Hilfen für frei- und atonales Komponieren

Den letzten absatz kann ich nur unterstreichen! Grundsätzlich unterscheidet sich das nicht vom tonalen komponieren, da gilt es auch, allzu bekanntes, banales zu vermeiden und eine eigene sprache zu finden.
Der forum-typische wasserglas-effekt hat sich beruhigt, wir können zur sache übergehen.
Sarah möchte eigenes akustisch umsetzen, und da kommt sie um kompromisse nicht herum: zwischen idee und ausführung stehen instrumente und musiker. Das klavier verzichtet auf vierteltöne, auf "smear-effekte", auf "hot-tones" (ein explosives starkes vibrato), frequenzen, die nicht vorhanden sind, kann man nicht spielen, und manches ist spieltechnisch nicht zu machen. So ist es auch mit anderen instrumenten, die allesamt tonal ausgelegt sind, und synthesizer-klänge sind nicht jedermanns sache.
Trossingen hatte einen wettbewerb für neue, "moderne" werke für akkordeon und gitarre ausgeschrieben, ein guter bekannter beteiligte sich, fragte instrumentalisten um rat: "schreib was du willst, wir spielen alles!", war die antwort. Das ist natürlich übertrieben, sie legten sich das geschriebene zurecht, wie es bei harfenisten gang und gäbe ist. Ich hörte das abschlusskonzert und war erstaunt, was da alles möglich war.
Auch in betreff notation ist man an herkommen gebunden, geht man eigene wege, muss man das wortreich erläutern.
Wenn Sarah sich wieder meldet und interesse bekundet, würde ich gern versuchen, ihr zu helfen, irrwege zu vermeiden, die ich selbst gegangen bin.
 
Auch Schönbergs Urheberrecht ist noch nicht erloschen, auch wenn Schönberg schon lange erloschen ist.

In Deutschland muss der Urheber seit 70 Jahren verstoben sein, bis sein Werk Public Domain wird. In Nordamerika sind es nur 50 Jahre.

Zum atonalen Komponieren:
Es ist ein "Vermeiden von", was ja schon die Vorsilbe a- verdeutlicht. Regeln für atonales Komponieren lassen sich nicht aufstellen. Weil das unbefriedigend ist, hat Schönberg dodekaphonische Regeln entworfen, um sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Wer selber atonal komponieren will, muß jedoch seine eigenen Regeln finden, oder besser: seinen eigenen Tonfall finden, seine eigene 'Grammatik'. Da das schon viele versucht haben, wird atonales Komponieren nicht nur zum "Vermeiden von Tonalem", sondern obendrein zum "Vermeiden von dem, was bereits andere versucht haben". Das ist ein schwieriges Unterfangen, denn das musikalische Terrain ist ziemlich abgegrast.

Maler, deine Sichtweise ist teilweise noch falsch. Das Wort Vermeidung trifft nämlich nicht notwendiger Weise zu. Die Sichtweise scheint zwar insgesamt richtig, ist es aber nur in Teilen, und sie hat zwei oder drei grundlegende Fehler.

1. Ein Komponist kann Neue Musik schreiben, ohne tonale Elemente oder Passagen explizit zu vermeiden. Die Formen und Ausprägungen von Musik sind heutzutage nur noch durch instrumentale und physikalische Grenzen eingeschränkt.

2. Es kommt hier darauf an, ob der Komponist tonale Elemente oder Passagen wirklich vermeiden will und dies tatsächlich auch tut. Erst dann ist es eine Vermeidung!

3. Der Begriff "atonal" ist ein schlechter Begriff, siehe meinen ersten ausführlichen Post in diesem Thread. Der Begriff wurde im Übrigen nicht von Komponisten Neuer Musik erschaffen, sondern von Kritikern. Es ist schade, dass der Begriff sich etabliert hat und den Denkfehler weiterträgt.

4. Man muss in der Neuen Musik nicht darauf achten, ob ein anderer Komponist bestimmte Elemente oder Ideen schonmal verwendet hat. Es schadet nicht, sich dessen bewusst zu sein, aber es gibt hier grundsätzlich keine Grenze. Die Verbreitung der Sichtweise, Neue Musik müsste immer aus ganz neuen Ideen heraus entstehen, ist falsch und wird nur in bestimmten Kreisen vorausgesetzt, welche sich selbst diese Grenze setzten wollen. Grundsätzlich muss man sagen: es gibt kaum einen Komponisten, der nicht mindestens eine Idee von mindestens einem anderen Komponisten (oder einem anderen Menschen) ganz oder in Teilen wiederverwendet.

5. Musik läßt sich anhand einer Vielzahl, eigentlich von unendlich vielen Modellen analysieren und beschreiben. Der Versuch, das heutige Spektrum an Musik immer wieder am Modell der Harmonielehre zu messen, ist ein schlechter und sehr beschränkter Ansatz, von dem sich immer mehr Menschen jedoch befreien. Dies kann man sogar hier im Musiker-Board beobachten. Sicherlich gibt es irgendwo die "Kontinuität", aber es gibt eben auch soetwas wie eine "exponentielle Entwicklung".
 
Zuletzt bearbeitet:
Günter Sch.;4824986 schrieb:
würde ich gern versuchen, ihr zu helfen, irrwege zu vermeiden, die ich selbst gegangen bin.

"Irrwege" gibt es in der Musik nicht. Es gibt nur Wege, die ein Komponist für sich persönlich ablehnen kann. Denn was der eine als "Irrweg" sieht, kann für den anderen der Weg sein.

Und ob für jemanden, der "atonal" und "dissonant" komponieren will, Tips von einem, der aus irgendeinem Grund Konsonanzen als höherwertiger oder besser ansieht als Dissonanzen (so habe ich es jedenfalls entnommen), so passend sind, wage ich zu bezweifeln.



Zum atonalen Komponieren: Es ist ein "Vermeiden von", was ja schon die Vorsilbe a- verdeutlicht. Regeln für atonales Komponieren lassen sich nicht aufstellen.

Tolles Unterfangen, aus einem unpassenden Wort heraus den Gegenstand zu erklären :rolleyes: Ein Wort, das die Presse kreiert hat und nicht nur von Schönberg abgelehnt wurde. Schönberg schlug z.B. die Worte "polytonal" und "pantonal" vor. Ich bin gespannt auf deine Erläuterung des Gegenstands anhand eines dieser beiden passenderen Worte.


... Es geht natürlich nicht um das (negative) Vermeiden, sondern und das (positive) Erzeugen von gewünschtem. Das man, wenn man "atonal" komponiert, "tonales" als unerwünscht nicht verwendet, ist dabei nur eine beiläufige Sache. Genauso könnte man behaupten, das schreiben von tonaler Musik sei das vermeiden von atonaler Musik, und nichts weiter. Die Hauptsache aber ist doch das erzeugen von Musik!

Wenn ich z.B. komponiere, dann ist das atonal, denn ich schreibe nur Musik. die mir gefällt.


Ich finde es übrigens unerhört, das wenn hier jemand atonal komponieren will und Fragen stellt, sich Leute aufmachen, ihre Vorurteile auszuschütten und den Thread mit Irrelevantem zu füllen. Vergesst es! Die heutige Generation braucht Eure Vor- und Alturteile nicht.
 
Die Diskussion Tonalität-Atonalität hatten wir schon einige Male. Das kann und soll gerne im Musikwissenschaftsforum weiterdiskutiert werden, ggf. werde ich Folgeposts dorthin verschieben, falls sie nicht direkt threadrelevant sind.

Harald
 
Dazu habe ich eine Anmerkung. Der Post #20 von Maler war ja hoffentlich Thread-relevant, und somit ist auch meine Antwort in Post #22 Thread-relevant.
 
3. Der Begriff "atonal" ist ein schlechter Begriff ...
Es ist ein allgemein geläufiger Begriff, auch wenn z.B. Schönberg ihn ablehnte. Auch der Begriff "barock" war einmal kritisch gemeint, aber deswegen zetert heute trotzdem niemand mehr, wenn ihn jemand verwendet, und niemand käme auf die Idee, daraus Gegnerschaft abzuleiten. Die ursprüngliche Fragestellerin hat übrigens selber nach "atonaler" Musik gefragt.

Ich bin ja durchaus einverstanden, daß man eine Sache nicht aus ihrem Namen heraus erklären kann. Aber erstes war meine Bemerkung zur Vorsilbe a- eher beiläufig, und zweitens ändert ein anderer Name an der Sache nichts. Atonales Komponieren setzt voraus, daß man ein tonales Zentrum vermeidet, Kadenzbildungen nicht zuläßt, harmonisch-diatonisches nicht verwendet. Natürlich ist es 'erlaubt', Stile zu mischen, Atonales mit Tonalem zu kombinieren, aber dann würde man nicht mehr von rein atonaler Musik sprechen.

Seltsam fand ich folgenden Kommentar:
Ich finde es übrigens unerhört, das wenn hier jemand atonal komponieren will und Fragen stellt, sich Leute aufmachen, ihre Vorurteile auszuschütten und den Thread mit Irrelevantem zu füllen. Vergesst es! Die heutige Generation braucht Eure Vor- und Alturteile nicht.
An wen ging das? Welche Vorurteile und Alturteile, wie du so naßforsch sagst, sind gemeint?
 
Es ist ein allgemein geläufiger Begriff

Dennoch ist es ein falscher Befgriff, denn er wird leider nicht nur für Musik verwendet, die tatsächlich kein tonales Zentrum aufweist, sondern er wird verallgemeinernd verwendet, und ist dann eben unangebracht. Analog dazu ist es auch völlig unsinnig, dass Leute immer wieder nur Schönberg nennen und seine oft falsch interpretierte Zwölftontechnik. Es gab und gibt mittlerweile viele Komponisten, die Neue Musik komponiert haben und noch komponieren. Dabei gab und gibt es dann sehr viele verschiedene Ansätze, sodass es einfach nur absurd ist, aus dem Werk eines Komponisten grundsätzliche Urteile abzuleiten, wie es leider oft geschieht. Ich unterstelle solchen Leuten Absicht.

aber dann würde man nicht mehr von rein atonaler Musik sprechen.

Das stimmt schon, allerdings bin ich wiederum davon ausgegangen, dass Sarah nicht Lupen-reine atonale Musik komponieren möchte, sondern frei ("eher") atonale Musik. Zudem schadet die Klärung der Begriffe nicht.
 
So viele Anregungen...fein!
@ Algorithmus: Danke für die Buchtipps!!! und Links zu den Noten, kannte ich schon, hatte ich aber vergessen......

Das mit den Skalen und Modi finde ich spannend, muss das erst mal alles durchlesen......

@ Günter:
>Wenn Sarah sich wieder meldet und interesse bekundet, würde ich gern versuchen, ihr zu helfen, irrwege zu vermeiden, die ich selbst gegangen bin.

Ja, klar, deine Erfahrungen, Wege und Irrwege interessieren mich sehr. Auch von allen anderen! Vielleicht inspirieren mich eure Wege......

Sarah

> Musik läßt sich anhand einer Vielzahl, eigentlich von unendlich vielen Modellen analysieren und beschreiben. Der Versuch, das heutige Spektrum an Musik immer wieder am Modell der Harmonielehre zu messen, ist ein schlechter und sehr beschränkter Ansatz, von dem sich immer mehr Menschen jedoch befreien. Dies kann man sogar hier im Musiker-Board beobachten. Sicherlich gibt es irgendwo die "Kontinuität", aber es gibt eben auch soetwas wie eine "exponentielle Entwicklung".

ich weiß nicht, ob ich genau verstehe, was du meinst, aber es gibt doch - abgesehen von der harmonielehre - z.b. grundregeln in der stimmführung nach den regeln des alten kontrapunktes: z.b. eher stufenweise fortschreitungen in der stimmführung, abstände der stimmen zueinander, eigentständigkeit der stimmen, etc. - das sind doch allgemeingültige parameter, die in einer modernen komposition ja auch ihren stellenwert haben, oder?

wie verwertet man denn das ganze wissen von stimmführung, kontrapunkt, harmonielehre? oder hat das alles plötzlich keine relevanz mehr?

Sarah

>Atonales Komponieren setzt voraus, daß man ein tonales Zentrum vermeidet, Kadenzbildungen nicht zuläßt, harmonisch-diatonisches nicht verwendet. Natürlich ist es 'erlaubt', Stile zu mischen, Atonales mit Tonalem zu kombinieren, aber dann würde man nicht mehr von rein atonaler Musik sprechen.

ja, ich hab mich da offenbar sehr schlecht ausgedrückt.....

ich suche einfach anregungen und ideen, die mein eigenes tonales denken erweitern, aber ich muss nicht zwanghaft jede tonalität vermeiden....ich weiß einfachzu wenig, wie ich von der tonalität weg komme in dissonantere klänge, die aber eben auch gut klingen....

deshalb sind für mich stilkopien vielleicht schon von interesse, um zu begreifen, wie andere das gemacht haben......

jazz-akkorde fand ich bis jetzt hilfreich, da gibt es ja z.b. schöne septimen- und nonenklänge, hinzugefügte quarten, sexten,etc........

aber z.b. frage ich mich, wie ich kleine sekunden sinnvoll einsetze.......das klingt oft nicht gut, je nachdem wie der restliche akkord ist, wie dann die stimme weitergeführt wird.......

Hallo Sarah-bitte benutze die "Beitrag editieren"-Funktion, statt mehrere einzelne Beiträge kurz hintereinander zu schreiben. Ich habe deine Beiträge mal zusammengeführt. Dann wäre es gut, wenn du die "Zitat"-Funktion wie in Board-Regel 8 benutzen würdest, das macht deine Beiträge lesbarer. Danke und Grüße von der Moderation ;) Harald​
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Sarah
Wie du siehst, kann man um theorien und definitionen trefflich streiten, tiefschläge nicht ausgeschlossen. Aber soviel man auch weiß, es kommt darauf an, etwas zu machen. Das fängt mit dem ersten ton, der ersten note an, aber ein ton hat ebenso viel oder so wenig bedeutung wie ein sprachlaut, erst in beziehung zu anderen ergibt sich ein sinnvoller zusammenhang. Die satztechnik besteht darin, töne (eigentlich klänge, wenns kein sinuston ist) so zu organisieren, wie es deiner absicht entspricht, wobei ich davon ausgehe, dass du etwas ausdrücken willst. Wenn ich nämlich John Cage's bonmot ernst nehme, "Ich habe nichts zu sagen, und eben das sage ich!", dann ist das nicht selbstverständlich, die musik pendelt zwischen spiel und ausdruck hin und her.
Aber ich möchte zur sache kommen: ich vergleiche musik mit architektur, meine bausteine sind klänge, die ich vertikal und horizontal in verschiedensten mustern oder patterns anordnen kann. Bis zum ausgang des 19.jhs und in der späteren populären musik Mitteleuropas lag der schwerpunkt im harmonischen, das lineare wurde vernachlässigt, hatte sich unterzuordnen, jetzt schlägt das pendel zurück.
Ich hatte erwähnt, dass traditionelle instrumente grenzen setzen, und wir können nur auf schon vorhandenem weiterbauen.
Selbst mit einem ton kann man "komponieren", das geschieht in Bergs "Wozzek" und bei Ligetis "Musica ricercata", die ich dir wie Bartoks "Mikrokosmos" ans herz lege, wenn du klavier spielst.
Je mehr klänge ich verwende, umso mehr kombinationsmöglichkeiten ergeben sich horizontal wie vertikal und da kommen alle alten verfahrensweisen zum tragen: wiederholung-variierung- umkehrung-krebs-interpolation- kontrast- verkleinerung-vergrößerung-rhythmisierung-stimmvertauschung etc. oder auch nichts von alledem.
Die basis all dessen ist jedoch der jeweilige klangerzeuger.
Bach nannte die, die am instrument improvisierend ideen suchten, "tastenritter", es gab die regel "vom kopf in die hand und nicht umgekehrt", dagegen wurde erfolgreich verstoßen: als ich die Villa Puccinis in Torre del Lago am Lago di Massacciuccoli aufsuchte, nahm ich heiter die anordnung des meisters wahr: eine vierteldrehung des schemels brachte ihn vom klavier zum schreibtisch. Eines schickt sich nicht für alle, ein bekannter von mir braucht nur notenpapier, einen bleistift und eine wand vorm kopf, damit ihn nichts ablenkt, bei Wagner gings nicht ohne schlafrock, barett und parfum.
 
das sind doch allgemeingültige parameter, die in einer modernen komposition ja auch ihren stellenwert haben, oder? wie verwertet man denn das ganze wissen von stimmführung, kontrapunkt, harmonielehre? oder hat das alles plötzlich keine relevanz mehr?

Es sind keine allgemeingültigen Parameter. Es sind lediglich Parameter in einigen der Modelle.

Die Wissenschaft bewegt sich in allen Bereichen immer wieder weg von den bisherigen Modellen, um neue Ansätze zu erforschen und dadurch weiter zu kommen bzw. andere Möglichkeiten zu erschließen. Genau so ist es auch in der Musik.

Stimmführung ist ein weiter Begriff, d.h. es gibt ganz verschiedene Ansätze für die Stimmführung.

Selbst vom Kontrapunkt gab und gibt es, was vielen nicht bewusst ist, sehr verschiedene Ausprägungen. An dieser Stelle empfehle ich herzlichst das Buch Kontrapunkt von Diether de la Motte.

Wenn du nun eine Stimmführung, eine Ausprägung des Kontrapunktes oder die Harmonielehre verwenden möchtest, dann kannst du dies tun. Es ist dir selbst überlassen, wie tief du einsteigst und wie genau du die Regeln, Sonderregeln und Ausnahmen nimmst.

Du kannst aber auch einfach frei komponieren, ohne an eines der Modelle zu denken. Deine Komposition kann dann nachträglich mit beliebigen Modellen analysiert werden (eine typische Aufgabe für Musikwissenschaftler), es ist aber selbstverständlich nicht notwendig, um ihre Wirkung zu erfahren.

Modelle für Musik kann man sich wie Werkzeuge vorstellen, von denen es viele verschiedene gibt. Jedes hat ein oder mehrere Zwecke und läßt sich auf ein oder mehrere Weisen verwenden. Auch Kombinationen sind möglich. Es sind Hilfmittel, welche nicht nur gezielt eingesetzt werden können, sondern sie können auch die Kreativität anregen, denn (grob ausgedrückt) der Anwender sieht Funktionsweisen, Ergebnisse, Probleme, etc., die ihn inspirieren oder nachdenklich machen können.
 
A
  • Gelöscht von HaraldS
  • Grund: Beitrag wurde verschoben in einen Thread im Musikwissenschafts-Forum
@Algorithmus...da haben wir uns um zwei Sekunden überschnitten ;), dein Beitrag steht im neuen Thread.

Stimmt, ich dachte schon mein Browser spinnt - oder ich ;)


@Sarah: Eine hilfreiche Sache wurde bisher nur angedeutet. Nämlich das lesen von Analysen über Stücke, die man mag. Da gibt es z.B. die "Musik-Konzepte"-Reihe, Bände, in denen jeweils ein Ausschnitt aus der aktuellen Forschung gezeigt wird. Und meist finden sich darin Analysen. Es gibt auch einen Band über Messiaen http://www.amazon.de/Olivier-Messia...=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1279276759&sr=8-1 , den ich selbst aber (noch) nicht besitze. Allerdings ist natürlich im Falle Messiaens nichts besser als dessen eigene Schrift, die ich ein paar Posts früher erwähnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine hilfreiche Sache wurde bisher nur angedeutet. Nämlich das lesen von Analysen über Stücke, die man mag.

Wenn ich mich hier mal einmischen darf: Das geht schon in die richtige Richtung, ist aber für mein Dafürhalten der Ansatz für Weicheier. Wie wäre es mit:
1. Das Stück selbst von einer Aufnahme abhören und notieren.
2. Selbst analysieren.
3. Stilkopien anfertigen.

Jetzt mal als praktischer Ansatz. Wer tausend Seiten über Skrjabin liest und dabei keine einzige Note zu Papier bringt, ist hinterher kein besserer Komponist als vorher, nicht wahr? Beschäftigung mit Musik sollte sich in erster Linie als klangliches Erleben vollziehen, erst in zweiter Linie als theoretisches.
 
Wie wäre es mit: 1. Das Stück selbst von einer Aufnahme abhören und notieren.

Hast du schon mal ein atonales Stück von einer Aufnahme abgeschrieben und kannst abschätzen, welche Vorkenntnisse du hier voraussetzt?

Wer tausend Seiten über Skrjabin liest und dabei keine einzige Note zu Papier bringt, ist hinterher kein besserer Komponist als vorher, nicht wahr?

Doch, durchaus, wenn auf diesen tausend Seiten Skrjabins Musik analysiert wird. Derjenige, der diese tausend Seiten liest (und versteht) kann hinterher fundierter urteilen, besser analysieren und dadurch auch bessere Stilkopien selbst komponieren.

Beschäftigung mit Musik sollte sich in erster Linie als klangliches Erleben vollziehen,

Eine gewagte These, denn es geht der Fragestellerin ja nicht darum, atonale Musik zu erleben. Das hat sie vermutlich schon ausführlich getan, sonst würde sie nicht selbst so komponieren wollen. Es geht ihr jetzt darum, diese Erfahrungen in eigenes Tun umzusetzen, dafür stellt sie hier die Fragen. Und um selbst zu schreiben, hilft weiteres Hören erst mal nix. Da ist vielmehr bewußtmachen, rationalisieren, analysieren, benennen und sortieren musikalischer Sachverhalte angesagt.

erst in zweiter Linie als theoretisches.

Ja, es geht aber nicht um Theorie hier. Es geht um praktisches Komponieren, zumindest verstehe ich die Fragestellerin so.

Harald
 
Edit: Hat sich erledigt ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine gewagte These, denn es geht der Fragestellerin ja nicht darum, atonale Musik zu erleben. Das hat sie vermutlich schon ausführlich getan, sonst würde sie nicht selbst so komponieren wollen. Es geht ihr jetzt darum, diese Erfahrungen in eigenes Tun umzusetzen, dafür stellt sie hier die Fragen. Und um selbst zu schreiben, hilft weiteres Hören erst mal nix. Da ist vielmehr bewußtmachen, rationalisieren, analysieren, benennen und sortieren musikalischer Sachverhalte angesagt.

also alles hilft ein wenig weiter, finde ich:)

wenn mir etwas gefällt, hör ichs mir oft an - dann passiert es oft wie von selbst, dass ichs nachmache - vielleicht arbeitet da das unbewußte mit bei diesem vorgang.....

oder ich schau mir noten von dem komponisten an und versuche rauszufinden, was es genau ist, was mir dort gefällt - dann probier ich was ähnliches oder es inspiriert mich zu etwas eigenem neuen.....

ja, oder ich versuche über bücher/analysen, etc. zu verstehen, was der komponist macht.....da wird meist viel wissen vorausgesetzt, daher ist es oft zu schwierig und damit langweilig für mich....außerdem nerven mich immer alle systeme mit mehr als 4 stimmen, weil ichs dann eh nicht selbst spielen kann hören kann......diese seitenlangen notenbeispiele oder partiturauszüge hasse ich, wie soll ich einen partiturauszug denn spielen (und vorstellen kann ichs mir meistens nicht, außer bei klassischen werken)?


wie kann man eigentlich innerhalb eines einzelnen postings mehrere leute zitieren?

Sarah
 
Ich verweise mal auf "Klassik-neue klassik-dissonante klassik" (der titel ist nicht von mir!), wo man "hintergründiges" findet. Auch der thread "Geniale Kompositionen in der Nähe der A-Tonalität" von cvinos vom 10.02. ist womöglich lesenswert.
@Sarah
"Klassik" konnte man aus der partitur auf dem klavier spielen, heute geht das nicht mehr, aber hören und mitlesen hilft, die klangvorstellung weiter zu entwickeln. Übrigens sind komponisten manchmal selbst erstaunt, wie ihre musik klingt! ;)

Du erwähntest den klangreiz von "sekunden", im "Mikrokosmos", heft 5, 132 findest du ein schönes stück, an dem man seine anschlagskultur beweisen kann..
Ich machte bei lehrveranstaltungen folgendes experiment: ich schlug einen C-Dur-akkord hart an, machte etwas tra-ra alla sommernachtstraum-marsch-anfangsfanfare, baute danach über der gesamten klaviatur eine vieltönige klangfläche auf, und alle waren einig, dass sie viel "schöner" klänge.
Das spielen zeitgenössischer musik hilft auch, klassische besser zu spielen, ich denke an Schuberts "Wanderer-phantasie", wo die gebrochenen akkordpassagen leicht zu geklingel werden, dem aber leichte akzentverschiebungen evtl. mit unüblichen fingersätzen und die vorstellung von "flächen" an stelle von einzeltönen abhelfen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hast du schon mal ein atonales Stück von einer Aufnahme abgeschrieben und kannst abschätzen, welche Vorkenntnisse du hier voraussetzt?

Nein, atonale Musik interessiert mich aber auch nicht. Ich hab allerdings zahlreiche tonale Stücke abgehört. Der springende Punkt ist für mich: Wenn man die Musik nicht von der Aufnahme abhören kann, wie soll man dann ähnliches komponieren können? Wenn jemand Atonales komponieren will, sollten dessen/deren Ohren (bzw. Klangvorstellungsvermögen) der Aufgabe schon gewachsen sein, oder nicht?

Doch, durchaus, wenn auf diesen tausend Seiten Skrjabins Musik analysiert wird. Derjenige, der diese tausend Seiten liest (und versteht) kann hinterher fundierter urteilen, besser analysieren und dadurch auch bessere Stilkopien selbst komponieren.
Nichts gegen theoretische Lektüre, im Gegenteil, aber wenn man nicht praktisch übt, werden sich die erworbenen Kenntnisse nicht im eigenen Schaffen wiederfinden.

Eine gewagte These, denn es geht der Fragestellerin ja nicht darum, atonale Musik zu erleben. Das hat sie vermutlich schon ausführlich getan, sonst würde sie nicht selbst so komponieren wollen. Es geht ihr jetzt darum, diese Erfahrungen in eigenes Tun umzusetzen, dafür stellt sie hier die Fragen. Und um selbst zu schreiben, hilft weiteres Hören erst mal nix. Da ist vielmehr bewußtmachen, rationalisieren, analysieren, benennen und sortieren musikalischer Sachverhalte angesagt.
Weiteres Hören ist aber nicht gemeint. Sondern auditive Beschäftigung mit dem Material; eben das Abhören von Aufnahmen. Jetzt kommt der Punkt:
Wenn man Skrjabins Musik nicht notieren kann, ist man vielleicht einfach noch nicht so weit und sollte vielleicht erstmal mit Schumann-Klavierliteratur etc. beginnen.


Ja, es geht aber nicht um Theorie hier. Es geht um praktisches Komponieren, zumindest verstehe ich die Fragestellerin so.
Ja, schön das wir uns einig sind. Hier im Thread wurden aber Dinge empfohlen wie die Lektüre von Messiaens "Technik..." oder eines Buchs über Skrjabin. Das meinte ich mit theoretisch.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben