Wenn GAS zum Problem wird – mein Weg heraus.

[LostLover]

So fängt's an ..

 

[Soulagent79]

Ehrlich, manchmal wäre ich froh, wenn ich nur eine bräuchte.


Der Frühling kommt. Das GAS wird steigen, wie allgemein die psychische Aufgewühltheit in dieser Jahreszeit.
Suchtkranke und andere psychisch Erkrankte können darüber berichten.
Die höchste Suizidrate gibt es im Mai.
Das schöne Wetter, die Wärme und der Sonnenschein lassen allgemein die
Aktivität ansteigen, was bei gefährdeten Menschen negative Auswirkungen haben kann.

 

[Bran]

Interessante Aussagen Soulagent, ich war bisher immer der Meinung, dass November-März die "gefährlichsten" Monate für Suchtkranke sind.

Dabei dachte ich immer, dass fehlende Sonne, anstehende Feiertage mit hoher finanzieller Belastung sowie arbeitsbedingten Druck (Jahresabschluss etc.) die Auslöser wären, die dann durch Käufe von Substanzen bzw. Gegenständen kompensiert werden. (Die Substanzen wurden nur aufgeführt, da ich prinzipiell von Suchtkranken gesprochen habe).

 

[LostLover]

Naja - ich find's ein wenig übertrieben, von Equipment-Kaufsucht auf Suizidgefährdung zu kommen. Unabhängig von dem was einige hier beichten, gibt es durchaus schlimmere ( auch seelische ) Defekte als das ungezügelte Verlangen, sein Equipment aufzustocken. Das leert zwar das Konto und füllt den Wohnraum, aber lässt sich durch gezieltes Verkaufen, (bzw. Gebrauchtkäufe von vornherein) gut in den Griff kriegen.

Bei mir ist es so, daß ich auch viel mehr hab, als ich eigentlich benötige - aber ich hab auch mehrere musikalische Projekte am Laufen und das Zeug, das ich kaufe, wird entweder eingesetzt oder ist Backup oder wird wieder vertickt. Ich habe einen dauerhaften Material-Umsatz, aber der macht für mich Sinn, weil ich halt an meinem Setup feile. Da ich mit dem, was ich habe und einsetze, seit längerer Zeit ausgesprochen glücklich bin, feile ich nur noch an Details - und dann macht das Kaufen und Ausprobieren richtig Spaß. Wenn mal was dabei ist, das mich enttäuscht, ist das eben so: weg damit. Nach dreißig Jahren Mucke wird man da relativ entspannt. Jeder Kauf hatte für mich einen guten Grund - jeder Verkauf auch.

G.A.S. ist imo nicht mal dann eine Belastung, wenn jemand nur zuhause in seinem Kämmerlein vor sich hin klampft und dafür 9 Gitarren, drei Amps und 15 Effektpedale hat. Das ist dann halt Sammelleidenschaft. Der eine sammelt Briefmarken oder Modellautos, der andere Verzerrer oder 4x12"-Boxen.
Da sind wir Gitarristen keine Besonderheit.

Wahlloses Kaufen ohne eine Sammel-Idee dahinter oder den Grund zur Benutzung - das kann problematisch werden, wenn man seine Finanzen nicht im Grff hat oder den Überblick verliert. Ist aber auch mit etwas Hilfe zu lösen. Ich habe einen guten Freund, der jede Menge Kram besitzt und mich regelmässig bittet, das überflüssige Zeug für ihn über ebay zu verticken. Mir macht das Verkaufen Spaß und für ihn ist die Trennung auf die Weise nicht so schmerzhaft.... und dann hat er wieder Geld für neues.

( Kleiner Tipp übrigens: bei Thomann kann man seine Kauf-Historie einsehen. Wenn man sich die Mühe macht, die Details einzusehne, bekommt man auch die Beträge der Bestellungen. Da sieht man konkret, was man so ausgegeben hat in den letzten Jahren. )

Klar sind Menschen, deren "Belohnungszentrum" aus dem Lot ist, empfänglich, sich mit Drogen, Zocken oder Kaufvorgängen ihren Kick zu holen. Da ist aber Kaufen noch das harmloseste. Den Sprung zum suizidgefährdeten Suchtkranken mit Novemberdepression - den halte ich für überzogen. Ich weiss, was eine Depression ist. Kann man mit G.A.S. - selbst in heftigster Ausprägung - nicht annähernd vergleichen.

 

[Bran]

Guter Beitrag LostLover Bewertung folgt.

Ich denke nicht, dass Soulagent eine Verbindung zwischen G.A.S. und Suizid aufzeigen möchte. Das wäre wohl in den meisten Fällen sehr unwahrscheinlich. Nichts desto trotz denke ich schon, dass eine vorhandene Kaufsucht häufig durch G.A.S. kaschiert wird. Allerdings denke ich nicht, dass aktuell hier in diesem Thread jemand unterwegs ist, der dies genau so handhabt.

Ob es etwas schlimmeres gibt als eine Kaufsucht hängt, meiner Meinung nach, davon ab aus welcher Perspektive man es betrachtet. Wenn jemand alleinlebendes sein Konto regelmäßig leert um sich Equipment zu kaufen ist das sicherlich nicht so drastisch wie der, eventuell junge, Vater, der mit seinem Gehalt auch noch seine Familie ernähren muss.

Du sprichst ja auch in deinem Beitrag an, dass solang wieder Zeug verkauft wird, alles in Ordnung sei, aber aus eigener Erfahrung wird genau dies bei ernsthaft "erkrankten" nicht gemacht.

 

[LostLover]

Süchte sind immer extrem belastend für die Angehörigen. Ob der "junge Vater" das Haushaltsgeld für Zocken, Koks, Alkohol oder Gitarren verballert, macht allerdings meiner Ansicht nach einen gewaltigen Unterschied. In letzterem Fall bleibt er nämlich noch halbwegs ansprechbar, wird nicht zum Kandidaten für die Notaufnahme und die Kohle ist nicht komplett und unwiderbringlich weg - es gibt ja einen Gebrauchtmarkt. Wenn man dagegen mehrere hundert Euro monatlich in Alk und Dope "investiert", ist der Wiederverkaufswert eher überschaubar - nämlich NULL. Das Geld ist dann weg. W-E-C-H. Im Sinne von: das hat jemand anderes und der gibt das nicht zurück. Über die gesundheitlichen Folgen fangen wir mal gar nicht erst an......

Kaufsucht ist sicher auch nicht schön und hat unangenehme Nebenwirkungen, aber das typische GAS sehe ich irgendwie nicht als Krankheit. Eher so eine Art periodischer Kontrollverlust, dem man ganz gerne mal nachgibt.

 

[Bran]

In dem besagten Moment ist nach dem Kauf von Gitarre XY das Geld aber genauso weg wie beim Kauf von Alkohol, Dope und anderen Suchtmitteln

Und das Geld ist so lang weg bis man einen Käufer findet, der bereit ist die Summe zu bezahlen die man selbst ausgegeben hat. Das kann passieren, man kann sogar mit einem Plus rausgehen, aber wenn man kurzfristig etwas verkaufen möchte ist dies häufig nicht der Fall. Moneyback etc. habe ich jetzt außen vor gelassen.

 

[Locki]

Außerdem muss man das Equipment dann auch verkaufen wollen. Und da liegt meiner Meinung nach das Problem bei der Sache.
Wenn man den Thread hier so durchliest, dann habe ich manchmal das Gefühl, dass einige hier etwas verwechseln. GAS ist meiner Meinung nach nicht, wenn ich mir mal neues Equipment gönne und dann halt mal kurz etwas kürzer treten muss, weil eben mal für 1-2 Monate 200-300 € weniger da sind. GAS ist vielmehr das, was im Startpost geschildert wird, eine Suchtkrankheit. Und die ist alles andere als rational.
Als der Thread hier erstellt worden ist, hab ich gerade einem Bekannten geholfen, das Haus, das er verkauft hat, auszuräumen. Und der hatte schon etwas Messihafte Züge, da durfte auch Müll nicht weggeschmissen werden. Erst als er gemerkt hat, dass er wirklich keinen Platz mehr hat, um seinen Kram unterzustellen, hat er selbst angefangen, Sachen wegzuwerfen. Und genau so ist das ja auch im Startpost zu lesen. Man muss das selbst merken und auch etwas ändern wollen. Genau so wie ein Alkoholiker nicht von jetzt auf gleich mit dem Trinken aufhören wird, wenn er nicht möchte, wird auch ein GAS-Kranker kein Equipment verkaufen.
Ich hoffe und wünsche mb0, dass er das wieder in den Griff bekommt.

 

[dubbel]

bei Thomann kann man seine Kauf-Historie einsehen. Wenn man sich die Mühe macht, die Details einzusehne, bekommt man auch die Beträge der Bestellungen. Da sieht man konkret, was man so ausgegeben hat in den letzten Jahren.

oh wow. gerade mal gemacht.
ich bin geschockt.

 

[Garcia]

Ist alles kein Problem, solange keine Geldeintreiber vor der Türe stehen, oder der Schuldenberater von RTL.
Ich kaufe mir gerne ab und zu mal etwas neues, Probiere es aus und trenne mich dann vielleicht nach ner Weile wieder von was.

Unsere Frauen haben ja meist auch nicht nur 1 Paar Schuhe, 1 Handtasche, 1 Kleid etc.
Und Musik ist nun mal mein Hobby und das letzte Hemd hat keine Taschen.

Was ich bemerkt habe, ist das ich keine Gitarre für 5-6000.- euro brauche und die Instrumente die ich am meisten spiele komischerweise, eher die Preiswerten sind und für mich aber am besten klingen.

 

[InTune]

....Genau so wie ein Alkoholiker nicht von jetzt auf gleich mit dem Trinken aufhören wird, wenn er nicht möchte, wird auch ein GAS-Kranker kein Equipment verkaufen.

Das gilt natürlich für den besessenen Sammler, aber ein häufig ausgeprägte und hinterlistige Form von GAS lebt eigentlich nur vom Kick des Neuen.
Die Gitarre die vor 3 Wochen noch die einzig brauchbare und absolut notwendige war, hat heute dann doch so ihre kleinen Defizite und wird von der nächsten aber vollends in den Schatten gestellt. Da kann die alte dann auch verlustreich verramscht werden, wichtig ist immer das neue Objekt der Begierde....

 

[Corkonian]

Ich gebe zu, ich habe GAS. Aber ich leide nicht darunter und ich kann auch mal 'ne Schrottgitarre in den Ofen hauen, so wie letztens ein Yamaha F370. Halswinkel jenseits von gut und boese -> weg.
Und ich verkaufe auch mal wieder was.
Aber ich kann es mir leisten und deswegen ist mir das egal. Mittlerweile bin ich so auf 1-2 Gitarren im Jahr und ich verticke mindestens genau so viele wieder.
Mehr als 26-28 Gitarren halte ich nicht vor.

 

[Locki]

... aber ein häufig ausgeprägte und hinterlistige Form von GAS lebt eigentlich nur vom Kick des Neuen.
Die Gitarre die vor 3 Wochen noch die einzig brauchbare und absolut notwendige war, hat heute dann doch so ihre kleinen Defizite und wird von der nächsten aber vollends in den Schatten gestellt. Da kann die alte dann auch verlustreich verramscht werden, wichtig ist immer das neue Objekt der Begierde....

Ok, da muss ich dir Recht geben.

 

[Soulagent79]

Interessante Aussagen Soulagent, ich war bisher immer der Meinung, dass November-März die "gefährlichsten" Monate für Suchtkranke sind.

Ja, das denkt man oft.
Hier ist ein guter Artikel zu dem Thema.
"Springtime Suicide Peak Still Puzzles Scientists"

http://www.livescience.com/44290-suicides-peak-spring.html


Die Tatsache ist, dass mit dem schönen Wetter automatisch die Aktivität und der Antrieb des Organismus steigen,
was man auch gut an der Ausschüttung der entsprechenden Botenstoffe im Hirn wie z.B. Dopamin und Noradrenalin
erkennen kann.
Viele erleben dieses "Auftauen" aus dem kalten Winter überwiegend positiv, aber Menschen, die psychisch vorbelastet sind,
wie z.B. Suchterkrankte merken, dass sie "kribbelig" werden und sie mehr Kraft aufbringen müssen, um nicht rückfällig werden.

Unabhängig von der Jahreszeit: Holt man depressive Patienten mit antriebssteigernden Antidepressiva aus einem Stimmungstief, kann übrigens
ein ähnlicher Effekt eintreten.
Wenn die antidepressive, stimmungsaufhellende Komponente des Medikaments erst später anschlägt und der
Depressive zuerst die Antriebssteigerung erlebt, kann das schlimm enden, wenn er nicht gut beaufsichtigt wird.
Ein richtig tief depressiver Mensch ist normalerweise so antriebslos (was Teil der Krankheit ist), dass er nicht einmal
in der Lage ist, Suizid zu begehen.
Mitunter reicht eine kleine Antriebssteigerung, um ihm den Schwung zu geben, sich etwas anzutun.

Das sind natürlich Extrembeispiele, die bei weitem nicht die Regel sind, aber an ihnen kann man die
Thematik 'Antrieb + Psyche' ganz gut erkennen.

Dasselbe lässt sich auf andere psychische Erkrankungen, wie eben auch Sucht, übertragen.

Wenn wir dazu neigen, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, das wir aber vermeiden möchten, wird
es im Frühling schwieriger das durchzuhalten.

 

[FullTilt]

Erlebe ich genauso auf meiner Arbeit (therapeutische Wohngemeinschaft) und daher müssen Medikamenteneinstellungen oft stationär gemacht werden.
Ist ja auch tatsächlich so, dass vermehrter Antrieb, bzw. "Zu gute Laune" Alarmsignale bei depressiven Menschen sein können.

Trotzdem überrascht mich das mit dem Frühling. In der Praxis kenne ich das auch eher, dass die trüben, kalten Wintermonate eher die Psyche negativ beeinflussen.
Wobei da die Weihnachtszeit auch eine entscheidende Rolle spielt.

Aber zum Glück behaupte ich mal, sind diese Themen doch eher OT wenn es um das GAS der meisten hier geht.
Ich sehe GAS doch weiter eher als Irrweg auf der Suche nach dem Sound.

 

[Reinhardt]

bei Thomann kann man seine Kauf-Historie einsehen.

Ich hab erst Kauf-Histerie gelesen. Freudsche Fehlleistung?

Im Mai (Geburtstag) geht es mir immer prächtig. Im Herbst werde ich meist etwas schwermütiger.
Bin allerdings auch nicht suizid-gefährdet.

 

[kujulian]

Interessante Aussagen Soulagent, ich war bisher immer der Meinung, dass November-März die "gefährlichsten" Monate für Suchtkranke sind.

Dabei dachte ich immer, dass fehlende Sonne, anstehende Feiertage mit hoher finanzieller Belastung sowie arbeitsbedingten Druck (Jahresabschluss etc.) die Auslöser wären, die dann durch Käufe von Substanzen bzw. Gegenständen kompensiert werden. (Die Substanzen wurden nur aufgeführt, da ich prinzipiell von Suchtkranken gesprochen habe).

Das ist zumindest statistisch auch richtiger als die Behauptung von Soulagent. Aber natürlich kann beides sowohl aus auch stimmen.

 

[Senchay]

Ich bin immer dann davon betroffen wenn ich mir was neues kaufe... Dann wird irgendwie dieses G.A.S ausgelöst... Wenn ich mich dann nicht beherrsche kauf ich auch mal schnell paar Sachen hintereinander...Bis ich mich dann dran erinnere das man eigtl schon alles daheim hat. Meistens funktioniert das dann nach 1-2 Tagen und ichbin wieder 10 Jahre zufrieden. Bis ich wieder was kaufe...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---

Wenn die antidepressive, stimmungsaufhellende Komponente des Medikaments erst später anschlägt und der
Depressive zuerst die Antriebssteigerung erlebt, kann das schlimm enden, wenn er nicht gut beaufsichtigt wird.

Deswegen wird auch meistens ein Dämpfer dazu gegeben um dieses Symptom nicht auszulösen. Wenn der Arzt weis was er tut und den Patienten kennt wird er Serotonin und Dopain steigernde Sachen nicht ohne Opipramol oder sowas verabreichen.

Was Soulagent da sagt stimmt schon.

Allerdings bin ich zumindest mehr als froh wenn der (schei...) Winter endlich vorbei ist, die Jahreszeit ist der absolute Graus für mich. Im Sommer könnte ich glaub gar kein GAS entwickeln.

In den jahren in THailand war ich kein einziges mal in einem Gitarren-Laden, bin immer schön dran vorbei gelaufen und war zufrieden mit dem was ich hatte. Hier in DE ist das ganz was anderes...

 

[Reinhardt]

OT

 

[Senchay]

Ich wollte mich damit eher nicht outen Meine Ex hatte Probleme damit, da hat man so einiges mitbekommen. Ich nehm sowas nicht, auch nicht im Winter.

...Teile editiert weil Bezugspost nicht mehr da ist. ...

Ausserdem glaube ich das man heutzutage dem Thema nicht mehr ausweichen muss, oder gar kann. Wenn mir einer sagen will das in seiner Familie alles ohne Probleme läuft glaub ich das schon lange nicht mehr.

Und auf die nächste Generation bin ich schon mal gespannt, dann gehts wirklich rund. Burnout und Schlaflosigkeit an jeder Ecke. Süchte werden dann, oder die übernächste Generation an der Tagesordnung liegen.