Diesen letzten Beitrag möchte ich aufgreifen. Die Boogie-Cabs sind ohne jeden Zweifel sehr gut, genau wie die von Engl oder Diezel (die neueren). Wenn wir uns jedoch mal vor Augen führen, wie archaisch diese Holzkisten gebaut sind, frage ich mich wirklich, ob 1000 Steine und mehr dafür gerechtfertigt sind. Dass die Dicke und Dichte der Sperrholzplatten konstant und durchgehend sein muss ist insbesondere bei geschlossenen 412ern Pflicht und trägt enorm zu einer straffen Basswiedergabe bei. Die o.g. Hersteller verwenden jedoch keine Spezialhölzer oder bauen komplizierte Klangkonstrukte à la BOSE. Da bleibt die Frage, ob allein die wertige Verarbeitung den Preis ausmacht; Thomann hat bereits gezeigt, was für 350 € an Qualität möglich ist und abgesehn davon, dass der Tolex, die Frontbespannung und die Aufhängung der Speaker zeigen, wo gespart wurde sind die HBs sehr solide Einstiegsboxen. Das absolut Menschenmögliche ist aber bei mir mit den TT Cabs erreicht, was besseres gibt es nicht wenn ihr mich fragt. Der gewaltige Preissprung von Blackstar zu Mesa mir ehrlich gesagt unbegreiflich, wenn diese Boxen einander ebenbürtig sein sollen...
Die Mesa 4x12 ist schon geil, habe ich auch lange gespielt. In USA kostet die 950$, das sind zur Zeit etwa 650 EUR. Dafür ist sie natürlich noch nicht über den großen Teich geschippert und der deutsche Vertrieb will auch leben...
Dennoch sahnt Mesa in Deutschland ganz schön ab, keine Frage. Bei uns ist man vielleicht eher als in anderen Ländern gewohnt, für Top-Qualität Top-Preise zu zahlen (Mercedes, Miele, Leica usw.) und der ein oder andere Anbieter nutzt das halt aus (siehe auch Spritpreise...) Den "Deutschland-Aufpreis" von Mesa-Produkten finde ich jedenfalls auch grenzwertig. Sorgt andererseits aber auch für das "Edel-Image" der Marke!!!!
In USA z.B. - wo ein Rectifier nicht mehr kostet als ein Marshall oder Rivera (!) ist Mesa längst nicht so eine Kultmarke - kann sich dort ja praktisch jeder leisten ;-)
Zurück zum Thema Boxen:
Grundsätzlich muss man sich meiner Meinung nach bei der Anschaffung einer sehr teuren Box fragen: Wie oft nutze ich die? Wer viel live spielt, aber noch nicht berühmt ist (...), wird bei Gigs zu 95% über Fremdboxen spielen. Da ist man ja schon froh, wenn's wenigstens 'ne Standard Marshall 1960 ist... Ich fand es teilweise jedenfalls frustrierend, live nie den Sound aus dem Proberaum zu haben, weil ich die gute Mesa nicht mitschleppen wollte (oder konnte, Stichwort "Platz im Bandbulli"; da isses ja immer wichtiger, dass der Drummer sein beschissenes Rack dabei hat, haha... Das kennt ihr, oder?)
Hat man sich entschieden, dass man gerne das Optimum möchte, auch wenn die Box in der Regel "nur" im Proberaum zum Einsatz kommt, dann kann guten Gewissens etwas mehr investieren. Meiner Erfahrung nach klingen die Boxen um 1000,- allesamt hörbar besser als die Einsteigerklasse, dass sie robuster verarbeitet sind kommt noch dazu (bzw. bedingt ja auch ersteres).
Zum Thema Billig-Box für 350,-: Da gibt es wirklich einige, die recht gut klingen. Für DAS Geld sowieso. Vielleicht entpuppt sich die ein oder andere sogar als ideale Kombination zum eigenen Rest-Equipment und vor allem: Geschmack. Muss man ausprobieren. Für meinen Geschmack "brizzeln" die meisten zu sehr, haben keine stabilen Mitten, dafür aber oft zuviel Bass (beeindruckt halt den Einsteiger...)
Man muss sich eben auch klar machen, warum die Teile so billig sind: Die werden in China unter fragwürdigen Bedingungen aus Spanplatte (oder ähnlich günstigem Material) zusammengeknallt. Die Konstruktion ist - im Vergleich zu HiFi oder PA-Boxen - zwar wahrlich kein Hexenwerk, das wurde oben ganz richtig erläutert. Aber die Materialwahl, Holzqualität und -dicke spielen definitiv eine Rolle. Sonst müssten ja alle 4x12 mit den zur Zeit wohl am weitverbreitetesten Vintage 30 Speakern gleich klingen - tun sie aber eben nicht.
Wenn ein kleiner Hersteller hierzulande die Gehäuse dagegen aus vernünftigem Sperrholz in einer Schreinerei machen lässt, dann vier gute Speaker kauft (die ihn im Einkauf schon fast soviel kosten, wie 'ne ganze Harley Benton-Box), dazu kommen robustes Tolex, stabile Hardware und noch etliche Stunden Fertigung, obendrauf kommen noch 19% Mehrwertsteuer - dann stehen eben schnell 1.000,- und mehr auf dem Preisschild, ohne dass sich jemand 'ne goldene Nase verdient hätte...
Kann man also durchaus mal hinterfragen, warum das eine teurer als das andere ist und wo die Kohle im jeweiligen Fall hinwandert ;-)