Opern - Thread

  • Ersteller Mr. Key
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Guten dach erst ma alle mitnand,
ich persönlich finde die klassischen Opern (ins besondere Mozart) eigentlich relativ eintönig... es ist geniale Musik keine Frage, aber es klingt immer gleich... Zauberflöte wie die Entführung, die Entführung wie die Hochzeit des Figaro usw.(das finde ich allgemein das Problem bei Mozartmusik, auch seine Sinfonien... die themen und motive sind einfach klasse, aber nach 10-20 minuten kann ichs nicht mehr hören. Romantische Sinfonien dauern zwar auch ca. ne Stunde aber da ist meiner Meinung nach mehr Abwechslung drin) deswegen finde ich persönlich die romantischen Opern (speziell Wagner, Strauss) musikalisch besser, und vor allem abwechslungsreicher. Klar erkennt man den Stil der einzelnen Komponisten, aber trotzdem gibt es in den einzelnen Opern unterschiede. Z.B.: hört sich Der fliegende Holländer komplett anders an als Tannhäuser oder der Ring... bei Richard Strauss ist es ähnlich. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich als Posaunist bei klassischer Musik weniger zu tun habe als bei romantischer Musik. Aber in meinen Ohren klingt eine romantische Oper eindrucksvoller (monumentaler).
Allerdings muss ich auch zugeben zwischendurch auch mal eine Mozartoper zu sehen.
Eine weitere Lieblingsoper von mir ist zu gleich auch die "erste richtige" Oper... L'Orfeo von Monteverdi. "Simple Affektenlehre" und tonmalerei aber klingt echt fantastisch.
mein eintrag passt jetzt zwar gar nicht zu den letzten Beiträgen aber ich wollte mich einfach erst mal einklinken und mich so ein wenig vorstellen...
Bis denne und bitte killt mich nicht wegen meiner Meinung zu Mozart...
 
Es muss ja nicht immer mit bierernst zugehen, daher ein musikantenwitz, der zeigt, wie man dasselbe aus verschiedenen perspektiven wahrnehmen kann:

Ein kontrabassist des stadttheaters hat einen freien abend und besucht sein theater, man gibt "Carmen". Am nächsten tag bei der probe erzählt er seinen kollegen:
"Stellt euch vor, an der stelle, wo wir bässe die melodie haben, singt da einer auf der bühne eine nebenstimme!"
Na, worum handelt es sich? Die bässe machen "schrumm, schrumm, schrumm, schrumm" im quartenabstand und der bariton singt dazu "Auf, in den kampf!"
 
Dazu fällt mir nur eine Frage ein: Wie heißen die Typen, die immer mit Musikern rumhängen?
 
Die auch :p Eigentlich waren aber die bereits genannten Bassisten gemeint.
 
Zur ehrenrettung der kontrabassisten: sie spielen heute, was vor nicht langer zeit nicht einmal die violoncellisten zuwege brachten, nicht zu verwechseln mit den bass-gitarristen! Da kenne ich keinen und weiß nicht, ob sie ihrem ruf gerecht werden.
 
Ach es gibt überall gute und schlechte Leute, aber gerade Bassgitarre ist halt ein Instrument mit dem jeder Stümper schon ein bisschen Musik machen kann (einfach Grundtöne runterhauen...)
 
Da ich selbst kein E-Bass spiele bin ich natürlich nicht so kompetent wie andere auf dem Gebiet, aber wie ich sehe seit ihr auch nicht wirklich bassisten... Einfach Grundtöne zu spielen ist zwar schon mal ein Anfang, aber das kriegt man sicherlich auf jedem Instrument hin (mal qualitativ besser, mal schlechter). Sicher ist bei nem E-Bass Grundtöne spielen n großes Verwendungsgebiet, aber wenn ich in unsere Bigband bzw. andere Bigbands so reinschau, da wird mir dann schon richtig gehend schwindlig, wenn ich sehe was die aus 4 Saiten so rauszaubern. Angefangen von Grundtönen, über den sogenannten "Walking Bass" (der wohl etwas schwere ist als nur Grundtöne) bis hin zu solostellen!! Ich hab schon E-Bass solos gehört da kommt man echt nicht mehr hinterher... Die Hände des Bassisten sind quasi über die Saiten geflogen. Was ich mir auch nicht gerade leicht vorstelle, man muss so ne Saite ja nicht nur anzupfen, sondern auch irgendwie wieder dämpfen, das sie nicht weiter klingt und zusammen mit dem nächsten Ton eine Disharmonie bildet! und das alles unter einen Hut zu bekommen ist sicher nicht die einfachste aufgabe (da stell ich mir z.B: Saxophon einfacher vor. Oben reinpusten, und verschiedene Tastenkombis und schon hab ich 80 % aller spielbaren Töne!)
Was ich auch faszinierent fand (da war ich bei nem Konzert der "Bigband der Bundeswehr". Der Bassist von denen hat ein Solo gespielt, da kamen nicht nur Grundtöne vor, es kamen neben "Melodien" auch noch AKKORDE vor, was auf nem E-Bass sicherlich nicht jeder in ein Stück einbauen kann. Also ich hab jedenfalls ne hohe Meinung (die Meinung eines Nicht-E-Bassisten) von E-Bassisten.
Ich schätze es ist wie bei jedem Instrument, um die Grundlagen spielen zu können muss man üben üben üben, aber um das Instrument wirklich zu beherrschen braucht man dazu ne Begabung!
Aber das ist meine Meinung, sicherlich gibt es auch hier Meinungsverschiedenheiten!.
Ich hab jedenfalls durch einen Vorfall was gelernt.
Ich hatte immer ne schlechte Meinung von Violonisten (klingt immer so schräg, und die Töne "kratzen oft sehr eklig") und war aber trotzdem der Meinung, dass das doch eigentlich gar nicht so schwer sein kann! Bis ich (aus bisher ungeklärten Anlass ;-) ) selbst mal ne Violine eines Freundes in die Hand gedrückt bekommen hab und selbst mal versucht hab auf ner Violine zu spielen. den richtigen Ton auf der richtigen Stelle der richtigen Saite zu finden ist die eine Sache, aber den Bogen dabei mit gleichmäßigem Druck und in eine Richtung zu bewegen ist sau schwer. Seither ist meine Meinung über andere Instrumente sehr gestiegen (v.a. respekt vor Violonisten und was da noch alles dazu gehört).
 
Wir müssen da was klären: -ine ist verkleinerungsform, -one vergrößerung, da die heutigen streichinstrumente kinder der violenfamilie sind (der bass hat noch die alte violenform) ist das kleinste die violine, von violinisten gespielt, das größte der violone, der kontrabass, von violonisten spricht man eigentlich nicht.
-cello ist nun eine zweite italienische verkleinerungsform, und so ist das violoncello ein kleiner bass, ein violincello, wie man manchmal liest, gibt es nicht, es wäre ein violinchen, aber da sagen wir 1/2 oder 3/4 violine, eine tanzmeistergeige gab es auch mal.
Dass man auch auf einer bass-gitarre virtuos spielen kann, wird niemand bezweifeln, was man auf einem solo-bass (etwas kleiner im korpus und mit anders gestimmten saiten) zuwege bringt, erlebte ich bei einem wettbewerb. Die jungs spielen u.a. violinwerke von Paganini und gehen bis in die höchsten lagen.
Und überhaupt: ein lob des basses grundgewalt, und dass ein sauberer ton darauf "en rrainen taufoll" sei, wie Vater Brahms behauptete, ist vergangenheit.
Bei der violine hingegen darf man sich nicht wundern, dass, wenn man eine handbreit danebengreift, ein anderer ton kommt. :)
 
Hallo Günther,
Klingt fast so also ob ich dir mit irgendeiner Sache zu Nahe getreten bin... falls das wirklich der Fall ist tut mir das Leid, wollte niemanden diskriminiern oder beleidigen (falls jemand meinen Beitrag so aufgefasst hat)
Das man auf dem Kontrabass virtuos spielen kann steht außer Frage, genauso wie man auf jedem anderen Instrument virtuos spielen kann.
Aber eine virtuose Spielweise hängt auch immer von den Möglichkeiten ab, die ein Instrument hergibt. So denk ich zum Beispiel das man auf einem Kontrabass allgemein gesehen virtuoser spielen kann als auf einem E-Bass.
Aber ich bin mit Surtrs Meinung, dass "gerade Bassgitarre ein Instrument ist, auf dem jeder Stümper Musik machen kann" nicht 100% einverstanden. Musik machen heißt nicht nur Grundtöne spielen! (Sonst könnte man ja auch den Kontrabass her nehmen, der z.B.: in ner Bigband auch vorwiegend Begleitung, also Grundtöne, hat und sagen das jeder Stümper auf nem Kontrabass spielen kann). Aber eben das ist nicht der Fall. Man braucht eben eine gewisse Begabung um ein Instrument spielen zu können (mit "spielen können" meine ich nicht nur Grundtöne sondern etwas anspruchsvollere Werke).
Wobei man da auch wiederrum sagen muss, dass man für das eine Instrument mehr Begabung braucht als für ein anderes. Ich bin zum Beispiel auch der Auffassung, dass man für Kontrabass mehr Begabung braucht als für E-Bass (schon allein wegen der Koordination von Bogen und Co, womit ich zum Beispiel Schwierigkeiten hätte. Ich habe eben keine Begabung zum Kontrabass spielen. Dafür hab ich -denk ich mal- eine Begabung zum Posaune spielen. Da hab ich wenigstens so viel Begabung, dass ich mehr als nur Grundtöne spielen kann. (Eugene Bozzas "Allgro et Finale" ist vielleicht dem ein oder anderen Kontrabassisten ein Begriff... Das habe ich zu meiner ersten Leistungskurs Musik-Klausur gespielt).
Das ich ausversehen den "Violine-Spieler" zum "Violone-Spieler" gemacht habe tut mir außerordentlich Leid. Aber jetzt bin ich aufgeklärt, und dieser Fehler kommt nie wieder vor... zumindest nicht bei Violine und Kontrabass... (Wie heisen noch mal die CellOsten? ;) ).
Das es ein Instrument namens Violon gibt (gab) und das dieses der Vorgänger vom Kontrabass ist (war) hab ich sogar gewusst (zumindest ist das mein Wissensstand). Warum es allerdings zu der Namensänderung (Violon - Kontrabass) kam ist mir ein Rätsel. Vielleicht kannst du mir das beantworten?
Also bis denne,
Let's tröööt,
Bass-Bohne
 
Lieber BB,
ich bin nie beleidigt und freue mich über jeden sachlichen beitrag. Du hast sicher recht, dass man auf einem E-Bass nicht stümpern muss, aber wir müssen annehmen, dass es geschieht. Ich spiele schon lange klavier, habe unter anderem auch gelehrt und kenne alle tücken dieses instruments, und dann lese ich hier zu meinem erstaunen "ich spiele schon 5 tage und kann schon dies und das, aber warum kann ich nicht schon das und dies?" Stümperei ist heute auf allen gebieten möglich, und sie fällt nicht immer gleich auf. Vor jahren gab es einen chef-psychologen der Bundeswehr, der nie eine Uni von innen gesehen hatte, keiner hatte es gemerkt, und was manche schul-politiker loslassen - - - -!
Du hast auch recht, wenn es um künstlerisches spiel geht, da ist der kontrabass weit vorn, das ist wie bei einem konzertflügel und einem digitalklavier.
Ich kann manches sprachlich entwirren, weil ich ein paar sprachen gelernt habe, und in Italien heißt der kontrabass außer contrabasso auch violone, was die ältere bezeichnung ist, die auf die violen hinweist. Und violoncellisten spielen das violoncello oder violoncelli, so ist nun mal die mehrzahl, und dieses forum ist nicht nur zum schwätzen da, sondern auch zum dazulernen, was ich alle tage tue, aber ich versuche auch, irrtümer aufzuklären und zu entwirren. Alles klar?
 
Also ist Violone nicht wirklich ein Vorgänger, sondern einfach nur eine andere Bezeichnung für Kontrabass?
Dass das mit den Namen immer so kompliziert sein muss.. Bei "meiner" Posaune ist das auch so was verdrehtes...
Der Name Posaune stammt jedenfalls aus dem altfranzösischen Buisine, was auf die Art desd Instrumentes (Polsterzungeninstrument) hinweist. Auch die italienische und englische Bezeichnung kommt von der Trompete (Trombone = große Trompete, womit wir das -one wieder hätten :) )
Buisine war jedenfalls französisch und kam vom lateinischen bucina, ging dann übers mittelhochdeutsche buzaun bzw. busûne und kam irgendwann bei Posaune raus...
Und ganz früher hat man die Posaune auch Sackbut oder Saqueboute genannt. Das dam aus dem französischen "saquier" = (ein Schwert) ziehen und dem französischen "bouter" = stoßen, also wurde die typische Armbewegung beim Posaunenspiel beschrieben (ziehen und stoßen). Nur ein kurzer Exkurs für alle die es Interresiert.
Ich bin leider nicht ganz so Sprachbegabt... Deutsch hau ich des öfteren mal nen Satzdreher oder Grammatikfehler rein... Englisch is für n Leistungskurs noch zu gebrauchen (obwohl ich in der 8. Klasse u.a. wegen Englisch sitzen geblieben bin :) ) und Französisch ... naja ich will nicht drüber reden ;) es war jedenfalls nicht das gelbe vom Ei...
 
Nein, der vorgänger wäre die bass-viola oder kontrabass-viola (gab es die?), die violen hatten meist 6 saiten und bünde. Man muss auch nicht alles wissen, und wozu gibt es lexika? Es wurde auch gestritten, ob es "solos" oder "soli" heißt, manchmal geht beides, aber manches ist auch widersprüchlich. Und die "trombone" ist in Italien männlich, ein "birbone" auch, das ist ein großer spitzbube, was ein bambino ist, weiß jeder, was ist dann ein "bambinone"?
 
sorry, das kann ich jetz tnich alles lesen^^
aber zu ks13 oder so: 55€? alter^^
wir waren vom musik lk auch öfters in diversen opern und mussten als arme schüelr natürlich immer die billigsten plätze nehmen.
in Wien haben wir sogar meist stehpläte gekauft. denn eigtl ist ne Oper selten ausverkauft...und wenn in den ersten 10 minuten niemand kommt, geht man einfach dreist dahin, wo niemand sitzt...ansonsten steht man halt^^
aber du hast recht, einige inszenierungen sind doch sehr fragwürdig...
 
Nach kurzem, heiterem intermezzo komme ich wieder zur sache:
Im deutschsprachigen raum fanden sich keine literaten von rang, die sich der oper annahmen, was die herren Bretzner, Schikaneder, Treitschke und Kind verfasst haben (ich werde einige kostproben geben), kann nur unter der redewendung verbucht werden "was zum sprechen nicht taugt, zum singen reichts allemal".
Das hohe lied der gattenliebe, welch ein thema: eine liebende frau befreit ihren ehemann aus den klauen eines wüterichs ! Kein wunder, dass ein republikaner wie Beethoven sich dafür begeisterte. Der stoff war schon verwendet worden, Paer (über das "e" gehört ein trema) hatte eine oper "Leonore" verfasst, ich kenne sie nicht und kann darüber nichts sagen. Einer frau war gelungen, ihren ehemann während der schreckensherrschaft der französischen revolution aus dem kerker zu befreien, indem sie die wärter bestochen hatte. Das musste natürlich umgemodelt werden, die handlung nach Spanien verlegt, der gefangene ein vorkämpfer für recht und freiheit werden, ein bösewicht musste her, der aus niedrigen motiven handelte, und statt bestechung musste die dame selbst unter lebensgefahr eingreifen und die sache, will sagen, die pistole in die hand nehmen.
Beethoven war instrumentalist, konnte selbst nicht singen, war nie in eine sängerin verliebt wie Mozart oder gar mit einer verheiratet wie Verdi und Richard Strauss. Er dachte in musikalischen dimensionen, ohne die grenzen der singstimme zu beachten, und nicht nur aus diesem grunde machte ihm seine einzige oper mehr verdruss als alle anderen werke. Umarbeitungen, 4 ouverturen nützten nichts, das textbuch hat dramaturgische schwächen. Dass Leonore als mann unter dem namen "Fidelio" (fides=treue) sopran singen muss, ist nicht leicht, glaubhaft zu machen, und sängerinnen stehen vor einer schier unlösbaren aufgabe. Die dramatik ist auf wenige augenblicke beschränkt und der höhepunkt ist vorüber, kaum dass man ihn wahrgenommen hat, dazwischen geschliffene, musikalische juwelen wie nach dem unverfänglichen geplauder das quartett im 1.akt. Dann kommt der bösewicht, voll rachgier und mordlust, aber er muss zusehen, wie er das über die rampe bringt, denn er muss in mittlerer lage gegen das orchester ankämpfen, und wenn er noch dabei auf der bühne herumrennen muss, um zorn und bosheit auch darzustellen, fehlt die luft zum singen, von den verflixten "ü"s und anderen schwer singbaren lauten abgesehen. "Ha, welch ein augenblick! Die rache muss ich kühlen, dich, dich rufet dein geschick! In deinem herzen wühlen, oh wonne, welches glück!" Habe ich zuviel versprochen? Dann kommt Leonores große szene "Abscheulicher, wo eilst du hin, was hast du vor in wildem grimme!" Ist aber dann schöne musik mit drei konzertierenden hörnern, und über den gefangenenchor brauche ich nichts zu sagen. Was für ein vorspiel zum 2.akt, hier ist der komponist in seinem element, und wenn der tenor aufschreit "Gott, welch dunkel hier!", laufen einem schauer über den rücken. Nachher hat man mitleid mit ihm, wenn er in einer vision, er sieht die geliebte Leonore als göttin der freiheit (wie Egmont sein Klärchen), immer um die bruchzone herum singen muss, und zeit zum atmen ist auch nicht. Vielleicht erlebt jemand, der das alles mit sängern einstudiert und erarbeitet hat, das anders, er fühlt mit, es schnürt sich ihm die kehle zu wie bei der späteren "namenlosen freude". Denn alles nimmt seinen gang, das gute siegt, "Töt' erst sein weib!", die pistole zeigt wirkung, der retter naht in letzter sekunde und "heil sei dem tag, heil sei der stunde", das volk jubelt, und die oper ist aus. Wie oft das volk noch befreit werden muss, steht auf einem anderen blatt (auf jedem parteitag wurde die DDR "souverainer" und der personenkult abgeschafft, und so arg viel demokratie ist auch heute nicht erwünscht). Ein charakterbild des kerkermeisters Rocco (ein bieder/wackerer deutscher?) erspare ich mir und euch, seht selbst zu!
 
Napoleon war endlich weit weg, auf St.Helena, die französischen truppen außer landes, in Wien tagte seit 1815 ein kongress, den ein historiker (praktiker, auch minister des UK) so charakterisiert: "da kamen leute zusammen, die nie im leben etwas gearbeitet hatten und nie die absicht hatten, in zukunft etwas zu tun, vertrieben sich die zeit und zerschwätzten am nachmittag, was ihre minister mit vielerlei mühe am vormittag zuwege gebracht hatten". Dass neben dem Wiener walzer auch noch eine art neuordnung Europas herauskam, ist das verdienst Metternichs und Talleyrands.
Aber Napoleon hatte spuren hinterlassen, ihm verdanken wir das meter, das kilogramm, das standesamt mit der erstmaligen möglichkeit, ohne kirche eine ehe einzugehen oder sich scheiden zu lassen, und schließlich mit dem Code Napoléon die grundlage bürgerlichen rechts. Reicht das nicht, dem manne dankbar zu sein und ihm denkmäler zu setzen? Und was für flausen hatte er in die köpfe gepflanzt, gewerbefreiheit, gleichheit vor dem gesetz, nationalgefühl, das über die feudalen grenzen hinausging, "was ist des deutschen vaterland?" Das rad der geschichte lässt sich nicht rückwärts drehen, den frommen untertanen, der liebend gern sein blut hingab für den edlen feudalherren und begeistert frondienst leistete, gab es nicht mehr (es hatte ihn nie gegeben, man hatte aber so getan). In England machte man dampf, bald würde man mit dampfmaschinen, und da die straßen (auch die chausseen ein verdienst Napoleons) die schweren fahrzeuge nicht trugen, auf schienen fahren. Dazu brauchte man unmengen von eisen, und man brauchte dies und das, die landesgrenzen störten handel, wandel und verkehr. So griff eines ins andere, ökonomische zwänge, ideologische, dieses, das 19.Jh. wurde ein ganz bedeutendes in der geschichte der menschheit, aber das schwungrad musste in gang kommen (heute dreht es sich fast von selbst), und an diesem prozess waren auch musiker, schriftsteller, theaterleute beteiligt. Es gab noch und nun wieder die alten hoftheater, aber in Weimar und Mannheim nannten sie sich stolz "Nationaltheater", und so heißen sie noch heute. Goethe, Schröder und Iffland als intendanten, war das nichts? Goethe trat zurück, als der einfluss der Jagemann, die mit dem großherzog verbandelt war, zu groß wurde, und ein pudel hauptrollen spielte. Man spielte neben Schiller auch Kotzebue und rührstücke, und - - - - die oper war immer noch italienisch, und überhaupt war das höfische theater auch jagdrevier für feudale gelüste. Die herren ließen sich ihre stühle auf die bühne stellen, schlichen hinter den kulissen umher und suchten, einen blick in die garderoben zu erhaschen. Das neue königreich Bayern wackelte zweimal, bis in die grundfesten erschüttert durch eine ballerina und einen komponisten! Bevor ich mich ganz verplaudere: eine deutsche oper in Berlin, in deutscher sprache, mit deutschen sängern, von einem deutschen komponisten, das war eine sensation! Auf den straßen sang man, bei tanzvergnügen erklangen die eingängigen melodien, und bei Fritz Reuter wundert sich ein mecklenburger, wie denn "der olle jungfernkranz" in die oper kommt. Und nun kommt "Der Freischütz" sogar ins Musiker-Board.
 
Machen wir einen rundgang durch das bühnenhaus: wir begegnen vielgenutzten kulissenteilen, sogenannten versatzstücken, einer kostüm- und perückensammlung und mannigfaltigen "requisiten". Typisierung hilft dem zuschauer, und dem muss man ja um den bart gehen, ein bösewicht muss aussehen, wie bösewichter eben aussehen, das ist im heutigen fernsehen wie anno dunnemals. Anhand der besetzung weiß man, wie das stück ausgeht, und zuhälter im deutschen fernsehen sprechen immer mit wiener akzent, weil bundesdeutsche solch schmählicher handlungen nicht fähig sind. Während des krieges und danach bekamen bösewichter im amerikanischen film kein "th" auf die reihe, in der DDR musste man RIAS gehört haben, um kriminell zu werden, in dem dort waltenden optimalen umfeld war es nicht anders möglich.
Was der junge Dresdener musikdirektor als opernstoff in die hände bekam, waren dramatische versatzstücke in holpriger, sprachlicher form, eben "deutsch". Sichten wir das personal:
1.Mönche oder priester machen sich immer gut auf der bühne (bei Verdi fehlt selten eine "scena religiosa"), noch besser ein eremit, der das leben gekannt und ihm entsagt hat, ihm hören sogar fürsten zu, wenn er als "deus ex machina " am schluss seinen salbungsvollen bass ertönen lässt (das vorbild finden wir in Grimmelshausens "Simplizissimus"), in den von England importierten und gern imitierten historischen und schauerromanen wird er weiterhin eine rolle spielen. Nach dem grauen des 30jährigen krieges war diese haltung gut zu verstehen, da befinden wir uns ja und in den unergründlichen böhmischen wäldern.
2.Max, Ein jugendlicher held, ein schlichter jägersbursche, der durch wald und auen streift, um auf alles zu schießen, was ihm über den weg läuft (wenn man seinen eigenen worten trauen darf), aber aussicht auf beförderung hat. Dass man die witwe oder zu lebzeiten seines meisters die tochter heiratete, war allgemein üblich, um die versorgung sicherzustellen, Bach verzichtete schweren herzens auf die schöne Lübecker orgel und Buxtehudes amt, nachdem er dessen tochter gesehen hatte. Die fürstliche erbförsterstochter ist freilich von anderem kaliber, und es lohnt, sein ewiges seelenheil für sie aufs spiel zu setzen, denn in Max tobt der ewige kampf zwischen gut und böse
3.Kaspar, der bösewicht, wie er im buch steht, auf weib, wein, würfel- und kartenspiel setzt, denn alle untugenden sind immer beisammen
4.Agathe, die gute, vorbild des braven, tugendhaften mädchens, die försterstochter aus dem Böhmerwald spricht allerdings, als käme sie geradeswegs aus einem internat für höhere töchter
5.Ännchen, der muntere kontrast, alle bühnenfächer müssen bedient werden, auch das der soubrette
6.Kuno, der biedere und obrigkeitstreue vater
7.Ottokar, der ortsansässige feudalherr, aufbrausend, aber gutem rat zugänglich, guten herzens im grunde, wie man sich einen feudalherren eben vorstellt oder vorzustellen hat (es gab eine "zensur")
8.Samiel, der schwarze jäger, über ihn wird manches zu sagen sein
Jäger, bauern, volk, brautjungfern

Ein wahres dramatisches gruselkabinett, grobgeschnitzte figuren aus dem theaterfundus, und da kommt ein junger, kränklicher komponist, vergoldet sie, besser noch, er haucht ihnen leben ein, und dabei wollen wir ihm über die schulter sehen.
 
Das schützenfest geht bei tanz und bier weiter, die tür zur schenke schließt sich, man hört nur noch abgerissene fetzen der walzerbegleitung, dann klingt in die stille ein rauhes, rhythmisiertes "d". Weber ist ein meister realistischen einsatzes der instrumente, wir können nicht hören, wie das herz des jungen mannes schlägt nach dem spott der bauern und der rauferei, aber wir hören die viola (das wort "bratsche" klingt nicht gut und ist ein sprachlicher unsinn wie das "cello", viola da braccio, da gab es noch die viola da gamba, die eine wie die violine gehalten, die andere wie das violoncello). Max steht allein auf der bühne und offenbart seine geheimsten gedanken und gefühle, besser gesagt, er wird durchleuchtet wie der gläserne mensch im Dresdener Hygienemuseum, und das angewandte mittel sind nicht röntgenstrahlen oder die couch eines psychotherapeuten, die worte deuten nur an, es ist die musik, die das seelengemälde vollendet.
Morgen soll er den probeschuss ablegen, der über seine zukunft entscheidet, und nichts ist ihm gelungen in letzter zeit, nicht einmal beim schützenfest hat er die scheibe getroffen. Was geht in ihm vor?
Was geht da überhaupt vor? Es gibt eine kurze notiz über einen kriminalprozess aus dem 17.Jh.: in Böhmen war ein jäger angeklagt worden, mit dem teufel im bunde kugeln gegossen zu haben, die sicher trafen. Nicht nur frauen und mädchen waren der hexerei verdächtigt, peinlich befragt und grausam bestraft worden, aberglaube wucherte allerorten. Wie bitte, das war nun lange her? Mitnichten, noch anfang des 19.Jh.s fanden in Spanien "auto-da-fés" (glaubensbekundungen!) statt, ketzerverfolgungen als volksbelustigung, Goya, der die schrecken der priesterherrschaft wie die des krieges dokumentiert hat, musste fliehen, erst die französische armee machte dem spuk ein ende.
Zurück: ein schriftsteller des angehenden 19. Jh.s. greift das thema auf, gibt ihm eine unbeholfene dramatische form, ein komponist setzt die worte in musik, und nun steht ein sänger vor uns, der das nachvollzieht und uns, den zuschauern und -hörern vermittelt. Was für ein prozess, über wieviel stationen werden informationen transportiert, bis sie bei uns anlangen. Ja, wenn sie überhaupt anlangen, denn sie setzen aufnahmefähigkeit und -bereitschaft voraus. Ich beziehe mich auf eine befragung von 15jährigen, die von ihrem lehrer vorbereitet, sich die oper anschauten. Sie seien schon beeindruckt gewesen, aber die musik habe gestört.
Wenn man auf "action" fixiert ist, stört es natürlich, wenn da jemand lange an der rampe steht und über gut und böse philosophiert, und ein vorgang, den ich der physikalischen resonanz vergleichen möchte, findet nicht statt, wenn die gegenseite anders gestimmt ist oder die entsprechenden saiten nicht vorhanden, unterentwickelt oder verkümmert sind. Kunsterlebnis kann auf vielen ebenen stattfinden oder auch ausbleiben.
Weber komponiert nicht eine arie, er schafft eine "szene": rückblick auf die schönen tage vor dem konflikt, was erwartet, was denkt und fühlt die geliebte, zweifel tauchen auf, was kann ich, soll ich tun, sind wir finsteren mächten ausgeliefert, gibt es einen gott? Darüber diskutiert das Musiker-Board seit langem ohne ergebnis. Aber wer spricht da: der jäger aus dem 17.Jh., die im 19.Jh. geschaffene opernfigur, der sänger, der vor uns auf der bühne steht? Betrifft es uns selbst, tragen nicht auch wir konflikte mit uns herum, tun wir, was wir eigentlich tun sollten, unterlassen wir, was besser unterlassen würde, wie weit hängen wir von äußeren umständen ab, resignieren wir, sind wir schuld an missständen, können wir dazu beitragen, sie zu ändern ?
In dieser situation wird Max ein unfehlbares mittel angeboten, zwar mit risiko behaftet, aber wer verzweifelt ist - - - - - es geht sehr menschlich zu im "Freischütz".
 
Ist Max der mann schlechthin, der hinaus muss ins feindliche leben, muss wirken und streben, aber irrt, solang er strebt, verführbar ist, um schließlich zu kläglichen fagott-tönen zu gestehen "schwach war ich, jedoch kein bösewicht", ist Agathe die Eva, die verführerin? Da greifen wir der zeit voraus, das ist "fin de siècle", da wird das weib zum dämon, das uns braven männern zusetzt, Salome, Lulu, Circe, die uns in schweine vewandelt, und was waren die gutbürgerlichen herren, die professoren Raths z.b. vorher? Nein, noch waltet am herde die züchtige hausfrau, noch zieht das ewig-weibliche uns männer hinan.
Ich versetze mich in einen jugendlichen leser, der da denken mag, was redet er da für geschwollenes zeug, ich zitierte die damals noch lebenden und wirkenden klassiker. Agathe ist das ideal ihrer zeit, weniger die böhmische försterstochter des 17.Jh.s, verheiratet, wird sie einen salon eröffnen, in dem zum tee ästhetische gespräche geführt und butterbrote gereicht werden. Der "salon" wird die nicht zu unterschätzende kulturelle keimzelle des 19.Jh.s werden.
Auch Agathe hat ihre große, zukunftsweisende szene: recitativo secco, accompagnato, arioso werden zu einer einheit verblendet, aber über das technische hinaus wüsste ich keine schönere schilderung einer abendstimmung, in der ferne grollt ein gewitter, dann aber glitzern die sterne, und trotz der wenig poetischen worte, wieviel echtes gefühl in der musik ! Und wer ohren hat zu hören, wird die zwei flöten in tiefster lage bemerken. "Ist schon ein teufelsjunge, der Weber !" soll Beethoven gerufen haben. Die Kavatine im 3.akt wird von einem solo-violoncello umspielt, die horror-nummer des Ännchen mit einem bravourösen violen-konzert ins heitere aufgelöst, sie selbst mit einem kaprizösen oboen-staccato im modischen polonaisen-rhythmus charakterisiert.
Wer oper langweilig findet, muss keine ohren haben. Schon der anfang der ouverture: ein einziger ton, das "c" aus unhörbarem, langsam anschwellend zu mächtigem klang, sich dann zur oktave wendend und sie umspielend, ist ein ereignis. Die drohenden, tiefen klarinettentöne, das tremolo der streicher, die "off-beat" pizzicati der bässe, der synkopische tumult der "finsteren mächte", das leuchten der hohen klarinette, die sich darüber wie eine weibliche stimme erhebt, das "schnarchen" der posaunen, die spannung der generalpause, der jubel am schluss! Hut ab, ein genie!
 

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