Letzteres interessiert mich. Wie viel Zeit investiert ihr, um ein neues Stück oder eine neue Technik zu beherrschen, welche die Grenze zu eurem bisherigen Kenntnistand oder eurer aktuellen Fertigkeit überschreiten? Doch sicher nicht nur Stunden... was aber, Wochen, Monate, Jahre?
@maxito kann ich hier zustimmen. Letztlich kann man die Frage nicht so leicht beantworten, es kommt tatsächlich auf den Schwierigkeitsgrad des Stücks an, das man sich erschließen will. Ich kenne neue Stücke, in der es einzelne Stellen gibt, die mich herausfordern, aber nach drei vier Tage funktionieren. Und es gibt die richtig großen Herausforderungen, wo es Jahre dauert. Dann ist es wichtig, mehrere Stücke anzugehen, so dass man Fortschritte sehen kann. Nur ein Stück über Jahre üben, würde mir nicht gefallen und mich demotivieren. Dessenungeachtet gibt es solche Leute natürlich: Es soll Leute geben, die sich ein Akkordeon gekauft haben - nur für die d-moll-Toccata, nicht für leichtere Vorübungen oder Stücke vorher, einfach direkt für dieses Stück. Als sie das Stück nach der Herkulesaufgabe von einigen Jahren konnten, verschwand das Instrument wieder aus ihrem Leben. Das wäre meins nicht...
Freilich kann man die Übezeit verkürzen, bis man ein Stück schafft und kann. Das Büchlein "Einfach üben" von Gerhard Mantel hat mir gesagt, man solle schwierige Passagen zunächst sichten, dann sich handliche Stellen aus einem Stück herausgreifen, die man nicht kann und die immer wieder wiederholen und die kleinen einzelnen Happen hinterher zusammensetzen. Also gerade NICHT irgendetwas aus einem Stück spielen, zum Beispiel immer wieder von vorne, bis man rausfliegt. Wenn ich mich für dieses Stück-für-Stück-Vorgehen diszipliniere, geht es bei mir tatsächlich deutlich schneller, bis ein Stück geht. Das freut natürlich, aber damit wird gleichzeitig aus dem Spielen und Spaß haben systematische Arbeit. Hier gilt es meines Erachtens ein passendes Gleichgewicht zu finden zwischen Entspannung und Anspannung. Musikmachen ist für die meisten von uns ja Freizeit und nicht Erwerbstätigkeit.
Darüber hinaus gibt es für mich ein no-go, auf das ich achte: Ich höre auf zu spielen, wenn ich keine Lust habe, weil das Hirn Lust braucht, wenn es etwas lernen will. Prügeln, bis etwas geht, geht nicht.