Brauche bitte ein bisschen Mut!

mos
mos
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
28.02.12
Registriert
11.05.06
Beiträge
575
Kekse
1.123
Ort
Köln
Ich hatte ja erst ein paar Vocalstunden und habe mich heute spontan zu einem Vocal WS angemeldet. Keine Ahnung, was mich da geritten hat. Der WS ist schon am Samstag und geht über den ganzen Tag.

So langsam bekomme ich aber ziemlich weiche Knie. Ich singe bis jetzt nur vor meiner Lehrerin, schätze aber mal, dass da am Samstag doch ein paar andere sein werden. Hoffentlich bekomme ich einen gescheiten Ton raus.

Irgendwelche Tipps, wie man die Angst überwinden kann vor anderen zu singen? Ich habe Angst, dass ich da ganz schüchtern singen werde. Wenn ich alleine bin und Aufnahmen mache, da singe ich ganz anders. Hoffentlich kann ich das am Samstag auch abrufen. :(
 
Eigenschaft
 
Hallo Mos,

ein Workshop ist ja meist doch eine recht überschauliche Runde... ich kann mir gut vorstellen, dass sich da eine recht familiäre Atmosphäre entwickelt bevor es zum ersten Ton kommt. Also jetzt bitte nicht das Schlimmste ausmalen, Madame!

Soweit ich von meinem kleinen bisschen Erfahrung sprechen kann, wirds wohl nicht ganz so ungezwungen und locker und perfekt gehen wie zu Hause. Bist Du in Deiner Gesangsstunde gesangsmäßig immer genauso wie zu Hause? Ich nicht. Nicht unbedingt "schlechter" - aber eben anders...
Also mach Dir nicht den Druck! - Aber so schüchtern schätz ich Dich mal gar nicht ein (soviel ich bislang von Dir kenne ;)).

Vielleicht kannst Dich ja schon mal zu Hause vor dem Workshop ein bisschen einsingen - dann weißt Du zumindest für Dich, dass das Singen "heute klappt" - dann weißt Du, dass es auch dort klappen kann.

Und wenn Du mal dort bist, vielleicht bei den ersten Tönen die Wand anstarren oder aus dem Fenster raus oder nur mal auf den Workshopleiter konzentrieren (und den Rest der Meute ausblenden). Das funktioniert bei mir ganz gut (nicht nur beim Singen ;)).

Das ist das, was mir spontan einfällt - nicht gerade viel.
Aber - hey Mos - Du hast uns im Workshop ungefragt und ungezwungen was vorgeträllert, mir nichts dir nichts Gesangsunterricht begonnen, und auch heute beim Anmelden warst Du Dir wohl ganz sicher, dass Du das machen willst - also warum jetzt unsicher werden?! Nein, nein, kein Grund dazu. Aus. Punkt. :)

LG saxycb
 
Irgendwelche Tipps, wie man die Angst überwinden kann vor anderen zu singen?

Also liebe Mos,
diese Angst kenne ich nur zu gut!
Aber bei aller Liebe- bei deiner Entwicklung und stimmlichen Fertigkeit brauchst du nun wirklich keine Angst zu haben.

Ich erkenne mich selbst soooo sehr in dir wieder (bis auf die Tatsache, dass deine Entwicklung NOCH eine Spur rascher vorangeht) und vor einem Jahr hatte ich genau die gleichen Bedenken. Haben sich sehr schnell in Luft aufgelöst.

Die Angst verschwindet in dem Moment, wo man sich ihr stellt.
Mein Wort drauf. Bei dir bin ich mir da ganz sicher.

Liebe Grüsse
Luna
 
Hallo Mos,

Aber so schüchtern schätz ich Dich mal gar nicht ein (soviel ich bislang von Dir kenne ;)).

Doch, leider sehr. Sobald Publikum dazu kommt, bin ich total gehemmt. Am liebsten stehe ich irgendwo, wo ich niemanden sehe und spiele/singe dann.

saxycb schrieb:
Aber - hey Mos - Du hast uns im Workshop ungefragt und ungezwungen was vorgeträllert, mir nichts dir nichts Gesangsunterricht begonnen, und auch heute beim Anmelden warst Du Dir wohl ganz sicher, dass Du das machen willst - also warum jetzt unsicher werden?! Nein, nein, kein Grund dazu. Aus. Punkt. :)

LG saxycb

Genau das ist der Punkt. Ich bin alleine in meinem Proberaum, niemand sonst hört mich und ihr seht mich nicht. Es ist in gewisserweise anonym. Sobald Gesichter dazu kommen, wird es schwierig.

lunaberlin schrieb:
Die Angst verschwindet in dem Moment, wo man sich ihr stellt.
Mein Wort drauf. Bei dir bin ich mir da ganz sicher.

Ich hoffe du hast Recht. :D
 
Ich kann das gut nachvollziehen... ich sterbe immer noch fast, bevor ich den ersten Ton singen muss. Und das nach acht Jahren Erfahrung mit "singen in der Öffentlichkeit" und als inzwischen erste Solistin in meinem Chor.

Was mir geholfen hat war, meine Jacobson-Technik soweit in den Griff zu kriegen, dass ich vor dem ersten Ton mit zwei Atemzügen entspannen kann. Und dann - wie saxycb es schreibt - über die Bande wegzusingen bis das Adrenalin nach den ersten paar Takten nachlässt. Wobei ich mir da angewöhnt habe, die Augen nicht zu fokussieren und sozusagen "blind" in die Masse zu schauen, denn wenn man das Publikum deutlich ignoriert kommt die Message meiner Meinung nach nicht an.

Ansonsten kann ich Luna nur zustimmen: So ein Workshop hat normalerweise eine sehr familiäre Atmosphäre und - mach' Dir einfach klar, das die anderen auch nicht besser sind als Du ;)
 
Liebe Mo,
ich gebe ja selbst ab und zu Workshops. Und bisher habe ich noch jeden zum Singen gebracht ;) Ich hab früher auch ab und zu an einem Workshop teilgenommen. Es geht dort recht locker und ungezwungen zu, man lacht normalerweise auch miteinander (manche Stimmübungen sind ja wirklich ein bisschen komisch), und normalerweise entsteht recht schnell eine lockere, vertrauensvolle Atmosphäre, in der das Singen nicht nur möglich wird, sondern sogar richtig Spaß macht. Also - ran an die sache, das wird bestimmt eine tolle Erfahrung für Dich !!
schöne Grüße
Bell
 
Hi MOS!
Das Problem kennen, kannten wir alle. Irgendwann macht es Knacks und das Problem zerplatzt wie eine Seifenblase. Du wirst stolz sein (Behalte das aber bei dir) singen zu können, also etwas zu können, was andere sooo gern auch können möchten. Diesen Knacks- Zeitpunkt kannst du bewußt ansteuern oder auf dich zukommen lassen, egal.
Um dich aufzuheitern schreibe ich dir, was mir passiert ist:
Ich habe in der Firma als ich allein war, zu BiaB gesungen und nicht gemerkt, daß vorne das Fenster weit offen war. Plötzlich hörte ich von da komische Geräusche und merkte daß der UPS-Mann seine Nase in unser Bürofenster gesteckt hatte. Ich habe einen Heidenschreck bekommen (Was ein Quatsch) aber der UPS-Mann hat gesagt, Mann, Sie können das aber!! Das war das erste Mal, daß mich jemand anderes als meine Gesangslehrerin singen gehört hat und irgendwie hat da der oben genannte Knacks stattgefunden. Mach einfach, mehr als dich rausschmeißen können die nicht.
 
Ich hoffe du hast Recht. :D

Na ja, vielleicht verschwindet die Angst nicht ganz, aber zumindest wirst du wahnsinnig erleichtert sein, dass du es getan hast, dass du trotzdem noch lebst :D und beim nächsten Mal wirst du schon mutiger sein.


So ein Workshop ist ja noch nicht ganz "die Öffentlichkeit" und somit wirklich ein guter Start. Es sind zwar fremde Leute dabei, die aber alle das gleiche mögen wie du - nämlich singen. Und die Atmosphäre ist bei solchen Workshops eigentlich immer sehr nett und wohlwollend.

Ich fand es am Anfang auch so schlimm, vor Leuten zu singen, dass ich selbst beim Chor schon anfing zu zittern, wenn wir mal ein paar Einsingübungen oder ähnliches der Reihe nach alleine singen sollte und ich wusste: Ogott, nur noch zwei Leute vor mir.
Da ging´s schon los mit Herzrasen, Zittern etc.

Da hilft aber wirklich nur - einfach Zähne zusammenbeissen und sich immer wieder vor Leute stellen, dann wird es sehr viel einfacher mit der Zeit.
Und Entspannungsübungen wie Jacobson oder auch einfach mal kurz sammeln und tief durchatmen kann auch schon viel helfen.

DU SCHAFFST DAS!!! Wir glauben alle an dich. :) :great:
Wirst bestimmt viel Spaß haben beim Workshop.
 
Danke! Ihr seid eine große Hilfe! Wird schon schief gehen :).

Was für Stücke würdet ihr vorbereiten. Der zweite Teil des WS ist ein Trainings WS, wo die Teilnehmer 2 Stücke vorbereitet haben sollten.

Ich hatte an:

How high the moon und entweder Good morning heartache oder My baby just cares for me gedacht. Was meint ihr? Die Stücke kann ich wenigstens schon etwas singen und fühle mich dabei auch halbwegs wohl. Bin mir nur bei den letzten beiden nicht sicher, welches von beiden.
 
Na, How High The Moon und Good Morning Heartache sind doch schon zwei schöne gegensätzliche Nummern, wo Du auch im Rahmen des Workshops gut dran arbeiten könntest. My Baby... hat natürlich auch seinen Reiz. Die Entscheidung musst Du wohl selber treffen ;-) - mein Favorite wäre der Herzschmerz...
 
How high the moon und entweder Good morning heartache oder My baby just cares for me gedacht. Was meint ihr? Die Stücke kann ich wenigstens schon etwas singen und fühle mich dabei auch halbwegs wohl. Bin mir nur bei den letzten beiden nicht sicher, welches von beiden.

hallo mos,
ich würde zwei stücke nehmen, mit denen ich mich schon länger beschäftigt habe u. mich deshalb sicher fühle. und dabei darauf achten, dass sie zwei unterschiedliche facetten zeigen.

also wenn how high the moon schon der bingo ist, dann wäre wohl good morning heartache (ich sag jetzt auch immer headache u. krieg das nicht mehr aus dem schädel... :screwy:) das gegensatzlied (weil herzschmerz...).

bin etwas überrascht, dass du da gleich zwei neue lieder on unserem workshop nimmst. ich hätte vermutlich "ältere" genommen. andererseits gehe ich fast davon aus, dass du diese in den letzten tagen mindestens zweihundertfünundsechzigeinhalb mal gesungen hast - somit kann man dann sicher sagen, du hast dich schon lang damit beschäftigt ;) und du fühlst dich wohl dabei. und der wohlfühlfaktor sagt ja eh schon alles, zu guten wahl! :)

lg saxycb
 
Sa, habe es hinter mich gebracht!

Müde und froh!

Die erste Hälfte vormittags fand ich nicht so wahnsinnig aufregend. Es würden Lockerungsübungen gemacht, der Stimmapparat (furchtbares Wort) erklärt und zwei Lieder, quasi im Chor gesungen. Wobei nach einer Weile jeder mal ins Mikro singen musste.

Die Gruppe bestand aus 5 Frauen und 1 Mann + Coach.

Bei der zweiten Hälft nachmittags waren nur noch 4 Frauen anwesend. Die Gruppe war sehr harmonisch und locker. Jetzt kam eigentlich der Feuerprobenteil für mich. Vor den anderen alleine singen.

Zum Glück hatten die anderen 3 genauso viel Schiß davor wie ich.

Der erste Durchgang vom Lied war eher zurück haltend. Beim 2 Durchgang wurde ich schon lockerer. Ich habe Probleme damit, mich auf das Publikum zu konzentrieren. Das war eigentlich mein größtes Manko. Mich auf Augenkontakt oder auch so, auf das Publikum einzulassen. Das kam beim ersten Durchgang dann immer etwas desinteressiert rüber. Zumindest meinte das der Coach. Die drei Mädels nicht so sehr.

Ich weiß auch nie, was ich in Solopausen von Instrumenten machen soll. Das ist Stress pur für mich. Vermutlich alles Gewöhnungssache.

Bin froh, dass ich mich getraut habe und auch eher so gesungen habe, wie auf meinen Aufnahmen für den WS. Jetzt muss ich nur noch diese verdammte Scheu vor dem Publikum ablegen und nicht so "desinteressiert" wirken. Es ist vermutlich nur eine Schutzhaltung, die aber genau das Gegenteil suggeriert. Solange ich singen kann, ist es nicht ganz so schlimm, schlimm wird es halt in den Solopausen.

Nun gut, bin um eine sehr wertvolle Erfahrung reicher und werde so einen Trainings WS bestimmt noch einige Male belegen.
 
Hallo Mo,

Glückwunsch, das hört sich ja gut an. Dachte mir doch, dass du das schon gut hinkriegst. :great:

Ja, die Sache mit dem Publikum - ein sehr schwieriges Thema.
Das hat mich auch wahnsinnig irritiert am Anfang und ich musste mir auch schon oft anhören, dass ich gar nicht auf das Publikum eingehe etc.

Diese Info und die Tatsache, dass ich überhaupt nicht so recht wusste, wie ich damit umgehen soll, hat mich eine zeitlang richtig verrückt gemacht und ich wurde dadurch noch unsicherer.

Inzwischen mache ich es mal so, mal so - ab und zu schaue ich direkt ins Publikum (bei sehr kleinen Räumen auch komisch, da man ja dann quasi irgendwem direkt in die Augen schauen muss).

Gut ist eigentlich immer, wenn man sich einen Punkt hinter dem Publikum sucht (eine Mauer, ein Bild) und dann in die Richtung singt, da fühlt sich dann keiner direkt angesprochen, aber man schaut trotzdem in die richtige Richtung.
Oder bei einem grossen Publikum hab ich mal bei einem Workshop den Tipp bekommen, sich ein "M" zu denken, also quasi den Blick in M-Form übers Publikum streifen zu lassen, damit sich jeder angesprochen fühlt.

Es hat auch eine Weile gedauert, bis ich mich überhaupt auf was anderes konzentrieren konnte, als meinen Text und meine Band und ob ich den Einsatz finde etc. Am Anfang hab ich immer sofort den Text vergessen, wenn ich mich aufs Publikum konzentrieren wollte. Inzwischen geht das aber schon ganz gut.

Also mach dir damit nicht so einen Stress - das wird sich alles mit der Zeit geben.

Der zweite Punkt ist auch interessant - was tun in der "Pause" - also beim Instrumentalsolo.
Ich finde auch, das ist eine ziemlich Herausforderung und bin meist auch überfordert, stehe dann stocksteif da und höre der Musik zu (was womöglich gelangweilt rüberkommt!), vor allem bei Balladen ist es schwierig, wo man ja teilweise recht lange warten muss....

Ich gehe ja viel auf Konzerte und Sessions und habe inzwischen einige Sänger daraufhin beobachtet.
Es gibt alle möglichen Ansätze und ich habe das Gefühl, dass sehr viele damit ein Problem haben.
Hier meine Beobachtungen:

- Manche gehen von der Bühne und kommen erst wieder, wenn sie dran sind (vor allem bei Jam Sessions, aber auch sonst manchmal) -> finde ich nicht so schlecht, hab aber auch schon Meinungen gehört von Leuten, die das nicht gut finden....
- Manche weisen das Publikum mit der Hand in Richtung des Solisten und bleiben die ganze Zeit in Kontakt mit ihm. (Schau dir mal eine Dee Dee Bridgewater DVD an, die macht das sehr elegant) -> finde ich eine sehr gute Lösung, aber ich persönlich krieg das auch nicht wirklich hin, vor allem bei Balladen irgendwie schwierig und dann bin ich doch noch zu verkrampft manchmal.
- Letztens hab ich ein meiner Meinung nach ziemliches Negativbeispiel erlebt. Die Sängerin war toll, hatte aber ein etwas aufgesetztes Lächeln die ganze Zeit, auch bei den traurigeren Stücken hat sie es nicht ganz wegbekommen. Sie stand bei den Instrumentalsoli die ganze Zeit mit diesem Lächeln da und schaute direkt das Publikum an. Das wirkte irgendwie so nach Aufmerksamkeit heischend und die eigentliche Hauptperson in dem Moment, der Solist, kam irgendwie gar nicht durch.
- Viele stehen genauso steif da wie ich und wissen auch nicht so recht, was sie tun sollen :D Hab ich schon bei wirklich guten Leuten erlebt.

So wie ich dich bisher hier kennengelernt habe, bin ich sicher, dass du jetzt, wo die Schleusen auf sind ;) und du dich getraut hast, ganz bald eine grandiose Bühnensicherheit erwerben wirst.

Liebe Grüsse und einen erholsamen Sonntag
Luna
 
Zu Lunas interessantem Beitrag über Selbstsicherheit auf der Bühne: manchmal kann es helfen, ein Konzert auf Video/DVD mitzuschneiden und es sich daheim in aller Ruhe anzusehen.
Ansonsten ist es einfach so, dass man immer sicherer wird, je öfter man auf der Bühne steht. Egal, ob man während der Gesangspausen den Shaker nimmt, die 2 und die 4 mitschnippt, den Blick übers Publikum schweifen lässt, sich zum jeweiligen Solisten gesellt ... ich hab festgestellt, dass das mit der Zeit von selbst kommt, und umso besser funktioniert, je eingespielter, "aus einem Guss" die Combo ist. Obwohl es auch mit Fremden geht, wenn die Chemie stimmt. Gestern habe ich ein Konzert mit einem Saxophonisten gehabt, den ich vorher nie gesehen hatte (Bassist und Percussionist auch nur einmal in einer kurzen Probe), aber erstens waren die Herren Routiniers und zweitens total nett und unkompliziert. Wir hatten so viel Spaß auf der Bühne, dass kein Mensch auf die Idee gekommen ist, dass wir zum ersten mal zusammen gespielt haben. Sowas kommt mit der Zeit. Und auch durch Workshops, Jamsessions etc. - hauptsache, raus und vor die Leute gehen !
schöne Grüße
Bell
 
Mal eine andere Sicht, und zwar die eines Combomitglieds: was Bell geschrieben hat, kann ich nur bestätigen. Für mich ist es die halbe Miete, wenn einfach Spass auf der Bühne herrscht und eine enorme Wachsamkeit, was die anderen machen. Daraus lässt sich schon folgern, dass meine Idealvorstellung eines Sängers / einer Sängerin (ab jetzt spreche ich nur von Sängerin, meine aber auch Sänger ;-) ) den selben Ansatz verfolgt: ich betrachte sie als vollwertiges Bandmitglied, was die selbe Interaktivität mit den anderen Bandmitgliedern erfordert, wie sie z.B. permanent in einer guten Rhythmusgruppe herrscht. Diese Interaktivität sollte imho auch während der Solos anhalten. Die Sängerin ist also während der Soli nicht ausgeblendet, sondern sollte nach wie vor voll da sein. Mit Percussion-Instrumenten lässt sich diese Interaktivität gut erzielen, man sollte allerdings damit umgehen können ;-). Die Sängerin kann sich gut und gerne auch interaktiv an Solos beteiligen, hierbei tritt natürlich das Thema scatten in den Vordergrund. Für mich gibt es nichts schöneres, als wenn ich den Sänger während meines Solos interaktiv erleben kann - das Sahnehäubchen ist natürlich das gemeinsame Solo :).

Da die Sängerin zumeist eh die Ansagen macht, kommt es auch gut, wenn sie in sympathischer Art und Weise den Kontakt zwischen Publikum und Solisten umrahmt - so zum Beispiel nach dem letzten Solo vor dem letzten gesungenen Chorus in den Applaus des Publikums den Solisten nochmal vorstellt.

Oder einfach nur wachen Blickkontakt zum Solisten, ein Lächeln, interaktive Gesten, Mitgrooven (eigentlich hat Bell das ja auch schon gesagt).

Nicht gut kommt allerdings, wenn die Sängerin die Rolle der Ordnungshüterin einnimmt. Habe ich auch schon erlebt. Das war ätzend. Man bekam "sein Solo zugeteilt" und auch das Ende des letzteren. Nee, so soll es nicht sein. Wenn es schon aus gewissen äußeren Zwängen heraus geordnet zugehen muss, dann muss das dezent erfolgen.

Das ganze zuvor Gesagte fordert der Sängerin natürlich eine ziemliche Routine ab, über die ganzen Soli der Band den Überblick zu behalten. Das Wichtigste zunächst ist, die Form während der Soli mitzudenken. Wenn es Dir am Anfang schwerfällt, singe den Standard während des Solos im Kopf mit, später wird es Dir leichter fallen und irgendwann ist es Dir in Fleisch und Blut übergegangen.

Gehe ganz ganz viel auf Sessions und schaue Dir an, wie eine Combo "funktioniert" und wie das Zusammenspiel zwischen Combo und Sängerin abgeht, wie die Reihenfolge der Soli durch kleine Gesten unter den Musikern klar gemacht wird. Nutze jede Gelegenheit, anderen Gesangscombos zuzusehen, live oder auf DVD.

Luna hat mit Dee Dee Bridgewater das Positivbeispiel schlechthin gebracht (ich mag sie wirlich sehr, also ich meine jetzt Dee Dee ;-) ). Sie versteht es wirklich in einzigartiger Weise dem Publium sowohl ihren Spass an der Musik als auch ihren enormen Respekt bzw. Ihre Anerkenung gegenüber ihren Mitmusikern zu leben, obwohl sie der Weltstar ist und man die Bandmitglieder eher weniger kennt.

Wenn der Zuschauer im Publikum mitbekommt, wie es in positivem Sinne zwischen den Musikern knistert (und das tut es bei ihren Konzerten so dermaßen), bekommt er mehr und mehr das Gefühl, er können an dieser tollen Stimmung teilhaben.
 
Wahr gesprochen, Andi ;)
Ich will versuchen, es noch ein bisschen anders auszudrücken:
Irgendwann ist man so sicher auf der Bühne, dass man seine Stimme praktisch "loslassen" kann. Man denkt nicht mehr: "oh Gott, hat der jetzt schon über eine Form soliert oder kommt noch ein A-Teil, Hilfeee wo sind die gerade" oder "Hoffentlich treffe ich jetzt den Ton an dieser Stelle auch sauber" oder "Was mach ich bloß mit meinen Händen". Man singt einfach - und hört vor allem nicht nur sich selbst zu, sondern der kompletten Band. das ist der Moment, wo Interaktion entsteht. Es ist ein wunderbares Gefühl der individuellen Freiheit einerseits und des Verschmelzens mit den Instrumentalisten andererseits.
Und nocjh ein Tipp: meistens hat man als Sängerin einen Lieblingsmusiker in der Band, mit dem man sich besonders gut versteht oder der Deine Stimme besonders mag. Dessen Nähe würde ich besonders suchen, diese Interaktion funktioniert eigentlich immer.
Natürlich sollte man sich keinesfalls nur auf die Band fokussieren. Das Publikum soll mitbekommen, dass man Spaß auf der Bühne hat, aber es soll sich nicht ausgeschlossen fühlen. Man muss die Leute schon anschauen, ab und zu lächeln, sich frontal bewegen, auch Shaken und Schnippen wirkt oft mitreißend. Und NIE vergessen, dass man mit jedem Song eine Geschichte erzählt....
schöne Grüße
Bell
 
Hi Mos,

nach den vielen - wirklich tollen !! - Beiträgen zum Thema "was macht Sänger auf der Bühne - mit dem Publikum, bei Solis,..." möchte ich nochmals zurück aufs Ursprungsthema kommen: den Workshop (vor dem Du dich gefürchtet hast ;)).

Also: Wenn Du da auf einen Gesangsworkshop gehst, zum ersten Mal, und nach nur wenigen Gesangsstunden, und Dich eigentlich nicht traust... und dann ist das einzige, was "beanstanded" wird, wie Du mit dem Publikum umgehst: hey, da sag ich nur "Königin des Gesangs"!!! Oder? Voll super!! :great:
Aber unsere liebe Mos sieht das als selbstverständlich ;) an, dass das funktioniert und steckt sich schon das nächste Ziel - richtig "schauen" und "bewegen" :D

Auf jeden Fall Gratulation zum Trauen und Gratulation für den tollen Erfolg!!!! :great:

Und jetzt noch kurz zum Spaßhaben-Thema. Für mich als Spielende (Bühnenerfahrung ja - abgesehen von einem Song beim Musikschulkonzert :D - nur mit dem Sax ;)) ist der Spaß auch enorm wichtig. Erstens, weils ja mein Hobby ist, mach ichs ja, um Spaß zu haben. Zweitens, wenn man Spaß hat u. die Chemie stimmt, geht viel von alleine. Drittens, auch das Publikum merkt, wenn da oben auf der Bühne etwas (also die Chemie) nicht stimmt.

LG saxycb
 
Hey, der Thread hier hat sich ja zu einem echten "Geheimnisse-aus-dem-Nähkästchen"-Thread gemausert. Wirklich tolle Tipps sind hier versammelt, auf die ich auch gleich näher eingehen werde.

Aber zu erst mal:

Also: Wenn Du da auf einen Gesangsworkshop gehst, zum ersten Mal, und nach nur wenigen Gesangsstunden, und Dich eigentlich nicht traust... und dann ist das einzige, was "beanstanded" wird, wie Du mit dem Publikum umgehst: hey, da sag ich nur "Königin des Gesangs"!!! Oder? Voll super!! :great:

Recht hast du, saxy! Das wollte ich gestern auch schreiben, ist dann aber irgendwie untergegangen.
Mo, du darst du ruhig mal kurz auf deinem Erfolg ausruhen, bevor du weitersprintest, um neue Höhen der Gesangskunst zu erklimmen ;)

Wahr gesprochen, Andi ;)
Ich will versuchen, es noch ein bisschen anders auszudrücken:
Irgendwann ist man so sicher auf der Bühne, dass man seine Stimme praktisch "loslassen" kann. Man denkt nicht mehr: "oh Gott, hat der jetzt schon über eine Form soliert oder kommt noch ein A-Teil, Hilfeee wo sind die gerade" oder "Hoffentlich treffe ich jetzt den Ton an dieser Stelle auch sauber" oder "Was mach ich bloß mit meinen Händen". Man singt einfach - und hört vor allem nicht nur sich selbst zu, sondern der kompletten Band. das ist der Moment, wo Interaktion entsteht.

Ach, ist das schön formuliert, Bell!
Das macht mir Hoffnung, dass ich da auch bald hinkomme.... vollkommen loslassen kann ich nämlich da noch nicht, aber das wäre wirklich toll, wenn es mal klappen würde (ich gebe die Hoffnung nicht auf & es ist auch schon viel besser geworden)

Wie ich unsere Mo kenne (und das Tempo, das sie hier vorlegt), wird die schon bei der nächsten Session völlig selbstvergessen loslegen, während ich immer noch Takte zähle und hoffe, dass ich meinen Text nicht vergesse :D ;)

Für mich ist es die halbe Miete, wenn einfach Spass auf der Bühne herrscht und eine enorme Wachsamkeit, was die anderen machen. Daraus lässt sich schon folgern, dass meine Idealvorstellung eines Sängers / einer Sängerin (ab jetzt spreche ich nur von Sängerin, meine aber auch Sänger ;-) ) den selben Ansatz verfolgt: ich betrachte sie als vollwertiges Bandmitglied, was die selbe Interaktivität mit den anderen Bandmitgliedern erfordert, wie sie z.B. permanent in einer guten Rhythmusgruppe herrscht. Diese Interaktivität sollte imho auch während der Solos anhalten.

Hört sich gut an!! Dafür muss ich nur noch ein bisschen abgebrühter werden, fürchte ich.
Übung macht da wohl den Meister, was?

Wenn der Zuschauer im Publikum mitbekommt, wie es in positivem Sinne zwischen den Musikern knistert (und das tut es bei ihren Konzerten so dermaßen), bekommt er mehr und mehr das Gefühl, er können an dieser tollen Stimmung teilhaben.

Ach, wären das paradiesische Zustände! Wenn ich das mal hinkriege, dann seid ihr beim nächsten VocalsTreffen alle auf ein Gläschen Sekt eingeladen :D
 
Luna, Du wirst es hinkriegen. Und auch Mo. Da bin ich sicher.
schöne Grüße
Bell
 
hey, vielen, vielen Dank für die super Tipps. Ich glaube, wenn mehr Leute (ja! richtig gelesen!) da gewesen wäre, dann hätte ich evtl. auch anders auf der "Bühne" aggiert. Vor allen Dingen hat mir auch eine echte Band gefehlt.

Sieht ja ein bisschen blöd aus, wenn ich bei Andis Pianosolo die Box anschmachte.

Dadurch, dass ich mich mit den anderen Mädels so gut verstanden hatte und wir vorher viel Blödsinn gemacht haben, ging dann in den Solopausen etwas die Ernsthaftigkeit bei mir verloren. Wobei die Tipps vom Coach echt gut waren und ich mich dann auch wieder gefangen hatte.

Er hat aber natürlich auch teilweise meinen Gesang kritisiert. Er meinte, beim Improvisieren würde ich zuviel machen. Das finde ich jetzt nicht unbedingt. Es ist vermutlich Geschmackssache. Einige von euch kenne ja How high the moon von mir und gerade die ersten Phrasen hat er kritisiert, die ich wiederum total schön finde.

Ich glaube bei mir würde es einfacher gehen, einfach vor Fremden zu singen. Da würde ich mich wohler fühlen. Glaube ich zumindest.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben