Pick-Up Tausch

  • Ersteller astronaut
  • Erstellt am
schmoemi® schrieb:
Äh.. öh... steckt das nicht schon im Namen "Ferrit" dass das Zeug ferromagnetisch ist!?? :eek:
Vieleicht ist da etwas durcheinander geraten. Wie es sich mit Ferriten verhält, muß ich noch einmal nachschlagen. Allerdings ist mir nicht bekannt, daß solche Magnete für Pickups verwendet werden. Die keramischen Magnete sind jedoch in jedem Fall nicht ferromagnetisch!

Ulf
 
DerOnkel schrieb:
Vieleicht ist da etwas durcheinander geraten. Wie es sich mit Ferriten verhält, muß ich noch einmal nachschlagen. Allerdings ist mir nicht bekannt, daß solche Magnete für Pickups verwendet werden. Die keramischen Magnete sind jedoch in jedem Fall nicht ferromagnetisch!

Ulf
Ich hab für dich mal in der Wikipedia geschaut...
wikipedia.org schrieb:
Ferrit als Magnetwerkstoff

Ferrite sind elektrisch schlecht oder nicht leitende ferromagnetische keramische Werkstoffe aus Eisenoxid Hämatit (Fe2O3), seltener Magnetit (Fe3O4) und weiteren Metalloxiden.

Eigenschaften


Man unterscheidet weichmagnetische und hartmagnetische Ferrite. Weichmagnetische Ferrite (Einsatz in der Elektrotechnik/Elektronik als Transformator- und Spulenkerne) werden durch Zusatz von Nickel, Zink oder Mangan hergestellt und zeichnen sich durch möglichst geringe Koerzitivfeldstärke aus. Hartmagnetische Ferrite (Einsatz als Dauermagnetwerkstoff) enthalten zusätzlich Barium und Strontium. Im magnetisierten Zustand sollen sie ein möglichst großes Dauermagnetfeld behalten (Remanenz) können.
Ob ein magnetischer Werkstoff eher weich- oder hartmagnetisch ist, lässt sich anhand seiner Hysteresekurve ermitteln. Für weichmagnetische Ferrite wird eine möglichst leichte (Um-)Magnetisierbarkeit angestrebt, was einer schmalen Hysteresekurve entspricht. Bei hartmagnetischen Ferriten ist dagegen eine möglichst hohe Koerzitivfeldstärke gefordert.
Ferrite sind wie alle keramischen Werkstoffe recht hart und spröde und daher bruchgefährdet.

Zweitens.. ist nicht die Permeabilität immer eine Materialkonstante ?
 
schmoemi® schrieb:
Ich hab für dich mal in der Wikipedia geschaut...


Zweitens.. ist nicht die Permeabilität immer eine Materialkonstante ?
Nein, das gilt nicht für ferromagnetische Stoffe.

Bezüglich der keramischen Magneten stürzt Du mich jetzt in ein wenig in die Verzweifelung :eek:.

Ich habe jetzt auf Anhieb nicht die Infos über die keramischen Magnete gefunden, die mich zur Aussage, sie hätten eine hohes und konstantes µr gebracht haben. Ich muß da dringlich nochmal forschen. Vielen Dank für Deine Beharlichkeit! :great:

Ulf
 
DerOnkel schrieb:
Nein, das gilt nicht für ferromagnetische Stoffe.

Bezüglich der keramischen Magneten stürzt Du mich jetzt in ein wenig in die Verzweifelung :eek:.

Ich habe jetzt auf Anhieb nicht die Infos über die keramischen Magnete gefunden, die mich zur Aussage, sie hätten eine hohes und konstantes µr gebracht haben. Ich muß da dringlich nochmal forschen. Vielen Dank für Deine Beharlichkeit! :great:

Ulf
Keine Ursache. Also nicht dass ich an deiner Kompetenz zweifeln würde...
Ich hatte das Zeug auch mal irgendwann... aber ich hab das schon wieder verdrängt irgendwie...

Fakt ist jedenfalls, bei ferromagnetischen Stoffen erhöht sich die Permeabilität, wenn man sie einem äußeren Magnetfeld aussetzt oder sowas gabs doch da?
Und dann gabs da noch para- und diamagnetische Stoffe.
 
DerOnkel schrieb:
@Maverick018:

Leider kommt man bei diesem Thema um die Physik nicht ganz herum, um die Zusammenhänge richtig darzustellen. Für die Nichtphysiker ist die Botschaft indes ganz einfach:

Man kann mit jedem Magnetmaterial jede gewünschte Übertragungscharakteristik ("Klang") für einen Tonabnehmer erreichen, wenn man weiß, an welchen "Schrauben" man drehen muß.

Daß man für einen bestimmten Sound unbedingt AlNiCo egal welchen Grades benötigt, ist also ein Märchen und zeugt nur davon, daß der betreffende Hersteller nicht genau über die tatsächlichen Zusammenhänge informiert ist!

Sollten da weitere Frage sein, stehe ich Dir gerne zur Verfügung. Ich lege Wert darauf, daß diese Dinge möglichst von jedem Gitarristen verstanden werden, denn hier werden wir von den Herstellern gerne "verschaukelt", um kräftigere Ausdrücke einmal nicht zu verwenden. Letztendlich verdienen die Hersteller von Tonabnehmern an dieser Unwissenheit der Musiker nicht schlecht!

BTW: Wenn Du nur 50% verstanden hast, ist das schon ein recht guter Wirkungsgrad, finde ich. ;)

Ulf

Naja, ich glaub dir das alles schon und du belegst ja auch, allerdings frag ich mich wirklich warum die PU-Hersteller dann verschiedene Magneten verwenden?! :confused:
Irgendeinen Grund muss es doch geben. Und irgendwie will ich nicht glauben, dass uns seriöse und bekannte Hersteller damit einfach über den Tisch ziehen wollen. :rolleyes:
Kannst du mir sagen, warum bei den meisten Heavy-PUs mit hohem Output Keramikmagneten eingesetzt werden?
Es muss doch einen Grund geben... Die Hersteller würfeln doch nicht welchen Magneten sie jetzt für welchen PU verwenden?! :confused:
 
Hallo und frohe Weihnacht,

habe alles eingebaut und muss sagen dass ich total zufrieden bin. Hört sich echt wirklich super an. Von der Technik verstehe ich ja so gut wie gar nichts. Aber evt. hilft ja dem ein oder anderen das reine Hörgefühl. Klingt gut. Danke für die Tipps.

Viele Grüße, Andreas:great:
 
Sind ja auch 2 hervorragende Tonabnehmer! :great: ;)
 
Maverick018 schrieb:
Naja, ich glaub dir das alles schon und du belegst ja auch, allerdings frag ich mich wirklich warum die PU-Hersteller dann verschiedene Magneten verwenden?! :confused:
Irgendeinen Grund muss es doch geben. Und irgendwie will ich nicht glauben, dass uns seriöse und bekannte Hersteller damit einfach über den Tisch ziehen wollen. :rolleyes:
Das hat vieleicht auch historische Gründe. Wer würde schon einen PAF-like PU kaufen, der keine AlNiCo-Magnete verwendet?
Maverick018 schrieb:
Kannst du mir sagen, warum bei den meisten Heavy-PUs mit hohem Output Keramikmagneten eingesetzt werden?
Es muss doch einen Grund geben... Die Hersteller würfeln doch nicht welchen Magneten sie jetzt für welchen PU verwenden?! :confused:
Keramische Magnete sind nichtleiten! Es können somit keine Wirbelströme induziert werden, die die Spitze der Resonanz dämpfen. Mit solchen Magneten sind Tonabnehmer mit extrem hohen Güten realisierbar.

Keramische Magnete haben (vorsicht, ich muß das nochmal genau prüfen) eine geringere relative Permeabilität. In der Folge ist die Induktivität geringer und die Resonanzfrequenz ist größer als bei "normalen" AlNiCo-PU's.
Wenn man jetzt mehr Windungen aufbringt, sinkt die Resonanzfrequenz wieder und das PU wird "lauter". Bei AlNiCo müßte man vermutlich stärkere Magnete einsetzen, die aber die Saitenschwingung negativ beeinflussen (Stratitis).

Beide Magnetmaterialien haben Vor- und Nachteile. Welches Material man letztendlich verwendet, hängt davon ab, was man erreichen will. Wer um diese Zusammenhänge weiß, setzt die verschiedenen Materialien gezielt ein und komponiert so den gewünschten PU.

Generell kann man sagen, daß es jedem Hersteller nur um die Gewinnmaximierung geht! Da ist jedes Mittel recht. Wenn ein toller Name hilft, dann erhält ein Produkt den eben. Wenn Gitarrengott xy den benutzt, hilft das auch. Wenn... Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Wenn man sich einmal die Preisspanne bei Tonabnehmern anschaut und dabei nicht vergißt, daß die Konstruktion immer gleich ist, dann ist das manchmal schon verwunderlich!

Sicherlich gibt es bezüglich der Verarbeitung gute und schlechte Tonabnehmer. Im Hinblick auf die Übertragungscharakteristik findet man jedoch sehr häufig vergleichbare Eigenschaften, sodaß man eigentlich nach dem Preis gehen könnte (Wenn die Hersteller diese Eigenschäften denn veröffentlichen würden). Leider lassen sich viele Gitarristen von anderen Angaben, die sich bei Licht betrachtet sich belegen lassen, "blenden"! Da zählt ein toller Name mehr, als die beinharten technischen Eigenschaften!

Ulf
 
DerOnkel schrieb:
Leider lassen sich viele Gitarristen von anderen Angaben, die sich bei Licht betrachtet sich belegen lassen, "blenden"! Da zählt ein toller Name mehr, als die beinharten technischen Eigenschaften!

Ich ergänze mal: Das ist nicht nur bei Gitarristen der Fall, sondern seit Jahrzehnten erfolgreiche Werbepsychologie. Wenn ich jeden Monat bei Stiftung Warentest nachlese, dass das Produkt von XY von Aldi & Co. bessere oder gleichgute Eigenschaften hat, wie ein 10 Mal teureres Produkt vom "Nobelhersteller" Z...

Genau genommen verhalten sich die meisten jungen Gitarrenkäufer wie die dumme Hausfrauen, (die sie andererseits jederzeit zu verachten bereit sind): Hat mein Nachbar auch, ist eine Marke, ist Hype, schwören die Kumpels drauf, steht "by Gibson" drauf, machen die immer Werbung dafür, sieht saugeil aus.... muss deshalb was Gutes sein... darf aber möglichst nix kosten.

Der Mensch möchte Orientierung, und möglichst sofort und ultimativ, weil er eben kein Lebensmitteltechniker, Soundexperte und Produktspezielist ist. Da greift man dann eben nach dem, was überall am lautesten angepriesen wird. So geht dann eine in allen Belangen erstklassige Gitarre bei ebay für 390 EUR weg, die qualitativ und klanglich mit einer 2000 EUR-Gibson gleichzusetzen ist, während andere die selben 390 Euro für besseres Brennholz ausgeben, weil da eben der Name XY draufsteht (Muss doch gut sein, hat eingeleimten Hals und steht zz drauf. Okay, der Sound matscht, die Saiten schnarren, sie verstimmt sich ständig, die Gurtpins fallen raus, die Anschlusssbuchse hat einen Wackelkkontakt, die Postis kratzen. Aber das ist doch trotzden eine gute Gitarrre oder?)

Ich habe mittlerweile sogar den Eindruck, dass diejenigen, die am lautesten dagegen protestieren, dass sie nicht Qualität überall für ein Taschengeld oder gar umsonst bekommen = die Bequemensten sind und am ehesten anfällig für Markenhype sind. Bezahlen - wofür? Tragt mir bitte meinen Ar*** nach. Bitte den Sound XY für 99 Euro, weil ich wegen Internet, Handy und Markenklamotten kein Geld habe. Macht mir das Gerät für 15,99 Euro den Sound von XYZ, denn ich habe keine Zeit zum Üben und morgen habe ich einen Gig...
 
*unterschreib* ;)
 
Das mag ne allgemeine und hier weit verbreitete Problematik sein.
Jedoch ging es mir um die Verwendung versch. Magnetarten bei PUs und dass ich nicht so recht glauben möchte, dass die versch. Arten keinen Klangeinfluss haben. Und wenn ich Ulf's Post richtig verstanden habe ;) tun sie das in gewisser Weise schon. Man erreicht zwar mit jedem Magneten und den richtigen Mitteln dieselbe Übertragungscharakterisitk, jedoch kommt man z.b. mit einem Alnico 2-Magneten "schneller/einfacher" an einen weichen Ton. Hab ich das richtig verstanden?

Im Fall von SD kann man imo jetzt nicht unbedingt von über den Tisch ziehen reden. Ich will keine/n Marke/Hersteller schützen (werde von denen auch nicht bezahlt ;) ), allerdings bin ich von deren Produkten überzeugt.
Und überteuert find ich sie allein deshalb nicht, da jemand wie Rockinger (das nun wirklich keine große Marke ist) ihre PUs für um die 60 EUR anbieten und ich nicht glaube, dass sie sich aufgrund ihrer Marktposition einen massiven Gewinnaufschlag leisten können. Demnach würd ich sagen, bieten sie ihre PUs zu guten Konditionen an. Einen SD PU bekommt man mittlerweile allerdings auch um diesen Preis. Natürlich setzt SD auch Namen (versch. Gitarristen) ein und rührt damit kräftig die Werbetrommel. Sie wären kein Unternehmen, würden sie es nicht tun. ;)
 
Maverick018 schrieb:
Jedoch ging es mir um die Verwendung versch. Magnetarten bei PUs und dass ich nicht so recht glauben möchte, dass die versch. Arten keinen Klangeinfluss haben. Und wenn ich Ulf's Post richtig verstanden habe tun sie das in gewisser Weise schon. Man erreicht zwar mit jedem Magneten und den richtigen Mitteln dieselbe Übertragungscharakterisitk, jedoch kommt man z.b. mit einem Alnico 2-Magneten "schneller/einfacher" an einen weichen Ton. Hab ich das richtig verstanden?
"schneller/einfacher" ist in diesem Fall relativ, aber grundsätzlich stimmt es.

Wenn man in einer existierenden Spule verschiedene Magnete einsetzt, so erhält man ggf. unterschiedliche Induktivitäten und damit verschiedene Einfärbungen des "Klanges".

Das bedeutet jedoch nicht, daß man unbedingt einen bestimmten Magneten für einen bestimmten Klang benötigt! Aber genau das ist häufig in den Beschreibungen der Tonabnehmer zu lesen!

@all:

Habe heute einen T-Shirt-Träger mit einer tollen Abwandlung des bekannten Spruches gesehen:

"Geist is Geil!"

Wenn man sich den zu eigen machen würde...

Ulf
 
Haette mal noch eine Frage, wo wir gerade dabei sind:


So sieht ja ungefaehr die dB-Kurve eines Pickups (bzw. einer Gitarrenschaltung) aus:
output.jpg


Wenn man die Resonanzfrequenz variiert, also die Induktivitaet des Pickups oder die kapazitive Last auf den Pickup (sagt man das so?) veraendert, kann man folgende Kurven erhalten:
outputF.jpg


Wenn man die Resonanzueberhoehung, also [was muesste man dafuer nochmal beim Pickup veraendern?] oder die ohmsche Last auf den Pickup veraendert, kann u.A. das dabei herauskommen:
outputQ.jpg



Habe ich das bis dahin richtig verstanden?
Wenn ja: Wie kann man die Kurve auf die folgende Art und Weise beeinflussen?
outputC.jpg
 
Mein Tipp wäre dass die von dir gezeigte Kurvenänerung durch eine Änderung der Güte(Q) des "Schwingkreises" der durch Induktivität, Kapazität und den Widerstand des Pickups gegeben ist.

Für einen Parallelschwingkreis beträg die Formel dafür

Q = R *sqr(C/L)

demnach ist sie beim Pickup wohl vorallem durch den ohmschen Anteil beinflussbar.
 
Ihr habt es ja so gewollt! ;)

Betrieb des Tonabnehmers am Verstärker

Betreibt man einen elektromagnetischen Gitarrentonabnehmer direkt an einem Verstärker, so sind zwei Belastungen zu bemerken:
  1. Das Kabel stellt eine kapazitive Belastung dar. Der Betrag der Kapazität ist von den Leitungsbelägen des Kabels und seiner Länge abhängig. Es gilt also: Je länger das Kabel, desto größer die Kapazität!
  2. Der Verstärkereingang hat in der Regel einen ohm'schen Anteil, der sich zum Beispiel aus den Spannungsteilern zur Einstellung des Arbeitspunktes und dem Eingangswiderstand der Transistoren ergibt.
    Es ist jedoch auch ein kapazitiver Anteil zu bemerken, der sich zumindest aus der Kapazität der Eingangstransistoren oder der Gitter-Kathoden-Kapazität der Eingangsröhre ergibt. An einen guten Instrumentenverstärker muß man jedoch die Forderung stellen, daß die Eingangskapazität möglichst gering ist!
Berücksichtig man diese Einflüsse und kombiniert sie mit der Ersatzschaltung des Tonabnehmers, so findet man das folgende Ersatzschaltbild:

scm143_01.gif


Hier wurde neben der Wicklungskapazität des Tonabnehmers (CS) auch die Kabelkapazität (CL) der Eingangswiderstand (hier als RL bezeichnet) und die Eingangskapazität (Cin) des Verstärkers eingefügt.
Vergleicht man dieses Ersatzschaltbild mit dem unbelasteten Tonabnehmer, so sind zwei Dinge festzustellen:
  1. Alle Kapazitäten liegen parallel zueinander. Man kann sie also zu einer gemeinsamen Kapazität C zusammenfassen. Jetzt läßt sich die Vermutung anstellen, daß sich das Frequenzverhalten des belasteten Tonabnehmers qualitativ nicht verändert. Das heißt, es liegt immer noch ein Resonanztiefpaß 2. Ordnung vor. Allerdings wird sich die Resonanzfrequenz und die Güte aufgrund der größeren Kapazität ändern.
  2. Der Eingangswiderstand des Verstärkers liegt parallel zum Ausgang des Tonabnehmers. Er wird die Güte des Filter zusätzlich dämpfen.
Tatsächlich führt eine Berechnung zu der folgenden Übertragungsfunktion:

eq143_01.gif


Man erkennt, daß die schon bekannte Übertragungsfunktion des Tonabnehmers mit einem konstanten Faktor K multipliziert wird. Elektrotechnisch steht das für eine Kaskadierung von zwei Systemen: Einem P-Glied und einem T2-Glied. Das bedeutet:
  1. Die Übertragungscharakteristik wird durch das P-Glied unabhängig von der Frequenz beeinflußt. K steht also für eine frequenzunabhängige Dämpfung (K<1) oder Verstärkung (K>1).
  2. Durch das T2-Glied liegt grundsätzlich wieder ein Tiefpaß 2. Ordnung mit Resonanzstelle vor.
Das Verhalten des belasteten Tonabnehmers ist also prinzipiell gleich! Schauen wir uns jetzt die Kenngrößen dieser Übertragungsfunktion an und vergleichen sie mit dem unbelasteten Tonabnehmer:

PULoadvsUnLoad.gif


1. Proportionalglied

Der Faktor K, als Einfluß des Lastwiderstandes RL, taucht nur beim belasteten Tonabnehmer auf. Er stellt den Spannungsteiler aus Lastwiderstand und Wicklungswiderstand des Tonabnehmers dar und hat deshalb prinzipbedingt immer einen Wert, der kleiner als 1 ist. Es tritt also generell eine Dämpfung des Signals auf. Hier stellt sich nur die Frage, ob diese Dämpfung signifikant ist?

Nimmt man einmal typisch 10kOhm für R und 500kOhm für RL an, so wird K=0,98. Die Abweichung beträgt also rund 2%. Das entspricht in etwa einer Dämpfung von 0,2dB. Dieser Wert ist meßtechnisch sicherlich erfaßbar, das menschliche Ohr wird jedoch keine Änderung der Lautstärke wahrnehmen. Vernachlässigt man K im Proportionalglied, macht man also keinen so bedeutenden Fehler. Bei tiefen Frequenzen (deutlich unter der Resonanzfrequenz) verhält sich der Tonabnehmer unter Last also in etwa so wie ohne Last!

2. Kennkreisfrequenz

Auch hier taucht K (unter der Wurzel) zusätzlich auf. Die Kennkreisfrequenz wird also auch von RL beeinflußt! Durch die Radizierung kommt uns jetzt allerdings die Mathematik zu Hilfe: Die Wurzel aus einer Zahl, die kleiner als 1 aber größer als 0 ist, ist immer etwas größer als die Zahl selbst. Mit den eben gemachten Annahmen beträgt die Abweichung dann nur noch 1%. Das heißt, die "neue" Kennkreisfrequenz wird durch die ohm'sche Belastung um 1% verringert. In der Praxis wird sich diese Abweichung kaum klanglich bemerkbar machen.

Viel interessanter ist jetzt die Wirkung von C (Zur Erinnerung: C=CS+CL+Cin). Der Wert von C wird im belasteten Fall deutlich größer sein. Das bedeutet: größeres C -> größerer Nenner -> kleinere Kennkreisfrequenz.

Typische kapazitive Belastungen durch Kabel und Verstärkereingang können um den Faktor 7 bis 20 größer sein, als die Wicklungskapazität gängiger Tonabnehmer. Nimmt man einmal 14 als Mittelwert an, so beträgt die Kennkreisfrequenz jetzt nur noch rund 27% des unbelasteten Wertes und kann mit Sicherheit nicht mehr als vernachlässigbar bezeichnet werden! Die Abweichung beträgt also rund 73%!

Durch die Belastung wird die Kennkreisfrequenz also grundsätzlich verringert. Dabei spielt der Einfluß der Kapazität eindeutig die größte Rolle!

3. Güte

Güte und Dämpfungsgrad sind zwei unterschiedliche Darstellungen für den gleichen Sachverhalt: Sie beschreiben die Ausprägung der Resonanz. Je größer die Güte ist, desto schmalbandiger ist die Resonanzausprägung und desto höher ist die Spitze. Wie der Formel zu entnehmen ist, wird die Güte des belasteten Tonabnehmers auf dreierlei Weise beeinflußt:

Zum einen spielt wieder K eine Rolle. Die angenommene Änderung von 1% steht jetzt im Nenner. Dadurch ergibt sich eine Vergrößerung der Güte um rund 1%. Aber das dürfte sich nicht hörbar auswirken!

Die vergrößerte Kapazität C hat natürlich auch einen Einfluß auf die Güte. Benutzt man zur Abschätzung die Formel für den unbelasteten Tonabnehmer mit den schon bekannten Annahmen, so ergibt sich eine Abweichung von 73% nach unten. Die Kapazität hat also einen großen Einfluß auf die Verringerung der Güte!

Zu Schluß wirkt sich der Lastwiderstand auch noch auf die Zeitkonstante im Nenner der Güte aus. Dieser bildet zusammen mit der Induktivität der Spule einen zweiten Tiefpaß mit der Zeitkonstante L/RL und erhöht somit die durch C ohnehin vergrößerte Zeitkonstante zusätzlich. In diesem Faktor führt RL also zur Verringerung der Güte!

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie groß die "Verstärkung" bei Resonanz ist? Um das zu berechnen, setzt man die Resonanzfrequenz in die Formel des Amplitudengangs ein (die hier allerdings unterschlagen wurde). Es ergibt sich dann ein sehr einfacher Zusammenhang:

eq143_12.gif


Mit dieser Formel läßt sich die Resonanzüberhöhung recht gut abschätzen. Der exakte Wert läßt sich damit jedoch nicht ermitteln, da die Kennkreisfrequenz verwendet wurde. Der genaue Wert ergibt sich nur, wenn die Resonanzkreisfrequenz benutzt wird. Dann ist die resultierende Formel allerdings wesentlich komplizierter. Da der entstehende Fehler nicht so groß ist, soll daher auf eine Darstellung verzichtet werden.

Faßt man die Erkenntnisse aus diesen Abschätzungen zusammen, so gelangt man zu folgendem Schluß:

Die Güte wird durch die Belastung stark verringert. Mit typischen Werten für Tonabnehmer und Last ist dabei ein Änderung um rund 70% nach unten durchaus realistisch. Die durch K verursachte Erhöhung wird aufgrund ihrer geringen Größe keine Rolle spielen! Der Verlauf des Amplitudenganges wird durch die Belastung daher breiter und flacher.

4. Resonanzkreisfrequenz

Für diese Kenngröße kann man die gleichen Überlegungen anstellen, wie für Kennkreisfrequenz und Güte. Wie zu vermuten ist, wird diese Freqenz durch die Belastung ebenfalls verringert. Den größten Einfluß hat wiederum die Kapazität C.

Zusammenfassung

Folgende Effekte treten durch die Belastung des Tonabnehmers auf:
  1. Die Kapazität C beeinfluß sehr stark die Resonanzfrequenz und die Güte.
  2. Der Lastwiderstand hat nur einen nennenswerten Einfluß auf die Güte
Sehen wir nun, was bei einer typischen Belastung eines Tonabnehmers passiert:

img143_01.gif


Abgebildet sind ein paar Amplitudengänge des "Fender Vintage Noiseless Strat". Laut Hersteller hat er eine Induktivität von 3H und einen Gleichstromwiderstand von 9,8kOhm. Die Wicklungskapazität wird, mangels Herstellerangabe, mit 110pF angenommen.

Diese Werte führen zu der roten Kurve, dem Amplitudengang des unbelasteten Tonabnehmers. Die Resonanz liegt hier bei 8,76kHz mit einer Erhöhung von 24,53dB. Die Güte beträgt 67,41.

Eine typische Belastung mit 700pF für das Instrumentenkable, 500kOhm für das Volumen-Poti und parallel dazu 1MOhm Eingangswiderstand eines Verstärkers führen nun zur blauen Kurve. Die Resonanz liegt jetzt bei 3,182kHz mit einer Erhöhung von 9,28dB. Die Güte beträgt 11,81. Erst diese Belastung führt zu dem grellen metallischen Klang, für den die Stratocaster und ihre Nachbauten bekannt geworden sind.

Bemerkenswert ist jetzt noch die schwarze Kurve. Sie entsteht, indem man die Resonanzfrequenz und -überhöhung für verschiedene Kapazitäten errechnet. Dadurch erhält man sozusagen eine "Hüllkurve" der möglichen Resonanzen. Mit ihrer Hilfe kann man abschätzen, welche Resonanzüberhöhungen bei gegebenen Bauteilewerten überhaupt möglich sind.

Es ist deutlich zu erkennen, daß die gewählte Belastung zu einer maximalen Resonanzüberhöhung (und damit auch Güte) führt. Eine Veränderung der Kapazität, egal in welche Richtung, führt in jedem Fall zu einer Verringerung der Überhöhung.

Die Lage des Maximums dieser Kurve hängt in erster Linie von der Induktivität des Tonabnehmers ab. Aber auch der Gleichstromwiderstand und die ohm'sche Belastung hat einen Einfluß. Generell kann man sagen:
  • Je größer die Induktivität, desto kleiner die Resonanzfrequenz bei der eine maximale Überhöhung auftritt.
  • Je größer der Gleichstromwiderstand des Tonabnehmers, desto kleiner ist die Überhöhung und desto höher ist die Frequenz der Überhöhung.
  • Je kleiner die ohm'sche Last, desto größer ist die Überhöhung und desto höher ist die Frequenz der Überhöhung.
@diazepam:

Die meisten Antworten auf Deine Fragen sollte der obenstehende "kleine" Beitrag gegeben haben. Zu Deinem letzten Bild kann man ganz klar sagen: Ja, das ist durch eine Absenkung der Güte Q und eine Vergrößerung von K (zusätzliche Verstärkung) möglich.

@Blashyrkh:

Wie Du siehst, ist die Anwendung des Parallelschwingkreises hier leider nicht so ohne weiteres möglich. Wir sprechen hier über ein Übertragungsverhalten und nicht über eine Admitanz (Leitwert).

So, jetzt habt ihr wieder was zum denken. ;)

Ulf
 
Wenn ich also Zwecks moeglichst Variabler Schaltung einen Pickup mit hoher Resonanzfrequenz und hoher Guete (=Resonanzueberhoehung?) haben will, sollte ich nach einem Pickup mit moeglichst geringer Induktivitaet und Ohmschen Widerstand waehlen.
Da gibts dann aber ein Problem: Ich kenne ja meistens nur letzteren Wert. Gibt es sonst noch bekannte Werte, an denen ich mich orientieren kann?
Als Magneten waeren doch dann keramische am besten geeignet, nicht wahr?

Also muesste ich nach einem Pickup Ausschau halten, der keramische Magneten und einen geringen Ohmschen Widerstand hat... richtig?



Sag mal, Onkel... Hast du mal daran gedacht, deine Werke mal alle zu sammeln und zu so einer Art physikalischem Gitarristen ABC zusammenzufassen?

Hab uebrigens einen kleinen Fehler entdeckt:
DerOnkel schrieb:
[...]
3. Güte

Güte und Dämpfungsgrad sind zwei unterschiedliche Darstellungen für den gleichen Sachverhalt: Sie beschreiben die Ausprägung der Resonanz. Je größer die Güte ist, desto smalbandiger [...]
 
diazepam schrieb:
Wenn ich also Zwecks moeglichst Variabler Schaltung einen Pickup mit hoher Resonanzfrequenz und hoher Guete (=Resonanzueberhoehung?) haben will, sollte ich nach einem Pickup mit moeglichst geringer Induktivitaet und Ohmschen Widerstand waehlen.
Ja!
diazepam schrieb:
Da gibts dann aber ein Problem: Ich kenne ja meistens nur letzteren Wert.
Mein Gerede! Beschwer Dich am besten bei den Herstellern, die nicht in der Lage sind eine saubere Spezifikation ihrer Produkte zu liefern! Das ist in etwa so, als ob man einen Verstärker kauft, der Hersteller aber nicht sagt, wieviel Leistung er abgeben kann.
diazepam schrieb:
Gibt es sonst noch bekannte Werte, an denen ich mich orientieren kann?
Nein! R, L und C sind die notwendigen Kenngrößen. SD gibt teilweise die Resonanzfrequenz und -überhöhung an. Wenn man die Belastung bei dieser Angabe kennt, dann kann man auf RLC zurückschließen. Über die Belastung schweigt sich SD jedoch aus. Chris Kinmann benutzt für seine Messung nach eigenen Angaben ein Verstärker und ein "normales" Kabel. Was auch immer das heißen mag!
diazepam schrieb:
Als Magneten waeren doch dann keramische am besten geeignet, nicht wahr?
Vermutlich sind sie die bessere Wahl, aber wie schon mehrfach gesagt, geht das auch mit anderen Materialien.
diazepam schrieb:
Also muesste ich nach einem Pickup Ausschau halten, der keramische Magneten und einen geringen Ohmschen Widerstand hat... richtig?
Jein und Ja!
diazepam schrieb:
Sag mal, Onkel... Hast du mal daran gedacht, deine Werke mal alle zu sammeln und zu so einer Art physikalischem Gitarristen ABC zusammenzufassen?
Das ist schon seit einiger Zeit in Arbeit. Wenn es soweit ist, sind allerdings $ fällig! Ich nehme schon Bestellungen entgegen. :D
diazepam schrieb:
Hab uebrigens einen kleinen Fehler entdeckt:
Der keiner ist! Je größer die Güte, desto höher die Ausprägung der Resonanz und desto kleiner die Bandbreite, obwohl man in diesem Fall nur bedingt von Bandbreite sprechen kann.

Ulf
 
diazepam schrieb:
Ich meinte den Rechtschreibfehler... oder ist das so richtig? :screwy:
Uups! Danke für die Korrektur! :great:

Ulf
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben