Wie schreibt ihr eure Musik?

  • Ersteller moepmoep
  • Erstellt am
Der Ansicht, dass man am nächsten Morgen alles besser weiß und Musikstücke ruhen sollten, über die Begeisterung des Augenblicks hinaus, teile ich schon. Dann korrigiert man und in 12 Monaten verwirft man dann die gelobte Verbesserung und kehrt zur ersten Idee zurück. Auch die Beurteilungsfähigkeit ist Schwankungen unterworfen.
Grundsätzlich gilt: Man kann nur komponieren, was man technisch spielen kann. Das macht alte Songs so wertvoll, weil der letzte Kick meist nur als Jugendsünde gefehlt hatte. Plötzlich erkennt man, auch theoretisch, wo der "Fehler", das Versäumnis, gelegen hatte. Konkret: jemand spielt mit einem Plektrum und plötzlich kann er mit 5 Fingern rechts zupfen. Das macht einen großen Unterschied bei der gleichen Harmoniefolge.
 
Ich kenne beides - man tüftelt einen song zu Tode, weil man nicht zufrieden ist und am Ende ist kein Leben mehr drin - oder er wird besser, weil man über das Ausprobieren zum eigentlichen Kern vorgedrungen ist bzw. die weitere Arbeit an dem song schlüssig ist.

Mal hilft liegen lassen und Abstand, mal dran bleiben und sich reinsteigern.

Das ist bei mir von song zu song verschieden. Geduldig Erfahrungen sammeln wie ein Eichhörnchen ist mittlerweile meine Devise. Viele Ideen werden nicht wiedergefunden und nicht ausgebuddelt, aber daraus scheinen sich schöne Wälder zu entwickeln, in denen ich irgendwie unbewusst herumzuspaziere ... manchmal entdecke ich nach Jahren eine alte Idee wieder bzw. sie flutscht mir aus den Fingern und hat plötzlich ihren richtigen Platz gefunden.

x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wie geht ihr mit dem Problem um, dass ihr ständig nicht mehr wisst was ihr gerade gespielt habt? oder habt ihr das Problem nicht und irgendwas stimmt nicht mit mir
Ich habe immer einen Block mit leeren Tabs, Bleistift und Radiergummi neben meiner Gitarre liegen. Das ist für mich die einfachste Möglichkeit um neben dem Jammen schnell Akkordvoicings, Rhythmen, Melodien usw. festzuhalten und in den nächsten Stunden/Tagen wiederzufinden um daran weiter zu arbeiten. Ans Aufnehmen mache ich mich erst, wenn Ideen konkreter werden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Konkrete Fragen die mich beschäftigen sind:
a - Nehmt ihr alles auf und durchsucht das dann nach was brauchbarem?
b - Nehmt ihr Schnippsel auf und löscht die wieder?
c - Auf wie viele Bars fokusiert ihr euch? Oder nehmt ihr gleich einen ganzen Part wie z.b. einen Vers?
d - Wie geht ihr mit dem Problem um, dass ihr ständig nicht mehr wisst was ihr gerade gespielt habt? oder habt ihr das Problem nicht und irgendwas stimmt nicht mit mir? ;-)
e - Macht ihr alles mit der Gitarre? Oder macht ihr das in einem anderen Tool wie z.B. Guitar Pro oder eben MIDI?

Ich weiß auch nicht so richtig warum ich dazu nichts finde... ist das alles zu verkopft bei mir und in Wirklichkeit ganz einfach? Oder ist es einfach weil die mehr Fortgeschrittenen diese Probleme nicht mehr kennen?

Hi
Kurz vorrausschicken mal mein Setup für Zuhause:
Gitarre - 6 Pedale als letztes ein Looper - das geht in ein älteren Boss BR 600 8 Spur Recorder - Kopfhörer

a nö ich nehm nicht alles auf. Ich spiele frei vor mich hin und wenn mir eine Akkordverbindung oder
Riff einfallen wird das mit dem Looper sofort festgehalten. Das muss vor allem sofort einschaltbar sein.
b Wie gesagt Ideen sind im Looper gespeichert. Gelöscht wird ab und zu mal was
c Ich nehm einen ganzen Part. Oft fällt mir schnell ein 2. dazu ein
d dieses Problem hab ich nicht. Wenn ich ne längere Pause machen würde wird es da schon kniffeliger.
Akkorde merk ich mir gut, aber der genaue Rhythmus kann nach einer z.B. Mittagspause schon mal weg sein.
Deshalb der sofort einsatzbereite Looper
e ja auf der Gitarre

Es zu verkopft anzugehen ist suboptimal. Um den Kopf auszuschalten braucht es aber ein ein gewisses Maß technischer
und vor allem rhythmischer Fähigkeiten. Der Rhythmus ist das, was 3 simple Akkorde eben sexy klingen lassen kann.
 
Eine erstaunliche Einigkeit und relativ ähnliche Arbeitsprozesse. Ja, voran kommt man nur als Eichhörnchen! Keine Analogie trifft es besser. Und ja, der Rhythmus macht die Musik. Die ganzen Noten sind nur dazu da, dass die Pausen zur Geltung kommen. Das, was man spielt mit den eigenen Fingern, kann man nicht hinreichend genau aufschreiben. Man kann die alten Songs zwar noch spielen, sogar musikalisch voranbringen, aber die Kraft der "Jugend" kann man nicht reproduzieren, man ersetzt sie durch den Reiz der Reife.
Ein gutes Riff macht einfach ein gutes Gefühl. Bauch, Kopf und Finger sind sich einig - mit dem Metronom auch.
 
Ich habe z.B. oft das Problem, dass ich bissle spiele und mir dann evl. etwas gefällt... aber an dem Punkt habe ich schon wieder vergessen was ich da gespielt habe, weil es nicht wirklich bewusst war.
Wenn ich eine Idee habe, versuche ich sofort, sie in eine harmonische Form zu bringen, z.B. in eine 8-Takte Form. Wenn die Idee z.B. nur 2 Takte lang ist, wird der Rest durch "Handwerk" ergänzt. D.h. ich krame in meinem Fundus an Akkordverbindungswissen, daß ich mir durch zahlreiche Songanalysen erworben habe, und kann das dann stilgemäß ergänzen. Wenn es zeitlich gerade nicht passt, ich die Idee aber nicht vergessen will, halte ich sie schriftlich in Noten und Akkordsymbolen fest. Oft genug war das ein Bierdeckel oder eine Serviette in der Kneipe. Ein Instrument brauche ich dafür nicht unbedingt. Einmal hatte ich beim Autofahren eine Idee, die ich unbedingt sofort notieren wollte, weil ich wußte, daß ich sie sonst vergesse. Ich hatte einen Freßzettel und einen Bleistift auf dem Beifahrersitz und habe dann an jeder roten Ampel schnell ein paar Noten auf dem Lenkrad gekritzelt. :rofl: Am nächsten Tag konnte ich mir dann zu Hause alles mithilfe der Noten wieder ins Gedächtnis rufen und am Instrument ausarbeiten.

Für eine gute Idee lasse ich alles andere stehen und liegen, und versuche sie festzuhalten. Das sind günstige Stunden der Inspiration, die muß man nutzen. Erzwingen geht nicht, handwerklich hinterher ausarbeiten ist dagegen kein Problem.

Mit dem Handy Ideen aufnehmen funktioniert bei mir überhaupt nicht. Ich höre mir das erfahrungsgemäß nie wieder an, und dann sind die Ideen weg. Zettel und Stift funktioniert bei mir besser und schneller. Wenn ich eine Idee am nächsten Tag anhand der Noten nicht mehr rekonstruieren kann, war sie ohnehin schlecht. :D

Viele Grüße,
McCoy
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Satz, eine Idee sei eh schlecht, wenn man sie nicht erinnert, stammt ja auch von Keith Richards. Wer traut sich zu widersprechen? Eine gute, außergewöhnliche Idee kann leider auch verloren gehen, wenn man nach 5 bis 6 Stunden Tüpfteln bis zum letzten i-Punkt vor Erschöpfung nicht mehr "rec" drücken will und kann. "Das ist so gut, das nehme ich morgen auf...". Dann ist aber die Magie weg und noch Jahre später erinnert und ärgert man sich über die falsche Zeiteinteilung im Workflow.
 
Eine gute, außergewöhnliche Idee kann leider auch verloren gehen, wenn man nach 5 bis 6 Stunden Tüpfteln bis zum letzten i-Punkt vor Erschöpfung nicht mehr "rec" drücken will und kann.

Also im Grunde der bekannte Effekt des Verschlimmbesserns oder Zu-Tode-Optimierens.
Meistens ist der erste spontane Gedanke tatsächlich der beste.


Wenn es zeitlich gerade nicht passt, ich die Idee aber nicht vergessen will, halte ich sie schriftlich in Noten und Akkordsymbolen fest.
Ist im Grunde auch die beste Methode.
Im Computerzeitalter denken aber die wenigsten an Papier und Bleistift, obwohl das den "kreativen Fluss" eigentlich am wenigsten stört.

Das Dumme daran ist nur: man muss es auch können, nur im Kopf oder nach Gehör zu notieren. Die dazu nötige klare Ton- und Klangvorstellung hilft sowieso enorm, denn je diffuser eine Idee, desto schwerer lässt sie sich fassen bzw. klar formulieren (d. h. aufschreiben).
Das ist für Dich natürlich kein Problem, aber die meisten scheitern schon daran, dass sie (zu viel) am Instrument herumprobieren müssen und dass die vielen Fehlversuche sie völlig aus dem Konzept bringen und die ohnehin diffuse Idee verlorengeht.

Das ist wie mit der Stenographie: sobald man überlegen muss und auch nur minimal zögert, ist man verloren.

Viele Grüße
Torsten
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich komponiere zwar sehr selten Eigenes, sondern ich arrangiere und bearbeite meist schon Bestehendes.
Das ist aber egal, weil der "musikalische Schaffensprozeß" der selbe ist.

Die Ideen und Gedanken kommen mir dann, wenn ich gezielt darüber nachdenke. Das findet am meisten bei der tatsächlichen Arbeit an einem Stück am Schreibtisch statt. Wenn aber anderswo und zwischendurch, dann in der Badewanne, beim Autofahren oder im Bett beim Einschlafen.
Wenn es eine Idee ist, die ich für unbedingt aufhebenswert halte und keinesfalls wieder vergessen will, und wenn ich dann gerade keinen Notitzblock bei mir habe, dann baue ich mir gedankliche Eselsbrücken oder ich "theoretisiere" den Einfall (der ja immer "analog", d. h. in Form einer Klangvorstellung, daherkommt), und versuche so, ihn mir auf doppelte Weise zu merken: Analog, und digital=theoretisiert bzw. verbalisiert (z.B. "auf 3 beginnt die Melodie auf der Quinte und geht dann die Bluestonleiter hoch" ... oder irgend so etwas in dieser Art).
Das genügt immer, um in meinem Kopf die ursprüngliche Klangvorstellung wiederentstehen zu lassen.

LG
Thomas
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich komponiere zwar sehr selten Eigenes, sondern ich arrangiere und bearbeite meist schon Bestehendes.
Das ist aber egal, weil der "musikalische Schaffensprozeß" der selbe ist.

Die Ideen und Gedanken kommen mir dann, wenn ich gezielt darüber nachdenke.

Ist bei mir komplett anders wenn ich was eigenes schreibe/entwickle.

Ich nehm die Gitarre in die Hand, schalte den Kopf komplett aus und lasse mich in einem
ganz persönlichen Mini Raumschiff ins mein musikalisches Universum schiessen ......
Manchmal geht gar nix, manchmal hab ich einfach etwas Spaß, manchmal entdecke ich für
mich Neues und manchmal kommt eine interessante Idee dabei raus. Meist sind das bereits
2 Teile die dann schnell per Looper festgehalten werden. Dann die nächsten Tage damit
rumspielen oder das Gegenteil und komplett mal liegen lassen. Dann fängt bei mir erst der Kopf
an zu arbeiten. Welche Melodien, welche Sounds, was könnten Bass und Drums spielen etc etc
Je mehr davon ich aus dem Bauch heraus entwickle, desdo "besser" idR der Song.
Aber ohne Gitarre oder Bass in der Hand schreibe ich nix Neues.
 
Ist vielleicht nicht für jeden wichtig, weil wenig öffentliche Aufführungen und nicht in der GEMA:

Man "komponiert" sehr oft Sachen, die es schon gibt unds die man auch schon gehört hat (oder sogar eigentlich gut kennt). Ich hab mal Teile aus "Der Graben" von Tucholsky/Eisler "komponiert" und erst 20 Jahre später gemerkt, woher die Melodie in Wahrheit stammt. Diether Dehm hat mir mal erzählt, dass er für Joe Cocker mal unter Zeitdruck versehentlich "Tonight" aus der "Westside Story" komponiert hat. Und George Harrison hätte eigentlich merken können, dass "My Sweet Lord" dem "The Chiffons"-Song "He's so finde" verdammt ähnlich ist.

Ralph Siegel hat schon vor 30 Jahren erzählt, dass er jeden Melodiefetzen überprüfen lässt, ob er da versehentlich was kopiert hat. Mittlerweile gibt es es ja technische Möglichkeiten. Nutzt die jemand?

Und ich kenne einen Komponisten, der ein Meister der Abbiegung ist. Immer wenn Melodien wiedererkennbar sind, biegt er einfach vom bekannten Pfad ab und setzt sie anders als erwartbar fort. Vielleicht nicht für jeden Musikstil zu empfehlen, denn manchmal MUSS es ja wie erwartet weitergehen, sonst ist der Hörer enttäuscht.
 
Ich hab für sowas immer ein Aufnahmegerät dabei,sogar Nachts am Bett.
Früher wars ein Diktiergerät von Olympus mit Microkassette,heute ein Tascam Fieldrecorder.

Es kann schon mal vorkommen,das Ich eine Melodie oder Akkordfolge nachts"Träume",davon wach werde und dann schnell auf das Tascam
singe,spreche,pfeiffe oder Pfurze,je nach dem.

Was brauchbares kommt dabei aber selten heraus. :sick:
 
Paul McCartney hat immerhin "Yesterday" geträumt. Also die Hoffnung nie aufgeben.
Andererseits träume ich immer wieder, dass ich einen Auftritt habe und dabei Lieder singe, die ich überhaupt nicht kenne, und deshalb natürlich immer hängenbleibe. Und vor dem Aufwachen hab ich alles vergessen, nicht mal die Hooklines bleiben im Gedächtnis.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben