Wieviel bezahle ich für den Namen (Martin;Taylor)

M
mbern
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
12.06.23
Registriert
02.11.10
Beiträge
252
Kekse
521
Hallo Musikfreunde,
ich spiele seit fast 30 Jahren nur noch Konzertgitarre, begleite darauf meinen lästerlichen Gesang.
Ich habe noch eine alte Westerngitarre (eine gute Klirra, oder schrieb man das Klira aus D), die aber viel zu oft an irgendeinem Feuer stand und von mir wegen Bundunreinheit seit eben 30 Jahren nicht mehr gespielt wird.
Da der Geldbeutel anfängt zu drücken, habe ich wieder begonnen, nach Westerngitarren zu schielen.
Nun habe ich einige Male gelesen, dass man bei Herstellern mit großem Namen für sein Geld wenig bekommt. Die Gitarren sind gut, aber überteuert - habe ich irgendwo gelesen. Seid ihr auch dieser Meinung und gilt das auch für Martin Gitarren?
Meine Klirra damals hat 440DM gekostet und ich erinnere mich, dass ich schon Angst hatte, im Laden eine Martin nur zu berühren. Daher auch heute, da mein Westerninteresse wieder aufkeimt und ich mir ein wenig Geld zusammen gespart habe, der intuitive Wunsch nach einer Martin. Schon wenn ich das Wort "Martin" schreibe, wird mir anders, das waren immer DIE Traumgitarren für mich, obwohl ich noch nicht einmal eine gespielt habe. Das werde ich nun aber nachholen.

Also noch einmal meine Frage: Kann ich viel Geld sparen, ohne auf den Klang verzichten zu müssen, wenn ich mir eine weniger bekannte Marke kaufe?
Nicht dass die Seawood D35 klingt wie die Martin D-35, aber nur 300€ kostet :)

Aber während ich dies schreibe denke ich die ganze Zeit: "Ich will keine Seawood, ich will das große M".

Wer treibt mir die Flausen aus dem Kopf und sagt mir, dass ich nur den Namen bezahle, dass ich ein Markenfetischist bin, ein blöder?

Dass Martin Gitarren gut sind ist sicher - aber sind sie überteuert oder nicht?
Wenn ich von Martin spreche, meine ich schon die gehobeneren Modelle ab 2000€ und auf diese Modelle sollten sich eure Antworten beziehen, obwohl, wer sich mit 500€ Martins auskennt, darf auch gerne von seinen Erfahrungen berichten.

Wenn ihr Martin liebt, lobt sie über allen Klee, wenn ihr sie hasst, dann schreibt bitte, warum.
 
Eigenschaft
 
Wenn Du sie willst und das Geld hast: Warum nicht? Es mag sein, dass der Name was kostet. Bei Wiederverkauf bringt er aber auch was - und der Fall tritt evtl. früher ein, als man denkt (Zauberwort "GAS").
Auf der anderen Seite kannst Du Dir in der Preisklasse auch schon (fast) was maßschneidern lassen. Ist vielleicht auch ne reizvolle Vorstellung, setzt aber voraus, dass Du zumindest ansatzweise weisst, wohin die Reise gehen soll.
Martins haben nach meinem Empfinden einen kräftigen Bass. Das ist kein Fehler, aber auch nicht jedermanns Sache.
 
Man könnte fast sagen "alle Jahre wieder", aber dein Thema ist ja schon etwas differenzierter.
Und da heut meine Uni ausfällt (Juchuh, Unwetter!!) hab ich viel Zeit hier lustige Themen zu beantworten, und auch mal ausführlicher.
Ganz vorweg: ich habe schon eine Menge Gitarren in der Hand gehabt (werden so langsam an die 1000 gewesen sein), also genug um Tendenzen festzustellen und mir meine Meinung zu bilden.
Darunter waren auch Martins aller Preisklassen.

Schon wenn ich das Wort "Martin" schreibe, wird mir anders, das waren immer DIE Traumgitarren für mich, obwohl ich noch nicht einmal eine gespielt habe.

Den Satz möchte ich mal als Einstieg nutzen, weil er eine Sache herrlich darstellt: Werbung und Mundpropaganda. Du hast die Vorstellung einer Traumgitarre ohne sie jemals in der Hand gehabt zu haben.
Das ist ja eigentlich schon sehr skurril, oder?
Martin hat sich mit Sicherheit einen Ruf erarbeitet. Man sollte aber auch bedenken, dass das schon etwas her ist, und grade in den letzten Jahren doch so einige Dinge in der Gitarrenwelt passiert sind. Zum Beispiel ist die Konkurrenz Situation viel krasser geworden.
Nahezu wöchentlich gibt es neue Marken in allen Preisbereichen.

Ich persönlich bin ein Freund davon Gitarren nicht pauschal zu beurteilen, sondern jede einzelne für sich. Dazu MUSS man sie aber in die Hand nehmen. Kaufe keine Gitarre die du nicht selbst vorher getestet hast!!


Also noch einmal meine Frage: Kann ich viel Geld sparen, ohne auf den Klang verzichten zu müssen, wenn ich mir eine weniger bekannte Marke kaufe?

Fast uneingeschränkt: Ja. Die meisten Martin-Gitarren sind beileibe nicht so speziell wie zum Beispiel Ovation-Gitarren. Alleine dadurch, dass es Massen an Kopien gibt, die genau auf den Klang abzielen.
Ich glaube, dass man fast zu jeder Gitarre eines bekannten Herstellers mit genug Zeit und Suche eine klanglich sehr ähnliche und günstigere Gitarre finden kann.
Man muss dann allerdings eine Reihe anderer Kompromisse eingehen:
- man muss viel testen und suchen, und dazu vmtl viel Auto fahren
- man muss evtl Abstriche in der Soundvielfalt, Optik und Haptik machen (mag aber auch positiv sein!)
- der Wiederverkaufswert wird deutlich niedriger liegen
- man muss sich damit abfinden, dass man keine echte Martin hat

Dass Martin Gitarren gut sind ist sicher - aber sind sie überteuert oder nicht?

Ha. Schrecklicher Satz!
Ein paar Gegenfragen: Was ist "gut"? Was ist "überteuert"? Gilt das für alle Gitarristen? Wieso ist es sicher, dass Martin Gitarren "gut" sind? Und was sind "Martin Gitarren"?
Wenn du ernsthaft darüber nachdenkst, wirst du feststellen, dass in dem Satz dermaßen viele Pauschalisierungen enthalten sind, dass es kaum auszuhalten ist ;-)

Schlüsseln wir das etwas auf, indem ich meine ganz persönliche Meinung zu den obigen Fragen zur Schau stelle:
- Was ist "gut"?
Ich empfinde eine Gitarre als gut, wenn sie mir nicht nur einen Sound bietet, sondern ein möglichst breites Spektrum. Von weich und samtig bis hart und klirrend. Besonders gut ist es, wenn sich dieses Spektrum durch meine Spieltechnik leicht abrufen lässt.
Außerdem empfinde ich eine Gitarre als gut, wenn die Bespielbarkeit mir liegt: extrem flache Saitenlage, relativ breites Griffbrett, dünner Hals, Hals mattlackiert, bevorzugt: kleiner Korpus.
Eine Gitarre die ich mir kaufen würde, MUSS in allen diesen Punkten überzeugen. Keine Kompromisse.

- Was ist überteuert?
Meiner Meinung nach sind Gitarren für mich (!!) überteuert, wo ich in der gleichen Preislage ohne groß zu suchen im gleichen Laden zwei Gitarren finde die meinen Kriterien besser entsprechen

- Gilt das für alle Gitarristen?
NEIN, Nein und nochmals NEIN. Auf gar keinen Fall und niemals!
Das ist das große Problem, wenn Leute hier Gitarren empfehlen. Die meisten gehen davon aus, dass die Dinge die ihnen an einer Gitarre gefallen auch die Dinge sind die anderen gefallen.
Das ist aber nicht so. Ein Beispiel: ich schrieb oben, dass ich eine extrem flache Saitenlage bevorzuge und ein relativ breites Griffbrett. Das hat mit meiner Anschlagtechnik zu tun: ich picke primär mit den Fingern, und ich bin nicht so der gewalttätige Typ.
Jemand der primär mit Kraft Akkorde mit dem Plektrum schrammeln will, würde auf meiner Gitarre 90% der Zeit klirren, weil die Saitenlage dafür zu niedrig ist.
Wenn man also jemandem eine Gitarre empfiehlt, muss man erstmal dessen Ansprüche klarmachen (seine eigenen sollte man sowieso kennen..). Eine Empfehlung für einen Fingerpicker und einem Strummer muss völlig verschieden sein.
Ich kann hier problemlos in einem Thema behaupten: Ich finde eine Martin D-28 scheiße und würd mir nie eine kaufen. Und im nächsten Thema jemandem raten sich eine D-28 zu kaufen, weil sie genau seine Ansprüche trifft.
Differenzierte Sicht ist hier das Zauberwort.

- Wieso ist es sicher das Martin Gitarren "gut" sind?
Ist es nicht. Das sollte sich durch die beiden vorherigen Frage und Antwort Absätze geklärt haben. Für den einen mögen sie "gut" sein, für den anderen nicht.

- Was sind "Martin Gitarren"?
Wollte ich auch noch ansprechen, weil es wieder so eine Pauschalisierung ist.
Martin bietet wie jeder Hersteller verschiedene Gitarren an. Eine OOO-15 ist mit einer D-28 in keinster Weise zu vergleichen.
Wenn du schreibst, deine Traumgitarre sei "eine Martin", zeigt das einfach nur, dass du (noch) so gut wie keine Ahnung davon hast, was du eigentlich willst.

Meine Tipps:
Mach dir als allererstes deine Ansprüche klar.
"Ich will eine Martin" ist keine Anspruch. Das ist Folgen der Werbung und Ignorieren der Realität.
"Ich will eine Dreadnought mit 43mm Griffbrett, Baseballschläger-Halsprofil, Hals-Korpus-Übergang im 12. Bund, Zederdecke, Palisanderkorpus, scalloped x-bracing und Abalone Inlays" ist ein Anspruch. (Wirst du aber keine Gitarre finden, die den erfüllt)

Geh möglichst unvoreingenommen in einen Laden und teste alle Gitarren die da sind. Ja, alle.

Es gibt eine Menge sehr exklusiver Marken, die du gar nicht kennst, aber ignorier einfach alle Namen und Preise.

Wenn du eine Gitarre haben willst, die 100% zu dir passt, nimm wenigstens 100 Gitarren in die Hand, bevor du eine kaufst.

Wenn dir das zuviel Arbeit ist --> google "Martin Gitarre kaufen", Enter drücken
 
Das ist sehr, sehr viel richtig in dem, was Du schreibst.

Aber nur ein Hinweis zum Antesten von 100 Gitarren. Ich weiss ja nicht, wie Dein Hör-Gedächtnis ausgeprägt ist, aber ich hätte bei der 6.Gitarre schon erhebliche Probleme damit zuhören, was jetzt der Unterschied zur 3. oder 1. ist.

Insofern glaube ich, dass eine Vorauswahl schon richtig und notwendig ist! Das einem dann vielleicht das eine oder andere Schätzchen entgeht..., gut, damit muss man leben. Das Leben ist ja aber doch relativ lang und vielleicht läuft noch die Gitarre über den Weg.

Und wenn jemand von einer Martin träumt, ist es doch in Ordnung. Wenn man davon ausgeht, dass es auch Martins in (fast) allen Preislagen und Spezifikationen gibt, sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht eine finden könnte, die einem passt! Für viele - und das verstehe ich auch durchaus - ist es sehr angenehm, wenn sie den Gitarrenkoffer aufmachen, und zum Vorschein kommt eine Martin, und keine Harley Benton!
Das finde ich durchaus legitim.

Und noch eins zu Gitarren mit großem Namen: Ich habe das schon 'mal beschrieben. Ungefähr 1980 bin ich mit DM 1.000 nach Hamburg gefahren, um mir eine Gitarre zu kaufen, eine günstige Guild oder Ovation. Ich fand dann für das Geld eine Gibson Hummingbird, die auch damals eigentlich wesentlich mehr kostete. Ich habe sie dann genau niur deshalb gekauft, weil es eben eine Gibson war und der Name mich geblendet hat. Die Gitarre war anfangs eine einzige Enttäuschung, wurde dann aber immer besser und besser. Vielleicht ist ja doch etwas daran, dass "große", "teure" Gitarren mit der Zeit wachsen.

Insofern spricht nichts dagegen, eine Martin zu suchen, auch wenn es zunächst nur den Hauptgrund hat, dass es eben eine Martin sein soll.
Ich selbst habe schon einige in der Hand gehabt. Sie haben mir nicht viel gegeben. Trotzdem ist eine Martin D-45 seit Jahrzehnten mein absoluter Traum. (die habe ich allerdings noch nie spielen können, vielleicht wäre ich genauso enttäuscht wie von meiner Hummingbird anfangs.)
 
Natürlich sollte man eine Gitarre möglichst mit dem Kopf kaufen und nur danach gehen, wie einem der Klang gefällt, wie sie bespielbar ist usw. Aber so ganz klappt das ja doch nie, und der Bauch spielt immer eine kleinere oder größere Rolle. Sachen wie Marke, Optik usw. spielen schon mit rein.

Ich mag ja Autovergleiche, weil sie immer so schön hinken. ;) Ich würde mir z.B. nie einen Ford oder Opel kaufen, auch wenn das Angebot noch so gut und das Auto noch so passend für meine Bedürfnisse wäre. Da hört dann die rationalität auf. :D Und natürlich spielt die Optik dabei auch eine große Rolle, obwohl sie es eigentlich nicht sollte.


Zum Thema immer besser werdende Gitarren: Teilweise ist da sicher was dran. Ich habe aber eher das Gefühl, dass die Gitarre mit den Jahren besser wird, weil man zum einen selbst besser spielt und zum anderen sich immer mehr auf das Instrument einstellt, ohne es zu merken.
Ich spüre das z.b. recht stark bei meinen Gitarren. Wenn ich eine Zeitlang hauptsächlich nur auf einer Gitarre spiele, dann klingt eine andere Gitarre erstmal schlechter, weil der Anschlag noch auf die erste "trainiert" ist. Das können kleine Unterschiede sein, z.B. muss ich bei meiner Yamaha den Bass etwas kräftiger und den Diskant etwas schwächer anschlagen. Wenn ich dann die McIlroy nehme, muss/kann ich den Bassanschlag viel stärker zurücknehmen.
 
Hi

interrantes Thema

Martin,Gibson u. evtl. noch Taylot haben schon einen gewissen Mythos.
Pers. ist mir egal was auf der Kopfplatte steht, hauptsache der Rest passt.
Es gibt siche auchr etl. Marken die Martins kopieren,
von billig (Johnson) über mittel (Blueridge) bis teuer (Furch)
Ich möchte sogar mal behaupten, daß manche teure Kopie besser kiingt als das Original
aber es fehlt eben der Mythos.
Das ist dann pers. Geschmackssache.
Wenn dein Herzenswunsch jetzt an dem Namen Martin hängt, würde ich auch eine Martin kaufen,
auch wenn die viell. teurer ist als eine genauso gute Kopie

*flo*
 
Aber nur ein Hinweis zum Antesten von 100 Gitarren. Ich weiss ja nicht, wie Dein Hör-Gedächtnis ausgeprägt ist, aber ich hätte bei der 6.Gitarre schon erhebliche Probleme damit zuhören, was jetzt der Unterschied zur 3. oder 1. ist.

Ich denke das ist zum einen Übungssache und zum anderen auch davon abhängig wie man testet.
Ich hab zum Beispiel mal eine zeitlang ein "Gitarrentagebuch" geführt, wo ich mir Gitarren aufgeschrieben hab die mir gut gefallen haben und warum. Ich gehe auch generell Gitarren testen, wenn ich viel Zeit hab. Unter 2h lohnt es sich kaum.
Und wenn ich nicht mehr weiß wie die erste Gitarre klang, nehm ich sie halt nochmal in die Hand.
Letztlich geht es aber primär gar nicht um die Gitarren an sich, sondern darum festzustellen wie man selbst tickt.
Wenn ich nur 5 Gitarren in die Hand nehme und die haben alle eine 43er Griffbrettbreite, dann hab ich keine Chance festzustellen, dass mir 46mm viel besser liegen.
Wenn ich viele Gitarren quer durch alle Preisbereiche teste und mit offenen Augen und Ohren auf solche Unterschiede achte, kann ich mir ein Profil zusammenschustern, was mir an Gitarren gefällt.
Grad auch exotische Sachen sind interessant: Nullbund, fanned frets, Soundholes in der Zarge, gedoppelte Decken/Böden/Zargen, etc. Je mehr man ausprobiert, desto erweitert ist das Wissen.
Klar vergisst man einiges wieder. Ich vergesse zum Beispiel gerne Modellbezeichnungen. Da gibt es ja die skurrilsten Sachen (fiktiv: SW140 CSK UFMD schießmichtot). Ist mir völlig egal.

Wie oben schon erwähnt: Mir kommt es auf die einzelne Gitarre an. Ich hab mal in einem Laden drei D-28 gefunden und hatte so den Direktvergleich. Klangen alle unterschiedlich. Klar. Grundtendenz war da, aber trotzdem problemlos unterscheidbar.
Ich hab auch schon 3500€ Gitarren gesehen an denen sich der Steg löste.
Deswegen: Nimm die Gitarre die du kaufen willst in die Hand und beurteile das spezifische Exemplar, alles andere macht keinen Sinn. Wenn du weißt was du willst, kannst du gezielter suchen.


Insofern spricht nichts dagegen, eine Martin zu suchen, auch wenn es zunächst nur den Hauptgrund hat, dass es eben eine Martin sein soll.

Wenn das für jemanden ein Grund ist eine Gitarre zu kaufen, soll er das machen, hab ich überhaupt kein Problem mit.
Ich tu es aber nicht. Meine Entscheidungskriterien sind hier Sound und Bespielbarkeit. (vernünftige Verarbeitung setze ich einfach mal voraus)
Ich hab auch kein MacBookPro, weil da Apple draufsteht, sondern weil es ein sehr guter Laptop ist und ich darauf wesentlich schneller bin als an einem Win-Laptop.
Ich trag auch keine Markenklamotten, weil da irgendein Name draufsteht, sondern ich trage Klamotten die mir gefallen oder die bequem sind, oder praktisch oder qualitativ hochwertig. Natürlich hab ich auch ein paar Markenklamotten im Schrank.

Aber wenn nur die Marke im Vordergrund steht, ist das für mich halt irgendwie zu primitiv. Das ist eben meine persönliche Meinung.
Jeder andere kann das handhaben wie er will, ich kann ihn eh nicht dran hindern, aber ich muss das ja auch nicht unterstützen ;-)
 
Sicher wird man ueberall, wo ein Name 'draufsteht auch den Namen (mit) bezahlen muessen.
Mal ganz abgesehen von den ueblichen Grundlagen wie Klang, Bespielbarkeit, Qualitaet... was ist die Jumbo, gebaut aus dem besten verfuegbaren Koa, getigertem Ebenholzgriffbrett und Sattel, ein paar Hand voll edelstes Paua-Abalone mit meinen Initialien auf der Kopfplatte wert?
Wenn ich das selbe Ding mit "CF Martin" auf der Kopfplatte im Martin Custom Shop haben moechte ruft Martin dafuer knapp $15k auf, nach dem ueblichen Rabatt sind das immer noch $9k plus Zoll&Steuern. Mein Vietnamese macht mir das fuer 1/10 (ok, etwas mehr...) des Martin-Preises in gleicher Qualitaet. Ist meine eigene jetzt weniger "Wert" oder mehr "Wert"?
Nun, fuer mich ist sie mehr Wert, denn sie hat meine Initialien auf der Kopfplatte und sie ist 100% so, wie ich sie will.

Aber... wenn ich jetzt die Klampfe mal verkaufen muss, wieviel bekomme ich fuer die Martin und wieviel fuer mein gleich gutes Eizelstueck?

Es ist immer die Frage, was man erzielen moechte. Will man die Klampfe spaeter mal verkaufen, ist der Mehrpreis einer Martin/Lowden/Taylor sicherlich gut angelegt.
Will man "nur Gitarre spielen", dann ist die Blueridge vielleicht besser als die Martin - so ganz nuechtern Preis-/Leistungsmaessig betrachtet.

GANZ anders ist das aber in den US, denn da gibt Martin dem ersten Kaeufer eine lebenslange Garantie und das ist eine MENGE Geld wert, denn die Garantie deckt sogar einen allfaelligen Neck reset (was immer das auf Doitsch heisst) ab...
 
Fast alles schon gesagt, drei Hinweise noch:
- Nicht alle Gitarren, die optisch Martin kopieren, versuchen auch, im Klang ähnlich zu sein. Lakewood z.B. baut in der Form vergleichbare Dreadnoughts, die aber eine ganz andere Klangcharakteristik aufweisen.
- Man kann auch durch die Auswahl der Hölzer einiges sparen: Ich habe z.B. gemerkt, dass mir Instrumente mit Mahagonikorpus mehr liegen. Eine D18 ist für mich interessanter als eine D28 (bin trotzdem kein Martin-Freund) und eine 15er noch mehr. Das ist ggü, einer D28 fast nur noch der halbe Preis. - Achtung: Wenn mir Palisander klanglich besser gefällt, sollte ich Palisander kaufen, auch wenn's mehr kostet. Aber vorher bitte einen Blindtest machen.
- Wenn's denn unbedingt eine Martaysowood sein soll: Eine gebrauchte ist billiger und du weißt, wie sie sich klanglich weiter entwickeln wird. Ich selbst habe außer meiner allerersten Schülergitarre nur noch eine andere neu gekauft, die vielen anderen gebraucht. Spart nochmal 1/3 und mehr.
 
Den Satz möchte ich mal als Einstieg nutzen, weil er eine Sache herrlich darstellt: Werbung und Mundpropaganda. Du hast die Vorstellung einer Traumgitarre ohne sie jemals in der Hand gehabt zu haben.
Das ist ja eigentlich schon sehr skurril, oder?

Hallo Disgracer
eigentlich ist es skurril - ja, aber es ist einfach ehrlich, wenn ich das sage.
Andererseits hat Musik viel mit dem Bauch zu tun... aber wenn es nur Werbung ist, die im Bauch herum schwirrt - hast schon recht.

Danke dir für die ausführliche Antwort.


Sicher ist, dass ich keine Gitarre im Internet kaufe und eine Martin nur dann in Frage kommt, wenn sie mir auf Anhieb klanglich gefällt. Ich hoffe, die Ohren, nicht der Bauch, werden die Entscheidungsträger sein :D

Auch allen Anderen vielen Dank für die ausführlichen Antworten.
Nächste Woche werde ich ein paar Ms probieren. Zum Glück habe ich dieses GAS nicht, ich kaufe total ungern ein, daher hat es auch 30 Jahre gedauert, bis ich mir mal in den Arsch getreten und mich entschlossen habe, spätestens im nächsten Jahr eine Westerngitarre zu kaufen.

---------- Post hinzugefügt um 07:27:21 ---------- Letzter Beitrag war um 07:20:49 ----------

GANZ anders ist das aber in den US, denn da gibt Martin dem ersten Kaeufer eine lebenslange Garantie und das ist eine MENGE Geld wert, denn die Garantie deckt sogar einen allfaelligen Neck reset (was immer das auf Doitsch heisst) ab...

Warum bekommt man hier in Deutschland keine lebenslange Garantie?
 
Warum bekommt man hier in Deutschland keine lebenslange Garantie?
Gibt es m.W. schon. Allerdings nicht von M. :(
Im Ernst: die Frage kann wohl nur der Importeur beantworten. Im Übrigen gilt auch bei der anderen von Dir genannten Firma, dass die Herstellergarantie nur die USA und Kanada abdeckt.
Ins Blaue rein vermutet: Damit wird der Importeur geschützt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich dich richtig verstanden habe, sprichst du von der Preisklasse ab 2000 aufwärts?
In dem Segment würde ich gar keine Gitarre von der Stange nehmen.
 
Fast alles schon gesagt, drei Hinweise noch:
- Nicht alle Gitarren, die optisch Martin kopieren, versuchen auch, im Klang ähnlich zu sein. Lakewood z.B. baut in der Form vergleichbare Dreadnoughts, die aber eine ganz andere Klangcharakteristik aufweisen.
- Man kann auch durch die Auswahl der Hölzer einiges sparen: Ich habe z.B. gemerkt, dass mir Instrumente mit Mahagonikorpus mehr liegen. Eine D18 ist für mich interessanter als eine D28 (bin trotzdem kein Martin-Freund) und eine 15er noch mehr. Das ist ggü, einer D28 fast nur noch der halbe Preis. - Achtung: Wenn mir Palisander klanglich besser gefällt, sollte ich Palisander kaufen, auch wenn's mehr kostet. Aber vorher bitte einen Blindtest machen.
- Wenn's denn unbedingt eine Martaysowood sein soll: Eine gebrauchte ist billiger und du weißt, wie sie sich klanglich weiter entwickeln wird. Ich selbst habe außer meiner allerersten Schülergitarre nur noch eine andere neu gekauft, die vielen anderen gebraucht. Spart nochmal 1/3 und mehr.

jo, meine Martin D41 hab ich gebraucht 43% billiger bekommen . So war sie für mich erschwinglich. Sie ist gut eingespielt und klingt sehr sehr geil ! Dafür hat sie aufm Korpus durchaus Gebrauchsspuren , logisch. Aber ich hab endlich ne geil klingende Akustikgitarre :great:
 
Wenn ich dich richtig verstanden habe, sprichst du von der Preisklasse ab 2000 aufwärts?
In dem Segment würde ich gar keine Gitarre von der Stange nehmen.

Hallo Jafko

Ja, die Preisklasse meine ich.

Nicht von der Stange heißt bauen lassen und das heißt doch, dass ich die gebaute Gitarre auch kaufen muss. Für mich ist das dann so, als würde ich mir eine Gitarre im Internet bestellen - ich kann sie vorher nicht anspielen. Oder sagt der Gitarrenbauer, dass ich die Gitarre nicht nehmen muss, wenn sie mir nicht gefällt?

Selbst wenn ich eine baugleiche Gitarre ausprobieren könnte, weiß ich noch nicht, ob die für mich gebaute Gitarre gleich klingen wird.
Aber gerne lasse ich mich belehren, denn wie gesagt, ich spiele lang schon Gitarre, habe aber wenig Erfahrung mit dem Kauf und auch mit der Beurteilung von Gitarren.
 
Warum bekommt man hier in Deutschland keine lebenslange Garantie?

Weil das nach deutschem Wettbewerbsrecht verboten ist. Maximal zulässig sind 30 Jahre Garantie, mehr darf keiner anbieten. Siehe z.B. OLG Frankfurt a. Main, Az.: 6 U 198/04
 
Aber statt der 30 Jahre gibt es dann in D nur 2 Jahre - oder?
 
Kommt halt drauf an, was man wo kauft. Ein Beispiel von der Website eines Gitarrenbauers: "Jedes Instrument hat eine Garantie gegen Herstellungsfehler von 20 Jahren ab Kaufdatum bzw. Registrierung gültig für den Erstbesitzer."
 
Gibt es m.W. schon. Allerdings nicht von M. :(
Im Ernst: die Frage kann wohl nur der Importeur beantworten. Im Übrigen gilt auch bei der anderen von Dir genannten Firma, dass die Herstellergarantie nur die USA und Kanada abdeckt.
Ins Blaue rein vermutet: Damit wird der Importeur geschützt.

Das liegt unter anderem daran, dass man -bedingt durch CITES- eine Gitarre so gut wie gar nicht mehr als Einzelsendung aus den USA'raus oder 'rein bekommt. Palisander, Elfenbein, bestimmte Abalone und Perlmutt, bald auch Mahahoni und andere Hoelzer benoetigen einen "Pass" fuer jedes Stueck Holz fuer jede Reise. Der Importeur hier kann aber keinen Pass ausstellen, er hat das Holz ja nicht verbaut, kann also nicht fuer CITES-Konformitaet haften:

Ich habe mich lange mit dem CFM Kundendienst auseinandergesetzt, die inoffizielle Aussage ist, dass man sich im Schadensfall an den Importeur wenden soll, dee kennt die autorisierten Reparateure und die reden dann mit CFM...
 
Hallo Saitentsauber!

Ja, aber da sind wir wieder bei meiner Frage, was der Instrumentenbauer sagt, wenn mir das gebaute Instrument nicht gefällt.
Jeder der sich auskennt sagt, für mich vernünftigerweise, dass man kein Instrument kaufen soll, das man nicht angespielt hat.
Wer noch tiefer in der Szene steckt, noch größere Ansprüche hat, sagt, dass man sich ein Instrument individuell fertigen lassen sollte. Das bedeutet dann wieder, dass ich die Katze im Sack kaufen muss.

Vielleicht mache ich mir aber auch falsche Vorstellungen davon, wie es beim Instrumentenbauer abgeht.
Ich habe von Stahlgitarren einfach zu wenig Ahnung, um dem Gitarrenbauer eine genaue Beschreibung meiner Klangwünsche zu geben. Ich muss das Instrument hören und kann dann sagen, ob es mir gefällt.


Ich finde es übrigens klasse und bemerkenswert, was für detaillierte Antworten ich schon bekommen habe. Wenn man sonst so in Foren liest, bekommen die Fragenden oft nur einen schnöseligen Satz hingeworfen und fertig.
 
Eigentlich kann es doch nur ein Prinzip geben (das ich übrigens selbst nie ganz konsequent beherzigt habe, Schande über mich):

Eine Gitarre sollte nicht der Grund sein, weshalb man seine Fähigkeiten nicht verwirklicht. Sie muß so gut sein, wie der Spieler.

Wie man das bewerkstelligt ist mMn. völlig egal. Das dafür erforderliche Budget sollte (irgendwann mal jedenfalls) aufgewandt werden. Aber eben auch nicht mehr, wer möchte schon mehr Geld ausgegeben als nötig. Und wenn man eine Kopie findet, mit der das möglich ist, warum nicht?
Wenn nach oben keine Grenze besteht, würde ich mir wahrscheinlich eine bauen lassen. Mich würde schon die Individualität daran reizen. Allerdings stellt sich auch hier die Frage: Kann ich denn vorher genau wissen, wie sich genau dieses Instrument nachher anfühlt. Oder sollte ich auch bei einem Gitarrenbauer lieber eine schon gebaute Gitarre aussuchen?
Ansonsten ist es in der Tat eine ganz persönliche Frage des Spielgefühls, der Klangvorstellungen u.a.. Objektive Kategorien gibt es ab einer bestimmten Grenze gar nicht mehr, ich finde es extrem schwer, Gitarren zu beurteilen, soweit diese eine bestimmte Grenze überschritten haben.

PS: Ein Gedanke erscheint mir auch noch wichtig, und das meine ich nicht einmal scherzhaft. Wie kommt man wirklich irgendwann mal GAS bei? Wenn überhaupt, dann wohl nur durch eine Gitarre, die jeden Kaufreiz schon im Keim erstickt.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben