Du hattest einige Fragen gestellt, deren Beantwortung Dir der Onkel natürlich nicht schuldig bleiben will und da Du gesagt hast:
Nicht krumm nehmen, ich nehme gerne Kritik entgegen. Aber dann will ich es genau wissen
geht es jetzt los:
Es sind Erfahrungswerte und diese Schaltung habe ich bereits so im Einsatz, lieber Onkel

nur eben ohne die Buchsen und das Poti als Festwiderstand ausgeführt.
Erfahrungswerte und praktischer Einsatz sind sicherlich nicht schlecht. Die grundsätzliche Funktion Deiner Schaltung habe ich ja auch nicht in Frage gestellt.
Vorausgesetzt deine Werte stimmen (ich habe nicht nachgerechnet), dann sind 450kOhm doch keine zu hohe Belastung?!
Oh doch! Nachzulesen in Post
11
Hast 1MOhm-Potis in deinen Gitarren verbaut?
Nein, und die Belastung durch die Potis sind in meinen Wert noch nicht eingeflossen. Interessant ist letztendlich nur die Antwort auf die Frage, wie groß die Güte der gesamten Schaltung, sprich die Überhöhung der Resonanz ist. Und genau die wird durch einen zu geringen Lastwiderstand verringert, wie ich in Post
11 dargelegt habe. Das ist übrigens keine Zahl die vom Himmel fällt sondern das Ergebnis des auf der Übertragungsfunktion basierenden Amplitudenganges der gesamten Schaltung, die der Onkel berechnet hat.
1. Der Eingangswiderstand ist von der Stromverstärkung des Transistors abhängig.
2. Der Aussteuerbereich am Eingang ist unsymmetrisch
3. Der Aussteuerbereich am Ausgang ist unsymmetrisch
Kannst du das mal näher erläutern? Ich sehe die Problematik nicht.
Aber gerne!
Der Wechselstromeingangswiderstand des Spannungsfolgers ist in ausreichender Näherung das Produkt aus Stromverstärkungsfaktor B und dem Emitterwiderstand RE. Ganz exakt muß man allerdings die Wechselstromverstärkung, also beta oder h21 nehmen und darf auch den rbe nicht vergessen. Aber auch für diesen gibt es eine bekannte Gleichstromnäherung als Quotient von Temperaturspannung und Basisstrom im Arbeitspunkt. Insgesamt gilt also:
rin = B * RE + rbe = B * RE + UT/IB
Nachzulesen ist das unter anderem Im Tietze-Schenk, 9. Aufl., S.57.
Schlußfolgerung: Der Wechselstromeingangswiderstand der Schaltung ist stark vom Stromverstärkungsfaktor des Transistors abhängig, der temperaturabhängig ist und darüber hinaus von Bauteil zu Bauteil stark streut. Die Hersteller geben bei der C-Version zum Beispiel einen Bereich von 420 bis 800 an.
4. Über das Potentiometer fließt ebenfalls Gleichstrom. Bei der Betätigung können Geräusche entstehen.
Geräusche entstünden auch wenn kein Gleichstrom darüber fließt.
Warum findet man in Audioschaltungen die Lautstärkeeinsteller immer gleichspannungsfrei? Antwort: Weil es unter Umständen Geräusche gibt, die von den Unregelmäßigkeiten der Schleiferbahn herrühren. Zur Erklärung sehe man sich das folgende
Video bei YouTube an.
Am Anfang kann man sehr schön den klanglichen Unterschied zwischen den beiden Belastungen hören. Je größer der Lastwiderstand, desto mehr Höhen.
Ab 0:50 wird am Volume gedreht: "That's the crackle, but that's okay!"
Dahinter steckt ein Potentiometer, welches ebenfalls als Source-Widerstand dient und folglich von Gleichstrom durchflossen wird. Wenn man mich fragt, ist das ein sehr eleganter Versuch, die schlechten Eigenschaften einer Schaltung dem "dummen" Kunden als Feature zu verkaufen!
Was den Aussteuerbereich betrifft, bin ich jetzt doch ein wenig verwundert.
Üblicherweise legt man den Arbeitspunkt so, daß sich in beide Richtungen ein gleichgroßer Hub ergibt, um unsymetrische Verzerrungen zu vermeiden. Bei Schaltungen mit bipolaren Transistoren kann man das allerdings nicht in jedem Fall einhalten. Typischerweise legt man das Kollektorpotential oder hier besser das Emitterpotential auf die halbe Betriebsspannung. Damit ergibt sich ein theoretischer Ausgangshub von 4,5V, der in der Praxis jedoch von der Restspannung des Transistors zusätzlich begrenzt wird.
Deine Schaltung liefert URE=3,6V (für B=500) oder URE=3V (für B=150). Der Aussteuerbereich ist am Ausgang also nicht optimal!
5. Es fehlt ein geeigneter Pulldown-Widerstand an Ein- und Ausgang
Angeschlossen wird eine Gitarre - und die hat einen Innenwiderstand. Ein zusätzlicher Pulldown-Widerstand belastet die Gitarre nur unnötig.
Tatsächlich hast Du Recht! Wenn der Pulldown-Widerstand zu klein ist, belastet er die Resonanzspitze zu stark. Deshalb wird man hier zu einem vergleichsweise hochohmigen Wert greifen. Ihn einfach wegzulassen führt bei Deiner Schaltung unter mehreren Umständen zu einem Spannungssprung:
- Unter Umständen beim Einstecken des Steckers in die Eingangsbuchse. -> Knack!
- Beim Einstecken des Steckers in die Eingangsbuchse, wenn das Gerät schon eingeschaltet ist. -> Knack!
- Bei der Benutzung einer Paula-artigen HH-Gitarre, denn hier ist der Schalter unmittelbar vor der Ausgangsbuchse angeordnet. Während des Umschaltens lädt sich der Koppelkondesator also wieder auf -> Knack!
- Bei der Benutzung des Bypass-Schalters. -> Knack!
Also, die beiden Pulldowns sollten schon da sein. Die Hochtöner und der Tontechniker werden es danken.
Nachzulesen ist das ganze unter "
Impedanzwandler mit Spike-Protection".
6. Elkos und keramische Kondensatoren haben in der Audioverarbeitung nichts zu suchen.
Das musst du den Menschen von Monacor mal erklären. Die verbauen nämlich Elkos.
Das glaube ich gerne!
Und die wissen was sie tun.
Sicher?
Wer einmal hochwertige HiFi-Verstärker oder Frequenzweichen studiert hat, der wird feststellen, daß hier nur hochwertige Folienkondensatoren verwendet werden. Warum das so gemacht wird, kannst Du Dir ja denken. Tatsache ist, daß der reale Kondensator alles andere als eine ideale Kapazität ist. Seine parasitäre Effekte gilt es beim Entwurf einer Schaltung zu berücksichtigen!
Sollten die Jungs von Monacor tatsächlich Kondensatoren mit keramischen oder elektrolytischen Dielektrika im Signalweg einer Audioschaltung verwenden, dann empfehle ihnen doch einmal die Lektüre des Artikels "
Kondensatoren als Störenfriede", den Helmuth Lemme im Jahre 2003 für die Zeitschrift "Elektronik" verfaßt hat. Dann wissen sie nämlich wirklich, was sie tun müssen und was nicht!
Deine Kompetenz in Ehren, aber dem Audio ist das völlig banane, ob Elko, Kerko, Foko..
Hast Du den Artikel auch gelesen? Dann wirst Du Deine Aussage sicherlich revidieren wollen.
7. Es fehlt ein Verpolungsschutz für die Betriebsspannung.
Bei mir wurde noch dadurch nie etwas zerstört.
Das muß nichts heißen! Fakt ist, daß im Fehlerfall der Transistor außerhalb seiner Grenzwerte betrieben wird! Gerade wenn man die Anschlußclips der 9V-Blöcke betrachtet, ist eine Verpolung sehr schnell geschehen. Dumm, wenn man kurz vor dem Gig schnell noch die Batterie wechselt und das Gerät dann unter Umständen gestorben ist!
Wie die "Profis" einen Verpolungschutz realisieren, kann man im Beitrag "
Verpolungsschutz und mehr" nachlesen. Mehr ist dazu, so erschreckend es auch ist, nicht zu sagen!
Ich habe allerdings den BC847 verbaut.
Auch der darf maximal eine Sperrspannung von 6V über der Basis-Emitter-Strecke haben, wie im
Datenblatt nachzulesen ist.
Nicht krumm nehmen, ich nehme gerne Kritik entgegen. Aber dann will ich es genau wissen
Jetzt weißt Du es genau!
Ich werde heute mal mein Labornetzteil anschmeissen und dir sagen ab welcher Spannung bei falscher Polung der Rauch aufsteigt
Und, wie lautet das Ergebnis Deines Experimentes?
Soviel zur fachlichen Seite. Zum Schluß mag man mir ein paar persönliche Worte gestatten:
Ich sehe in Deiner Signatur einen Link mit dem Titel "XonaTec - Entwicklung und Vertrieb von hochwertigen Baugruppen", welcher zu einer - zwar noch weitgehend inhaltsleeren - aber trotzdem kommerziell ausgerichteten Internetpräsenz führt.
Wenn dieser Titel für Dich Programm ist, dann überraschen mich Dein Fragen doch sehr!
Jemand der hochwertige Baugruppen entwickelt, sollte sich nicht mit der reinen Funktion der Schaltung begnügen, sondern er muß vielmehr sicherstellen, daß die Schaltung auch unter widrigen Umstanden arbeitet und soweit wie möglich fehlertolerant ist!
Einen Pulldown-Widerstand für 3 Cent wegzulassen und dafür einen Schaden von mehreren hundert Euro an einem Lautsprechersystem zu riskieren, ist für mich sparen am falschen Ende!
Von diesem Ansatz scheinst zu, zumindest mental, noch weit entfernt zu sein. In wie weit Dir das entsprechende Hintergrundwissen fehlt, kann ich so nicht beurteilen. Deine Fragen lassen da aber gewisse Schlußfolgerungen zu.
Soviel dazu.
Nicht krumm nehmen, denn ich habe lediglich konstruktive Kritik geäußert und mir dabei sehr viel Zeit genommen.
Ulf
EDIT:
Manchmal wird auch der Onkel von den Ereignissen überholt!
Ich sehe, daß Du Deinen Post inzwischen vollständig gelöscht hast, da er aber so mehrere Stunden im Board stand und ich an meiner inhaltlichen Kritik nichts zu ändern habe, bleibt alles wie es ist.