Kirchentonleitern: Frage für wirklich tief Denkende

Hallo LWinkler,

ich stimme deinen Erkenntnissen im Großen und Ganzen zu. Mein Tipp für dich ist, die KI für Textkorrekturen und weitere Recherchen einzusetzen. Interessanterweise kam ChatGPT mit deinem Text überhaupt nicht klar und war nicht in der Lage, ihn zu korrigieren. Perplexity.ai dagegen hat einen guten Job gemacht und auch den Inhalt fachlich gut nachvollziehbar bewertet:

 
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Ah ja eh ich es Vergess , ja ich habe Legastenie.
Kein Problem, dachte ich schon.

Wenn Du es Deinen Lesern leichter machen willst, kopiere doch Deinen Text vor dem Posten in eine GenKI und lass das Deutsch überprüfen. Das macht für Dich nicht viel Arbeit, aber macht es dann hoffentlich auf verständlicher.

Ist toll, wenn Du Dir im Selbststudium das alles erarbeitet hast. Ich denke, Du wirst hier im Forum viele Anregungen finden. @McCoy, @LoboMix oder andere können Dir bestimmt gute Literatur empfehlen. Du kannst ja schon mal im Theorieforum stöbern.
 
Ich oute mich jetzt mal hier als Idiot, der alles bisherige gelesen, aber sehr wenig (von dem, was Du, LWinkler, uns mitteilen wolltest) verstanden hat.
Es gelingt mir einfach nicht zu erfassen, worum genau es Dir geht.

Frage daher an LWinkler: Bist Du im Stande, in kurzen Worten und in nicht mehr als 5 Sätzen zu erklären, was genau Deine Kritik woran ist ?
Das würde mir echt helfen.

LG
Thomas
 
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Der klangcharakter entsteht durch die unterschiedliche Position der Halbtonschritte.

Das sehe ich (bzw. höre) ich anders. Die Klangcharakterisitiken kommen durch die Intervalle zum Grundton. Für die Konstruktion ja, aber nicht für den empfundenen Charakter.
Da ist eher interesant: kleine oder große Terz, kleine oder große Septime usw.

Ich habe im Lebtag noch nie die GT und HTs abgezählt beim Hören. Das funktioniert eher so: Ah, Dur, wegen großer Terz, da ist die lydische Quarte, könnte lydisch sein! Bis zum Erscheinen der kleinen Septime ... "The Simpsons" (mixo#11).

Der Vollständigkeit halber:

Fun Fact:
Unter der Randbedingung 'eine Skala soll nur HT und GT enthalten' ergibt sich für das Tonmaterial (ohne Verschiebungen):
Pentatonik: keine Lösung (5 * 2 < 12)
Hexatonik: eine Lösung (Ganztonskala)
Heptatonik: drei Lösungen (Modi von Dur aka 'Kirchentonleitern' (symmetrischste Lösung, 3er-Gruppe und 4er-Gruppe von Ganztönen), Modi von melodisch Moll (2er und 5er; da finden wir auch mixo#11 von "The Simpsons", s.o.) und Modi einer Ganztonleiter mit zusätzlichem eingeschobenen Halbton (Superexot), der Scale Finder bezeichnet sie als "Leading Whole-Tone" *).
Und bei Oktatonik nimmt die Anzahl heftig zu.
(Und, ja, das ist eine Post-Hoc-Betrachtung, so hat sich die Musik nicht entwickelt. Aus der Abteilung 'shower thoughts')

Grüße
Omega Minus

*)
 
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Ich oute mich jetzt mal hier als Idiot, der alles bisherige gelesen, aber sehr wenig (von dem, was Du, LWinkler, uns mitteilen wolltest) verstanden hat.
Es gelingt mir einfach nicht zu erfassen, worum genau es Dir geht.

Frage daher an LWinkler: Bist Du im Stande, in kurzen Worten und in nicht mehr als 5 Sätzen zu erklären, was genau Deine Kritik woran ist ?
Das würde mir echt helfen.

LG
Thomas
Meine Kritik, wenn man es so nennen will, richtet sich an die art wie Musiktheorie vermittelt wird. Ich bin der Auffassung wenn man z.B. die 7 Skalen der Diatonischen Tonleiter mehr einbeziehen würde im Quintenzirkel (wie zum Beispiel in meiner Darstlleung) würde es vielen Einsteigern viel Zeit sparen. Das erste was man Lernt ist C-Dur C-D-EF-G-A-HC. Dem ist nicht zu wiedersprechen, aber hilft es dem Einsteiger oder Verwirrt es. Einsteiger brauchen erstmal Grundlagen, Die Fangen bei der Diatonischen Tonleiter an. und die Erste Tonleiter im System ist im Prinzip A-BC-D-EF-G-A.

In der Mathematik fange ich auch nicht an die Winkelfunktion Sin, Cos usw zu erklären. Sondern mit dem Satz des Pytagoras und leite damit dann die Winkelfunktion her.
Vieleicht auch mal Sowas als veranschaulichung wo die Skalen in unserem Tonsystem Stecken.
Screenshot_20250503-121305.jpg
 
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Das pythagoreische Komma ist regelmäßjger Bestandteil meines Klavierunterrichtes, z.B. im Zusammenhang mit dem Wohltemperierten Klaviers von J.S. Bach und den historischen Stimmungen (Werckmeister etc.), durch die das erst ermöglicht wurde. Das pythagoreische Komma ist eine physikalische Realität, ich habe das auch mal konkret ausgerechnet. Das Gute an den heutigen Digitalpianos ist, daß man per Knopfdruck historische Stimmungen einstellen und vergleichen kann. Es ist immer wieder interessant, meinen Schülern zu zeigen, wie schrecklich der Fis-Dur Akkorde in mitteltöniger Stimmung klingt. :w00t:
Zum Thema pythagoreisches Komma mache ich vieleicht ein seperaten Tread auf. Da es ein sehr speziefisches Thema ist. Wo man ganze Abhandlung schreiben kann und sich sehr mit den Stimmungsystemen beschäftigen muss, ihrer Bewandniss usw.
Und Natürlich kann man es auch Mathematisch betrachten. Sicher auch ein Interessantes Thema mit dem ich mich auch schon Intensiv befasst habe.

:)schönes Bild der goldenen Lyra. Ich hatte auch schon was zur Rekonstrucktion gelesen, ja da gibt es mehre Quellen und abhandlungen, auch zu den keilschriften. Ich schaue da auch noch einmal und stelle sie ggf hier rein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Kritik, wenn man es so nennen will, richtet sich an die art wie Musiktheorie vermittelt wird. Ich bin der Auffassung wenn man z.B. die 7 Skalen der Diatonischen Tonleiter mehr einbeziehen würde im Quintenzirkel (wie zum Beispiel in meiner Darstlleung) würde es vielen Einsteigern viel Zeit sparen.
Es gilt ja die Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre, d.h., daß jeder Autor einer Allgemeinen Musiklehre kann das so halten, wie er das für richtig und zielführend hält. Wenn Du der Ansicht bist, daß es erforderlich wäre, daß ein andere Ansatz publiziert werden muss, wäre ja der einfachste Weg, daß Du selbst ein solches Lehrwerk schreibst und veröffentlichst, in dem von der aeolischen Tonleiter ausgegangen wird. Ich persönlich bin aber der Ansicht, daß Dein Ansatz keine wirklich wesentlichen Unterschiede zu den bisher üblichen Methoden beinhaltet. Z.B. das, was Du im Deinem Post über die Kirchentonleitern schreibst, ist eigentlich musikalisches Allgemeinwissen und längst hinreichend in den bekannten Lehrwerken beschrieben.

Deine Kritik läuft da irgendwie ins Leere.

Bevor Du einen neuen Thread über das pythagoreische Komma eröffnest, kannst du mal diesen Thread zu Gemüte führen, um dich zu informieren, auf welchem Diskussionsstand die Boardmitglieder sich im Allgemeinen befinden: https://www.musiker-board.de/threads/warum-ist-ein-dis-hoeher-als-ein-es.745140/

Viele Grüße,
McCoy
 
Das erste was man Lernt ist C-Dur C-D-EF-G-A-HC. Dem ist nicht zu wiedersprechen, aber hilft es dem Einsteiger oder Verwirrt es. Einsteiger brauchen erstmal Grundlagen, Die Fangen bei der Diatonischen Tonleiter an. und die Erste Tonleiter im System ist im Prinzip A-BC-D-EF-G-A.
Das ist eine (hinlänglich bekannte) enharmonische Verwechslung. ;)
 
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Es gilt ja die Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre, d.h., daß jeder Autor einer Allgemeinen Musiklehre kann das so halten, wie er das für richtig und zielführend hält. Wenn Du der Ansicht bist, daß es erforderlich wäre, daß ein andere Ansatz publiziert werden muss, wäre ja der einfachste Weg, daß Du selbst ein solches Lehrwerk schreibst und veröffentlichst, in dem von der aeolischen Tonleiter ausgegangen wird. Ich persönlich bin aber der Ansicht, daß Dein Ansatz keine wirklich wesentlichen Unterschiede zu den bisher üblichen Methoden beinhaltet. Z.B. das, was Du im Deinem Post über die Kirchentonleitern schreibst, ist eigentlich musikalisches Allgemeinwissen und längst hinreichend in den bekannten Lehrwerken beschrieben.

Deine Kritik läuft da irgendwie ins Leere.

Bevor Du einen neuen Thread über das pythagoreische Komma eröffnest, kannst du mal diesen Thread zu Gemüte führen, um dich zu informieren, auf welchem Diskussionsstand die Boardmitglieder sich im Allgemeinen befinden: https://www.musiker-board.de/threads/warum-ist-ein-dis-hoeher-als-ein-es.745140/

Viele Grüße,
McCoy
Ja, ich stimme dir da zu. Vieleicht bin ich auch nur an Leute geraten die ältere oder andere Methoden praktizieren oder ich hatte nicht die richtige Literatur. Meine Schulzeit ist auch schon länger her und da kann sich natürlich vieles geändert haben. Ich habe in der Tat überlegt ein "Lehrwerk" zu schreiben. Habe auch ansätze dafür und angefangen. Das ist natürlich nochmal etwas ganz anderes als wenn man sich nur zur eigenen Wissensaneignung damit beschäftigt. Man beschäftigt sich wesenntlich intensiver mit der Thematik, rechaschiert nochmal sucht Quellen prüft seine Aussagen usw. Und ja ich kam dann an einen Punkt wo ich mich Fragte macht es Sinn. Was wären jetzt die relevanten Neuerungen und Erkenntnisse. Deshalb bin ich hier. Weil es wäre ja möglich das es ins Leere läuft, dann würde ich viel Zeit unötig Investieren.

Und ja den Thread schaue ich mir an, stimme dir voll zu ich muss erstmal schauen auf welchem Diskusionsstand die Bordmitglieder sich im Allgemeinen befinden. Ich bin ja erst ein Paar Tage dabei und irgendwo fängt man dann halt an. Hatte mir natürlich schon einige Themen und Thraeds durchgelesen um ein groben überblick zu bekommen.
Finde den ersten eindruck wie man mich hier aufnimmt und die sachlichen Reaktion (trotz meiner grauenhaften Rechhtschreibung und Grammatik) aber sehr Positiv.(y)
 
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Das erste was man Lernt ist C-Dur C-D-EF-G-A-HC. Dem ist nicht zu wiedersprechen, aber hilft es dem Einsteiger oder Verwirrt es. Einsteiger brauchen erstmal Grundlagen, Die Fangen bei der Diatonischen Tonleiter an. und die Erste Tonleiter im System ist im Prinzip A-BC-D-EF-G-A.
Das ist in meinen Augen fragwürdig, denn die Dur-Tonleiter (egal, ob mit C oder einem anderen Grundton) ist jene, die in unserer kollektiven (mitteleuropäischen) Klangerfahrung am besten und tiefsten verankert ist. Ich halte es daher für sinnvoll, auch mit dieser zu beginnen, und alles andere im Tonleliternzoo erst danach, gewissermaßen als Abweichung davon zu betrachten.

Aber ich habe auch nichts dagegen, wenn Du Deine Energien dafür einsetzt, diesen Ansatz zu ändern. Nur halte ich es weder für eine Verbesserung, noch für eine Vereinfachung für Einsteiger.

LG - Thomas
 
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Ich denke, man fängt beim Unterrichten am besten mit Bekanntem an.

Früher war das wahrscheinlich eher Moll, heute sind alle Kinderlieder in Dur. Deshalb würde ich definitiv zuerst Dur behandeln, und da wahrsch den Fünftonraum.

Grundlagen, Die Fangen bei der Diatonischen Tonleiter an.
Imo sind das alles diatonische Tonleitern, oder wie ist das definiert?
 
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Imo sind das alles diatonische Tonleitern, oder wie ist das definiert?

Kommt darauf an, wie eng man den Begriff fasst.

"...
In Erweiterung dieser ursprünglichen strengen Definition werden heute manchmal auch solche Tonleitern als diatonisch bezeichnet, die lediglich die Bedingung erfüllen, die Oktave in fünf Ganz- und zwei Halbtöne zu unterteilen. Beispiele hierfür sind die akustische und die alterierte Skala.
..."

Und mit der akutischen Skala sind wir wieder bei "The Simpsons" (mixo#11).

Ich würde mit dem Wichtigsten in der Musik anfangen: Was höre ich!?
Man solte sowieso Gehörbildung und Musiktheorie nicht trennen, das gehört zusammen.

Grüße
Omega Minus
 
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@LWinkler, erst mal Danke für deine anregenden, wenn auch kontroversen Beiträge. Wenn jemand mal Gedanken beisteuert, die das eine oder andere sozusagen "auf links drehen" regt das ja erst mal an, seine eigenen Gedanken dazu kreisen zu lassen, und vielleicht das eine oder andere (mal wieder) zu hinterfragen.

Eine Frage habe ich: Hast du Unterrichtserfahrung mit Musik-/Instrumental-Anfängern? Ich vermute, nein.
Denn da muss ich @McCoy recht geben, der weiter oben geschrieben hat, dass man gerade bei Anfängern mit Theorie sehr zurückhaltend sein muss.
Wer noch gar nicht Noten lesen kann, hat schon Mühe genug damit, von den Komplikationen, seine Finger und Hände am Instrument zu sortieren und zu koordinieren gar nicht erst zu reden.
Da sind Infos oder gar Vorträge über Tonleitern und sonstige Skalen, über Modi und Diatonik nutzlos, schlimmstenfalls kontraproduktiv, weil es nicht nur Unterrichtszeit verschwendet, sondern auch frustrieren und demotivieren kann.
Da heißt es für den Lehrenden, Geduld zu haben und zu warten, bis sich das Auffassungsfenster beim Schüler für Theorie öffnet. Bei dem einen ist das früher der Fall als dem anderen, einige Türen gehen weit auf (eher wenige), die meisten gehen nur einen Spalt auf, bei manchen öffnen sich die "Theorie-Türen" gar nicht.
Ist im Einzelfall auch o.k., erzwingen lässt sich bekanntlich nichts.

Und wenn das Thema schließlich dran kommen kann, dann ist es angeraten, bei der Hör- und Spielerfahrung der Schüler möglichst elementar anzuknüpfen.
Wenn die Kids (aber auch Erwachsene) einige Kenntnis von einfachen, bzw. Kinderliedern haben (wie sie ja je nach Konzept im Schulmaterial vorkommen, Kinderlieder nicht unbedingt immer, immer aber einfache Melodien), dann werden es rein statistisch betrachtet, vornehmlich Stücke in Dur sein. Und weil alterierte Töne im Unterrichtsmaterial auch immer etwas auf sich warten lassen, wird das frühe Material typischerweise in C-Dur notiert sein.
Dann aber zuerst mit A-H(B)-C-D-E-F-G-A, also A-Moll zu kommen, weil - mindestens bei Verwendung der internationalen "B" statt "H" (was so in deutschsprachigem Unterrichtsmaterial gar nicht vorkommt, also auch erst mal erklärt werden muss) - das der Reihenfolge des Alphabets entspricht, scheint zwar auf den ersten Blick logisch zu sein.
Aber die (deutschsprachigen) Tonnamen benutzen zwar die Buchstaben des Alphabets, aber sie meinen etwas anderes, nämlich Töne. Das leuchtet implizit auch allen Anfängern ein, ist reiner Lernstoff und verwirrt keinen meiner Erfahrung nach.
Dann noch sofort die Kirchentonleitern/Modi drauf zu setzen, das ist denn doch für Anfänger zu "starker Tobak". Das halte ich für verwirrend.
Ergänzen möchte ich noch, dass es nur sehr wenige einfache Melodien gibt, die alle 7 Töne ihrer zugrunde liegenden Tonart/diatonischen Skala nutzen (typischerweise fehlt ganz oft die 7. Stufe in der Melodie), nicht wenige haben noch weniger als selbst 6 Töne.
Aus diesen Melodien die Tonleiter abzuleiten, wird so ohne weiteres also gar nicht gelingen. Als Fazit sehe ich Skalen als eher abstraktes Tonmaterial, als mehr abstrakte "Töne-Sammlung" an. Für Anfänger in der Regel als Konzept zu abstrakt.

Auf die musiktheoretischen Konzepte der (griechischen) Antike einzugehen um die historische Entwicklung in den Blick zu nehmen [Anmerkung: auf diesem Gebiet habe ich nur eher flüchtige Kenntnisse] halte ich jedoch in diesem Fall für wenig zielführend, so interessant und spannend das aus musikwissenschaftlicher Sicht sein mag, und so sehr ich im Allgemeinen historische Betrachtungswinkel für wichtig halte.
Es stellt sich nämlich die Frage, ob und inwieweit es eine Kontinuität in der Musik von der Antike bis zum Mittelalter überhaupt gegeben haben mag. Historisch gab es die ersten sozusagen "offiziellen" Rückgriffe auf die Antike in der Epoche, die wir heute die "Renaissance" nennen (daher ja auch der Name: "Wiedergeburt der Antike"). Aber diese Epoche folgt historisch nach dem Mittelalter (und löst dieses in unserer heutigen Betrachtung ab - in Wirklichkeit verläuft die Geschichte natürlich in fließenden Übergängen, aber die Einteilungen sind ja nicht unbegründet und sind auch hilfreich).

Inwieweit die Musiktheoretiker - und Praktiker - des frühen bzw. überhaupt der Mittelalters in der Tiefe über die Musiktheorie und Musikausübung der Antike Bescheid wussten? Vermutlich hatten sie keine tieferen Einblicke, eine auf Wissenschaft basierte Forschung gab es seinerzeit noch nicht, sie benutzen aber wohl die alten Begriffe "Dorisch, Phrygisch, usw."
Dabei gibt es einen bemerkenswerten Aspekt zu berücksichtigen der hier noch gar nicht zur Sprache kam: Im antiken Griechenland wurden die Skalen abwärts gedacht. Die Modi, und überhaupt alle Skalen, die seit dem Mittelalter und bis heute in unserem Kulturkreis verwendet werden, denken wir aber als aufwärts gehende Linie.
Ich sehe das als einen fundamentalen Unterschied an, wenn es darum geht, die klangliche Ausprägung von Skalen zu beurteilen.
In jedem Fall ist zu konstatieren, dass sich diese Denkweise nicht von der Antike bis ins (Früh-)Mittelalter gerettet hat. Und seitdem halten wir es wie gesagt so, dass wir eine Skala erst mal grundsätzlich als aufsteigende Leiter ansehen.
Besonders wichtig wird das im Zusammenhang mit dem Konzept der Leittöne, die letztlich ausschlaggebend waren, dass sich aus der modalen Musik gegen Ende des 16. Jahrhunderts die "Dur-/Moll-Tonalität" entwickelt hat. Aus den "Klauseln" wurden irgendwann die "Kadenzen", und nicht zuletzt ist das Prinzip von "harmonisch Moll" dem zwingend für die Bildung einer ´echten´ Dominante notwendigen Leitton auf der 7. Stufe geschuldet.

Der historische "Siegeszug" der Dur-Moll-Tonalität, die auch heute noch weite Teile der Musikwelt dominiert, ist nicht zu übersehen, deshalb gehe ich nicht weiter darauf ein.
Dabei ist die Musikwelt heutzutage bemerkenswert komplex, ohne Frage. Und spätestens gegen Ende des 19. Jahrhunderts weitet sich die Dur-Moll-Tonalität immer weiter auf, wird schließlich immer chromatisch komplexer, und irgendwann ganz überwunden (Stichworte "Zwölftonmusik", serielle Konzepte, u.a.m.).
Über modale Konzepte im Jazz wurde hier schon geschrieben, weitere komplexe Skalen wurden auch schon erwähnt.
Alles in allem sehr spannend, aber für den ersten Einstieg würde ich immer beim ´schlichten´ Dur, am besten C-Dur (wegen der Stammtöne) bleiben. Und dann Schritt für Schritt aufbauen, je nach Neigung und Interesse.

Einen interessanten Aspekt zum "Abwärts-Denken" der antiken Modi will ich hier noch erwähnen:
Tatsächlich sind alle Modi von ihrer spezifischen Intervallstruktur her auch abwärts darstellbar, sie lassen sich sozusagen spiegeln. Man muss dabei aber beim E anfangen (wenn ich von Ionisch ausgehe).
Dann finden sich die Modi alle in gleicher Folge, aber abwärts (in Klammern die Positionen der Halbtonschritte):

E - Ionisch (34 78)
D - Dorisch (23 67)
C - Phrygisch (12 56)
H - Lydisch (45 78)
A - Mixolydisch (34 67)
G - Äolisch (23 56)
F - Lokrisch (12 45)

Lokrisch war im Übrigen für die mittelalterliche Kirchenmusik deshalb unbrauchbar, weil sie vom Grundton aus keine reine Quinte hat - für die mittelalterliche Musik wenn man so will das zentrale Intervall (z.B. als "Repercussa", als Rezitationston).
@LWinkler, wenn es dich interessiert, findest du hier eine schöne Sammlung der alten Kirchengesänge: "Graduale"



Bach hat auch beide Schreibweisen genutzt, je nachdem für wen oder welche Region sein Werk komponiert war. Er hat die Schreibweise h sogar genutzt um sein Namen zu verewigen und hat in einigen Kompositionen das "Bach-Motiv" eingebaut.
Meiner Kenntnis nach hat Bach das "B" und "H" stets so verwendet wie wir das im deutschsprachigen Raum heute auch machen, "B" also für Bb/B-flat.
Sein Namensmotiv B-A-C-H wäre mit den englischen B und Bb/B-flat auch gar nicht möglich gewesen.

Stieß in der damaligen Gesellschaft wohl auch nicht so auf Gegenliebe sich so hervorzutun.
Hast du Quellen dazu? Bach wurde zwar immer wieder kritisiert wegen der Komplexität seiner Musik, die viele Zuhörer damals etwas überforderte. Die Kritik kam z.B. von Presbytern, die entsprechende Beschwerden von Gemeindemitgliedern zu hören bekamen.
Dass aber die Verwendung seines musikalischen Namensmotivs kritisiert wurde, davon habe ich noch nie gehört. So oft hat er es ja auch nicht verwendet (z.B. in der Schlussfuge der "Kunst der Fuge" - die aber seinerzeit nicht zur Aufführung kam, war ja auch nicht instrumentiert, sondern nur eine Stimmenpartitur.
 
Grund: Fehler in der Tabelle mit den Haltonschritten korrigiert
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Semi-OT:
Vor ca. 50 Jahren hat man das Kindern zugetraut:


View: https://www.youtube.com/watch?v=HUL4T8WcFdA

Wenn mans zählen möchte, dann z.B. als 4/4 + 3/4.

On-Topic:
In meiner Klavierschule kamen dann halt auch Stücke in dorisch oder aeolisch. Und bei Bartoks "Mikrokosmos" ... kommt sowieso alles vor. 7/4, mixo#11, rechts andere Vorzeichen als links, Bögen über drei Takte (und nicht vier oder zwei) ... warum nur Dur und 4/4 (eingesprenkelt mal 3/4)? Traut man den Kindern nix zu!?

Mein Klavierlehrer hat mir halt die Kirchentonleitern erklärt, vorgespielt und ich habe sie dann nachgespielt. Theorie, Praxis ...

Grüße
Omega Minus
 
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In meiner Klavierschule kamen dann halt auch Stücke in dorisch oder aeolisch. Und bei Bartoks "Mikrokosmos" ... kommt sowieso alles vor. 7/4, mixo#11, rechts andere Vorzeichen als links, Bögen über drei Takte (und nicht vier oder zwei) ... warum nur Dur und 4/4 (eingesprenkelt mal 3/4)? Traut man den Kindern nix zu!?
Ich bezog mich auf aktuellere Anfängerschulen wie sie heute bei meinen Instrumenten (Klarinette/Saxophon) meist verwendet werden. Da die Kinder auch bei diesen Instrumenten seit einiger Zeit immer jünger anfangen, und auch entsprechende für kleine Kinder angepasste Instrumente zur Verfügung stehen, sind die anfänglichen Stücke stets sehr einfach gehalten.
Da aber als "Klassiker" z.B. Scarborough Fair" fast überall in diesen Werken zu finden ist, gibt es dort auch dorische Melodien, auch äolische.

Was den "Mikrokosmos" angeht, müsste man Klavierpädagogen anfragen, inwieweit diese Hefte heutzutage und hierzulande Verwendung finden, und wenn ja, ab welchem Niveau (@McCoy?).
Wenn man aber die überkommene Tradition der Kodaly-Methode in Ungarn betrachtet, und welches Niveau dort damit erreicht wird, dann erklärt sich der Anspruch des "Mikrokosmos" (wobei ich aber über die aktuelle Situation der musikalischen Bildung in Ungarn nicht auf dem Laufenden bin, meine Informationen dazu sind schon recht betagt).
 
inwieweit diese Hefte heutzutage und hierzulande Verwendung finden, und wenn ja, ab welchem Niveau (@McCoy?).
Ich kenne niemanden, der den Mikrokosmos als komplettes Lehrwerk von Anfang bis Ende verwendet. Einzelne Stücke und Themenbereiche schon, das mache ich auch.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Damals als Schüler haben mir die Bartok-Stücke aus dem Mikrokosmos meistens nicht so gefallen. Wie ist das heute?
 
Damals als Schüler haben mir die Bartok-Stücke aus dem Mikrokosmos meistens nicht so gefallen. Wie ist das heute?

Mein Lehrer meinte damals (70er): Du wirst ihn nicht mögen, aber später wirst Du froh sein ihn gespielt zu haben.
Fehleinschätzung, es gab damals Stücke, die ich wirklich, wirklich gerne gespielt habe. Und ja, das hat meine Ohren geöffnet.
Eine Nachbarin jedoch meinte: "Du spielst ja schon schön Klavier, aber in der letzten Zeit spielst Du so viele falsche Töne!" Ich antwortete: "Das ist Bartok, das muss so sein!" Unser Hund mochte Bartok auch nicht.

Grüße
Omega Minus
 
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Damals als Schüler haben mir die Bartok-Stücke aus dem Mikrokosmos meistens nicht so gefallen.
Ab Band 3 oder 4, und dann ausgewählte Stücke. Der Anfang von Band 1 dient manchmal zur Festigung des Notenlesens bei Schülern, die darin Schwierigkeiten haben.

Viele Grüße,
McCoy
 

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