CVT - Complete Vocal Trauma, Terror, Technique?

  • Ersteller Cörnel
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Wenn das stimmt was du in diesem Absatz schreibst würde es für mich bedeuten, daß CVT Mist ist.

Oder du hast da vielleicht irgendwas doch nicht ganz richtig verstanden...?

Wie kann es sein, daß etwas für uns alle hier gepresst und wirklich unschön klingt, deine Stimme wackelt, du dich räuspern musst - und du behauptest genau das sei der Sinn der Sache....?
Hehe, das Räuspern kommt, weil ich gerade aufgestanden war vor der Aufnahme. Kann auch sein, dass ich ein bisschen mehr noch komprimiere als der "Test-Sänger" bei CVT, aber wenn du dir da die Beispiele mal anhörst, hört es sich zumindest ähnlich "steril" an. Der Punkt ist: Die zentrierten Modi an sich sind KEIN Gesang, es sind Übungen. Sie sind dafür da um ein bestimmtes, sehr effizientes (wenn auch klanglich unschönes) Setup zu erzeugen. Es ist ähnlich wie bei anderen Übungen. Keiner würde einen ganzen Song auf NG singen oder auf Lippen-Blubbern, aber diese Übungen bringen einen auf bestimmte Weise in einen effizienten Modus, aus dem heraus man Gesang entwickeln kann. Ich glaube ich muss den Song mal wirklich aufnehmen.

Im Übrigen ist das auch der Grund warum ich Cörnels Anmerkung nachvollziehen kann, dass man bei CVT leicht "verbrustet", denn v.a. die zentrierten Modi von Edge und Overdrive sind halt stärker komprimiert (nicht nur durch Twang auch durch Atemdruck) als beim "normalen" Gesang. Beim "echten" Gesang geht die Tendenz immer mehr in Richtung Neutral und "mehr Raum" im Vokaltrakt. Es ist halt ähnlich wie beim reinen Twang.

Deshalb finde ich es wie schon gesagt etwas bedenklich, dass Sadolin die vier Modi als gleichwertig und universal nebeneinander stellt. Für mich ist wie gesagt Neutral die Basis und die anderen Modi bauen darauf auf. Overdrive auf einem gis' würde ich wahrscheinlich überhaupt nicht benutzen beim singen. Wie schon gesagt, unterschiedliche Modi eignen sich mMn für unterschiedliche Tonhöhen und sind eben nicht einfach so universal einsetzbar.

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Ich schließe mich Shana an. Die Aufnahmen klingen nicht frei und das hat für mein Gehör nichts mit Twang zu tun.

Broeschies, bitte nicht falsch verstehen ... ich kann nicht einschätzen, wie sehr Dich das anstrengt, aber die Zeichen dafür, dass die Kehle eng ist und der Ton mit Kraft stabilisiert werden muss, sind eigentlich alle da (Wackeln, Räuspern, wenig Kopfklang, "geschobener" Ton). Wenn der Körper sich einmal ans "Drücken" gewöhnt hat, nimmt man es selbst tatsächlich als nicht anstrengend wahr. Insofern würde ich das eigene Körpergefühl kritisch hinterfragen.

Die stimmliche Freiheit, die ich von Deinen YT-Videos kenne, fehlt hier. Insofern würde ich auch gern einfach den Song mal gesungen hören.
Ja, kann ich nachvollziehen. War vielleicht auch nicht die beste Voraussetzung das direkt nach dem Aufstehen ohne einsingen aufzunehmen. Ich hab hier einfach mal frecherweise die High Note aus meinem Overdrive-Beispiel direkt neben das Original-Beispiel aus dem CVT Fundus gelegt. Meins ist vielleicht nicht ganz so zentriert wie das Muster, aber auch nicht so weit entfernt. Und die CVT-Beispiele für die zentrierten Modes sind ALLE so (bis auf Neutral), dass man sie im Vergleich zu "normalem" Gesang als zu stark komprimiert/gepresst und steril wahrnimmt.



Das kann man natürlich gut oder schlecht finden, aber es ist halt so wie es bei CVT beschrieben wird. Ich bin ja auch eher TVS zugetan, wo man sehr stark über Neutral kommt, bei dem man wesentlich mehr "stimmliche Freiheit" hat, vor allem in der Höhe.
 
Vielleicht wird das ganze etwas zugänglicher, wenn wir mal von der ganzen "Bla Bla"-Terminologie von CVT absehen und einfach sagen es handelt sich bei den drei Modi um Rufen, Schreien und Weinen.

Keins von den dreien würde man als typischerweise als Gesang bezeichnen, aber es sind Modi, die uns in der Natur liegen, und eine effiziente Methode sind bestimmte charakteristische Laute von sich zu geben. Die Methode bei CVT ist halt sich dieses effiziente Setup zu nehmen und es durch Klangformung in die gewünschte, "schöne" Form zu bringen. Wobei Sadolin die centered Modes wahrscheinlich auch als Gesang bezeichnen würde, schließlich gehören nach ihr ja auch die häßlichen Sounds gleichwertig dazu.

Es ist sozusagen gerade das Konzept bei CVT, dass man von den "rohen" primitiven Sounds ausgeht und die Klangform und -färbung dann im Ermessen des jeweiligen Künstlers liegt. Und das Charakteristikum "frei schwingend" ist auch schon eine ästhetische Klangformung beim Gesang, die in dieser Form in primitiven Sounds meistens nicht existiert. Wie oft hört man schonmal jemandem mit frei schwingendem Vibrato schreien oder weinen?
 
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Das hier hab ich gerade gehört, das würde ich dann mal mit CVT als singen in "Curbing" bezeichnen, nach oben hin geht sie in "Neutral mit Hauch".
Würdest du da zustimmen @Broeschies?

https://www.youtube.com/watch?v=14bNvxoAluw&hd=1
Ja, würde ich auch so sehen. In den Strophen manchmal ein leichter Anflug von Overdrive auf den "ä" Vokalen. Aber insgesamt sehr Curbing-lastig. Auf den höheren Curbing-Tönen dunkelt sie etwas stärker ab, um den "überkompressions"-Effekt zu vermeiden. Daran merkt man dann auch, dass sie hier in ihre "Passaggio-Zone" kommt.

Überhaupt ist das Vermeiden der Überkompression, die die zentrierten Modes nunmal haben, DAS Problem schlechthin. Je höher ein Ton ist (in Relation zum Zentrum der eigenen Stimme, das vom Stimmfach abhängt), desto weniger weit kann man weg vom Zentrum des Modes ohne, dass die Stimme bricht. Deshalb kann ich ein hohes gis', obwohl es im zentrierten Modus funktioniert, auch nicht z.B. mit klassischer Klangformung singen. Dafür müsste ich zu weit weg vom Zentrum des Modes. Und genau das ist es, was dann auch das klassische Stimmfach bestimmt.

Entsprechend werden die Klangformungs-Optionen in der Höhe kleiner. Deshalb hören sich in der Höhe auch z.B. fast alle Power Metal-Sänger gleich an, egal welches Stimmfach sie haben. Weil die Töne einfach so hoch sind, dass sie sie nur noch "centered" singen können und der Ton ist dann recht stark komprimiert (twangy/quäkig). Er hört sich nur deshalb nicht gepresst an, weil es in der Regel Randstimme ist, die von Natur aus eine sehr geringe Kompression hat.

Zum Thema Vollstimme/Randstimme, das Foxx angesprochen hat, fällt mir da noch folgendes ein. Im CVT Buch wird öfter ein Modus angesprochen, der "Flageolett" genannt wird. Diesen soll man laut CVT als Mann unterhalb von c'' und als Frau unterhalb von c''' vermeiden. Die Ausführungen, die Sadolin dazu macht, sind allen Anzeichen nach physiologisch gesehen schlichtweg falsch. Ein paar Leute, mit denen ich darüber gesprochen habe vermuten, dass zumindest bei Männern damit schlicht und einfach das Falsett/die Randstimme gemeint ist und bei Frauen die Pfeifstimme.
 
Nochmal ein kleiner Denkanstoß zum Thema Modal-/Randstimme und Stimmbildung. Wie gesagt ich bin mir nicht ganz sicher, wie das bei CVT gedacht ist, aber meine Erfahrung ist folgende, vielleicht nur mal als Denkanstoß:

Ich habe mir früher auch immer viele Gedanken über Modal- vs. Randstimme gemacht, aber meine Erfahrung ist, dass das eher hinderlich ist, wenn man die beiden Modi miteinander verbinden will. Der Grund ist einfach: man kann den Übergang zwischen Modal- und Randstimme nicht willkürlich, sondern nur sehr indirekt kontrollieren. Wo und wann der Übergang erfolgt, ist im Wesentlichen abhängig von der Lautstärke und vom gesungenen Vokal. Das sind zwei Parameter, die man kontrollieren kann, den Übergang zwischen Modal- und Randstimme aber nicht. Ich kann mich nicht entscheiden einen Ton auf einem lauten "o" in der Randstimme zu singen, das geht nicht, weil die Stimme dann automatisch in den Overdrive-Modus wechselt, der immer Vollstimme ist.

Was ich auch kontrollieren kann ist die Kompression (Twang) um mehr oder weniger "Hauch" in der Stimme zu haben. Aber auch das ändert nicht den Übergang von Modal- zu Randstimme. Auch eine stark getwangte Randstimme bleibt immer noch Randstimme.
Entsprechend ist es auch nicht möglich Randstimme und Modalstimme zu mischen, man kann einen Ton nicht "randstimmiger" singen, es ist entweder das eine oder das andere.

Was man hingegen tun kann ist einen Ton "kopfiger" oder "mit mehr Tilt" zu singen. Aber auch diese beiden Vorgänge werden durch eine Veränderung des Vokals gesteuert, niemand kann aktiv und direkt seinen Kehlkopf tilten.

Mal ein Beispiel: Man singt einen Ton auf dem offenen "o" (wie, wenn ein Fußballfan "Toooor" ruft), dann den gleichen Ton auf dem geschlossenen "o" ("französisches o"). Das geschlossene "o" hat mehr "Kopfresonanz" und verschlankt die Stimmlippen. Klassischerweise würde man von "einen Ton kopfiger" singen sprechen, bei CVT würde man von einem Übergang von Overdrive nach Curbing sprechen und damit ebenfalls von einem Wechsel in einen "leichteren" Modus. Wenn man den Vokal noch weiter geschlossen singt, wird er quasi zu einem "u" und man landet im Neutral-Modus. In der klassischen Vorstellung würde man von maximaler Kopfresonanz sprechen.

Mal ganz abgesehen davon ist der Tilt nicht, wie man früher dachte, automatisch mit einer Reduktion der Masse verbunden. (männliche) Klassiker singen z.B. mit verstärktem Tilt, trotzdem wechseln sie tendenziell später in die Randstimme als Contemporary-Sänger. Die Masse ist hauptsächlich eine Funktion des Atemdrucks und des Vokals (und damit nach cvt eben des Modes und des Supports, der sich innerhalb des Modes ja in gewissen Grenzen verändern lässt).

Das Buch macht sicherlich keine Stimmbildung, denn wie schon gesagt, fehlt insgesamt einfach das didaktische Konzept. Aber ich denke schon, dass sich Stimmbildung mit den Mitteln, die CVT anbietet, realisieren lässt, wenn auch mit anderen Begriffen und einer entsprechend anderen Denkweise.

Man muss es noch nicht einmal so kompliziert angehen wie bei CVT. Ein mir bekannter Gesangslehrer hat mal gesagt: Im Prinzip besteht ein Ton nur aus drei Elementen, "Vowel, Pitch, Intensity", also Vokal, Tonhöhe und Intensität (Support). Dabei muss man den Begriff "Vokal" allerdings weit genug auffassen und genau das wird bei CVT halt recht detailliert getan. Ein Vokal ist eben nicht nur "a", "e", "i", "o", "u", sondern man muss alle Vokale des IPA-Alphabets berücksichtigen (das sind so ca. 30). Ein stark getwangtes "ä" (Edge) ist eben nicht das gleiche wie ein "normales ä" (Overdrive). Über Dinge wie Brust-/Kopfstimme oder Modal-/Randstimme braucht man sich dann halt keine Gedanken mehr zu machen.
 
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Ich glaube ja immer noch, dass ein Estill-Workshop dir großen Spaß machen würde. :)


Ansonsten ist das was Du schilderst eigentlich genau das, was die physiologischen und die phänomenologischen (klassischen) Register voneinander unterscheidet. Kopfstimme in klassischer Definition kann ja auch sowohl Rand- als auch Vollstimme sein, weil es vornehmlich darum geht, wo der Klang sitzt. Wenn man es so will, sind die Modes von CVT also phänomenologische Register, nur dass sie feiner aufgerastert sind als die klassischen. :)

Ich halte es für typabhängig, womit man mehr anfangen kann.
 
Ich glaube ja immer noch, dass ein Estill-Workshop dir großen Spaß machen würde. :)


Ansonsten ist das was Du schilderst eigentlich genau das, was die physiologischen und die phänomenologischen (klassischen) Register voneinander unterscheidet. Kopfstimme in klassischer Definition kann ja auch sowohl Rand- als auch Vollstimme sein, weil es vornehmlich darum geht, wo der Klang sitzt. Wenn man es so will, sind die Modes von CVT also phänomenologische Register, nur dass sie feiner aufgerastert sind als die klassischen. :)

Ich halte es für typabhängig, womit man mehr anfangen kann.
Ja, so ungefähr sehe ich das auch, es ist halt einfach eine andere Sprache und das Umdenken fällt erst mal gar nicht leicht bzw. man hat viele "Was soll denn da der Unterschied sein?"-Momente. Am Anfang hab ich gedacht es geht nur um Laut vs. Leise, bis ich mich mehr mit Vokalen beschäftigt habe.
 
Hier noch ein paar Beobachtungen, die ich hinsichtlich CVT vs. klassische Sprache gemacht habe:

- Bei Männern ist so gut wie immer Overdrive der "natürliche" Modus für die Tiefe (wobei Tiefe die Sprechtonlage meint). Ein anderer Modus erfordert aktiven Aufwand (z.B. Neutral eine bewusst "hauchigere" Phonation oder Curbing ein bewusstes zurückhalten).
- Das klassissche 1. Passaggio liegt an der Stelle, an der von Overdrive weg gewechselt werden muss, wenn die Intensität und Lautstärke nicht erhöht werden soll (Wechsel i.d.R. nach Curbing als nächst-leiserem Mode), bei Männern typischerweise um h/c', bei mir z.B. auf g
- Ein Verbleib in Overdrive beim 1. Passaggio hat eine signifikante Erhöhung der Lautstärke/Intensität zur Folge. Andere Systeme sprechen an dieser Stelle von "Belting" (z.B. Estill, TVS)
- Das klassische 2. Passaggio liegt an der Stelle, an der wiederum von Curbing weg gewechselt werden muss, wenn Intensität und Lautstärke nicht erhöht werden sollen (Wechsel dann nach Neutral als nächst leiserem Mode), bei Männern typischerweise um e'/f', bei mir z.B. auf d'
- Ein Verbleib in Overdrive beim 2. Passaggio hat wieder eine Erhöhung der Intensität zur Folge, die in diesem Fall so stark ist, dass ein sauberer Wechsel in einen anderen Mode nicht mehr möglich ist (dieser Umstand wird sogar im Buch erwähnt)
- Ein Verbleib in Curbing beim 2. Passaggio hat ebenfalls eine Erhöhung der Intensität zur Folge, die ähnlich ist wie Overdrive nach dem 1. Passaggio, einige Systeme sprechen auch in diesem Fall von Belting, andere nennen es "mix".
- Das klassische 3. Passaggio liegt an der Stelle, an der Curbing so intensiv wird, dass in keinen anderen Mode mehr gewechselt werden kann, bei Männern typischerweise um c'', bei mir auf g'
- Schließlich gibt es noch das 4. Passaggio als die Stelle, ab der nur noch Neutral als Modus verfügbar ist, typischerweise um f''/g'', bei mir auf dis''.

Der Modus Edge ist in gewisserweise ein "Schwestermodus" von Overdrive, der es ermöglicht eine ähnliche Intensität in größere Höhen zu nehmen. Dabei wird im Prinzip nur Atemdruck weggenommen und stattdessen Twang hinzugefügt. Registermäßig gelten für Edge dann ähnliche Regeln wie für Curbing, Edge erlaubt aber eine höhere Intensität/Lautstärke als Curbing. Typisches Einsatzgebiet von Edge ist daher der Bereich zwischen 2. Passaggio und 3. Passaggio, wenn Overdrive zu uneffizient wird und Curbing vielleicht nicht laut/intensiv genug ist.

In sofern gibt es wie schon gesagt gewisse "vorbestimmte" Muster, welche Modes wann angewandt werden, entgegen der Behauptung, dass das Nutzen der Modes "beliebig" ist. Und genau diese typischen Muster werden erklärt durch die klassischen Konzepte der Register. Die Modes entsprechen nicht genau den Registern, aber es gibt gewisse starke Zusammenhänge.

- So ist es z.B. nicht ganz abwegig zu sagen, dass Overdrive der Bruststimme entspricht. Ein Hochziehen der Bruststimme übers 1. Passaggio hinaus ist dann Belting und ein Hochziehen der Bruststimme übers 2. Passaggio hinaus ist sehr riskant.
- Curbing hingegen entspricht dann in etwa dem, was man oft "mixed voice" oder Mittelstimme nennt. Zwischen 1. und 2. Passaggio ist es am effizientesten, es ist nicht so richtig Belting, aber eben auch kein Falsett.
- Neutral entspricht dem, was man bei Männern Falsett nennt und bei Frauen die Kopfstimme. Hier merkt man aber am deutlichsten, dass die Entsprechung nicht 1 zu 1 ist, weil man Neutral eben auch in der Tiefe singen kann (als softe/hauchige Bruststimme), was klassischerweise nicht Falsett genannt würde
- Das Konzept Edge hat in der klassischen Sprechweise keine wirkliche Entsprechung, was auch daher kommt, dass der Modus im klassischen Gesang bis auf wenige Ausnahmen nicht zum Einsatz kommt. Eine Bezeichnung, die am ehesten passt, wäre "kopfstimmiges Belting"


Auch typische Probleme lassen sich anhand dieser Nomenklatur erklären. Der "Bruch" beim 1. Passaggio kommt z.B. meist durch Support-Probleme, denn ein Verbleib im Overdrive erfordert hier "mehr Support". Ein Wechsel nach Curbing/Neutral erfordert einen Mode-Wechsel, den ein Anfänger meist auch noch nicht sauber kann. In der Regel ist für Anfänger hier "Belting" einfacher, weil es eben "nur" eine Support-Anpassung ist. Der Bruch beim 1. Passaggio als Hürde ist dabei noch das einfachere erste Problem.

Beim 2. Passaggio ist es im Prinzip dasselbe, nur dass die Probleme auf einer höheren Stufe stattfinden. Die Support-Umstellung passiert auf noch höherem Intensitäts-Niveau und ein Mode-Wechsel erfordert eine noch stärkere und exaktere Anpassung des Vokals.

Aber alles läuft letztendlich wieder darauf hinaus, dass die Grundlagen, v.a. Support/Twang das meiste Ausmachen. Hinzu kommt dann nur noch das exakte realisieren von Vokalen. Genau genommen ist sogar der Twang ein Teil der Vokalstellung, denn einige Vokale sind "twanged", andere nicht, dann läuft es im Endeffekt wirklich auf "vowel, pitch, intensity" hinaus, wobei "vowel" alle 28 Vokale des IPA-Alphabets beinhalten muss, so ist z.B. der Vokal /ɶ/ das Edge-"ä" und der Vokal /æ/ das Overdrive-"ä". Das sind verschiedene Vokale, auch wenn sie im deutschen natürlich gleich geschrieben werden.
 
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- So ist es z.B. nicht ganz abwegig zu sagen, dass Overdrive der Bruststimme entspricht. Ein Hochziehen der Bruststimme übers 1. Passaggio hinaus ist dann Belting und ein Hochziehen der Bruststimme übers 2. Passaggio hinaus ist sehr riskant.
- Curbing hingegen entspricht dann in etwa dem, was man oft "mixed voice" oder Mittelstimme nennt. Zwischen 1. und 2. Passaggio ist es am effizientesten, es ist nicht so richtig Belting, aber eben auch kein Falsett.
- Neutral entspricht dem, was man bei Männern Falsett nennt und bei Frauen die Kopfstimme. Hier merkt man aber am deutlichsten, dass die Entsprechung nicht 1 zu 1 ist, weil man Neutral eben auch in der Tiefe singen kann (als softe/hauchige Bruststimme), was klassischerweise nicht Falsett genannt würde
- Das Konzept Edge hat in der klassischen Sprechweise keine wirkliche Entsprechung, was auch daher kommt, dass der Modus im klassischen Gesang bis auf wenige Ausnahmen nicht zum Einsatz kommt. Eine Bezeichnung, die am ehesten passt, wäre "kopfstimmiges Belting"

Da lag ich ja bereits 2007 recht gut:

Edit: Ah, habe gerade mal die Soundbeispiele aus SingSangSungs Link gehört. Jetzt weiß ich schonmal mehr.

Wenn ich das richtig interpretiere, dann dürfte in etwa folgendes gelten:
Neutral -> Kopfstimme
Curbing -> Mischstimme oder einfach mit mehr Volumen
Overdrive -> Belting
Belting -> Knödeln :D

("Edge" hieß damals noch irritierenderweise "Belting" im CVT-Sprech.)
 
Ja, das mit Belting haben sie genau deswegen geändert, weil es von den allermeisten eher mit Overdrive in Verbindung gebracht wird
 
Also danke nochmal an Broeschies für dieses sehr feine Aufdröseln des CVT in Relation zu den klassischen Passagios. Lustigerweise werden die Passagios beim Singing Success als Bridges bezeichnet und alle in Curbing oder Neutral gesungen. Das greift hier sehr schön in einander.

Allerdings frage ich mich ernsthaft, was die Unterteilung in die verschiedenen Modes noch soll, wenn das Konzept des freien Wechsels ja offensichtlicher Quark ist?

Hier sehe ich die größte didaktische Schwäche des CVT-Systems:

Die Modes werden viel zu sehr in den Vordergrund gedrängt. Wenn man eine bestimme Tonhöhe mit einem gewissen Vokal(-Klang) paart, sind mit steigender Höhe immer weniger Klangfarben (Modes) möglich.
Das Ganze gleicht sozusagen einer Pyramide die nach oben hin schmaler wird. Wer also eine gute Basis hat (gut stützt) hat nach oben hin mehr Raum, somit mehr Optionen und eine größere Range.

Die Modes nun als primären Faktor heran zu ziehen würde jedoch bedeuten, die Pyramide auf den Kopf zu stellen. Der ergibt didaktisch wenig Sinn, erschwert das Übertragen von gelernten Bewegungsabläufen (z.B. der korrekten Stütze). Lustigerweise erklärt sich dadurch auch warum meine Ex-CVT Schüler so geklungen haben, wie sie klangen. ;)
 
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Nach allem, was ich bisher darüber gelesen und gehört habe, muß ich sagen: mich würde es wahsinnig machen, wenn ich nach CVT unterrichten müßte. Oder überhaupt nach irgendeinem geschlossenen System. Und warum eines besser sein sollte als das andere, erschließt sich mir immer weniger.
 
Ja, hab ich ja auch schon ein paar mal erwähnt. Die Modes werden zu stark in den Vordergrund gesetzt, wahrscheinlich, um sich mehr von anderen Systemen abzuheben. Aber 80% der Miete ist nun mal das Fundament. Wie schon gesagt sind für mich die Modes hauptsächlich als Vokalkategorien sinnvoll, nach dem Motto: Zu welchem Vokal muss ich hinfärben, wenn ich in der Höhe diesen oder jenen Klang haben will und welche Art der Stütze muss ich verwenden?

@Bell: Keins von den Systemen ist "besser", sie sind halt "anders". Aus meiner Sicht könnte CVT v.a. für Leute nützlich sein, die große Probleme haben Konzepte wie "Vordersitz" etc. über Körpergefühl oder Resonanzen zu begreifen.
 
Wobei Estill dann eigentlich für physiologisch Interessierte insgesamt mehr bieten bzw. vollständiger sein dürfte, da es beides bietet: die Darlegung der Einzelfunktionen aller Teile des Gesangsapparates als auch wie diese zusammenspielen müssen, um gewisse Klangqualitäten (die dann ja den "Modes" entsprechen) zu erzeugen.
 
Wobei Estill dann eigentlich für physiologisch Interessierte insgesamt mehr bieten bzw. vollständiger sein dürfte, da es beides bietet: die Darlegung der Einzelfunktionen aller Teile des Gesangsapparates als auch wie diese zusammenspielen müssen, um gewisse Klangqualitäten (die dann ja den "Modes" entsprechen) zu erzeugen.
Ja, Estill ist physiologisch gesehen irgendwie systematischer und durchdachter. Da gibts halt nur nicht die "Shortcuts" über die Vokale (die aber auch nicht bei jedem so ohne weiteres funktionieren). Aber wie bei CVT fehlt mir persönlich auch bei Estill irgendwie ein didaktisches Konzept (step-by-step, was zuerst, was danach). Dadurch bin ich ja letztendlich bei TVS gelandet, weil da ein gewisser Mittelweg gegangen wird. Die CVT/Estill-Leute sagen natürlich wieder, dass sowas künstlerisch einschränkend ist (also wenn bei den "Modes" Prioritäten im Sinne von Basis-Stoff und Fortgeschrittenen-Stoff gesetzt werden), aber leichter zu lernen ist es denke ich schon.

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Also danke nochmal an Broeschies für dieses sehr feine Aufdröseln des CVT in Relation zu den klassischen Passagios. Lustigerweise werden die Passagios beim Singing Success als Bridges bezeichnet und alle in Curbing oder Neutral gesungen. Das greift hier sehr schön in einander.
Ja tatsächlich bietet CVT eine interessante Möglichkeit die Paradigmen anderer Systeme zu analysieren ohne dabei auf die oft nicht eindeutigen Begriffe wie Brust-/Kopfstimme/Mix zurückzugreifen. Singing Success ist ein Musterbeispiel für das Overdrive -> Curbing -> Neutral Paradigma mit jeweils relativ frühem Übergang. TVS ist z.B. v.a. Overdrive -> Neutral ohne den Umweg über Curbing, aber auch mit frühem Übergang. Ken Tamplin unterrichtet auch Overdrive -> Curbing -> Neutral, aber mit extrem frühem Übergang nach Curbing (noch früher als bei Singing Success) und dafür mit extrem spätem Übergang nach Neutral.
 
Um den Bogen zum Anfangspost zu schlagen, Kenshi, darf ich wissen, was für Probleme deine Ex-CVT Schüler hatten? Hatten sie eher Probleme mit der Stütze, was erstaunlich wär, zumal die Stütze einer der wichtigsten Hauptsäulen bei CVT sein soll? Sangen sie zu überbrustet, weil so viele scharf auf Overdrive und Edge sind und den Rest einfach überspringen? Oder klangen sie so scheußlich, wie die Modes in "centered" offenbar sind? Oder konnten sie nur 4 Klänge und sonst nix? Oder hat man mit denen Sachen gemacht, die sie einfach überfordert haben (Stichwort das Leugnen, dass Muskeln erst mal trainiert und wachsen müssen)? Würd mich interessieren.
 
Wobei Estill dann eigentlich für physiologisch Interessierte insgesamt mehr bieten bzw. vollständiger sein dürfte, da es beides bietet: die Darlegung der Einzelfunktionen aller Teile des Gesangsapparates als auch wie diese zusammenspielen müssen, um gewisse Klangqualitäten (die dann ja den "Modes" entsprechen) zu erzeugen.

Nützt aber nichts, wenn das Material nicht frei zugänglich ist, sondern man erst Kurse besuchen muss.
 
Langsam versteh ich nix mehr. Ich bin sehr froh, dass ich mir beim Singen über all die Sachen keine Gedanken mache, sondern einfach austeste was funktioniert.
 
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Langsam versteh ich nix mehr. Ich bin sehr froh, dass ich mir beim Singen über all die Sachen keine Gedanken mache, sondern einfach austeste was funktioniert.

Gut, daß es noch Leute wie dich gibt :)

Allein schon das Bohei um Stütze und Belting .... äh, nee, Edge... oder Overdrive ?? :confused: Na ja, wie auch immer. Ich hab das Gefühl, das ist "much ado about nothing". Es wird ein im Grunde sehr einfacher und natürlicher Vorgang dermaßen verkompliziert, daß ich mich frage, ob das Ganze nicht System hat - nämlich die Leute mit einem komplizierten Sprech, Exklusivität und teuren Kursen emotional an sich zu binden.
Wie sagte ein befreundeter Klavierlehrer mal: "Du mußt deine Schüler von dir abhängig machen".
 
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