Habe den JVM410 als Gigging-Amp im Einsatz:
Der Amp ist allgemein als "höhenlastig" bekannt. Diese Höhenlastigkeit kann durch verschiedene Komponenten in deinem Gitarren-Rig gestärkt bzw. abgeschwächt werden.
Generell muss man auch zwischen einem wohlgefälligen Sound, den man alleine und dann noch vielleicht leise zu Hause spielt und einem wirklich durchsetzungsfähigen Ton im Live-Betrieb unterscheiden. Meine Erfahrung ist, dass die schönen wohlgefälligen Töne zu Hause sich nicht immer gut immer Live-Betrieb mit Band bei voller Lautstärke durchsetzen. In der Tendenz klingen gute, durchsetzungsfähige Tone-Settings eher etwas höhenlastig, mittig und wenig basslastig.
Der OD1-Orange wird von vielen geliebt, weil er m.E. leise sehr schööööööööön klingt. Ist aber gar nicht so einfach, diesen in einem Bandgefüge nach vorne zu bringen
Viele gute Ratschläge sind schon genannt worden, die ich ebenfalls in dieser Reihenfolge checken würde. Und das Ganze bitte auf einem Laustärkenniveau wie Du in der Band spielst (zu leise gespielt läuft man in die Fletcher-Munson-Effekt Falle was das Eq-Setting angeht):
1. Vorhandene Kanal-EQs und Resonance/Presence im Detail kennenlernen
Schrill wird der Amp m.E. durch den Treble-EQ. Stelle diesen eher unter 5/10 als darüber. Das gilt insbesondere für die OD-Kanäle. Ich habe Treble in den OD-Kanälen bei 1-2/10.
Mit Bass bin ich sehr vorsichtig. ich gehe selten über 5/10. in den OD-Kanälen habe ich die Mitten extrem reingedreht (8-9/10), weil beide Kanäle gescopte Voicings haben für meine Mucke (Classic Rock / Hard Rock) Mitten sehr wichtig sind.
Zum Gain wurde ebenfalls schon viel gesagt: Gain über 5/10 hebelt die gesamte EQ-Schaltung der OD-Kanäle ohnehin fast aus. Ich habe Gain bei 3/10 in beiden OD-Kanälen.
Ganz wesentlich ist m.E. die Resonance/Presence-Einstellung. Insbesondere wenn Du laut spielst, hat der Presence-Knopf merkliche Auswirkungen auf den Sound: Mit Presence größer 5/10 und Treble deutlich kleiner 5/10 bekommt man einen sehr durchsetzungsfähigen Sound in den OD-Kanälen, der nicht schrill ist. Die Resonsnace/Presence-Einstellung ist aber auch hochgradig raum- und boxenabhängig. Diese Werte passe ich daher Live immer auch etwas an.
Den Crunch-Kanal finde ich persönlich mit meinem Setup sehr unproblematisch, was "Höhenlastigkeit" angeht. Hier komme ich mit einem sehr normalen EQ-Setting prima zu recht:
Habe Treble sogar etwas über 5/10, Bass+ Mitten bei 5/10. Gain allerdings in diesem Kanal bei 7/10. Das gibt ordentlich Schub im Crunch-red Modus.
Den Cleankanal finde ich einfach spitze und völlig unproblematisch: warm, super clean, keinesfalls schrill und schon gar nicht lebslos. Dieser Cleankanal kommt m.E. sehr nahe an Fender-Amps heran, was schon sehr bemerkenswert ist.Gain ist bei mir bei 4/10 (keine Zerre auch bei extremen Lautstärken).
Bei Crunch-Red, OD1-Orange und OD2-Red habe ich eine TubeScreamer mit wenig Drive drin, der das Bassfundament präziser für Palmuting-Riffs macht und noch einen Mitten-Boost liefert.
2. Bias-Einstellung
Ja würde ich in jedem Falle, wie erwähnt, überprüfen. 35mV pro Röhre sind die allgemein empfohlenen Werte. Manche gehen auch bis 40mV pro Röhre. Der Amp ist werkseitig kalt gebiast, also um 30mV und weniger. Wichtig ist eher, dass beide Seiten gleiche Werte haben und weniger der genaue Wert. Alles zwischen 30- maximal 40mV pro Röhre ist nach meinem kenntnisstand ok und Geschmacksache. Wie man so etwas macht, kannst Du sehr schön im englischen JVM-Forum nachlesen:
http://jvmforum.com/phpBB3/viewtopic.php?t=237
Dieses Forum ist übrigens DIE Fundgrube für die JVM-Amps: sehr ordentlich aufgebautes Forum, klasse/erfahrene Moderatoren und wertschätzender Umgangston, was mir wichtig ist
3. Boxen
Auch bereits genannt: ganz entscheidend beim JVM410 (auch anderen Amps ....). Ich selbst habe 2x12 Boxen mit Mischbestückungen, mit jeweils einem V30 Speaker bzw. mit g12-65 und G12-K100.
Das musst Du m.E. ausprobieren, da die Box eben auch zum Musikstil und zu deinem restlichen Equipment passen sollte. Ich finde die V30 für meine Mucke sehr gut und gar nicht schrill.
4. Vorstufenröhren
Ebenfalls bereits erwähnt: Durch simplen Austausch kann man etwas Shaping im Ton betreiben. Allerdings wird der Amp dadurch nicht völlig anders klingen. V1, V2 und V5 sind da m.E. die Kandidaten. Insbesondere bei V1 und V2 wirkt sich das auf allen Kanäle aus.
Welche Röhren standardmässig drin sind, kannst Du ebenfalls im JVM-Forum nachlesen. Soweit ich mich erinnere, ist es eine Mischung aus JJ und Tungsol. Ich habe V1 und V2 durch EH-V1 und TT-V1 (TubeTown) ausgetauscht. JJ sind etwas dunkler, EH sind klarer, warm und reduzieren etwas das Gain.
5. Gitarre / Pickups
Auch bereits genannt: manche drehen tatsächlich dauerhaft den Ton-Podie auf 6-7/10, um Eispickel-Effekte zu reduzieren. Mache ich allerdings eher nicht.
Pickuphöhe der hohen Saiten etwas flacher stellen (im Vergleich zu den tiefen Saiten) kann ebenfalls helfen. Pickups austauschen würde ich so schnell erst mal nicht machen. Aber das ist ja Geschmackssache. Meines Erachtens muss ein guter Amp mit jeder durchschnittllichen Gitarre einen ordentlichen Sound abliefern, ansonsten ist der Amp nix.
6. Mods
Es gibt unglaublich viele Mods für den JVM410, die wohl Heerscharen von Amp-Techniker nachhaltig in Lohn und Brot hält

Ich würde KEINESFALLS ohne die vorherigen Punkte erst mal ein paar Monate instensiv getestet zu haben (auch mit Band und im Live-Betrieb), gleich auf Mods losgehen. Das hat meines Erachtens auch etwas spieltriebartiges an sich.
Auich hier findest Du im englischen JVM-Forum alles was Dein Herz Begehrt (Stichwort: THE MOD-BIBLE):
http://jvmforum.com/phpBB3/viewforum.php?f=31&sid=703392141657c58395a1138fb4912db1
Ich habe den Amp jetzt ca. 3,5 Monate und komme bis jetzt ohen Mods aus. Werde das in aller Ruhe so nach 5-6 Monaten entscheiden, ob ich da tatsächlich was ändern will/muss.
UPS: ziemlich viel Geblubber geworden - ich hoffe, es ist dennoch was dabei, was Dir weiterhilft - auch wenn es "nur" eine Zusammenfassung bzw. Ergänzung zu bereits Gesagtem ist.
Grüße aus Franken - wolbai
