Ex-The Maniac
  • Erstellt am
möchtegernbach;4246124 schrieb:
... die besten werke entstehen im kopf und sind nicht durch wissen zu schaffen

Na sicher entstehen die im Kopf ! Durch Phantasie, ... aber eben auch durch Arbeit und Mühe, und sie sind doch immer ein Resultat aller Erfahrung und allen Wissens, das sich in den Nachbarregionen im Hirn des Schaffenden schon befindet. Und die Vorstellung, daß Meisterwerke, gleich welcher Gattung, einem irgendwie einfach "zugeflogen" kommen (so stellt sich der kleine Mann wohl die Inspiration vor ...), und der Künstler selbst quasi nur das Medium für die Manifestierung/Verkörperlichung dieser bereits fertigen geistigen Idee ist, die ist doch reichlich naiv, meine ich ...

Das Schaffen eines gelungenen Kunstwerks erfordert jede Menge an "Wissen", gleich, ob man sich dieses Wissen "digital" (= durch Worte, durch Lesen, durch gezieltes Lernen der Regeln, ...) oder "analog" (= durch Intuition, gesamtheitlich, try and error, ...) angeeignet hat ...

Die geniale genetische Veranlagung ALLEIN (!!) ist GAR NIX wert. Sonst wäre ein solch immenser Qualitätsunterschied zwischen den frühen Mozart-Werken und den späteren nicht erklärbar (ich weiß nicht, wie´s da bei anderen Komponisten in deren Chronologie ausschaut aber bei Mozart habe ich mir selbst die Mühe - und das Vergnügen - gemacht, das einmal in dieser Hinsicht zu beobachten ... wobei die Analyse von mir natürlich rein subjektiv ist ...).

Man lernt einfach dazu. Wie auch immer. Und je besser die Veranlagung, desto mehr und desto leichter lernt man, und desto besser kann man das Erlernte in neue, phantasievolle Ideen einfließen lassen ... aber man LERNTjedenfalls stets, wenn man das will.

LG, Thomas
 
Es ist eigentlich nicht so schwer. Geniale Leute komponieren fast immer nach Gehör und nach ihren eigenen Regeln.
 
Es ist auch nicht ganz so einfach.
Die Genie definiert sich mehr oder weniger für mich dadurch, dass es an entsprechender Stelle die Regel übergeht und es trotzdem in dem Moment so wirkt, als wäre es die Regel.
Bestes Beispiel dafür ist Bach, der es für mich perfekt verstand an der richtigen Stelle die Regeln zu brechen und dennoch ein geniales Werk zu schaffen.

Bachs Fugen aus dem WTK enstprechen nicht wirklich der Schulform und sind trotzdem auf seine Weise wunderbar nachvollziehbar.

EDIT: Zum Gehör:
Bei einem guten Komponisten entsteht das Werk natürlich im Kopf und bedeutet, dass er ein sehr gutes inneres Gehör hat.
Aber auch das Gehör hat etwas mit Musiktheorie zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bach war ein Komponist, der sich hier und da Regeln ausgesucht hat und sie weiterentwickelt hat, der jedoch auch für sich ganz neue Regeln entwickelt hat. Allein dies passt zu meiner Aussage und ist ein Teil dessen, worauf ich hinaus wollte. Mit "nach Gehör" meinte ich eigentlich nach eigenem Geschmack, nach eigener Absicht.

Viele Leute machen interessantere Musik, wenn sie sich erstmal nicht mit irgendwelchen bestehenden Regeln oder Systemen auseinandersetzen, sondern einfach für sich ohne solche komponieren oder ein Instrument spielen.

Auf der anderen Seite macht es Spaß, sich Bestehendes anzuschauen und es genau zu verstehen, es zu analysieren und letztendlich für sich selbst zu bewerten. Dies sollte aber mit genügend Objektivität geschehen, damit man immer den Blick für anderes frei hält und sich nicht irgendwo einsperren läßt, sozusagen.
 
Ich glaube, es wird zu oft der Fehler gemacht, Wirkung und Ursache zu verwechseln. Die Theorie erwächst aus der Praxis, und nicht umgekehrt.
 
Ich glaube, es wird zu oft der Fehler gemacht, Wirkung und Ursache zu verwechseln. Die Theorie erwächst aus der Praxis, und nicht umgekehrt.

Anfangs, ja. Aber nach dem Aufstellen einer Theorie ist eine ständige Wechselwirkung zwischen Praxis und Theorie wichtig, um eine Stagnation zu verhindern, die man bei einem bloßen Ursache-Wirkung-Verhältnis hätte. Wenn man beobachtet (Praxis), kann man versuchen ein Modell aufzustellen, welches das Beobachtete beschreiben soll (Theorie). Anhand des Modells kann man sich Spezialfälle ausdenken, und in der Praxis ausprobieren. Entweder funktionieren diese in der Praxis wie vom Modell beschrieben, und man kann die Praxis anpassen, oder sie tun es nicht, und man muss das Modell anpassen.

Unsere gleichstufige Stimmung ist übrigens ein Resultat der Wechselwirkung zwischen Praxis und Theorie.
 
Ich glaube, es wird zu oft der Fehler gemacht, Wirkung und Ursache zu verwechseln. Die Theorie erwächst aus der Praxis, und nicht umgekehrt.


Warum haben die klugen Köpfe der Antike es nicht geschafft ein Raumschiff zu bauen? Weil ihnen die Theorie fehlte.

Was muß ein kluger Kopf also tun, um ein Raumschiff bauen zu können?
Die Theorie dazu lernen - auch wenn er den höchsten IQ hat, der bei einem menschlichen Wesen möglich ist.

Wie ist diese Theorie entstanden?
Fang bei der Erfindung des Rads an - oder noch früher...;)
 
aber sicher kommt die Theorie aus der Praxis:
das Rad als theoretisches Wissen kam doch nicht daher, dass einer gesagt hat: "Hört her, das ist jetzt ein Rad und das hat zu Rollen", sondern das Rollen des Rades (oder der Vorläufer des Rades, runde Steine/Früchte etc.) wurde beobachtet und daraus die ThPeorie abgeleitet.
Auch wird es wohl nie vorgekommen sein, dass jemand, wenn eine Theorie nicht mit der Praxis übereinstimmte, gesagt haben "die Praxis ist falsch", sondern "die Theorie ist falsch", das zeigt doch eindeutig die Abhängigkeit der Theorie von der Praxis.

So viel zum Thema Theorie und Praxis, zurück zum Thema:

natürlich werden sich die Komponisten ihr sehr gutes Wissen über Musiktheorie zunutze gemacht haben, aber man kann sein Leben lang Musiktheorie studieren, man wird nie aus der Fülle der Regeln automatisch und EINDEUTIG (d.h. es kann nichts anderes werden) auf ein Stück z.B. von Mozart kommen, es könnte auch ein anderes werden.
Vielleicht ist man mit der These, dass sowohl Musiktheorie, als auch Veranlagung, als auch Phanatasie, als auch Zufall (ja richtig Zufall, manche Werke sind nur entstanden, weil ein Komponist (Name vergessen) in einer Kutsche bei absolutem Sauwetter irgendwo lang gefahren ist und ihn seine Umgebung, die er dabei gesehen hat, zu einem Lied inspiriert hat, wäre er an dem Tag aber daheim geblieben...wäre es bestimmt nicht entstanden) zu genialen Kompositionen führen. Man kann vielleicht nicht einen Faktor allein Verantwortlich machen.

Viele Grüße,
kaf
 

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