"Tonale Basstrommel? Spreizen? Heller Anteil beim Auftreffen?"
Was "tonal" ist, sollte ein Begriff sein. Jedes Instrument hat einen Grundklang, der einer Tonhöhe zuzuordnen ist. Beim Schlagzeug tritt der aber nicht immer deutlich hervor, z.B. bei der Snare, wo der Grundton kaum im Gesamtspektum hervorsticht und eben auch bei der kickdrum, die oft so stark gedÀmmt ist, dass es nur einen Schlag tut, den man keiner Tonhöhe direkt zuordnen kann. Tontechnisch lÀsst sich das so beschreiben, dass die DÀmpfung so hoch ist, dass der Ton ausklingt, bevor er genug Wellen gemacht hat, damit das Ohr das zuordnen kann. Der eigentliche Ton wird durch die DÀmpfung moduliert.
Man hat aber im Orchester und vor allem frĂŒher bei den Big Bands oft groĂe, weniger gedĂ€mmte Instrumente, die eine halbe Sekunde und mehr ausklangen. Da ist dann eindeutig eine Tonhöhe zu erkennen. Die muss halt zum StĂŒck passen. Bei virtuellen Instrumenten des Techno sind viele "base drums" sehr tonal gestimmt.
"Spreizen" nennen wir in der Musik den Vorgang, das Spektrum eines Instruments ĂŒber seinen eigentlichen Umfang zu dehnen, d.h. es geht z.B. nicht exakt zu den Frequenzen 220 Hz ... 880Hz sondern arbeitet von 218 ... 888Hz. Das Instrument ist also in den Tiefen zu tief und den Höhen zu hoch. Das Klavier macht das auspraktischen GrĂŒnden, Geiger aus Ă€sthtischen GrĂŒnden (fast immer etwas höher), Kontrabassisten eher etwas tiefer. Das hat gleich mehrere Effekte: Einmal bedient es unser Gehör, das ja nicht perfekt logarithmisch hört, dann betonen tiefere Tiefen eben besonders den Bass und ĂŒberhöhte Höhen strahlen stĂ€rker, und letztlich vermiedet man Kollisionen mit anderen Instrumenten. Wenn man sich vorstellt, dass 2 Instrumente sehr genau gestimmt sind, dann kommt es bekanntlich zu Schwebungen. Diejenigen, die mit Samples oder einfach gestimmten Synthies arbeiten, haben das sicher schon erlebt, dass Basstöne unterschiedlicher Spuren etwas Theater machen und sich gegenseitig hemmen - das gleiche gilt fĂŒr Synthy-BĂ€sse. Abhilfe schafft hier ja bekanntlich etwas zufĂ€lliges Vibrato.
Der "helle Anteil" eine Klangs, ist das BĂŒndel an Oberwellen, das zu der Grundwelle des Tons enthalten ist und den Klang bestimmt. Hier war spezielle der Beginn des Schlags gemeint. Siehe auch "Transienten".
man muss live nicht die Bassdrum an den Raum anpassen
Die Frage ist auch, inwieweit das ĂŒberhaupt geht. GrundsĂ€tzlich sehe ich das genau so: Aufgenommene und ĂŒber Lautsprecher abgespielte Instrumente brauchen erst einmal keine Anpassung - zumal das in den Mikros ohnehin völlig anders klingt, da man ja alles aus der NĂ€he hat und die Anteile die seitlich raus gehen, weitgehend fehlen. Geigen sind da ja ein Thema und eben auch die kick drum. Der Fellanteil nach Vorn hat eine andere Phase als die Rahmenschwingungen.
Es muss aber trotzdem untereinander passen und dabei muss man gfs etwas jonglieren: Die meisten akustischen Instrumente wo etwas ausschwingt, haben ja nicht einfach eine konstante Tonfrequenz, die leiser wird, sondern der Resonator verliert Energie und damit auch minimal an Frequenz und dies besonders am Anfang des Klangs. Daher werden z.B. Tom-KlÀnge beim Synthie gerne auch mit einer Frequenzmodulation versehen.
FĂŒr das reale Instrument sieht es so aus, dass sie daher im Mittel etwas tiefer klingen, wenn sie lĂ€nger ausklingen dĂŒrfen. Daher mĂŒsste man sie tendenziell minimal höher stimmen, damit sie wĂ€hrend ihres Tuns "mittig" auf der Note sitzen - (sofern man das möchte). An Samples, bei denen man die ADSR-Kurve hintenraus etwas einschrĂ€nkt, kann man das gut ausprobieren. Da sieht man auch den Effekt, wenn man ein tief tönendes Bass-Sample so stark im Sustain beschrĂ€nkt, dass es kaum noch nach Ton klingt, sondern nur noch knallt. Macht man das extrem kurz, kann sich gar kein Basston mehr entwickeln, sondern es gibt nur einen Knack.