Meine Erkenntnis des Tages: Es ist unfassbar wichtig, bei Verzerrern nicht "den Testsieger" oder "die Youtube-Empfehlung" zu kaufen, sich nach Werbung oder selbst Empfehlungen im MB zu richten oder danach, wie er an einem bestimmten Amp im Shop klingt, sondern den Verzerrer ganz gezielt auszuwählen nach dem eigenen Amp und der eigenen Box.
Nachdem ich ohne Übertreibung über die letzten 40 Jahre mehr als 100 verschiedene Verzerrer, TrebleBooster, Fuzz usw. ausprobiert habe, bin ich mir sicher, dass es DEN Verzerrer, also das Teil, das an jedem Amp gut klingt, einfach nicht geben kann.
Es gibt aber immer wieder Überraschungen. Zuletzt wollte ich mich von einigen Tretminen trennen, die bei mir (bin Marshall- und Engl-Freund) nicht so 100%ig gefielen. M.a.W.: Die hauseigenen Zerrsounds klangen besser und die Verzerrer konnten maximal eine weitere Nuance hinzufügen.
Kurz vor dem Verkauf kam ich durch glückliche Umstände an einen neuen Verstärker, einen Diezel Schmidt.
Kein typischer Diezel (Rock- und Metal) -Amp, sondern Class A und mit einem Cleankanal, der für mich (natürlich Geschmackssache, das muss ich schreiben, um keine Lawine auszulösen...^^) selbst richtig gute Fender-Amps in den Schatten stellt. Extrem sensibles Klangbild, jede Kleinigkeit ist zu hören, dazu ein großartiger Federhall, speziell an meiner Kammler einfach nur schön. Allerdings gefallen mir die anderen Kanäle (Crunch und Rock/Metal) nicht soo gut.
Die Überraschung kam, als ich einen der aussortierten Verzerrer anschloss, den Vox V8.
Ich habe das Pedal, dass ich selbst eher als Option für britische Amps, amerikanische Zerrsounds zu ermöglichen, eingeordnet hatte, nicht wiedererkannt.
An diesem Amp, angeschlossen an den Cleankanal, passt plötzlich alles. Ich bekomme amerikanische und britische Zerrsounds noch und nöcher, und das Beste: Ich kann den Verzerrer auf eine relativ hohe Gainstufe einstellen und bekomme allein durch die Potis an der Gitarre die volle Ladung, also alles von leicht angezerrt über Crunch (beides auch sehr schön feinfühlig, sehr dynamisch) bis zum Metalgewitter. Gerade dann, wenn man das Volume an der Gitarre zurückdreht (dafür ist dieser Verzerrer eigentlich gar nicht gedacht, er liefert laut Werbung Power-Fullgain), es also nur angezerrt laufen lässt, klingtes einfach nur schön und reagiert feinfühlig auf jede Nuance des Spiels.
Derzeit habe ich noch 16 Verzerrer hier, kein anderer kann in dieser Kombination (!) da mithalten, auch nicht teure Kultgeräte.
Der Verzerrer ist übrigens längst nicht mehr erhältlich, er wurde auch nicht oft verkauft, war also seinerzeit nicht gerade der Verkaufshit. Da ihn deshalb wohl kaum jemand kennt, stelle ich mal ein Bild ein. Die Verzerrung wird über eine 12 AX7 - Röhre erzeugt, die Stromversorgung (9V) läuft über Netzteil oder 6 Mignon-Batterien/Akkus. Er hat (wohl zum Schutz der Röhre?) einen eigenen Standby-Schalter, ungewöhnlich.
Dieser Verzerrer bringt an vielen anderen Verstärkern nicht so viel (der JVM kann diese Zerrsounds bereits von Board aus erzeugen, an Engl Thunder und Line6Bogner klingt er mittel, am Engl Ironball SE bringt er eine schöne amerikanische Soundalternative), es matcht einfach zu 100% nur an dem Diezel.
Aufgrund des stark in Richtung Fender tendierenden Cleankanals des Diezel könnte ich mir vorstellen, dass er auch an dem einen oder anderen Fender-Amp richtig gut klingen müsste.
