Die Amps hatten früher nur einen Kanal, da der Gitarrenverstärker bislang lediglich das
Instrument Verstärken sollte. Mit PA-Systemen sah es damals auch nicht so üppig aus.
Als dann immer höhere Lautstärken gefragt waren, wurden die Amps halt so weit aufgerissen
bis die Endstufe zwangsläufig übersteuerte (Overdrive). Somit war die Verzerrung quasi ein
Nebenprodukt, das zum Stilmittel wurde und der Gitarre eine ungemeine Power verlieh. Leider auch
zum Leidwesen des Gehörs so mancher Musiker. Das spielte sich bekanntermaßen in den 60ern,
bis teilweise weit in dei 70er hinein ab.
Um flexibler zu sein, wurden dann mehrkanalige Verstärker entwickelt, bei denen die Verzerrung
in der Vorstufe stattfindet (Distortion), was zum einen dahin führte, dass man den Sound auch bei
moderaten Lautstärken genießen konnte und zum anderen dahin, dass man heute quasi per
Knopfdruck den Sound parat haben kann, den man in der jeweiligen Situation möchte.
Nichts desto trotz gibt es heute nach wie vor eine Fülle von Gitarristen, die puristische Amps
bevorzugen und auf die Regelung des Verzerrungsgrades mit dem Lautstärkeregler der
Gitarre schwören. Wobei das je nach Qualität des Amps bei "modernen" Amps auch ohne weiteres
möglich ist. Der Rest ist wie so vieles Geschmachssache.
Wäre interessant zu erfahren, wie sich die Musik ohne diesen ursprünglich sicher nicht erwünschten Effekt entwickelt hätte...na ja, vielleicht wollen wir das gar nicht wissen...