S
Slashjuenger
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 12.10.15
- Registriert
- 26.08.04
- Beiträge
- 1.424
- Kekse
- 6.608
Hallo zusammen,
ich bin beim suchen auf ein paar Threads zu Carvin gestoßen, finde aber, dass es mal an der Zeit ist, den Hersteller etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie mir aufgefallen ist, scheint Carvin in den europäischen Breiten relativ unbekannt zu sein. Die älteren Mitglieder dieses Forums, die schon etwas länger musikalisch unterwegs sind, sind mit der Marke wohl vertraut. Da die Modellentwicklung bei Carvin aber in den letzten 10 Jahren viele attraktive Wendungen genommen hat, lohnt es sich mehr denn je, etwas darüber zu berichten - und vielleicht den ein oder anderen Horizont zu erweitern.
Ein paar allgemeine Fakten: den Hersteller Carvin gibt es seit fast 63 Jahren, gegründet wurde er von Lowell C. Kiesel. Die Fertigung findet nach ein paar umzügen seit mehr als 15 Jahren in San Diego, Kalifornien, statt. Die Produktion beläuft sich seit ca. 30 Jahren auf Gitarren, Bässe, Verstärker, Mischpulte und PA-Systeme. Anfangs spezialisierte man sich erst auf Pickups für Saiteninstrumente, später auf Lapsteel-Gitarren und auch Mandolinen. Mit der Entwicklung von Firmen wie Gibson oder Fender wurde jedoch auch das Segment der "echten" E-Gitarren immer interessanter und so wurden spätestens seit beginn der 70er auch diese, häufig mit Anleihen der "Großen" in Form und Konstruktion hergestellt. 1976 begann die Einführung der charakteristisch aussehenden Pickups mit 22 Polepieces bei Humbuckern und 11 bei Singlecoils. Dieses Charakteristikum hat bis heute Bestand, man sagt dem Pickup dadurch eine bessere magnetische Übertragung durch den breiteren Einflussbereich nach. Insbesondere in den 80ern waren Carvins sehr beliebt, bot man doch Neckthru-Konstruktionen, abstrahierte Explorer- und FlyingV-Derivate sowie stark gewinkelte Kopfplatten zu günstigen Preisen an.
All das wäre nichts besonderes, wenn es da nicht einen ganz gravierenden Unterschied zu anderen Herstellern gäbe: bereits zur damaligen Zeit wurden Carvins in einer Art Baukastensystem angefertigt, heute besser bekannt als Mail-Order. Man konnte also aus vielen Optionen auswählen, die dann in das fertige Instrument einflossen. Dabei ist Carvin nicht zu verwechseln mit einem echten Customshop wie beispielsweise dem von ESP, der für Geld im Prinzip alles macht, was physikalisch möglich ist. Man ist bei Carvin durch die festen Spezifikationen von Teilen wie zb dem Halsmaß oder dem Korpusshaping schon etwas eingeschränkt, aber - großer Vorteil - man weiß ganz genau, was nachher dabei rauskommt.
Die Besonderheit dieses Baukastensystems ist aber auch, dass die Instrumente zu einem außerordentlich günstigen Preis verkauft werden können. Dabei kommen hochwertige Hölzer zum Einsatz, die das P/L-Verhältnis im Gegensatz zu anderen Herstellern schwer in den Vordergrund stellen.
Aber wie sind diese niedrigen Preise möglich?
1. Carvin verkauft innerhalb der USA NUR direkt an den Endkunden, im überseeischen Raum ist man auf Zwischenhändler angewiesen, die aber zT ebenfalls sehr gute Preise veranschlagen, wenn man sich etwas umhört
2. Es gibt keine ellenlange Endorser-Liste
3. Es werden keine millionenschweren Werbekampagnen gefahren, die Empfehlungen entstehen hauptsächlich über Mundpropaganda, Internetforen und hier und da mal eine kleine Anzeige in einer Fachzeitschrift.
Weiter mit Geschichte: Anfang der 90er wurde es etwas still um den Hersteller, 1996 konnte man dann einen Deal für ein Signaturemodell des englischen Jazz- und Fusion-Gitarristen Alan Holdsworth aushandeln. Es folgten weitere Deals 1999 mit Tony MacAlpine für ein Gitarrenmodell und mit Steve Vai für einen Verstärker, den inzwischen sehr beliebten Carvin Legacy, einen Vollröhren 2-Kanaler mit 100 Watt, der dieses Jahr mit einigen baulichen Veränderungen in die zweite Auflage geht. Außerdem wurde 2006 der Carvin V3, ein dreikanaliges Vollröhrentop, sowie 2008 eine Reissue des populären 80er-Amps X100B eingeführt, der sich bereits damals großer Beliebtheit erfreute.
Besonders erwähnenswert ist aber die Entwicklung im Bereich der Gitarren. Die Modellpolitik war in den 90ern sehr einseitig, es gab hauptsächlich Neckthrus, deren Gestaltung obendrein nicht jedermanns Sache war. Man war deutlich erkennbar ein Kind der 80er-Trends. So wurde 1997 die Bolt entwickelt, ein Derivat der Fender Stratocaster mit geschraubtem Hals , bald darauf (2003) die Bolt Plus, die auf einen etwas moderneren Look ohne Pickguard und auf Wunsch mit Edelholz-Decke abzielte, dicht gefolgt von der Contour 66, die eine Ahorndecke mit schärfer geshapter Kante und Naturalbinding besaß und erstmals das von Tom Anderson eingeführte DropTop-Prinzip - das "Biegen" einer ca. 5mm starken Ahorndecke über die Armkontur einer Strat, ohne sie beschleifen und damit Material oder Maserung abtragen zu müssen - auch für den schmäleren Geldbeutel verfügbar machte. Zu diesem Modell werde ich gleich noch kommen. Eins sei aber gesagt, alle Bolt-Modelle sind Bestseller. Sie gelten als echte Alternative zu MIA Fenders und modernen Konzepten wie Anderson und Suhr.
Des weiteren gab und gibt es dann noch seit den 80ern die DC und SC-Modelle, allesamt Neckthrus (und so zahlreich, dass ich mir hier die Finger wundtippen würde), die ganz deutlich auf den Heavy- und Speedmetalbereich abzielen und seit dieser Zeit quasi unverändert gebaut werden. Am besten sind diese Gitarren mit den Horizons von ESP zu vergleichen. In der Qualität sind sie jedoch um einiges besser, wenn ihr mich fragt. Die DC-Serie erhielt 1999 noch zuwachs mit zwei 7String-Modellen, der DC 727 (HH) und der DC 747 (HSH).
Ein echtes Husarenstück legte Carvin aber 2004 mit der Einführung der California Carved Top hin. Die Carved Top kann man am ehesten als Anlehnung an die typische PRS-Form sehen, wobei sie etwas weniger bauchig geschnitten und der untere Cutaway etwas länger und filigraner gehalten ist als der von PRS. Die Gitarre ist in SetNeck-Bauweise konstruiert und verfügt über den "sagenumwobenen" DeepSet Neck-Tenon, also einen weiter in den Korpus ragenden Halsfuß, der das Schwingverhalten und die Ansprache enorm verbessern soll. Die Carved Top gibt es in drei Varianten, als CT3 aus reinem Mahagoni, als CT4 aus Vollmahagoni MIT ungeriegelter Ahorndecke und als CT6 mit AAAA-Ahorndecke. Die CT6 ist berücksichtigt man die kurze Zeit, die sie erst auf dem Markt ist die bisher meistverkaufte Carvin, da sie alle Qualitäten einer weitaus teureren PRS besitzt, jedoch nur die Hälfte kostet.
Da die Amerikaner aber auch gewaltige LesPaul-Fans sind und PRS zudem bereits über ein überaus erfolgreiches Singlecut-Modell verfügte, ließ man sich nicht lange lumpen und dichtete das CT-Konzept kurzerhand um, was 2007 zur Geburt der California Singlecut führte. Sie verbindet das Erfolgsrezept der CT6 mit der klassischen Form der LesPaul unter verwendung edler Hölzer, wie sie auch in der PRS Singlecut zu finden sind. Besonders erwähnenswert sind dabei wieder der DeepSet neck-tenon und vor allem, WIE der Hals gestaltet ist: der Halsfuß ist mit dem Korpus fließend verrundet, wie man es auch von NeckThru-Gitarren kennt ein Prinzip, dass man auch als SetThru bezeichnet und dass es dem Musiker ermöglicht, trotz des einzelnen Cutaways auch noch die höchsten Lagen komfortabel zu bespielen.
Soweit der Überblick der wichtigsten Modelle. Es sollte noch erwähnt werden, dass 2008 ebenfalls mehrere neue Modelle das Licht der Welt erblickten bzw, wiedererblickten. Die SH-Modelle sind ganz neu im Programm und umfassen den Bereich semi-akustischer Gitarren in entfernter Anlehnung an Gibsons ES-335 und die bekannte Thinline Telecaster, wahlweise mit MIDI-Port zum Anschluss an Systeme wie das Roland VG-99. Außerdem wurden die Heavymodelle V220 und UltraV wieder aufgelegt.
Nun aber genug der allgemeinen Infos. Jetzt werde ich die Carvin Contour 66 genauer beleuchten.
Konstruktion:
Wie bereits beschrieben handelt es sich um einen einteiligen, vierfach geschraubten Hals mit 22 Bünden auf einem zweiteiligen Korpus, der von einer ebenfalls zweiteiligen ca. 5mm starken Edelholz-Decke bedeckt ist, welche über die Armkontur gebogen ist. Die Tonabnehmer sind rahmenlos und direkt in die Holzbasis eingelassen. Die Halstasche ist Strattypisch kantig, behindert jedoch nicht weiter beim hohen Lagenspiel.
Hölzer:
Der Korpus meiner Contour besteht aus amerikanischer Erle, der Hals aus unbehandeltem Ahorn. Auf den Hals ist ein Palisander-Griffbrett auflaminiert. Den Korpus selbst ziert eine ca. 5mm starke Flamed-Maple-Decke mit 4A-Gradierung. Die Kopfplatte ist mit einem etwa 1mm dicken Flamed-Maple-Furnier bedeckt.
Die Holzauswahl bei Carvin ist groß: der Korpus kann wahlweise aus, Erle, Esche, Mahagoni, Koa, Ahorn oder Walnussholz bestehen, ebenso gilt dies für den Hals. Für die Decke kommen Flamed Maple, Quilted Maple oder seit neustem auch Spalted Maple zur Auswahl. Auch das Griffbrett kann nach eigenen Wünschen gestaltet werden. Hier können Palisander, Ebenholz, Ahorn oder Vogelaugen-Ahorn gewählt werden.
Tonabnehmer und Elektronik:
Die Contour hat eine klassische, cremefarbene HSS-Bestückung, an Hals- und Mittelposition verrichtet je ein AP11-Singlecoil seinen Dienst, an der Brücke kommt ein C22B-Humbucker zum Einsatz. Die Elektronik besteht aus einem 5-fachen Hebelschalter sowie je einem Volume und einem Toneregler. Die Pickups sind wie folgt verschaltet:
1: Humbucker
2: mitt. SC und Humbucker-Split
3: mitt. SC
4: mitt. und Hals-SC
5: Hals-SC
Carvin bietet ein breites Angebot an Tonabnehmern. Kleiner Wermutstropfen, es gibt nur EINEN echten Singlecoil, nämlich den AP11. Hier wird hoffentlich auch bald etwas getan werden. Ein anderes Problem sind die Fräsungen für die Singlecoils: da fast alle Hersteller den alten Fenderstandard mit der triangelförmigen Bodenplatte benutzen und mir außer DiMarzio sonst keiner einfällt, der auf Wunsch die PickUps auch mit einer geraden Bodenplatte ausstattet, ist die Möglichkeit des PU-Wechsels leider nicht so ohne weiteres wahrzunehmen wie bei anderen Instrumenten. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass ein Wechsel von PickUps auf einem Instrument mit einem Wert um die 1500 Euro eigentlich jeder Notwendigkeit entbehren sollte, hier kommt dann wohl eher die eigene Frickel-Leidenschaft zum Tragen.
Das Angebot an Humbuckern ist hingegen groß. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Was Vintagesounds angeht, wird der H22 immer wieder über den grünen Klee gelobt, nur so als Beispiel. Für mehr Edge und Output steht der M22 zur Verfügung. Der C22 ist gewissermaßen ein Kompromiss aus beiden, wobei der Hang zur Knackigkeit nicht zu überhören ist.
Dazu bietet Carvin auch die Möglichkeit, jeden der Pickups mit einer Aktiv/Passiv-Schaltung und einer Piezo-Brücke von Fishman zu betreiben. Außerdem hat man die Möglichkeit, zusätzlich Blend-Controls und Phasen-Schalter anzubringen, ganz in Anderson-Switcheroo-Manier.
Hardware:
Die Hardware meiner Contour ist verchromt. Die Ausstattung besteh aus einem schwebend gelagerten Wilkinson VS100N Vibratosystem mit Grauguss-Block, verchromten Drehknöpfen und Pins sowie Sperzel TrimLok-Mechaniken. Das Wilkinson ist leichtgängig, stimmstabil und gut zu bedienen, wobei ich das Gefühl habe, dass mein Modell eine defekte Hebelaufnahme hat, denn die Hülse wackelt etwas hin und her. Das System lässt sich zwar normal benutzen, jedoch hat man immer ein etwas schwammiges Ansprachegefühl beim Hin- und Herbewegen. Ich werde meinen Händler in UK mal anschreiben. Nach vielen Fragen in diversen englischsprachigen Foren ist das zumindest nicht normal. Naja, Montagsmodelle gibt es immer wieder.
Ansonsten ist alles bestens, die Sperzels halten ebenfalls perfekt und funktionieren tadellos.
Neben meiner Variante bietet Carvin aber auch noch die Option einer festen Brücke oder eines Original FloydRose-Systems mit Klemmsattel. Zudem sind drei Hardwarefinishes erhältlich, nämlich Chrom, Gold und Schwarz. Die Sperzels sind serienmäßig.
Finish:
Der Teil, der die Gitarre erst lecker macht. Ich fange wieder mit dem Korpus an, welcher auf der Rückseite und an den Seiten schwarz lackiert ist. Das E-Fach und der Federkasten werden von zwei sauber gearbeiteten Kunststoff-Abdeckungen geschützt. Sämtliche Fräsungen, sowohl die der Fächer, der Halstasche als auch die der Pickups und des Vibratos sind gratfrei und sauber lackiert. Auf der auflaminierten Ahorndecke wurde seitlich ein feiner Streifen Lack ausgespart, sodass das schöne Naturalbinding entsteht und man die intensive Maserung durchschillern sieht. Die Decke selbst ist in der Farbe RubyRed-Blackburst gehalten. Das Grain der Decke wurde nicht weiter hervorgehoben - eine Option die ich vielleicht hätte wählen sollen, allerdings war meine Angst vor einem zu schwarzen Grain damals zu groß. Das nächste mal bin ich schlauer.
Kommen wir zum Hals: das Palisandergriffbrett ist mit Medium-Jumbo-Bünden bestückt, allesamt ordentlich gekürzt, verrundet, poliert und abgerichtet. Die Kanten sind ebenfalls angenehm rund. Als Markierungen dienen Pearldots auf den Lagen und Plasticdots an der Seite. Der 22. Bund läuft verrundet auf dem Korpus aus und hängt leicht über. Eine Schrumpfung durch arbeitendes Holz konnte ich nicht ausmachen, der Übergang zum Hals ist tadellos. Der eigentliche Ahornhals ist unbehandelt, also nicht mehr als geölt. Carvin bietet hierfür eine Tung-Öl-Behandlung an. Das Holz fühlt sich sauber geschmirgelt an und hat eine interessante Maserung. Der Übergang zu abgeknickten Kopfplatte ist mit einem Kragen verstärkt. Der Sattel besteht aus Graphit und ist sauber gekerbt. Die Kopfplatte selbst trägt ein Furnier aus dem Deckenholz und ist in denselben Farben lackiert. Die Verarbeitung der Gitarre ist absolut ohne jeglichen Grund zur Beanstandung, genau wie man es von einem solchen Instrument erwarten würde.
Das Finishing-Programm von Carvin umfasst noch weitere Optionen. So ist es selbstverständlich möglich, den Hals auch matt oder glänzend lackiert zu bestellen. Außerdem gibt es wie bereits erwähnt eine größere Auswahl an Griffbretthölzern wie Palisander, Ebenholz, Ahorn oder Vogelaugenahorn. Auch die Inlays sind in verschiedenen Varianten zu haben. Von einfachen MOP-Dots über Abalone-Blocks bis hin zu Diamond inlays ist alles drin. Was die Farbe angeht, brauche ich wohl nicht viel zu sagen, hier sind der eigenen Kreativität im Rahmen der Optionen keine Grenzen gesetzt. So ist es möglich nahezu jede Lackierung mit einem zusätzlichen Burst-Finish zu verfeinern und außerdem den sog DTS Paintjob (Deep-triple-step) zu bestellen: hierbei wird das Deckenholz gebeizt, abgeschliffen, gebeizt, abgeschliffen und wieder gebeizt und abgeschliffen, sodass die Beitze tief in das Grain des Deckenholzes einzieht und somit die Maserung hervorhebt, eine Technik der sich auch Hersteller wie Anderson, Siggi Braun oder Suhr bedienen.
Zudem kann zwischen drei verschiedenen PickUp-Farben gewählt werden, schwarz, zebra und creme. Langsam wird es aber zuviel der Optionen, schaut einfach mal selbst rein.
Kommen wir zum wichtigsten...
Sound:
Generell muss man sagen, dass den aktuellen Carvin-Pickups eine gewisse Brightness also eine Betonung der Höhen nachgesagt wird. Eingeschränkt kann ich das bestätigen, lässt man Volume und Tone-Regler voll aufgedreht, wird der Ton äußerst knackig und presence-lastige Amp/Speaker-Kombis können das Ganze mit Sicherheit schon ins Unangenehme treiben. Gleichzeitig hat dies aber auch den Vorteil, dass die Pickups unter Einsatz der beiden Regler (die von den meisten Gitarristen ohnehin mehr als stiefmütterlich behandelt werden) praktisch unbegrenzte Vielfalt aufweisen und bei entsprechender Einstellung mit jedem Amp gespielt werden können. So erfüllt dieser moderne Stratableger schon mal die erste Bedingung, nämlich das nicht der Musiker die Strat, sondern die Strat IHN beherrscht. Und das ist wirklich so, denn man wird gewissermaßen zum Ausschöpfen seiner Möglichkeiten gezwungen. Keine E-Gitarre ist so vielseitig wie die Strat. Deshalb fällt es nicht leicht, den Sound der Contour genau zu beschreiben. Vorweg kann man sagen, dass sie, allein schon aufgrund der von mir gewählten Pickup-Konfiguration, nicht ganz so giftig und bissig klingt, wie man es vielleicht erwarten würde. Sie klingt insgesamt etwas moderner und ausgeglichener, auch wenn die Pickups allesamt heißer gewickelt sind als der typische Strat-Pickup. Die betonten Frequenzen spielen sich jedoch weniger im Hochmittenbereich ab, woher wahrscheinlich auch die weniger ausgeprägte Bissigkeit kommt. Absolute Strat-Puristen könnten mit diesem Modell vielleicht nicht glücklich werden und sollten sich evtl. nach einer Alternative umsehen . absolute Strat-Puristen legen aber auch keinen Wert auf das gediegene Aussehen einer Edelholzdecke OHNE Pickguard, im Gegenteil, wenn ich das mal so polemisieren darf. 
Nach dem kleinen Vorwort werd ich jetzt aber mal konkret reden.
Clean geht der Bridge-Humbucker etwas schneidend zur Sache, erzeugt jedoch viel Durchsetzungskraft in den Mitten und entwickelt im Vergleich zu einem Singlecoil an dieser Position gewiss nicht die von mir so verhassten, trommelfellperforierenden Eierschneiderhöhen, die für einige vielleicht erst den Reiz ausmachen werden. Crunch und ganz besonders Lead bzw. HiGain sind aber eher sein Metier: knackige, präzise umgesetzte Chords, PalmMutes und Pinch-Harmonics bringt souverän rüber, die hochmittig angesetzte Erle als Korpusholz tut das ihrige dazu.
Richtig auftrumpfen können hier Clean vor allem die Singlecoils. Die Bridge-Mitte-Position erzeugt ein angenehmes Quacken und besitzt etwas weniger Wärme im Bass. Die Höhen sind physikalisch bedingt etwas präsenter und hier kommt schon ein sehr stratiger Grundcharakter zum Tragen.
Auf der Mittelposition hat man den perfekten Kompromiss aus Quackigkeit und einem extrem runden Ton, perfekt für Jazzen und Bluesen. Insbesondere die Präsenz der Bass-Saiten nimmt hier noch mal etwas zu, sodass sich ein unglaublich transparenter und schmelziger Ton entwickelt.
Auf der Hals-Mittel-Position kommt nun schon deutlich das kehlig-ausgehölte Klangbild der klassischen Strat zu Geltung. Das Quacken lässt etwas nach, der Ton entwickelt eine schöne Wärme und angenehme, nicht übertriebene Rotzigkeit. Nebenbei meine absolute Lieblingsposition derzeit für Blueschords und angezerrte, schnellgespielte Läufe sowie Sweepings.
Die Halsposition schlägt nun klar in Richtung Lead-Strat, es macht einfach Spaß die Gitarre und den Amp in dieser Wunderhöhle aus Hochmitten und Bässen schmatzen zu lassen, wenngleich aufgrund der modernen Bauweise der Stratcharakter auch etwas gemäßigter und nicht ganz so übermütig rüberkommt. Die Gitarre klingt eben insgesamt sehr ausgewogen, wie halt eine DropTop klingt. Es wird nicht ganz soviel Gerotze veranstaltet wie bei der echten Strat, dadurch wird die Gitarre um ihre Vielseitigkeit aber noch mal stark erweitert.
Fährt man die Singlecoils insgesamt nicht über eine KLASSISCHE Lead-Verzerrung hinaus behalten sie viel von ihrem jeweiligen Charakter, Angezerrtes macht besonders viel Spaß, da man die Strat hier richtig singen lassen kann. Auch Lead geht noch in Ordnung, wobei hier die Mittel- und die Halsposition noch erkennbare Nuancen zulassen. Mit starker Verzerrung wird die Sache dann logischerweise undefinierter. Ist auch normal, Singlecoils sind für heftige Verzerrungen nicht wirklich ausgelegt, die Nebengeräusche nehmen sehr zu und was viel wichtiger ist: die Dynamik und das Spiel mit Phrasierungen, also das, was gerade den Reiz an einem Singlecoil ausmacht gehen komplett flöten. Da wirds dann auch irgendwann dumpf.
In dieser Kombination spielt jedoch jeder Pickup seine Stärken voll aus, Singlecoils für Clean und Crunch und je nach Verzerrung auch für Lead, da runder und charakteristischer, der Humbucker an der Bridge für fette Chords, heiße, obertonlastige Soli und ein wirklich amtliches WallOfSound-Brett.
Bespielbarkeit und Verarbeitung:
Um es kurz zu sagen: noch nie hatte ich einen Gitarrenhals in der Hand der zumindest für mich dermaßen angenehm zu spielen war. Die Bünde sind MediumJumbo-Format und perfekt verrundet und abgerichtet. Die Saitenlage war von Anfang an genau richtig, nichts hat geschnarrt. Der Test von Oktav- und Bundreinheit zaubert ein beruhigtes Lächeln auf mein Gesicht, alles in bester Ordung. Das Griffbrett ist 1A verarbeitet und absolut gratfrei. Das Spielen auf der Contour macht richtig Spaß: schnell wird man zu schnellen Läufen und ein bisschen Skalentraining gegen das Metronom verleitet. Bendings gehen locker und ohne Gewalt von der Hand, Sweeptechnik klappt einwandfrei (zumindest soweit es meine spärlichen Fähigkeiten zulassen  ), Akkorde klingen lang und voll und lassen sich angenehm leicht drücken. Der Hals ähnelt etwas einem Ibanez Wizard, das Profil ist jedoch etwas runder und voller, sehr angenehm für mich, da ich das superdünne Ibanez-Streichholz nie so wirklich mochte. Ein Mitglied eines US-Forums meinte mal, die Carvin-Hälse würden ihn sehr an die alten Ibanez-Wizards anfang der 90er erinnern. Dazu kann ich nichts sagen, allerdings habe ich schon des öfteren gelesen, dass diese Hälse die spielerisch besten waren die Ibanez je gemacht hat evtl. weiß da vielleicht jemand mehr zu.
Der Hals ist definitv ein schneller, auch wenn ihm das letzte Quentchen Speed zum Wizard fehlen mag, was zum einen durch das etwas kräftigere U-Profil kommt, zum anderen wohl auch dadurch, dass ich mich gezielt für einen geölten Hals entschieden habe: Hochglanz-Hälse waren bei mir immer eine Seifenpartie bzw. danach klebrig (besonders im Sommer), bei mattierten Hälsen habe ich das Gefühl von Zuckerguss in der Hand und wirklich besser rutschen tuts trotzdem nicht. Also blieb nur der geölte Hals und das war kein Fehler. Zwar wird das Holz bei längerem Gebrauch etwas feucht, richtig nass jedoch nicht. Da ich ohnehin keine Rekorde am Metronom aufstellen will, ist mir das angenehme Griffgefühl den Kompromiss wert. Also alles in allem ein Hals, an dem man nichts aussetzen kann und der sicher jeden glücklich macht.
Der Rest der Gitarre gibt sich ebenfalls keine Blöße. Der Lack ist absolut gleichmäßig aufgetragen und bei genauem Betrachten im Gegenlicht hauchdünn. Man erkennt deutlich die Vertiefungen zwischen den Maserungen der geflammten Ahorndecke. Bei meiner RAN beispielsweise ist der Lack um einiges dicker aufgetragen, was zwar ein sehr gleichmäßiges Erscheinungsbild ergibt, jedoch auch dafür sorgt, dass die Gitarre wie ein Lutscher aussieht und zudem habe ich schon ein paar wenn auch nur sehr kleine weiße Pünktchen auf der Oberfläche durch minimale Rempler. Bei der Contour ist das Finish dagegen nicht zuviel und nicht zu wenig. Die Armauflage ist angenehm und üppig ausgearbeitet und die Potis befinden sich nicht etwa in im Abschlagsweg. Das Wilkinson-Vibrato verrichtet zuverlässig und leichtgängig seinen Dienst, auch dickere Dives bzw PullUps sind möglich bevor das System merklich aus der Stimmung gerät. Ein paar Schwierigkeiten hatte ich logischerweise beim Umgewöhnen von der festen TOM meiner RAN auf das schwebende Wilkinson, denn Palm-Mutes erfordern nun doch etwas mehr Fingerspitzengefühl. Das ist aber inzwischen kein Problem mehr.
Die Mechaniken arbeiten indes spielfrei und vermitteln ein hochwertiges Gefühl. Es gibt auch keine störenden Vibrationen aus dem Federkasten und Deadspots sind mir ebenfalls keine untergekommen. An der Gitarre selbst rumpelt und rappelt ebenfalls nichts und auch die häufig kritischen Gurtpins scheinen mit den richtigen Lochdurchmessern eingebohrt zu sein.
Tja, das war soweit mein kleines Review einer wirklich schönen Gitarre. Ich habe sie übrigens über Rockstarguitars in England bestellt, da der Pfundkurs schon damals günstig war (und jetzt noch günstiger ist) und mir der gute Dameon zudem sehr zuvorkommend und hilfsbereit entgegenkam. Bezahlt habe ich für die Gitarre 835 GBP, was zur damaligen Zeit (Ende November) ca. 950 Euro entsprach. Der Dollarwert der Gitarre beläuft sich indes auf etwa 1050 USD. Bei den Musik-Häusern, die Carvin im Programm haben hätte ich ca. 1500 Euro bezahlt. Der Preis war aufgrund des günstigen Dollarkurses in Relation zum Britischen Pfund möglich und beinhaltete alle Überführungskosten sowie Steuern. Inzwischen ist der Dollar wieder international gestiegen, im Vergleich von Euro zu Pfund ist das Pfund jedoch im Wert gefallen, sodass ein günstiger Preis derzeit durchaus weiterhin möglich wäre.
Die Bezahlung erfolgte in zwei Schritten, ganz genau wie es auch bei Carvin in den USA läuft: eine Anzahlung von mindestens 10% ist erforderlich, dann beginnt der Bau. Nach Fertigstellung ist der Rest fällig, dann wird die Gitarre ausgeliefert. Achso, ein Koffer ist auch immer mit dabei, bei mir wars ein MIA Tweedcase:
Natürlich gibt es durch diesen Grauimport auch einen Nachteil: wer auf eine Garantie wert legt ist auf das jeweilige Land angewiesen, indem er bestellt hat. Zudem gibt es kein 14- oder 30-tägiges Rückgaberecht wie bei uns. Wenn das Instrument absolut nicht gefällt oder grobe Mängel vorhanden sind ist zwar ein Neubau möglich, allerdings erfolgt der Versand auf eigene Gefahr und zu Lasten des Kunden und die 10% Anzahlung dürfen zu Baubeginn noch mal gezahlt werden. Man lebt also nicht ganz ohne Risiko. Demnach empfiehlt sich ein GUTER und kulanter Zwischenhändler. Bei Rockstarguitars war das zum Glück der Fall. Im offiziellen Carvin-Forum gibt es auch immer mehr Leute, die dort bestellen und die durchgehend zufrieden sind.
Die Bauzeit hat übrigens ca. 3 Monate in Anspruch genommen, was durchaus normal ist. Im Schnitt sind 2-4 Monate realistisch. Es gibt inzwischen auch eine sog. Rush-Built-Option, die die Fertigstellung innerhalb von 30 Tagen mehr oder weniger garantiert. Allerdings habe ich irgendwie Angst, das auszuprobieren. Nach der 12-monatigen Warterei bei RAN bin ich da einiges gewöhnt und kann dementsprechend auch etwas langer warten. Länger dauert es übrigens häufig auch dann, wenn man Sonderoptionen bestellt hat, die so nicht im Katalog vorhanden sind. Ja, ihr lest richtig, man ist nicht unbedingt NUR an die Standard-Positionen gebunden. Wenn zB der Wunsch nach einem besonders schönen Deckenholz kommt gibt es die Möglichkeit, gegen einen kleinen Aufpreis auch zu einem solchen zu kommen. Ebenso sind auf Anfrage auch Pickup-Konfigurationen drin, die für das jeweilige Modell so vielleicht nicht aufgeführt sind. Und wenn man ein ganz bestimmtes Finish haben will, kann man mittels eines Beispielbildes ebenso sein Wünsche darlegen. Es ist dabei immer eine Frage, wie aufwendig die jeweiligen Arbeiten sind. Dinge wie Fräsungen und Bohrungen werden mit festgelegten CNC-Prozessen abgearbeitet, da gibt es nicht viel dran zu machen. Lackiert wird aber zB alles per Hand. So hat vor kurzem ein User des Carvin-Forums eine DC bestellt, die einen sehr ähnlichen Look zum Finish der PRS Modern Eagle hatte. Das Staining war hauchdünn und man sah große Teile des Holzes noch sehr gut, sodass die Decke eine Art Denim-Effekt hatte. Und das ist nur ein Beispiel:
ich bin beim suchen auf ein paar Threads zu Carvin gestoßen, finde aber, dass es mal an der Zeit ist, den Hersteller etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie mir aufgefallen ist, scheint Carvin in den europäischen Breiten relativ unbekannt zu sein. Die älteren Mitglieder dieses Forums, die schon etwas länger musikalisch unterwegs sind, sind mit der Marke wohl vertraut. Da die Modellentwicklung bei Carvin aber in den letzten 10 Jahren viele attraktive Wendungen genommen hat, lohnt es sich mehr denn je, etwas darüber zu berichten - und vielleicht den ein oder anderen Horizont zu erweitern.
Ein paar allgemeine Fakten: den Hersteller Carvin gibt es seit fast 63 Jahren, gegründet wurde er von Lowell C. Kiesel. Die Fertigung findet nach ein paar umzügen seit mehr als 15 Jahren in San Diego, Kalifornien, statt. Die Produktion beläuft sich seit ca. 30 Jahren auf Gitarren, Bässe, Verstärker, Mischpulte und PA-Systeme. Anfangs spezialisierte man sich erst auf Pickups für Saiteninstrumente, später auf Lapsteel-Gitarren und auch Mandolinen. Mit der Entwicklung von Firmen wie Gibson oder Fender wurde jedoch auch das Segment der "echten" E-Gitarren immer interessanter und so wurden spätestens seit beginn der 70er auch diese, häufig mit Anleihen der "Großen" in Form und Konstruktion hergestellt. 1976 begann die Einführung der charakteristisch aussehenden Pickups mit 22 Polepieces bei Humbuckern und 11 bei Singlecoils. Dieses Charakteristikum hat bis heute Bestand, man sagt dem Pickup dadurch eine bessere magnetische Übertragung durch den breiteren Einflussbereich nach. Insbesondere in den 80ern waren Carvins sehr beliebt, bot man doch Neckthru-Konstruktionen, abstrahierte Explorer- und FlyingV-Derivate sowie stark gewinkelte Kopfplatten zu günstigen Preisen an.
All das wäre nichts besonderes, wenn es da nicht einen ganz gravierenden Unterschied zu anderen Herstellern gäbe: bereits zur damaligen Zeit wurden Carvins in einer Art Baukastensystem angefertigt, heute besser bekannt als Mail-Order. Man konnte also aus vielen Optionen auswählen, die dann in das fertige Instrument einflossen. Dabei ist Carvin nicht zu verwechseln mit einem echten Customshop wie beispielsweise dem von ESP, der für Geld im Prinzip alles macht, was physikalisch möglich ist. Man ist bei Carvin durch die festen Spezifikationen von Teilen wie zb dem Halsmaß oder dem Korpusshaping schon etwas eingeschränkt, aber - großer Vorteil - man weiß ganz genau, was nachher dabei rauskommt.
Die Besonderheit dieses Baukastensystems ist aber auch, dass die Instrumente zu einem außerordentlich günstigen Preis verkauft werden können. Dabei kommen hochwertige Hölzer zum Einsatz, die das P/L-Verhältnis im Gegensatz zu anderen Herstellern schwer in den Vordergrund stellen.
Aber wie sind diese niedrigen Preise möglich?
1. Carvin verkauft innerhalb der USA NUR direkt an den Endkunden, im überseeischen Raum ist man auf Zwischenhändler angewiesen, die aber zT ebenfalls sehr gute Preise veranschlagen, wenn man sich etwas umhört
2. Es gibt keine ellenlange Endorser-Liste
3. Es werden keine millionenschweren Werbekampagnen gefahren, die Empfehlungen entstehen hauptsächlich über Mundpropaganda, Internetforen und hier und da mal eine kleine Anzeige in einer Fachzeitschrift.
Weiter mit Geschichte: Anfang der 90er wurde es etwas still um den Hersteller, 1996 konnte man dann einen Deal für ein Signaturemodell des englischen Jazz- und Fusion-Gitarristen Alan Holdsworth aushandeln. Es folgten weitere Deals 1999 mit Tony MacAlpine für ein Gitarrenmodell und mit Steve Vai für einen Verstärker, den inzwischen sehr beliebten Carvin Legacy, einen Vollröhren 2-Kanaler mit 100 Watt, der dieses Jahr mit einigen baulichen Veränderungen in die zweite Auflage geht. Außerdem wurde 2006 der Carvin V3, ein dreikanaliges Vollröhrentop, sowie 2008 eine Reissue des populären 80er-Amps X100B eingeführt, der sich bereits damals großer Beliebtheit erfreute.
Besonders erwähnenswert ist aber die Entwicklung im Bereich der Gitarren. Die Modellpolitik war in den 90ern sehr einseitig, es gab hauptsächlich Neckthrus, deren Gestaltung obendrein nicht jedermanns Sache war. Man war deutlich erkennbar ein Kind der 80er-Trends. So wurde 1997 die Bolt entwickelt, ein Derivat der Fender Stratocaster mit geschraubtem Hals , bald darauf (2003) die Bolt Plus, die auf einen etwas moderneren Look ohne Pickguard und auf Wunsch mit Edelholz-Decke abzielte, dicht gefolgt von der Contour 66, die eine Ahorndecke mit schärfer geshapter Kante und Naturalbinding besaß und erstmals das von Tom Anderson eingeführte DropTop-Prinzip - das "Biegen" einer ca. 5mm starken Ahorndecke über die Armkontur einer Strat, ohne sie beschleifen und damit Material oder Maserung abtragen zu müssen - auch für den schmäleren Geldbeutel verfügbar machte. Zu diesem Modell werde ich gleich noch kommen. Eins sei aber gesagt, alle Bolt-Modelle sind Bestseller. Sie gelten als echte Alternative zu MIA Fenders und modernen Konzepten wie Anderson und Suhr.
Des weiteren gab und gibt es dann noch seit den 80ern die DC und SC-Modelle, allesamt Neckthrus (und so zahlreich, dass ich mir hier die Finger wundtippen würde), die ganz deutlich auf den Heavy- und Speedmetalbereich abzielen und seit dieser Zeit quasi unverändert gebaut werden. Am besten sind diese Gitarren mit den Horizons von ESP zu vergleichen. In der Qualität sind sie jedoch um einiges besser, wenn ihr mich fragt. Die DC-Serie erhielt 1999 noch zuwachs mit zwei 7String-Modellen, der DC 727 (HH) und der DC 747 (HSH).
Ein echtes Husarenstück legte Carvin aber 2004 mit der Einführung der California Carved Top hin. Die Carved Top kann man am ehesten als Anlehnung an die typische PRS-Form sehen, wobei sie etwas weniger bauchig geschnitten und der untere Cutaway etwas länger und filigraner gehalten ist als der von PRS. Die Gitarre ist in SetNeck-Bauweise konstruiert und verfügt über den "sagenumwobenen" DeepSet Neck-Tenon, also einen weiter in den Korpus ragenden Halsfuß, der das Schwingverhalten und die Ansprache enorm verbessern soll. Die Carved Top gibt es in drei Varianten, als CT3 aus reinem Mahagoni, als CT4 aus Vollmahagoni MIT ungeriegelter Ahorndecke und als CT6 mit AAAA-Ahorndecke. Die CT6 ist berücksichtigt man die kurze Zeit, die sie erst auf dem Markt ist die bisher meistverkaufte Carvin, da sie alle Qualitäten einer weitaus teureren PRS besitzt, jedoch nur die Hälfte kostet.
Da die Amerikaner aber auch gewaltige LesPaul-Fans sind und PRS zudem bereits über ein überaus erfolgreiches Singlecut-Modell verfügte, ließ man sich nicht lange lumpen und dichtete das CT-Konzept kurzerhand um, was 2007 zur Geburt der California Singlecut führte. Sie verbindet das Erfolgsrezept der CT6 mit der klassischen Form der LesPaul unter verwendung edler Hölzer, wie sie auch in der PRS Singlecut zu finden sind. Besonders erwähnenswert sind dabei wieder der DeepSet neck-tenon und vor allem, WIE der Hals gestaltet ist: der Halsfuß ist mit dem Korpus fließend verrundet, wie man es auch von NeckThru-Gitarren kennt ein Prinzip, dass man auch als SetThru bezeichnet und dass es dem Musiker ermöglicht, trotz des einzelnen Cutaways auch noch die höchsten Lagen komfortabel zu bespielen.
Soweit der Überblick der wichtigsten Modelle. Es sollte noch erwähnt werden, dass 2008 ebenfalls mehrere neue Modelle das Licht der Welt erblickten bzw, wiedererblickten. Die SH-Modelle sind ganz neu im Programm und umfassen den Bereich semi-akustischer Gitarren in entfernter Anlehnung an Gibsons ES-335 und die bekannte Thinline Telecaster, wahlweise mit MIDI-Port zum Anschluss an Systeme wie das Roland VG-99. Außerdem wurden die Heavymodelle V220 und UltraV wieder aufgelegt.
Nun aber genug der allgemeinen Infos. Jetzt werde ich die Carvin Contour 66 genauer beleuchten.

Konstruktion:
Wie bereits beschrieben handelt es sich um einen einteiligen, vierfach geschraubten Hals mit 22 Bünden auf einem zweiteiligen Korpus, der von einer ebenfalls zweiteiligen ca. 5mm starken Edelholz-Decke bedeckt ist, welche über die Armkontur gebogen ist. Die Tonabnehmer sind rahmenlos und direkt in die Holzbasis eingelassen. Die Halstasche ist Strattypisch kantig, behindert jedoch nicht weiter beim hohen Lagenspiel.


Hölzer:
Der Korpus meiner Contour besteht aus amerikanischer Erle, der Hals aus unbehandeltem Ahorn. Auf den Hals ist ein Palisander-Griffbrett auflaminiert. Den Korpus selbst ziert eine ca. 5mm starke Flamed-Maple-Decke mit 4A-Gradierung. Die Kopfplatte ist mit einem etwa 1mm dicken Flamed-Maple-Furnier bedeckt.
Die Holzauswahl bei Carvin ist groß: der Korpus kann wahlweise aus, Erle, Esche, Mahagoni, Koa, Ahorn oder Walnussholz bestehen, ebenso gilt dies für den Hals. Für die Decke kommen Flamed Maple, Quilted Maple oder seit neustem auch Spalted Maple zur Auswahl. Auch das Griffbrett kann nach eigenen Wünschen gestaltet werden. Hier können Palisander, Ebenholz, Ahorn oder Vogelaugen-Ahorn gewählt werden.



Tonabnehmer und Elektronik:
Die Contour hat eine klassische, cremefarbene HSS-Bestückung, an Hals- und Mittelposition verrichtet je ein AP11-Singlecoil seinen Dienst, an der Brücke kommt ein C22B-Humbucker zum Einsatz. Die Elektronik besteht aus einem 5-fachen Hebelschalter sowie je einem Volume und einem Toneregler. Die Pickups sind wie folgt verschaltet:
1: Humbucker
2: mitt. SC und Humbucker-Split
3: mitt. SC
4: mitt. und Hals-SC
5: Hals-SC
Carvin bietet ein breites Angebot an Tonabnehmern. Kleiner Wermutstropfen, es gibt nur EINEN echten Singlecoil, nämlich den AP11. Hier wird hoffentlich auch bald etwas getan werden. Ein anderes Problem sind die Fräsungen für die Singlecoils: da fast alle Hersteller den alten Fenderstandard mit der triangelförmigen Bodenplatte benutzen und mir außer DiMarzio sonst keiner einfällt, der auf Wunsch die PickUps auch mit einer geraden Bodenplatte ausstattet, ist die Möglichkeit des PU-Wechsels leider nicht so ohne weiteres wahrzunehmen wie bei anderen Instrumenten. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass ein Wechsel von PickUps auf einem Instrument mit einem Wert um die 1500 Euro eigentlich jeder Notwendigkeit entbehren sollte, hier kommt dann wohl eher die eigene Frickel-Leidenschaft zum Tragen.
Das Angebot an Humbuckern ist hingegen groß. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Was Vintagesounds angeht, wird der H22 immer wieder über den grünen Klee gelobt, nur so als Beispiel. Für mehr Edge und Output steht der M22 zur Verfügung. Der C22 ist gewissermaßen ein Kompromiss aus beiden, wobei der Hang zur Knackigkeit nicht zu überhören ist.
Dazu bietet Carvin auch die Möglichkeit, jeden der Pickups mit einer Aktiv/Passiv-Schaltung und einer Piezo-Brücke von Fishman zu betreiben. Außerdem hat man die Möglichkeit, zusätzlich Blend-Controls und Phasen-Schalter anzubringen, ganz in Anderson-Switcheroo-Manier.

Hardware:
Die Hardware meiner Contour ist verchromt. Die Ausstattung besteh aus einem schwebend gelagerten Wilkinson VS100N Vibratosystem mit Grauguss-Block, verchromten Drehknöpfen und Pins sowie Sperzel TrimLok-Mechaniken. Das Wilkinson ist leichtgängig, stimmstabil und gut zu bedienen, wobei ich das Gefühl habe, dass mein Modell eine defekte Hebelaufnahme hat, denn die Hülse wackelt etwas hin und her. Das System lässt sich zwar normal benutzen, jedoch hat man immer ein etwas schwammiges Ansprachegefühl beim Hin- und Herbewegen. Ich werde meinen Händler in UK mal anschreiben. Nach vielen Fragen in diversen englischsprachigen Foren ist das zumindest nicht normal. Naja, Montagsmodelle gibt es immer wieder.
Ansonsten ist alles bestens, die Sperzels halten ebenfalls perfekt und funktionieren tadellos.
Neben meiner Variante bietet Carvin aber auch noch die Option einer festen Brücke oder eines Original FloydRose-Systems mit Klemmsattel. Zudem sind drei Hardwarefinishes erhältlich, nämlich Chrom, Gold und Schwarz. Die Sperzels sind serienmäßig.



Finish:
Der Teil, der die Gitarre erst lecker macht. Ich fange wieder mit dem Korpus an, welcher auf der Rückseite und an den Seiten schwarz lackiert ist. Das E-Fach und der Federkasten werden von zwei sauber gearbeiteten Kunststoff-Abdeckungen geschützt. Sämtliche Fräsungen, sowohl die der Fächer, der Halstasche als auch die der Pickups und des Vibratos sind gratfrei und sauber lackiert. Auf der auflaminierten Ahorndecke wurde seitlich ein feiner Streifen Lack ausgespart, sodass das schöne Naturalbinding entsteht und man die intensive Maserung durchschillern sieht. Die Decke selbst ist in der Farbe RubyRed-Blackburst gehalten. Das Grain der Decke wurde nicht weiter hervorgehoben - eine Option die ich vielleicht hätte wählen sollen, allerdings war meine Angst vor einem zu schwarzen Grain damals zu groß. Das nächste mal bin ich schlauer.
Kommen wir zum Hals: das Palisandergriffbrett ist mit Medium-Jumbo-Bünden bestückt, allesamt ordentlich gekürzt, verrundet, poliert und abgerichtet. Die Kanten sind ebenfalls angenehm rund. Als Markierungen dienen Pearldots auf den Lagen und Plasticdots an der Seite. Der 22. Bund läuft verrundet auf dem Korpus aus und hängt leicht über. Eine Schrumpfung durch arbeitendes Holz konnte ich nicht ausmachen, der Übergang zum Hals ist tadellos. Der eigentliche Ahornhals ist unbehandelt, also nicht mehr als geölt. Carvin bietet hierfür eine Tung-Öl-Behandlung an. Das Holz fühlt sich sauber geschmirgelt an und hat eine interessante Maserung. Der Übergang zu abgeknickten Kopfplatte ist mit einem Kragen verstärkt. Der Sattel besteht aus Graphit und ist sauber gekerbt. Die Kopfplatte selbst trägt ein Furnier aus dem Deckenholz und ist in denselben Farben lackiert. Die Verarbeitung der Gitarre ist absolut ohne jeglichen Grund zur Beanstandung, genau wie man es von einem solchen Instrument erwarten würde.
Das Finishing-Programm von Carvin umfasst noch weitere Optionen. So ist es selbstverständlich möglich, den Hals auch matt oder glänzend lackiert zu bestellen. Außerdem gibt es wie bereits erwähnt eine größere Auswahl an Griffbretthölzern wie Palisander, Ebenholz, Ahorn oder Vogelaugenahorn. Auch die Inlays sind in verschiedenen Varianten zu haben. Von einfachen MOP-Dots über Abalone-Blocks bis hin zu Diamond inlays ist alles drin. Was die Farbe angeht, brauche ich wohl nicht viel zu sagen, hier sind der eigenen Kreativität im Rahmen der Optionen keine Grenzen gesetzt. So ist es möglich nahezu jede Lackierung mit einem zusätzlichen Burst-Finish zu verfeinern und außerdem den sog DTS Paintjob (Deep-triple-step) zu bestellen: hierbei wird das Deckenholz gebeizt, abgeschliffen, gebeizt, abgeschliffen und wieder gebeizt und abgeschliffen, sodass die Beitze tief in das Grain des Deckenholzes einzieht und somit die Maserung hervorhebt, eine Technik der sich auch Hersteller wie Anderson, Siggi Braun oder Suhr bedienen.
Zudem kann zwischen drei verschiedenen PickUp-Farben gewählt werden, schwarz, zebra und creme. Langsam wird es aber zuviel der Optionen, schaut einfach mal selbst rein.



Kommen wir zum wichtigsten...
Sound:
Generell muss man sagen, dass den aktuellen Carvin-Pickups eine gewisse Brightness also eine Betonung der Höhen nachgesagt wird. Eingeschränkt kann ich das bestätigen, lässt man Volume und Tone-Regler voll aufgedreht, wird der Ton äußerst knackig und presence-lastige Amp/Speaker-Kombis können das Ganze mit Sicherheit schon ins Unangenehme treiben. Gleichzeitig hat dies aber auch den Vorteil, dass die Pickups unter Einsatz der beiden Regler (die von den meisten Gitarristen ohnehin mehr als stiefmütterlich behandelt werden) praktisch unbegrenzte Vielfalt aufweisen und bei entsprechender Einstellung mit jedem Amp gespielt werden können. So erfüllt dieser moderne Stratableger schon mal die erste Bedingung, nämlich das nicht der Musiker die Strat, sondern die Strat IHN beherrscht. Und das ist wirklich so, denn man wird gewissermaßen zum Ausschöpfen seiner Möglichkeiten gezwungen. Keine E-Gitarre ist so vielseitig wie die Strat. Deshalb fällt es nicht leicht, den Sound der Contour genau zu beschreiben. Vorweg kann man sagen, dass sie, allein schon aufgrund der von mir gewählten Pickup-Konfiguration, nicht ganz so giftig und bissig klingt, wie man es vielleicht erwarten würde. Sie klingt insgesamt etwas moderner und ausgeglichener, auch wenn die Pickups allesamt heißer gewickelt sind als der typische Strat-Pickup. Die betonten Frequenzen spielen sich jedoch weniger im Hochmittenbereich ab, woher wahrscheinlich auch die weniger ausgeprägte Bissigkeit kommt. Absolute Strat-Puristen könnten mit diesem Modell vielleicht nicht glücklich werden und sollten sich evtl. nach einer Alternative umsehen . absolute Strat-Puristen legen aber auch keinen Wert auf das gediegene Aussehen einer Edelholzdecke OHNE Pickguard, im Gegenteil, wenn ich das mal so polemisieren darf. 
Nach dem kleinen Vorwort werd ich jetzt aber mal konkret reden.
Clean geht der Bridge-Humbucker etwas schneidend zur Sache, erzeugt jedoch viel Durchsetzungskraft in den Mitten und entwickelt im Vergleich zu einem Singlecoil an dieser Position gewiss nicht die von mir so verhassten, trommelfellperforierenden Eierschneiderhöhen, die für einige vielleicht erst den Reiz ausmachen werden. Crunch und ganz besonders Lead bzw. HiGain sind aber eher sein Metier: knackige, präzise umgesetzte Chords, PalmMutes und Pinch-Harmonics bringt souverän rüber, die hochmittig angesetzte Erle als Korpusholz tut das ihrige dazu.
Richtig auftrumpfen können hier Clean vor allem die Singlecoils. Die Bridge-Mitte-Position erzeugt ein angenehmes Quacken und besitzt etwas weniger Wärme im Bass. Die Höhen sind physikalisch bedingt etwas präsenter und hier kommt schon ein sehr stratiger Grundcharakter zum Tragen.
Auf der Mittelposition hat man den perfekten Kompromiss aus Quackigkeit und einem extrem runden Ton, perfekt für Jazzen und Bluesen. Insbesondere die Präsenz der Bass-Saiten nimmt hier noch mal etwas zu, sodass sich ein unglaublich transparenter und schmelziger Ton entwickelt.
Auf der Hals-Mittel-Position kommt nun schon deutlich das kehlig-ausgehölte Klangbild der klassischen Strat zu Geltung. Das Quacken lässt etwas nach, der Ton entwickelt eine schöne Wärme und angenehme, nicht übertriebene Rotzigkeit. Nebenbei meine absolute Lieblingsposition derzeit für Blueschords und angezerrte, schnellgespielte Läufe sowie Sweepings.
Die Halsposition schlägt nun klar in Richtung Lead-Strat, es macht einfach Spaß die Gitarre und den Amp in dieser Wunderhöhle aus Hochmitten und Bässen schmatzen zu lassen, wenngleich aufgrund der modernen Bauweise der Stratcharakter auch etwas gemäßigter und nicht ganz so übermütig rüberkommt. Die Gitarre klingt eben insgesamt sehr ausgewogen, wie halt eine DropTop klingt. Es wird nicht ganz soviel Gerotze veranstaltet wie bei der echten Strat, dadurch wird die Gitarre um ihre Vielseitigkeit aber noch mal stark erweitert.
Fährt man die Singlecoils insgesamt nicht über eine KLASSISCHE Lead-Verzerrung hinaus behalten sie viel von ihrem jeweiligen Charakter, Angezerrtes macht besonders viel Spaß, da man die Strat hier richtig singen lassen kann. Auch Lead geht noch in Ordnung, wobei hier die Mittel- und die Halsposition noch erkennbare Nuancen zulassen. Mit starker Verzerrung wird die Sache dann logischerweise undefinierter. Ist auch normal, Singlecoils sind für heftige Verzerrungen nicht wirklich ausgelegt, die Nebengeräusche nehmen sehr zu und was viel wichtiger ist: die Dynamik und das Spiel mit Phrasierungen, also das, was gerade den Reiz an einem Singlecoil ausmacht gehen komplett flöten. Da wirds dann auch irgendwann dumpf.
In dieser Kombination spielt jedoch jeder Pickup seine Stärken voll aus, Singlecoils für Clean und Crunch und je nach Verzerrung auch für Lead, da runder und charakteristischer, der Humbucker an der Bridge für fette Chords, heiße, obertonlastige Soli und ein wirklich amtliches WallOfSound-Brett.
Bespielbarkeit und Verarbeitung:
Um es kurz zu sagen: noch nie hatte ich einen Gitarrenhals in der Hand der zumindest für mich dermaßen angenehm zu spielen war. Die Bünde sind MediumJumbo-Format und perfekt verrundet und abgerichtet. Die Saitenlage war von Anfang an genau richtig, nichts hat geschnarrt. Der Test von Oktav- und Bundreinheit zaubert ein beruhigtes Lächeln auf mein Gesicht, alles in bester Ordung. Das Griffbrett ist 1A verarbeitet und absolut gratfrei. Das Spielen auf der Contour macht richtig Spaß: schnell wird man zu schnellen Läufen und ein bisschen Skalentraining gegen das Metronom verleitet. Bendings gehen locker und ohne Gewalt von der Hand, Sweeptechnik klappt einwandfrei (zumindest soweit es meine spärlichen Fähigkeiten zulassen  ), Akkorde klingen lang und voll und lassen sich angenehm leicht drücken. Der Hals ähnelt etwas einem Ibanez Wizard, das Profil ist jedoch etwas runder und voller, sehr angenehm für mich, da ich das superdünne Ibanez-Streichholz nie so wirklich mochte. Ein Mitglied eines US-Forums meinte mal, die Carvin-Hälse würden ihn sehr an die alten Ibanez-Wizards anfang der 90er erinnern. Dazu kann ich nichts sagen, allerdings habe ich schon des öfteren gelesen, dass diese Hälse die spielerisch besten waren die Ibanez je gemacht hat evtl. weiß da vielleicht jemand mehr zu.
Der Hals ist definitv ein schneller, auch wenn ihm das letzte Quentchen Speed zum Wizard fehlen mag, was zum einen durch das etwas kräftigere U-Profil kommt, zum anderen wohl auch dadurch, dass ich mich gezielt für einen geölten Hals entschieden habe: Hochglanz-Hälse waren bei mir immer eine Seifenpartie bzw. danach klebrig (besonders im Sommer), bei mattierten Hälsen habe ich das Gefühl von Zuckerguss in der Hand und wirklich besser rutschen tuts trotzdem nicht. Also blieb nur der geölte Hals und das war kein Fehler. Zwar wird das Holz bei längerem Gebrauch etwas feucht, richtig nass jedoch nicht. Da ich ohnehin keine Rekorde am Metronom aufstellen will, ist mir das angenehme Griffgefühl den Kompromiss wert. Also alles in allem ein Hals, an dem man nichts aussetzen kann und der sicher jeden glücklich macht.
Der Rest der Gitarre gibt sich ebenfalls keine Blöße. Der Lack ist absolut gleichmäßig aufgetragen und bei genauem Betrachten im Gegenlicht hauchdünn. Man erkennt deutlich die Vertiefungen zwischen den Maserungen der geflammten Ahorndecke. Bei meiner RAN beispielsweise ist der Lack um einiges dicker aufgetragen, was zwar ein sehr gleichmäßiges Erscheinungsbild ergibt, jedoch auch dafür sorgt, dass die Gitarre wie ein Lutscher aussieht und zudem habe ich schon ein paar wenn auch nur sehr kleine weiße Pünktchen auf der Oberfläche durch minimale Rempler. Bei der Contour ist das Finish dagegen nicht zuviel und nicht zu wenig. Die Armauflage ist angenehm und üppig ausgearbeitet und die Potis befinden sich nicht etwa in im Abschlagsweg. Das Wilkinson-Vibrato verrichtet zuverlässig und leichtgängig seinen Dienst, auch dickere Dives bzw PullUps sind möglich bevor das System merklich aus der Stimmung gerät. Ein paar Schwierigkeiten hatte ich logischerweise beim Umgewöhnen von der festen TOM meiner RAN auf das schwebende Wilkinson, denn Palm-Mutes erfordern nun doch etwas mehr Fingerspitzengefühl. Das ist aber inzwischen kein Problem mehr.
Die Mechaniken arbeiten indes spielfrei und vermitteln ein hochwertiges Gefühl. Es gibt auch keine störenden Vibrationen aus dem Federkasten und Deadspots sind mir ebenfalls keine untergekommen. An der Gitarre selbst rumpelt und rappelt ebenfalls nichts und auch die häufig kritischen Gurtpins scheinen mit den richtigen Lochdurchmessern eingebohrt zu sein.
Tja, das war soweit mein kleines Review einer wirklich schönen Gitarre. Ich habe sie übrigens über Rockstarguitars in England bestellt, da der Pfundkurs schon damals günstig war (und jetzt noch günstiger ist) und mir der gute Dameon zudem sehr zuvorkommend und hilfsbereit entgegenkam. Bezahlt habe ich für die Gitarre 835 GBP, was zur damaligen Zeit (Ende November) ca. 950 Euro entsprach. Der Dollarwert der Gitarre beläuft sich indes auf etwa 1050 USD. Bei den Musik-Häusern, die Carvin im Programm haben hätte ich ca. 1500 Euro bezahlt. Der Preis war aufgrund des günstigen Dollarkurses in Relation zum Britischen Pfund möglich und beinhaltete alle Überführungskosten sowie Steuern. Inzwischen ist der Dollar wieder international gestiegen, im Vergleich von Euro zu Pfund ist das Pfund jedoch im Wert gefallen, sodass ein günstiger Preis derzeit durchaus weiterhin möglich wäre.
Die Bezahlung erfolgte in zwei Schritten, ganz genau wie es auch bei Carvin in den USA läuft: eine Anzahlung von mindestens 10% ist erforderlich, dann beginnt der Bau. Nach Fertigstellung ist der Rest fällig, dann wird die Gitarre ausgeliefert. Achso, ein Koffer ist auch immer mit dabei, bei mir wars ein MIA Tweedcase:

Natürlich gibt es durch diesen Grauimport auch einen Nachteil: wer auf eine Garantie wert legt ist auf das jeweilige Land angewiesen, indem er bestellt hat. Zudem gibt es kein 14- oder 30-tägiges Rückgaberecht wie bei uns. Wenn das Instrument absolut nicht gefällt oder grobe Mängel vorhanden sind ist zwar ein Neubau möglich, allerdings erfolgt der Versand auf eigene Gefahr und zu Lasten des Kunden und die 10% Anzahlung dürfen zu Baubeginn noch mal gezahlt werden. Man lebt also nicht ganz ohne Risiko. Demnach empfiehlt sich ein GUTER und kulanter Zwischenhändler. Bei Rockstarguitars war das zum Glück der Fall. Im offiziellen Carvin-Forum gibt es auch immer mehr Leute, die dort bestellen und die durchgehend zufrieden sind.
Die Bauzeit hat übrigens ca. 3 Monate in Anspruch genommen, was durchaus normal ist. Im Schnitt sind 2-4 Monate realistisch. Es gibt inzwischen auch eine sog. Rush-Built-Option, die die Fertigstellung innerhalb von 30 Tagen mehr oder weniger garantiert. Allerdings habe ich irgendwie Angst, das auszuprobieren. Nach der 12-monatigen Warterei bei RAN bin ich da einiges gewöhnt und kann dementsprechend auch etwas langer warten. Länger dauert es übrigens häufig auch dann, wenn man Sonderoptionen bestellt hat, die so nicht im Katalog vorhanden sind. Ja, ihr lest richtig, man ist nicht unbedingt NUR an die Standard-Positionen gebunden. Wenn zB der Wunsch nach einem besonders schönen Deckenholz kommt gibt es die Möglichkeit, gegen einen kleinen Aufpreis auch zu einem solchen zu kommen. Ebenso sind auf Anfrage auch Pickup-Konfigurationen drin, die für das jeweilige Modell so vielleicht nicht aufgeführt sind. Und wenn man ein ganz bestimmtes Finish haben will, kann man mittels eines Beispielbildes ebenso sein Wünsche darlegen. Es ist dabei immer eine Frage, wie aufwendig die jeweiligen Arbeiten sind. Dinge wie Fräsungen und Bohrungen werden mit festgelegten CNC-Prozessen abgearbeitet, da gibt es nicht viel dran zu machen. Lackiert wird aber zB alles per Hand. So hat vor kurzem ein User des Carvin-Forums eine DC bestellt, die einen sehr ähnlichen Look zum Finish der PRS Modern Eagle hatte. Das Staining war hauchdünn und man sah große Teile des Holzes noch sehr gut, sodass die Decke eine Art Denim-Effekt hatte. Und das ist nur ein Beispiel:

- Eigenschaft