Spieltechnik bei Klassikern des Rocks

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lenin01
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Ahoi,
mir fiel echt nicht ein, nach welchen Stichwort man hier suchen sollte, falls es schon so einen Thread gibt. Wenn es denn einen oder mehrere gibt, wäre ein kurzer Link dahin nett ;).

Also, wenn ich mir Klassiker aus den 60ern oder 70ern anhöre, fällt mir manchmal schon auf, dass das ganze Spieltechnik überhaupt nicht so perfekt ist, wie oft angepriesen wird.
Ich weiß jetzt nicht, inwiefern die Altmeister des Rocks (z.B. Pink Floyd, Jethro Tull, Genesis,...) überhaupt so meisterlich an ihren Instrumenten waren, aber allgemein wird doch schon gesagt, dass sie in der Regel sehr gute Musiker waren.

Warum hört man dann oft rhytmische Ungenauigkeiten auf deren Meisterwerken? Dark Side of the Moon hat schon so einige Stellen (obwohl es hier echt nicht so extrem ist), bei denen man nach intensivem Hören schon merkt, dass da Bassdrum und Bass nicht wirklich sychnron zusammenspielen... dass einer hinterherhinkt...
Bei Aqualung von Jethro Tull fällt es echt extrem auf... Tomschläge kommen da zum Teil sehr hörbar zu spät oder zu früh, das Klavier schlägt den AKkord gerne mal eine Zentel-Sekund früher an, als die Gitarre... wieso ist das so?

Dazu muss ich sagen, dass ich das garnicht schlimm finde... ich finde, die Musik wirkt "echter" und natürlicher, denn es ist nur menschlich, dass nicht alles rhytmisch zusammenpasst.

Wenn man sich dann aber Produktionen von heute anhört, besonders aus dem Bereich der "harten" Musik und dem Hochglanz-Pop, ist wirklich alles ganz genau quantisiert, da kommt wirklich nichts zu spät oder zu früh.
Woran liegt das? Wurde früher nicht viel wert darauf gelegt, und hat sich allmälich ein Trend entwickelt, besser zu sein, als das Album, dass vor 10 Jahren kam, so dass man immer mehr Wert auf rhytmische Genauigkeit gelegt hat?
Oder hatte man früher nicht die Zeit oder das Equipment um 25 Takes einzuspielen und nachträglich zu quantisieren (das erscheint mir wahrscheinlich)?

Ich weiß darüber echt nicht bescheid, und komme auch nicht aus der Generation die mit Platten aufgewachsen ist, in denen kaum Quantisierung vorkommt.

Außerdem würde mich interessieren, was ihr dazu denkt :).

Ich mag irgendwie beides. Bei den Klassikern gehört es irgendwie dazu, dass der Sound nicht druckvoll ist, dass vieles "flach" klingt, und dass rhythmisch nicht immer alles in Ordnung ist. Bei neuen Sachen, zB. bei Opeth oder Porcupine Tree würde ich es aber extrem schade finden, wenn da nicht nicht alles exaxt käme und die Gitarren nicht drücken... es muss einfach so sein.
 
Eigenschaft
 
Mal davon abgesehen, dass in den 70's von Quantisierung wirklich noch nicht die Rede sein konnte, liegt der Hauptgrund wahrscheinlich darin, dass Bands früher fast nur zusammen aufgenommen wurden. Heute hingegen werden die meisten Instrumente eine Produktion getrennt, und mit Klick aufgenommen.
Auch die Mischer, bzw. das Monitoring hat sich dahingehend sehr weit entwickelt.
 
hör die mal die AC/DC scheiben bis zur highway to hell an...da is der sound manchmal dermaßen muchtig und rauchig, das man denkt, das studio wär grad abgebrannt. aber dadurch klingts nur authentischer und geiler find ich.
diese ultraglatt-gebügelten superstudioproduktionen find ich eher langweilig.

hör dir auch mal das solo von led zeps heartbreaker an. das klingt ja ganz beeindruckend, aber jimmy page schludert da wie nix...
 
Ich möchte noch einen anderen Aspekt reinbringen:

Die von Dir genannten Bands - und weitere wie King Crimson oder Led Zeppelin, durchaus auch Yes - waren zu ihrer Zeit weit über dem "State of Art".

Das ist jetzt etwa 30 Jahre her. Der "State of Art" ist einfach gestiegen. Double-bassdrum ist in einigen Musikrichtungen ein Muss, Technik (Handwerk und Aufnahmetechnik) und Instrumente, amps und soundsysteme haben sich entwickelt - und nicht zuletzt haben nachfolgende Generationen von denen gelernt und sich an denen orientiert.

Das nimmt nichts von ihrer Pionierleistung. Nur erweckt dies, wenn man vom jetzigen State of Art ausgeht und quasi sich rückwärts in die Musikgeschichte reinhört, eben nicht unbedingt diesen "Boh" - Effekt, den sie damals ausgelöst haben.

Das ist unvermeidlich - und das ist in gewisser Weise gut so.

Im Übrigen habe ich ein ausgesprochenes Faible für Live-Mitschnitte, da mich die technische Perfektion nicht so interessiert wie das Bandspiel und die Improvisation.

x-Riff
 
Ein paar Begründungen:

- Die Musiker sind heute i.d.R. technisch besser. So wie Sportler heute technisch und konditionsmäßig besser sind als vor 30 Jahren.
- Viele Alben aus der alten Rockzeit wurden teilweise praktisch "live" im Studio aufgenommen. Das macht heute keiner mehr. Viele bekannte Alben aus den 70ern wurden in 8-Spur Technik aufgenommen.
- Die technischen Möglichkeiten von heute (du nennst ja selber das Stichwort "Quantisierung") gab es damals einfach nicht. Und Schneiden hieß wirklich noch Schneiden an einem Tonband.
 
Hi, danke für die Antworten.
Das die Aufnahmetechnik damals noch nicht so weit war, habe ich mir schon gedacht... aber dass die Musiker damals auch technisch schlechter gewesen sein sollten, überrascht mich wirklich. Hätte ich nicht gedacht... Wenn ich manche Soli von denen gehört habe, habe ich mir halt gedacht: "Nunja, das ist wohl ein Solo in Naturform. Heutige Musiker sind auch nicht besser, aber die Technik lässt sie besser klingen."... Gut, dann ist das doch nicht so.

Wieso war man damals technisch nicht so gut? Üben konnten die doch damals genauso gut.
 
Hi, danke für die Antworten.
Das die Aufnahmetechnik damals noch nicht so weit war, habe ich mir schon gedacht... aber dass die Musiker damals auch technisch schlechter gewesen sein sollten, überrascht mich wirklich. Hätte ich nicht gedacht... Wenn ich manche Soli von denen gehört habe, habe ich mir halt gedacht: "Nunja, das ist wohl ein Solo in Naturform. Heutige Musiker sind auch nicht besser, aber die Technik lässt sie besser klingen."... Gut, dann ist das doch nicht so.

Wieso war man damals technisch nicht so gut? Üben konnten die doch damals genauso gut.

Ich weiß nicht so, mir fallen nur ein paar Sachen ein:

Van Halen - diese CD wo Running with the devil und Cold as Ice drauf ist: also das war das erste Mal, dass ich was von Tapping mitbekommen habe. Ist eigentlich jetzt "State of Art" - war damals neu. Ich wüßte auch nicht, dass Led Zeppelin, Pink Floyed oder so damals Tapping als Technik benutzt haben.

Also das wäre ein Beispiel für neue Techniken. Double-bass bei drummern hatte ich ja schon erwähnt. Oder nimm Geschwindigkeiten. Gut - es gab damals schon einige Musiker, die sehr schnell waren. Aber was heute so im Speed-Metal-Bereich passiert, ist ja schon ne andere Nummer, imho.

Soundtechnisch hat sich ja etliches getan. Auch das spielt ja beim Hören eine nicht unwesentliche Rolle.

Also spieltechnisch im Sinne von Handwerk - da hat sich einiges getan. Das Beispiel mit dem Leistungssport, das Hans_3 angeführt hat, finde ich sehr passend. Die werden immer schneller, weiter, höher etc. Natürlich haben die damals auch trainiert.

Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob die soviel geübt haben, ob die so früh angefangen haben, ob die so viel unterstützt wurden - also einfach, ob die sich so auf ihre Instrumente konzentriert haben oder das konnten ...

Die meisten haben ja unter ganz anderen Bedingungen getourt. Es gab auch wesentlich weniger Kohle, Sicherheit und Backing-Geschichten.
Na ja: und ich sach mal Rock hatte eben viel mit Alk, Drogen, Exzessen und sonstigem zu tun. Die haben einfach mächtig auf die Kacke gehauen, behaupte ich einfach mal.

Aber ich sach auch dann mal so: Für mich hatten viele Songs einfach mehr Feeling, mehr Seele und auch mehr Power als heute viel Musik. Das ist natürlich Geschmacksache - aber das ist bei Musik ja generell so. Technisch sind die heutigen Sachen oft besser - aber mir gefallen Sie trotzdem nicht so (hab gerade meine Pauschalierungsfunktion an, merke ich. denke, Ihr wißt aber, was ich meine...).

x-Riff
 
Zum einen die Aufnahmetechnik. Damals hieß es halt "take läuft" und ab gings, wenn n Fehler drin war, Pech gehabt, Tonbänder waren scheiße teuer ;)

Und spieltechnisch . . . Damals kamen alle noch vom blues und da ging nich mehr viel vor und zurück und um unsaubere Spielweise hat sich da auch keine Sau gekümmert, einfach weil mans praktisch nich anders kannte. Bis, ja, bis so n komischer Käskopp kam und gezeigt hat was man alles machen kann :D
 
Vielleicht ist es auch so gewollt?
Pink Floyd war eine sehr experimentelle Band, warum sollten da Abweichungen nicht normal sein? Bei Aqualung von Jethro Tull ist mir noch nie etwas störendes aufgefallen, für mich ein weltklasse Song, so wie er ist!
Und das bekanntlich erste Lied wo der Einsatz der Instrumente nicht parallel ist, ist Dylans Like A Rolling Stone. Hört euch mal das Intro an, da ist Al Kooper mit der Orgel immer kleinste Sekunden zu spät. Dylan hat es aber gefallen und wollte, dass die Spur lauter gestellt wird und siehe da, ein perfektes Intro zu einem großartigen Song.
Und dass die Musiker heute technisch besser sind bezweifle ich stark! Ich kenne keine Rock Musik aus der heutigen Zeit, die solche Gitarrenvirtuosen wie Hendrix, Clapton, Gallagher oder ein Timing wie Keith Richards haben. Ich höre auch keine Keith Moons oder Mitch Mitchells trommeln und von Songwriting lange nicht so gut wie ein Bob Dylan oder John Lennon...
 
Ich hingegen kenne keine Scheibe von AC/DC, Cream, gar den Beatles, Black Sabbath [...], wo man meinen könnte einen Stu Zender, Victor Smolski oder Carter Beauford zu hören.

Was das Songwirting angeht, gibt es heute wie damals einfach Ausnahmen. Aber was soll's: Auch ein mittelmäßiges Songwriting bringt Leute zum Tanzen.
 
Und dass die Musiker heute technisch besser sind bezweifle ich stark! Ich kenne keine Rock Musik aus der heutigen Zeit, die solche Gitarrenvirtuosen wie Hendrix, Clapton, Gallagher oder ein Timing wie Keith Richards haben. Ich höre auch keine Keith Moons oder Mitch Mitchells trommeln und von Songwriting lange nicht so gut wie ein Bob Dylan oder John Lennon...

Du schätzt ja, wie man an allen deinen Beiträgen überdeutlich merkt, die Musik der 60er und 70er sehr, was ja auch in Ordnung ist, ich mag das auch sehr gerne.
Aber es gibt heute Menschen, die viel schneller spielen als Clapton oder Hendrix, ob man das dann schöner findet steht auf einem anderen Blatt, aber technisch besser die Leute teilweise.
Ich wollte auch sofort als ich den ersten Beitrag gelesen habe den Leistungssport anführen.
Es gibt kaum einen Leichtathletikweltrekord, der schon länger als 10 Jahre besteht(die weibl. Kugelstoß usw Rekorde will ich hier nicht zählen, diese russischen Frauen haben damals Hormone gefressen wie andere Müsli, das waren halbe Männer und diese Rekorde werden noch sehr lange gültigkeit besitzen).
 

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