Intervalle und die Verbindung zwischen dem gedachten und gesungenen Ton

milamber
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hi

ich arbeite ja seit ein paar Monaten fleißig an meinem Gesang. Ich merke auch Fortschritte. Aber eine von den vielen Baustellen, ist die Fähigkeit beliebige Intervalle über einen Grundton oder Akkord zu singen (also mein Gehör). Die andere ist, einen Ton, den ich im Kopf habe, direkt singen zu können.

Gibt es für diese Beiden Fähigkeiten effektive Übungen?

Im Moment mache ich es so, dass ich zum Aufwärmen eine Tonleiter singen (im Moment nur Dur um mich nicht zu überfordern). Ich kontrolliere immer am Klavier ob ich richtig bin.
Dann mache ich abwechselnd verschiedene Übungen wie:
- die Tonleiter zum Grundton zu singen
- gezielt bestimmte Intervalle zum Grundton zu singen (was mir bei den instabilen Tönen schwer fällt)
- Intervalle zum Akkord zu singen
- zwischen zwei bestimmten Intervallen hin und her springen
- zuerst den Grundton spielen, dann in die "Leere" den gewünschten Ton.
- etc.

Dabei versuche ich mir auch den Ton vorzustellen bevor ich ihn singe.

Insgesamt mache ich schon kleine Fortschritte, aber irgendwie nicht so schnell wie erhofft.

Denn das Problem bei meiner oben genannten Vorgehensweise ist, dass ich eher mein Gedächtnis nutze und nicht wirklich die Fähigkeit ein bestimmtes Intervall zu spüren und zu singen. Wenn ich nämlich die Übung eine Weile mache, merke ich mir einfach irgendwann den Ton und treffe ihn dann auch. Ich werde also in der Session stetig besser. Aber am nächsten Tag, ohne "Aufwärmen", bin ich nicht mehr so zielsicher und fange wieder von vorne an.

Ich weiß … Übung macht den Meister … aber vielleicht gibt es noch Methoden um das ganze besser zu gestalten.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

übrigens, ich habe auch chatGPT gefragt und es kam dabei das Folgende heraus:

🎯 Ziel 1: Intervalle über einem Grundton oder Akkord sicher singen (Gehörbildung)


🔁 Täglich (ca. 15–20 Minuten)


1. Intervall-Training mit dem Klavier oder einer App (z. B. „Functional Ear Trainer“, „Tenuto“)


  • Ziel: Den Klangcharakter von Intervallen verinnerlichen – nicht auswendig lernen, sondern fühlen.
  • Übung: Spiele einen Grundton. Dann spiele ein Zielintervall (z. B. eine große Terz). Versuche, diesen Ton zuerst innerlich zu hören, dann zu singen. Kontrolliere danach am Klavier.
  • Steigerung: Mache das mit verschiedenen Grundtönen, auch mit Begleitakkorden statt Einzeltönen.

2. "Call & Response" mit dir selbst


  • Ziel: Intervallgefühl in die Stimme integrieren.
  • Übung: Spiele einen Ton, singe einen beliebigen Ton darüber, spiele ihn dann zur Kontrolle. Oder: Singe einen Ton, und finde ihn dann auf dem Klavier.
  • Optional: Lass dir von einem Partner am Klavier Intervalle vorspielen und singe sie nach.

3. Akkordtöne singen


  • Ziel: Den Charakter von Akkordtönen (Grundton, Terz, Quinte, Septime) im Klangkontext erkennen.
  • Übung: Spiele einen Akkord (z. B. C-Dur). Singe gezielt: Grundton → Terz → Quinte → Septime. Dann z. B. Cmaj7, Cm7 usw.
    Nutze einfache Akkorde wie Dur, Moll, Dominant, Maj7, m7.





🎯 Ziel 2: Töne aus dem Kopf direkt singen (Tonanstellung / Tonvorstellung / „Audiation“)


🔁 Täglich (ca. 10–15 Minuten)


1. Ton im Kopf – dann Ton singen


  • Ziel: Innere Vorstellung präziser machen.
  • Übung:
    a) Denke an einen Ton (z. B. ein bekanntes Lied wie „Happy Birthday“) → stelle dir den ersten Ton vor → singe ihn → überprüfe am Klavier.
    b) Alternativ: Stelle dir einen Ton auf Basis eines gespielten Grundtons vor (z. B. "Ich will die große Terz über diesem Ton hören").

2. „Silent Singing“


  • Ziel: Den inneren Ton-Raum stärken.
  • Übung: Singe im Kopf eine Melodie (z. B. Tonleiter oder Kinderlied), ohne etwas zu singen. Dann singe laut weiter an einer beliebigen Stelle → stimmt dein Ton mit dem innerlich vorgestellten überein?

3. „Reverse Pitch Naming“


  • Ziel: Verbindung zwischen Gehör und Gesang verbessern.
  • Übung: Stell dir einen Ton vor, singe ihn, und dann rate, welcher Ton es ist (z. B. G3 oder A4). Kontrolliere am Klavier. Das schärft auch dein relativer Gehörsinn.





📅 Wochenstruktur-Vorschlag (ca. 30 Min/Tag)​


TagFokus
MoIntervalle + Akkordtöne
DiTonvorstellung + Intervall-Hören
MiAkkordtöne + Silent Singing
DoIntervalle + Reverse Pitch Naming
FrAlles kombiniert in freien Übungen
SaImprovisation über Akkorde
SoFreier Tag oder Lieblingssongs nachsingen und analysieren 🎵
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi @milamber

Ich habe mir Deine Herangehensweise angeschaut und versucht, sie zu verstehen. Was mir dabei noch nicht klar ist, ist der Schritt davor: Wie sicher triffst Du den ersten Ton, wenn ein Akkord gegeben ist, oder wenn Du ein Intro hörst? Da würde ich zunächst ansetzen und mal nachhaken:

Bleiben wir bei "Happy Birthday". Der erste Melodien (bleiben wir in C Dur) ist ein G. Was brauchst Du, um den Ton zu finden? Benötigst Du den genauen Ton oder reicht Dir ein beliebiger C-Dur Akkord in egal welcher Lage? Letzteres sollte ein erstes Ziel sein. Egal ob die Gitarre einen Lagerfeuer C-Dur schrammelt, bei dem die Terz oben liegt, oder ob Dir das Klavier das C-Dur in Grundstellung gibt mit G als oberstem Ton solltest Du sicher den ersten Ton treffen.

Nächster Schritt in dem Ding wäre, dass Dir die Begleitung nicht mehr genau den Akkord vorgibt, sondern vorher eine Kadenz spielt und Du aus dem G7 im Takt vor Deinem Einsatz sicher das G findest. Dann beginnst Du, das "Vorhören" zu festigen.

Schau Dir bei jedem Stück an (irgendwann brauchst Du nicht mehr zu überlegen), auf welchem Akkordton die Melodie anfängt. Grundton? Terz? Quinte? Irgendein Vorhalt wie Quarte oder Sekunde? Dann Übung wiederholen: Akkord spielen, Anfangston genau treffen.

Von da aus, wie auf der Gitarre, Linien üben wäre für mich der nächste Schritt. Zunächst in Dur kleine Skalen: C D E D C, nicht weiter. Zunächst mit Klavier oder so, dann mehr und mehr ohne. Dein Zielton ist der höchste Ton der Reihe, hier die große Terz. Auf die "singst Du hin". Später solltest Du versuchen, ohne Klavier zu singen und nur den Zielton auf Sauberkeit zu prüfen. Wenn die kleinen Linien sicher sitzen, dann kann man mit Akkord-Brechungen anfangen: C E G E C

Das ganze chromatisch verschieben, gerne tief anfangen, nach oben gehen bis es unangenehm wird. Dann lernst Du gleich Deinen Tonraum kennen.

Auf die Weise verinnerlichst Du auch schon Terz und Quinte. Dur reicht da als Material. Danach Moll 3-Ton Akkorde, Monate später. Wenn Du dann da sicher bist kannst Du Septimenakkorde nehmen und alle vier Töne singen. Schlimmer geht irgendwann immer (vermindert, übermäßig), hat aber viel Zeit.

Wenn Du "beliebige" Intervalle haben willst hilft es mir, Stücke zu nehmen, die damit beginnen. Große Sexte? My Way von Sinatra. Quarte? Volksmusik (Wenn alle Brünnlein fließen). Oktave? Somewhere Over The Rainbow. Große Septe? Don't know why von Norah Jones. Auch nach 40 Jahren benutze ich das gerne nochmal als Brücke, über die ich meinen inneren Esel schicke.

Ist ein langer Weg, der sich aber lohnt.

Der Vorschlag von Chat GPT geht sehr in die Richtung "absolut hören" zu trainieren. Gerade Reverse Pitch Naming. Aber auch den ersten Ton von Happy Birthday singen und am Klavier prüfen. Das braucht man nicht unbedingt.

Absolute Pitch ist eine Gabe (und ein Fluch) und ich wage zu behaupten, das kann man nicht unbedingt lernen. Gutes Relatives Gehör ist viel wichtiger als Sänger.
 
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Ein kleiner Einwand von meiner Seite:

Das ist alles gut und richtig, was da vor/über mit beschrieben wurde. Aber ich gebe folgendes zu bedenken:

Intervalle klingen nicht immer gleich. Eine Quarte klingt nicht immer genauso, wie eine "andere" Quarte. Und sie fühlt sich vor allem beim Singen nicht genauso an.
Das hängt ganz vom musikalischen Kontext ab (welche harmonischen Funktionen übernehmen die beiden Quarttöne in der jeweiligen Situation ?).

Deswegen bin ich Skeptiker oder gar ein "Feind" dieser (kontextlosen !!) Intervallsingerei (= von einem Ton zum nächsten).

Viel wichtiger finde ich es, das Intervall zum jeweiligen Grundton zu (er-)kennen, und das zu trainieren.

LG - Thomas
 
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Es ist wie in der Kraftkammer (neudt.: Gym) einen Trainingsplan erstellen und sich daran halten (über Monate). Danach die Ergebnisse evaluieren und einen neuen Plan erstellen (und wieder für Monate daran halten). Der Trainingsplan im Anfangspost mag suboptimal sein, aber das ist egal, nicht der optimale Plan führt zum Ziel nur die Konsequenz und Konsistenz. Einfach durchziehen und für 6 Monate machen (egal was im Forum geschrieben wird).
Früher mag die Stimmtechnik mehr im Fokus gestanden haben, aber heute ist das Hauptproblem die Intonation, stimmt die Intonation nicht, ist die Technik egal. Die allererste Baustelle ist die Intonation/Gehörbildung. Leider leben wir in einer Generation von Schwerhörigen (auch schon in jungen Jahren) im Vergleich mit früheren Generationen.
 
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Ein schwieriges Thema...es könnte hilfreich sein, einen Grundton zu bestimmen und auf Schwingungen zu achten, dabei dann zu versuchen, in den Zielton hineinzusliden, sich also anzunähern (das ist auch schon nicht einfach, klappt aber in der Regel nach ein paar Versuchen).
Und warum nicht auch ein (chromatisches!) Stimmgerät verwenden, welches die gesungene Tonhöhe genau erkennt?
Wenn das dann sitzt, könnte man versuchen, die nicht-diatonischen Intervalle zu singen - auch hier vom gewählten Grundton aus.
 
Gibt es für diese Beiden Fähigkeiten effektive Übungen?

Eine altbekannte Eselsbrücke wäre, sich an prägnanten Passagen aus bekannten Meldodien zu orientieren, bei denen das Intervall gut hervorgehoben wird. Oder Songs, die man selbst sehr gut kennt.

Beispiele:

Kleine Sekunde abwärts: Für Elise
Kleine Sekunde aufwärts: Isn't she lovely

Hoppla. Sehe gerade, scenarnick hat das auch schon vorgeschlagen:

Wenn Du "beliebige" Intervalle haben willst hilft es mir, Stücke zu nehmen, die damit beginnen. Große Sexte? My Way von Sinatra. Quarte? Volksmusik (Wenn alle Brünnlein fließen). Oktave? Somewhere Over The Rainbow. Große Septe? Don't know why von Norah Jones.

....
 
Aber eine von den vielen Baustellen, ist die Fähigkeit beliebige Intervalle über einen Grundton oder Akkord zu singen (also mein Gehör). Die andere ist, einen Ton, den ich im Kopf habe, direkt singen zu können.
Gibt es für diese Beiden Fähigkeiten effektive Übungen?
Ich denke, das sind halt zwei verschiedene Aufgaben :

Das eine ist das relative Gehör, also die Fähigkeit, Intervalle von einem gegebenen Ton aus zu singen.
Das lässt sich wirklich gut trainieren, zum Beispiel mit Solfège oder gezielten Intervallübungen. Was dabei hilft, ist unter anderem: Tonabstände wie Terzen, Quarten oder Septimen zu erkennen und nachzusingen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich bestimmte Intervalle „anfühlen“, und auch die Beziehungen der Töne innerhalb eines Akkords zu verstehen, zum Beispiel den Terzton über dem Grundton hören und singen zu können.

Die andere Fähigkeit ist das, was man oft inneres Hören oder Tonspeicher nennt. Also: Man stellt sich einen Ton im Kopf vor, wie zum Beispiel ein „Miiiii“, und versucht, den direkt sauber zu singen. Auch das kann man üben, aber wie gut das klappt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Diese Fähigkeit hängt unter anderem damit zusammen, wie gut man sich einen Ton merken kann (also das auditive Gedächtnis), wie gezielt man die eigene Stimme steuern kann, und wie fein man in der Intonation ist – also wie genau der Ton getroffen wird.

Was scenarnick auch angesprochen hat, ist das sogenannte absolute Gehör (Tonhöhengedächtnis). Das ist die Fähigkeit, einen gehörten Ton sofort einordnen und benennen zu können, also zum Beispiel zu sagen: „Ah, das ist ein Cis!“, ganz ohne einen Referenzton gehört zu haben. Ich denke, das kommt in etwa der Aufgabe „Singe ein C!“ nahe. Mit den Übungen, die du machst, hat das aber eigentlich nicht direkt etwas zu tun, das ist nochmal ein anderes Thema. (Kann man das überhaupt lernen?)
 
Absolutes Gehör ist für mich nicht so relevant. Ich besitze es nicht und werde es vermutlich auch nie entwickeln – es sei denn, ich lerne, bewusster auf Referenztöne in meiner Umgebung zu achten und mich daran zu orientieren. Aber selbst dann stellt sich für mich die Frage, wie sinnvoll das wäre: Steht der Aufwand in einem guten Verhältnis zum Nutzen? Macht mich das wirklich zu einem besseren Musiker?

Allerdings ist mir aufgefallen, dass ich recht gut einschätzen kann, ob eine Gitarre korrekt in Standard E gestimmt ist. An guten Tagen kann ich meine Gitarre sogar ohne Referenzton, ohne Vergleich der Saiten untereinander und ohne Stimmgerät stimmen. Also … nicht unbedingt 100%. Vielleicht +- ein paar Cent.

Das hat aber vermutlich weniger mit Gehörbildung als mit meinem musikalischen Gedächtnis zu tun. Ich spiele schon so lange Gitarre, dass mir der Klang meiner Instrumente sehr vertraut ist.

In einem vollständigen Song oder im Mix mit mehreren Instrumenten würde ich allerdings nicht zuverlässig erkennen, ob das Stück in Standard E oder zum Beispiel einen Halbton tiefer in Eb gespielt ist. Zumindest habe ich bisher nie bewusst darauf geachtet oder darüber nachgedacht.

Die anderen von Euch beschriebenen Methoden wende ich ja schon mehr oder weniger an. Ausser der Sache mit den Liedanfängen. Das sollte ich mal integrieren. Danke.
 
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als mit meinem musikalischen Gedächtnis zu tun

Vermutlich. Kammerton A ist so ziemlich der einzige Ton, den ich einigermaßen treffsicher "aus dem Kopf" singen kann. Weil man ihn zwangsläufig beim Stimmen schon etliche Male hören musste (ich gehöre zu denen, die noch mit einer Stimmgabel angefangen haben, das elektronische Stimmgeräte kam erst einige Jahre später).

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@milamber - zwei Maßnahmen würde ich empfehlen:
  • finde raus, welches der tiefste Ton deiner Stimme ist. Den zu kennen, ist als Relativhörer viel wichtiger als ein absolutes Gehört haben zu wollen oder anzustreben. Dieser tiefste Ton ist dann dein Referenzton für alle anderen Tonbestimmungen. Bei mir schwankt der zwar auch (je nach Körperzustand :D), aber es ist ein erster Schritt.
  • wenn du dich irgendwie mit Musik beschäftigst, lass immer ein Mindestmaß an Intervallanalyse mitlaufen, um vernetztes Wissen über Intervalle aufzubauen. Z.B. Quarten sehen auf eine bestimmte Art und Weise in Noten oder auf Tastaturen oder Griffbrettern u.ä. aus, haben einen charakteristischen Klang und erfordern auf Instrumente erlebbare Spieltechniken (z.B. Griffe). Das Ziel sollte sein, dass du diese drei Sinneseindrücke Sehen, Hören und Fühlen bei jedem Intervall erlebt und möglichst vernetzt im Gedächtnis abgespeichert hast, sodass du Intervalle von einer Erscheinungsform in die andere Übersetzen kannst. Genau wie Sprache.
Zum Kennenlernen von Intervallen ist es vor allem wichtig, sich über die Intervalle in der eigenen bevorzugten bzw, selbstgemachten Musik klar zu werden. Du bist Gitarrist, also hast du mindestens beim Stimmen einer Gitarre massiv mit Quarten zu tun, allerdings auch einer Terz. Wenn du jetzt Songs spielst, sind die voll von Intervallen, die man wahrnehmen, benennen, nachsingen und dadurch auf vielfältige Weise erlernen kann.
 
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"Absolutes Gehör ist nicht wichtig" wird nur kolportiert, weil es "der Mainstream" nicht mehr hat, also kann es nicht wichtig sein. Aber es ist wie mit den 10 Klimmzügen, kann man es nicht "braucht" man es nicht. Trainiert man kommt es von ganz allein. Singt man über ein Jahr jeden Tag in der Früh "London´s burning" beginnend mit C und F vom Klavier, nach einem Jahr geht das sicher auch ohne treffsicher mit C und F. Das Gehör (die Stimme, die Finger, ...) entwickeln sich nach der Anforderung mit der sie konfrontiert sind. Das "absolute Gehör" ist nicht angeboren, es ist nur gefordert oder eben nicht. Jeder Pianist hört sofort ob das Klavier einen Halbton (oder weniger) tiefer ist. Jeder Sänger merkt sofort ob ein Lied einen Halbton höher oder tiefer ist. Merkt man es nicht ist man kein Pianist oder Sänger, man braucht noch ein paar Jahre. Kann man dann einen gehörten Ton (oder den Mixer) benennen, wenn man es übt irgendwann sicher.

Irgendwie hat sich in der Gesellschaft die Idee des "Aufwand Optimierens" eingenistet (wie ein Krebsgeschwür), diese Idee gab es früher so nicht, es wurde einfach der Aufwand maximiert (über Jahre), das Gehirn (unser Mustererkenner) optimiert dann schon. Ich mache mir keine Sorgen ob ich was lernen kann oder nicht, sondern ob ich es durchhalte/durchziehe. Hier kann man sich die Gewohnheit zu Nutze machen. Jeden Tag nach dem Aufstehen eine Stunde üben. Jeden Tag nach dem Mittagessen, jeden Tag nach ... . Es gibt keine "Ruhetage", es gibt keine "Ferien", das sind nur Absprungpunkte in den alten Trott. Haut´s das Smartphone weg und es eröffnen sich hunderte Stunden pro Monat. Schaltet den Router ab und die musikalische Karriere wird einen steilen Aufschwung nehmen. Keine Angst, das Internet ist in einem Jahr auch noch da und es wurde nix versäumt.
 
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Das "absolute Gehör" ist nicht angeboren, es ist nur gefordert oder eben nicht.
Als Erwachsener absolute Gehörfähigkeit zu entwickeln ist extrem schwierig und selten erfolgreich im vollen Sinn ( aber nicht völlig unmöglich).

Absolutes Gehör ist wahrscheinlich eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen, wobei frühe musikalische Erfahrungen und das Erlernen einer "Tonsprache" eine wichtige Rolle spielen können. Es ist kein rein angeborener oder erlernbarer Zustand, sondern eher eine Kombination aus beidem, wobei gilt: je früher, desto besser.

Das heisst, wenn man als Erwachsener ´damit anfängt, stehen die Chancen gering.
 
Wenn ich gar nicht anfange stehen die Chancen bei 0. "Veranlagung" und "Talent" sind auch gerne verwendete Ausreden, "Ich kann das nicht, dafür habe ich kein Talent". Ein anderer Punkt ist noch die erforderliche Intensität. Meine GL sagte mir mal (weil ich das eine oder andere Mal nicht so bei der Sache war wie sie das gerne gehabt hätte): "Stell Dir vor, dein Leben hängt davon ab, (ob Du dir diese Tonfolge merkst oder nicht)." Man lernt viel schneller wenn die Motivation "überleben/unbedingt/Vermeidung der Totalblamage" und nicht "wäre zwar schön, aber muss ja nicht sein".
 
"Absolutes Gehör ist nicht wichtig"
Spannendes Thema, was an anderes Stellen mehrfach schon diskutiert wurde. Ich glaube, wir meinen andere Dinge.
Singt man über ein Jahr jeden Tag in der Früh "London´s burning" beginnend mit C und F vom Klavier, nach einem Jahr geht das sicher auch ohne treffsicher mit C und F.
Da stimme ich Dir zu - das funktioniert bei mir mit vielen Stücken, dass ich zielgenau die Töne treffe auch ohne Referenz. Aber einen beliebigen Ton zu singen oder aus einem gehörten Ton den Noten-Namen zu sagen, das funktioniert bei mir nicht. (Manchmal mit dem Umweg, den Ton zu singen und über die Stellung / Anstrengung zu schätzen, wo wir sind, aber selten).

Genau das ist aber für mich ein Artefakt des "absoluten Gehörs", das man eben nur sehr schwer üben kann. Gutes relatives Hören und zielgenaues Singen der nächsten Töne durch Beherrschung der Intervalle und der Akkordstruktur, in der die Töne liegen ist aus meiner Sicht erlernbar und wichtig.
 
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ich denke auch, die Diskussion zum absoluten Gehör ist ein Nebenschauplatz, der uns vom Wesentlichen ablenkt.
die anderen beiden Ziele sind da wichtiger für milamber, unabhängig davon, was in #15 geschwurbelt wird.
 
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@scenarnick korrekt, das was @FerdinandK beschreibt, sehe ich auch nicht als absolutes Gehör.

es ist eher Musikalisches Gedächtnis, was viele entwickeln wenn sie viel mit Musik zu tun haben. Ich kann meine Songs auch ohne Begleitung singen und sie werden vermutlich relativ pitch perfekt sein. Das hat aber nichts mit absolutem Gehör zu tun, sondern eben mit muscle memory, dem Gefühl für den Song, den ich schon 100 mal gesungen habe und meinem Gedächtnis. Genauso wie ich das Tempo auch korrekt umsetzen werde ohne dass ich ein "absolutes BPM Gefühl" habe :D.
 
"absolutes Gehör" ist ein Tongedächtnis und deren Anwendung (auf unterschiedlichem Niveau). Ich habe ja auch nicht "das Klavierspiel", ich kann es eben auf meinem Level. Mit dem Hören ist es genau gleich, trainiert man, wird man besser. Lernen ist auch noch dazu "nichtlinear" je mehr man lernt, desto schneller lernt man das was man gerade lernt.
 
Das absolute Gehör ist aber eben durchaus ein definierter Terminus und bezeichnet die Fähigkeit, ohne Bezugston einen gehörten Ton in seiner Höhe (Note und Oktave) korrekt zu benennen (passives absolutes Gehör) bzw. einen gewünschten Ton korrekt selbst zu produzieren (aktives absolutes Gehör). Das ist keine Skala von bis. Und vor allem war es noch nie etwas, das "der Mainstream" einstmals beherrscht und inzwischen verlernt hätte.

Und es stimmt, dass das absolute Gehör sehr wahrscheinlich - anders als man früher dachte - nicht (nur) angeboren ist, sondern man inzwischen davon ausgeht, dass es erlernt werden kann, wobei das nach Stand der Forschung wirklich auf das frühe Kindesalter begrenzt ist, also später nicht mehr "nachgeholt" werden kann. Außerdem wird es als wahrscheinlich erachtet, dass durchaus eine genetische/neurologische Prädisposition eine Rolle spielt. Die neuronalen Zusammenhänge sind bisher unzureichend erforscht, aber man kann z. B. messen, dass bei Menschen mit absolutem Gehirn bestimmte Gehirnareale aktiviert werden, die sonst nicht beteiligt sind.


Dass man mit intensivem Training natürlich erlernen kann, bestimmte Lieder ohne Referenz oder Begleitung in der richtigen Tonart anzustimmen, ist natürlich richtig, das ist aber eine Gedächtnisleistung und entspricht nicht dem, was man als absolutes Gehör versteht.


Dem TE geht es ja aber sowieso um das relative Gehör, also das korrekte Erkennen und Reproduzieren von Intervallen und das ist ganz klar trainierbar. Und die hier genannten Methoden der Gehörbildung sind eigentlich auch die effektivsten, insbesondere den Tipp, sich die Anfangsintervalle bekannter Lieder zu merken, funktioniert bei vielen sehr gut.

Beispiele hierfür findet man beispielsweise hier: https://www.hfm-vorbereitung.com/blog/Intervalle-mit-Liedanfaengen

Die sind vor allem aus dem Kinder- und Volksliedbereich und somit vielen gut bekannt und daher leicht zu merken.


Ansonsten sind typische Übungen das Erkennen von vorgespielten Intervallen. Hierbei kann man sich auch stückweise herantasten, indem z. B. erst nur erkannt werden muss, ob ein zweites Intervall im Vergleich zum ersten größer oder kleiner ist oder indem man zunächst nur in der Reihenfolge von tiefem zu hohem Ton trainiert und dann erst die umgekehrte Reihenfolge übt.

Ich nehme an, dafür gibt es inzwischen auch Apps.
 
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