[Bass] - Taurus 5-Saiter mit Acrylbody

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LeGato
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Aktualisierung: Soundbeispiel endlich nachgereicht: Demo (MP3, ca. 830 kb)

Ein neuer Fünfsaiter bei Ebay für 189,- Euro? Nee, lass ma, kann nix Vernünftiges sein, denke ich so vor mich hin...

Allerdings hat das Teil einen komplett durchsichtigen Acrylbody, und das macht die Sache wieder interessant! Da ich in einer Showband spiele, wäre es auf jeden Fall ein Hingucker für die Bühne, selbst wenn ich ihn nur bei einer oder zwei Nummern spiele. Einen Versuch ist es wert, und wenn' s nix is, schick' ich ihn halt wieder zurück, wozu gibt's das 14-tägige Rückgaberecht? :rolleyes:

Ich bestelle ihn also per Sofortkauf, und damit das Teil wohlbehalten bei mir ankommt, noch den im Angebot beworbenen Kunststoffkoffer für 39.90 Euro dazu.

Einige Tage später klingelt es an der Tür, und ein freundlicher Paketfahrer drückt mir Koffer und (hoffentlich) Bass in die Hand. Leider übersehe ich bei der ersten Inspektion die Transportschäden am Koffer (eine Schnalle verbogen, eine kleine Delle in der Alukante und ein abgerissener Standfuß). Da werde ich wohl noch mal mit dem Paketdienst sprechen müssen... Ist aber für's erste egal, schließlich geht's hier um den Bass.


Hardware/Verarbeitung

Spektakulär! Der Korpus sieht tatsächlich aus wie aus Glas, er ist perfekt durchsichtig, auf den ersten Blick sehe ich keinerlei Kratzer. Gut so! Und der Hals sieht auch erst mal völlig normal aus.

Ich nehme das Schätzchen aus dem Koffer, und - hoppla, der ist aber schwer! Her mit der Waage: 5,2 Kilo, Donnerwetter! Ich mache eine mentale Notiz, mir ggf. einen neuen gepolsterten Gurt zuzulegen. Schuld an dem Gewicht dürften das Acryl und der nicht unbedingt ultraflach ausgelegte Hals sein. Erfreulicherweise ist beim ersten Probehalten keinerlei Kopflastigkeit auszumachen. Sehr gut! :great:

Ich inspiziere den Korpus genauer: Keine Einschlüsse oder Kratzer zu finden, Dellen auch nicht, alle Fräsungen sind sehr exakt ausgeführt. Besonders die Fräsung für den Hals ist perfekt und ohne Spiel. Hier kam offensichtlich eine CNC-Fräsmaschine zum Einsatz. Die Oberfläche der Halsfräsung wurde sogar poliert, so dass man den darin liegenden Hals genau sehen kann. Super! :great:

Der Hals besteht aus Ahorn und ist aus einem Stück gefertigt. Die abgewinkelte Kopfplatte ist ein Stück hinter dem Knick angesetzt, der Übergang zwischen den beiden Teilen sieht sehr ordentlich aus. Die 24 Bünde sind sauber in das Rosenholz-Griffbrett eingesetzt und anständig entgratet. Die Lackierung auf der Oberseite der Kopfplatte weist am Rand ein paar kleine "Ausrutscher" auf, die aber wirklich nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Mechaniken sind billige Gotoh-Kopien, die nicht ganz so "sahnig" wie die Originale laufen, aber für den Preis völlig in Ordnung gehen.

Die Brücke besteht aus dem von den alten Fendern bekannten "Blechhaken". Kein Luxus, aber bewährt. Das Stringspacing fällt mit 17.5 mm einigermaßen eng aus, aber für 'nen Fünfsaiter aus Fernost ist das noch ein guter Wert. Hätte schlimmer kommen können.

Zur Tonabnahme stehen zwei J-Type-Pickups zur Verfügung, dem Aussehen nach Single-Coils.

Die Elektronik ist durch den transparenten Body gut zu sehen. Erster Eindruck: Nicht übermäßig aufgeräumt, aber ok. Positiv fällt mir auf, dass auch wirklich ein Kabel von der Unterseite der Brücke zum Elektronikfach führt. Die Brücke und damit die Saiten werden also ordnungsgemäß geerdet sein. Kein Brummen, wenn man mal die Saiten loslässt. In dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit.

Fazit: Für den Preis hätte ich Schlimmeres erwartet, ich bin positiv überrascht.


Handling

Der Korpus schmiegt sich schön an meinen Körper an, und trotz (oder wegen?) des hohen Gewichtes fühlt sich der Bass recht ausgewogen an. Der Hals ist nicht gerade flach, aber auch nicht übermäßig dick, ich komme auf Anhieb gut damit klar. Mehr Schwierigkeiten habe ich da schon mit dem engen Stringspacing.

Ein erstes zaghaftes Zupfen: Labberig, keine Stimmung erkennbar. Offensichtlich wurden die Saiten einfach mal draufgespannt, bis sie nicht mehr durchhingen. Also erst mal stimmen. Dann der Test mit der linken Hand: Öha, das sind aber weite Wege... Bei dieser Saitenlage kann man einen Tirolerhut zwischen Saiten und Griffbrett durchwerfen. Her mit dem Inbusschlüssel!

Nach einigen Minuten Einstellerei liegen alle fünf Saitenreiter direkt auf der Brücke, mehr ist nicht drin. Die Saitenlage ist besser, aber noch nicht wirklich gut. Der Schnarrtest zeigt, dass der Hals auch tiefere Saitenlagen verkraften würde. Tiefer kann ich die Saiten aber mit Bordmitteln nicht legen. Schuld an der Misere sind zum einen der deutlich zu hohe Sattel, zum anderen die Tatsache, dass der Hals zu tief im Korpus liegt. Würde man den Hals unterlegen, würde das mit einiger Sicherheit Besserung bringen. :(

Fazit: Der Bass liegt gut am Körper, das Stringspacing ist Gewohnheitssache, die Saitenlage könnte und sollte noch optimiert werden.


Sound

Erster Test: Mein kleiner Übungsverstärker (30 Watt Winzlingscombo).

Mein erster Eindruck nach dem Einstöpseln: Hoppla, er hat mich angeknurrt! Erstaunlich, aber wahr: Das Teil klingt alles andere als steril oder hifi-mäßig. Knurrende, fast schon holzige Mitten kommen zum Vorschein. Bassfundament ist anscheinend da, allerdings lässt sich das mit dem kleinen Combo kaum beurteilen. Sustain ist auch genug da, sogar die H-Saite steht wie eine eins. Allerdings kann mein Combo die Frequenzen unterhalb des tiefen Gs kaum noch wiedergeben. Dafür kann aber der Bass nichts. Lediglich die Höhen erscheinen mir ein wenig unterbelichtet. Präsenzen sind vorhanden, aber der darüber liegende "Silberglanz" fehlt. Das scheint mir allerdings wenigstens zum Teil an den superbilligen "Werkssaiten" zu liegen. Insgesamt erinnert mich der Grundsound tatsächlich ein wenig an einen Jazz Bass. Nicht ganz so ausgewogen, aber hey, mal auf den Preis geguckt? Fest steht: Das Ding lässt sich möglicherweise tatsächlich in der Band einsetzen. :)

Zum Bearbeiten des Sounds stehen drei Potis zur Verfügung. Nach kurzem Ausprobieren stellt sich folgende Konstellation heraus: Poti 1: Lautstärke Neck-PU, Poti 2: Bridge-PU, Poti 3: Passive Tonblende.

Der Bridge-PU liefert den Grundcharakter des Sounds: Holzige Mitten, die sich im Bandsound bestimmt gut ortbar durchsetzen werden. Der Neck-PU ist deutlich bassiger, die Mitten gehen deutlich zurück. Alleine klingt der Neck-PU fast schon ein wenig schwammig, man sollte also beide PUs mischen. Die Tonblende tut, was man von ihr erwartet: Sie kappt bei Bedarf die Höhen, Blues- oder Reggaesounds lassen sich so schnell und problemlos einstellen.

Fazit: Natürlich kein Edelbass, aber erstaunlicherweise scheint das Teil bandtaugliche Sounds zu erzeugen. Der Grundcharakter ist dabei Jazz Bass-like mittig. Slapsounds sind möglich, aber nicht gerade die Stärke des Instrumentes.


Zweiter Test: Proberaum, Hughes & Kettner Quantum 421

Der erste Eindruck bestätigt die Ergebnisse des Testes von vorhin: Mittiger, relativ ausgewogener Grundsound. "Neu" (d.h. für mich zum ersten Mal zu hören) ist das durchaus kräftige Bassfundament. Die Höhen dagegen sind nach wie vor schwach.

Ich ziehe einen neuen Satz D'Addario Stahlseiten (40-60-80-95-125) auf und teste erneut: Die Mitten bleiben, doch das Bassfundament wird jetzt straffer, drahtiger. Auch bei den Höhen tut sich was: Im Präsenzenbereich klingt der Bass jetzt definierter, knackiger. Die luftigen "silbrigen" Höhen dagegen bleiben verschollen. OK, ist halt kein hochgezüchteter Edelbass, und für Soli werde ich ihn auch nicht verwenden. Das geht also in Ordnung.

Das Aufziehen der neuen Saiten offenbart zwei neue Schwachpunkte: Zum einen die Mechanik der H-Saite: Im Gegensatz zu den anderen vier Mechaniken hat sie kein Loch in der Mitte, in das man das Saitenende stecken könnte. Über die Gründe hierfür kann ich nur spekulieren. Zum anderen fällt auf, dass der Regelweg des Potis für den Neck-PU auf ca. 5-7 mm beschränkt ist, der Rest der Strecke zeigt keinerlei Wirkung. Aufgrund der Klangcharakteristik des PUs fungiert dieses Poti de facto als Bassregler. Voll aufgedreht neigt der Sound zum Wummern, komplett herausgenommen fehlt dem Sound ein wenig das Fundament. Sinnvoll ist also eine Einstellung zwischen diesen beiden Extremen, und da ist dann leider ziemliches Feingefühl gefragt. :(

Fazit: Der Bass liefert tatsächlich bandtaugliche Ergebnisse. Das ist bei dem Preis deutlich mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte.


Gesamtfazit

Für 189,- Euro erhält man einen im Großen und Ganzen sauber verarbeiteten Hingucker, mit dem man auch in ernsthaften Bands auftauchen kann, ohne sich lächerlich zu machen. Der Acrylbody ist ein Knaller, und auch der Hals geht von der Substanz her vollkommen in Ordnung. Die Bespielbarkeit ist allerdings ohne weitere Bearbeitung nicht gerade optimal, hier sollte nachgearbeitet werden. Der Hals gäbe das ohne Weiteres her. Der Sound überrascht durch seinen knurrigen Charakter, und der Acrylbody scheint dem Sustain selbst der H-Saite gut zu tun. Kleine Schwächen (Mechanik H-Saite, Regelweg Poti) sind bei dem Preis wohl nicht zu vermeiden. Insgesamt habe ich deutlich mehr bekommen, als ich erwartet oder befürchtet hatte. Ich würde sogar fast sagen, das Teil war ein echtes Schnäppchen.


Ich habe mich entschlossen, den Bass zu behalten und besonders die Bespielbarkeit durch einen Fachmann nachbessern zu lassen. Zu diesem Zweck war ich heute bei Marleaux in Clausthal-Zellerfeld (ist bei mir in der Nähe :great: ), um mir die Meinung der Profis einzuholen.

Was bei dem ausführlichen Beratungsgespräch herausgekommen ist und wie es mit dem Bass weitergeht, schreibe ich demnächst hier rein. Für den Moment bin ich zu müde...

Nur so viel: Es gab ein paar Überraschungen... mehr im nächsten Teil. :p

LeGato
 
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LeGato schrieb:
Zu diesem Zweck war ich heute bei Marleaux in Clausthal-Zellerfeld (ist bei mir in der Nähe :great: ), um mir die Meinung der Profis einzuholen.

Was bei dem ausführlichen Beratungsgespräch herausgekommen ist ... schreibe ich demnächst hier rein.

na darauf bin ich verdammt gespannt!!!

insgesamt schön strukturierter Bericht, vielleicht hilft's einigen ja *g*
für mich ein Bass, den ich definitiv nie kaufen würde :p aber für deinen Einsatzzweck ja anscheinend geeignet
 
als 4 dsiter wär der seeehr interesannt
 
Hat das Teil auch Beleuchtung, wie man es z.b. bei den Sandberg Acryl-Bässen sieht?
 
So, endlich folgt der zweite Teil des Testberichtes: Das Urteil des ausgewiesenen Fachmannes und die bange Frage: Lohnt es sich, evtl. mehr Geld in den Zufallskauf zu stecken?


Dienstag, 14.10 Uhr, Clausthal-Zellerfeld:

Ich hole den Acrylbass aus dem Koffer und drücke ihn Tilman Antons von Marleaux in die Hand. Erster Kommentar: "Abgefahren!". Gerald Marleaux wirft einen neugierigen Blick über die Schulter: "Was hastn für den bezahlt?" "189 Euro!" Ungläubiges Kopfschütteln.


Verarbeitung/Handling: Urteil des Fachmanns

Tilmans sachkundiges Auge erkundet jede Einzelheit des Basses und bestätigt im Wesentlichen mein Urteil: Das Schätzchen scheint erst mal durchaus ok zu sein. Der unverstärkte Ton klingt ok, der Korpus ist sehr sauber verarbeitet, der Hals macht einen durchaus brauchbaren Eindruck. Allerdings ist der Hals zu gerade eingestellt, und der Sattel ist viel zu hoch. Außerdem muss der Hals dringend unterlegt werden, um eine gute Bespielbarkeit zu erreichen.

Ein Blick ins Elektronikfach bestätigt wiederum meinen Eindruck: Doll isses nich, aber es hätte viel schlimmer sein können.

Tilmans geschultes Auge entdeckt allerdings zwei Mängel, die mir entgangen sind: Zum einen ist die in die Zarge eingebaute Buchse sowas von billig, dass sie bereits jetzt zu knistern anfängt, wenn man den Stecker bewegt. Die muss ersetzt werden.

Der andere Mangel ist deutlich schwerwiegender: Das Ende der Brücke (da, wo die Saiten eingehängt sind) scheint sich vom Korpus abzuheben. Ein prüfender Blick, und schon ist die Ursache gefunden: Dort, wo die Schraubenlöcher in der Brücke sitzen, zeigt sich ein verräterischer kleiner Knick. Die Konstruktion hat dem Saitenzug schon ein wenig nachgegeben, und mit 99,5%iger Sicherheit wird mir diese Brücke bei einem der nächsten Gigs um die Ohren fliegen. Wenn ich das Schätzchen also einsetzen möchte, muss die Brücke getauscht werden. :(


Sound: Urteil des Fachmanns

Jetzt schlägt endgültig die Stunde der Wahrheit. Für eine möglichst genaue und objektive Analyse steht DIE ultimative Bassanlage bereit: Glockenklang BassArt mit der dazugehörigen Glockenklang BassArt-Box. Schonungsloser legt keine Anlage alle Schwächen eines Instrumentes (oder des Spielers :rolleyes: ) bloß.

Und los gehts: Zwar kenne ich den Sound ja schon, aber was jetzt aus den Speakern kommt, verblüfft mich doch. Und nicht nur mich: Tilman und Gerald sind ebenfalls erstaunt. An die handgebauten hochgezüchteten Unikate, die zum Vergleich bereitstehen, kommt der Taurus zwar nicht heran, aber er braucht sich nun wahrlich nicht zu verstecken. Sogar die H-Saite hat gesundes Sustain und Ton, die Mitten knurren immer noch schön holzig, und auch das Fundament ist mehr als ausreichend vorhanden. Auch die Höhen sind über die Edelanlage noch klarer geworden, der spritzige "Silberglanz" allerdings ist immer noch etwas unterbelichtet. Liegt das möglicherweise an der billigen Elektronik made in China?

Insgesamt ist der Sound erstaunlich ausgewogen, lediglich die untersten Frequenzen sind nicht ganz so straff wie bei Edelbässen à la Sadowsky, Alembic oder auch Marleaux. Aber die kosten ja auch locker das Zehnfache...

Geslappt zeigt der Taurus eine schnelle und kräftige Ansprache mit viel Fundament, allerdings leidet der Sound hier etwas unter der zu hohen Saitenlage: Die Saiten sind derart hoch, dass sie nur noch mit halber Kraft auf die Bundstäbchen knallen, so dass das Attack doch etwas kastriert klingt. Aber das müsste sich mit einer vernünftigen Saitenlage locker in den Griff bekommen lassen.


Fazit: Urteil des Fachmanns

Tilman und Gerald sind sich einig: "Das ist ein guter Bass!" Gesunde Substanz, mit vertretbarem Aufwand kann man wirklich was draus machen! "Wieviel hattest du nochmal bezahlt? Meine Güte, dafür bekommste normalerweise höchstens nen Hals!" Inwendig strahle ich wie ein Honigkuchenpferd. Scheint also wirklich ein Schnäppchen gewesen zu sein :great:

Tilmans Rat: Aufmotzen! Die Substanz ist da, es lohnt sich, die Macken und Schwächen des Instrumentes auszubessern. Na also! :)


Wie es weiter geht...


Der Taurus ist gleich bei Marleaux geblieben, nach ausgiebigem Beratungsgespräch haben wir uns auf folgende Modifikationen geeinigt:

  • Der Hals wird unterlegt, um eine vernünftige Saitenlage zu ermöglichen.
  • Der Sattel wird auf ein vernünftiges Maß heruntergeschliffen.
  • Die Bünde werden neu abgerichtet und der Bass neu eingestellt.
  • Der billige Blechhaken wird gegen eine Edelbrücke von ETS oder Marleaux ausgetauscht.
  • Die alte Elektronik wird gegen eine aktive Zweiband-EQ-Elektronik von Marleaux getauscht. Da diese Strom benötigt, wird ein Batteriefach in den Acrylbody gefräst. Die Pickups bleiben drin.
  • Die wackelige Buchse wird getauscht.

Kosten des Eingriffs: ca. 400,- Euro (größenordnungsmäßig, evtl. etwas mehr oder weniger). Dabei schlägt allein die neue Brücke mit ca. 110,- Euro Materialkosten zu Buche. Ich hätte auch eine billigere für ca. 20 Euro nehmen können, aber wenn ich das Ding schon tune, dann richtig! :p

Auch wenn ich jetzt noch mal den doppelten Kaufpreis reinstecke, habe ich hinterher (hoffentlich) einen sehr gut bespielbaren Fünfsaiter mit sehr bandtauglichem und (dank neuer Elektronik) flexiblem Sound. Der Hammer bleibt aber nach wie vor der durchsichtige Acrylbody.

Wenn ich also bedenke, was ich sonst für einen vernünftigen (ok, ich bin verwöhnt, also sagen wir: sehr guten) Fünfsaiter hinlegen muss, komme ich mit insgesamt nicht ganz 600,- Euro immer noch mehr als günstig weg und habe dafür ein echtes Einzelstück :great:


Und später vielleicht mal...

Dextra schrieb:
Hat das Teil auch Beleuchtung, wie man es z.b. bei den Sandberg Acryl-Bässen sieht?
Noch nicht. Aber auch darüber habe ich mich mit Tilman unterhalten. Fazit: Einfach 'ne LED reinmachen bringt nix, da dann nicht der Korpus selbst leuchtet, sondern man nur die leuchtende LED im Korpus sieht. Könnte ein wenig nach Rummelplatz aussehen... :D

Tilman wird sich mit Sandberg in Verbindung setzen und sehen, ob er evtl. einen oder zwei Tipps zu dem Thema bekommt... Fest steht: Sandberg bekommt seine Bässe durch spezielle Fräsungen im Acryl zum Leuchten, auch bei denen reicht es nicht, einfach 'ne LED in den Korpus zu packen.

Bin gespannt, was Tilman zu dem Thema recherchiert. Wenn es irgendwie mit vertretbarem Aufwand machbar sein sollte, werden wir es angehen :great:


Schätzungsweise nächste Woche ist der Taurus fertig, und dann werde ich das fertig "gepimpte" Teil noch mal hier vorstellen. Falls Interesse bestehen sollte...

Bis dann also
LeGato
 
hat sich die Brücke verbogen oder ist sie aus dem Korpus "gerissen"?
kam nicht ganz raus, wobei ich doch eher das erste annehme

der Vergleich deiner Edel-Bridge mit ner Badass würde mich interessieren!
 
Wenn du schon beim Tunen bist, dann kannst doch auch noch n Licht in den Body bauen lassen. Für ne Showband würd sich das bestimmt gut machen.
 
pommes schrieb:
hat sich die Brücke verbogen oder ist sie aus dem Korpus "gerissen"?
kam nicht ganz raus, wobei ich doch eher das erste annehme

der Vergleich deiner Edel-Bridge mit ner Badass würde mich interessieren!
Die Konstruktion der Brücke, d.h. das Blech selbst, hat an der konstruktiv schwächsten Stelle nachgegeben, nämlich da, wo die Schraubenlöcher sind. An der Stelle ist das Blech eingeknickt. Billigschrott!

Die Edel-Bridge wird laut Aussage Tilmans im klanglichen Bereich Verbesserungen im einstelligen Prozentbereich bringen, d.h. eher vernachlässigbar. Aber sie ist gut dreidimensional einstellbar, und ich kann die Saiten einfach einhängen, statt sie durchfädeln zu müssen.

Außerdem sieht sie einfach geiler aus :D

LeGato
 
Metallica1989 schrieb:
Wenn du schon beim Tunen bist, dann kannst doch auch noch n Licht in den Body bauen lassen. Für ne Showband würd sich das bestimmt gut machen.
[ ] Du hast den Test bis zum Ende gelesen ;)
 
Mach mal bitte bilder von dem getunten acryl ebay bass :)

grüße JO

€:
duop: 100. post mit so was :D
 
Und zack! ist der Thread wieder oben :D

So, mittlerweile musste sich der Bass bei diversen Gigs live bewähren, daher noch mal eine kurze Nachlese:

Optik:
Immer noch ein Hingucker. Techniker werfen beim Aufbau verstohlene Blicke, und auch dem Publikum fällt das Teil natürlich auf. Und genau darum ging es mir ja :p Klassenziel also vollkommen erreicht.

Fotos gibt es, sobald mein Grafiker mal einen Nachmittag Zeit für ein ernsthaftes Fotoshooting hat. Also noch ein bisschen Geduld, sorry...

Handling:
Dat Dingen ist schwer! Das für ne Showband obligatorische Rumgepose fällt mit dem Acrylbass deutlich schwerer. Mal eben mit der Linken am Hals hochhalten und beim Spielen aufs Publikum zielen à la Steve Harris: Krampf vorprogrammiert! Hüpfen und Springen: Während mein 3,5 kg leichter Schack problemlos einfach mitspringt, macht die Verzögerung der Masse den Acrylbass beim Springen fast unspielbar. Aber mit etwas Übung geht es, wenn auch vielleicht etwas anders als vorher.

Sound:
Ist ok. Ursprünglich hatte ich ja erwogen, das Teil nur bei einigen Songs einzusetzen. Mittlerweile spiele ich ihn jeweils den gesamten Gig über. Wie schon erwähnt, ist der Sound recht mittenbetont und durchsetzungsstark, das Bassfundament kommt sehr gesund rüber, lediglich den Silberglanz in den Höhen vermisse ich immer noch ein wenig. Die H-Saite liefert einen wirklich erstaunlichen Druck, und es macht einen Mordsspaß, hin und wieder mal ein paar Hosenbeine mit einem tiefen C zum Flattern zu bringen :great:

Sonstiges:
PUTZEN, PUTZEN, PUTZEN! Man sieht jeden Fingerabdruck, und nach dem Gig sieht man leider nur zu deutlich, wieviel Schweiß so ein Instrument im Laufe eines Gigs abbekommt. Daher findet sich neuerdings in meinem Koffer stets ein altes Baumwoll-T-Shirt, mit dem ich den Korpus samt Hardware vor jedem Gig ca. 5-10 Minuten lang poliere. Das geht allerdings erfeulich problemlos, nach dem Polieren sieht der Bass aus wie neu.

Leider ist er sehr kratzempfindlich, beim ersten Gig habe ich nicht richtig aufgepasst und mir einige (kleine) Kratzer auf der Rückseite eingefangen. Die sind natürlich auch von vorne zu sehen, schließlich ist der Korpus durchsichtig :( Vielleicht kann mir Carglass oder ein ähnlicher Dienstleister weiterhelfen.

Man muss wirklich aufpassen wie ein Luchs, damit die transparente Optik erhalten bleibt. Also Bass erst direkt vorm Gig aus dem Koffer, polieren, und nach dem Gig sofort wieder in den Koffer. Fremden in die Hand geben geht gar nicht.

Fazit nach einigen Gigs: Die 600,- Euro inkl. Umbau haben sich gelohnt. Der optische Effekt ist genau wie erwartet, die Bespielbarkeit ist vollkommen ok (wenn auch nicht mit einem Edelbass vergleichbar), und der Sound ist live auch für hohe Ansprüche vollkommen in Ordnung.

Ich bereue nichts! :D

Wie gesagt, bei Gelegenheit lasse ich noch mal ein paar ordentliche Fotos machen, die ich dann hier poste. Das Gleiche gilt für Soundbeispiele. Versprochen!

LeGato
 
tolles review legato....is mal was anderes etwas über nen ebay bass zu lesen. :great:

LG
Kasun
 
Vielen Dank LeGato - sehr, sehr ausführlich und aufschlußreich.
Es bestätigt auch meine Erfahrung, dass man zwar Billigbässe durchaus kaufen und einsetzen kann, jedoch mit entsprechenden Modifikationen.
 
Irgendwie will ich jetzt auch einen Acrylbass. :D
 
Is vielleicht nicht ganz die gleiche Preisklasse....aber je nach Musikrichtung schon der Hammer....oder besser doch die Axt

:rolleyes:
 
ich hätte noch eine frage zum acrylbass selber.

wie kann acryl die selben bzw. ähnliche klangeigenschaften erzeugen wie ein üblicher holzkorpus? oder hören sich acrylbässe ganz anders an?

LG
Kasun
 
ma66ot schrieb:
wie kann acryl die selben bzw. ähnliche klangeigenschaften erzeugen wie ein üblicher holzkorpus? oder hören sich acrylbässe ganz anders an?
Ähh, wie meinen? Irgendwie scheint mir, diese beiden Fragen widersprechen sich, oder? :confused: Vielleicht liegts aber auch am Schlafmangel, war am WE wieder kreuz und quer mit der Band durch Deutschland unterwegs ...

Also versuche ich das jetzt mal aufzudröseln...

Ursprünglich hätte ich erwartet, dass der Sound eher "hifimäßíg" rüberkäme, also tiefe Bässe, hohe klare Höhen, und kein "Knurr". So hätte ich mir die Klangeigenschaften von Acryl vorgestellt. Der Test hat allerdings gezeigt, dass es so nicht ist.

Der Sound ist insgesamt eher mittig mit (auf Wunsch) mächtigen Tiefen und eher schwacher Transparenz, s.o. Mit Hilfe der aktiven Elektronik sowie den Einstellungen am Amp wird daraus ein durchaus sehr brauchbares banddienliches Fundament, das nicht unbedingt zu Soloausflügen einlädt, aber für die normale Bassarbeit vollkommen in Ordnung geht. Auch wenn man höhere Ansprüche hat.

Welche Komponente des Basses an diesem Sound jetzt welchen Anteil hat, kann ich nur raten. Wahrscheinlich sollte man den Einfluss des doch recht massigen Ahornhalses (5-Saiter, nicht wirklich ultraflach) nicht unterschätzen.

Einigermaßen sicher scheint zu sein, dass das Acryl dem Sustain speziell bei tiefen Tönen sehr gut tut. 5-Saiter in dieser Preisklasse (zur Erinnerung: unter 200 Euro!) haben normalerweise keine so gesunde H-Saite.

Außerdem nehme ich an, dass die große Acrylmasse für die fehlenden Brillianzen verantwortlich ist. Das ist aber reine Spekulation. Außerdem sollte man erwähnen, dass ich vohrer immer Sounds mit sehr vielen Brillianzen eingestellt habe, die mein Schack auch problemlos liefert. Es ist also durchaus möglich, dass das "Fehlen" des Silberglanzes nur eine Art "Fehljustierung" meines Soundempfindens ist und von niemandem außer mir wahrgenommen wird.

Ob nun alle Acrylbässe ein ähnliches Soundverhalten an den Tag legen oder vielleicht ganz anders klingen, kann ich nicht sagen. Ich kann nur berichten, wie meiner klingt, denn das ist der Einzige, den ich bisher in der Hand hatte. Von diesem einen Exemplar Rückschlüsse auf andere Acrylinstrumente zu ziehen hielte ich für mehr als gewagt.

LeGato
 
ma66ot schrieb:
ich hätte noch eine frage zum acrylbass selber.

wie kann acryl die selben bzw. ähnliche klangeigenschaften erzeugen wie ein üblicher holzkorpus? oder hören sich acrylbässe ganz anders an?

LG
Kasun

Vor allem ist der Hals aus Holz. Der Hals macht nach Ansicht einiger Experten viel mehr den Ton aus als der Korpus. Da gibt es aber die unterschiedlichsten Meinungen...
 
hallo!

naja legato wenn du davon ausgehst dass ich überhaupt keine ahnung vom bass habe (also nciht mal weiß wir einer klingt) dannn ist die frage nicht so widersprüchlich :D
es war so gmeint:
acryl ist ja ein ganz anderes material im vergleich zu holz (glaub ihc halt). und das holz spielt ja, nach meinung vieler poster hier, eine wichtige rolle was den klang betrifft. ich frag mich nur wieso ein acrylkorpus trotzdem den bass wie einen bass aus holz erklingen lassen kann. klingt jez sicher blöd die frage aber ich hätte mir früher nicht vorstellen können dass man den korpus aus etwas anderem als holz machen könnte (bzw dass es sinnvoll wäre andere materialen zu benützen).
ich hoffe ich konnte es etwas verständlicher machen.

LG
Kasun
 
Hi Ma66ot,

wie gesagt, ich war ja selbst überrascht vom Klang :p

Bis dahin hatte ich nur Bässe aus Holz oder aus Kunststoff (Steinberg) in der Hand. Und die Holzbässe hatten mir besser gefallen. Warum der Taurus jetzt klingt, wie er klingt, mögen bitte die Instrumentenbauer unter sich ausdiskutieren, ich spiele lieber einfach weiter und freue mich über meinen "Custom"-Bass :D

LeGato
 
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