Wenn ein Stück schnell ist, sollte man es schnell spielen. Wenn ein Stück langsam ist, dann sollte man es langsam spielen. Warum spielt man Geschwindigkeiten der Geschwindigkeiten wegen? Mir geht es da wie David Gilmour. Ich habe auch nur die Finger, die mir gegeben sind, die sind teilweise etwas kaputt, daher geht kein 220 bpm Sechzehntelgedöns. Ich habe mich dann auf andere Sachen konzentriert. Wer heute mit mir musiziert, der will kein Geshredde, sondern lieber die Soundexperimente oder die ungeraden Taktarten - das, was mich auch viel mehr interessiert als das Geshredde, auch im Bereich der Gitarrenvirtuosen. Wenn Hendrix mit nichts als einem Marshallstack und einer alten Fender Stratocaster die amerikanische Nationalhymne erlegt, dann höre ich schon viel genauer zu, als wenn irgendjemand Noten spielt, deren Wert schon als Zweierpotenz geschrieben werden muss.
Wenn man nur auf Geschwindigkeit abzielt, dann befindet man sich sehr schnell in einer kreativen Falle, da nur schnell irgendwann ausgereizt ist, da es nicht mehr schneller geht. Ediie van Halen hat das sehr früh begriffen und noch andere Spieltechniken ausgereizt als nur schnell spielen. Steve Vai war für mich eigentlich nie jemand, der nur Geshredde konnte, auf den Zappaplatten und den PiL-Albem macht der richtig krummen Kram mit Effektgeräten und krummen Takten. Das sind dann auch die Vai-Aufnahmen, die ich gut kenne und cool finde. Solche Leute sind für mich "intelligent Shredders", und dann höre ich mir das gerne an. Mit Yngwie kann ich nun gar nix anfangen - nachspielen werde ich das nie können, aber worin besteht denn genau der Unterschied zwischen Solo A von Yngwie und Solo B? Ich kann noch nicht mal die Stücke auseinanderhalten.
Shredding kann eine Funktion haben (z.B. Judas Priest Painkiller, das Solo gehört so!). Dann bin ich sehr dafür. Aber nur nach schnellem Spiel zu streben kann es nicht sein. Das tötet jede Originalität, da man sich irgendwann in der Höherschnellerweiter-Falle befindet und sich über das Instrument selbst gar keine Gedanken mehr macht, nur noch, wie man ein Paar bpm rausholen kann. Interessanter finde ich da die Sachen von David Torn. Der spielt auch machmal ganz schön schnelle Läufe, aber das coole dran sind die Sounds.
Und die Gitarrenplatte, die ich von allen Gitarrenplatten, die ich besitze am allerallerwenigsten mag ist die "Friday Night In San Francisco"
