möglichst kompakt, maximal 5 Watt, zwei Kanäle (oder zumindest cleane und angezerrte Sounds gut machbar), und klanglich nicht völlig daneben.
Mir geht’s nicht um Gig-Lautstärke, sondern nur um einen guten Übungs- oder Studio-Amp, der trotzdem charaktervollen Sound liefert – und im Idealfall ein bisschen flexibel ist, was Stilrichtungen angeht.
Bei diesen grundsätzlichen Anforderungenwürde ich mich ehrlich gesagt schon fragen, ob es unbedingt die Mini-Klasse sein muss.
Klar, die ist sehr handlich und gut zu transportieren, aber letzteres scheint ja eh nicht geplant zu sein. Gerade wenn Dinge wie Kanalumschaltung und vielfältigere Einstellungsmöglichkeiten gefragt sind, bist Du mMn im 15-20 Watt Bereich besser bedient. Gehts (auch) um Endstufenverzerrung, ist bei vielen dieser Tops ja eine Leistungsumstellung auf kleinere Werte integriert. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist in der 15-20 Watt-Klasse aus meiner Sicht besser, die kleineren sind zwar noch günstiger billiger, bieten daber aber oft deutlich weniger Features, schon aus Platzgründen. Mit den Cleansounds wirds in dem Bereich gerne etwas knapp, und andere Endröhren (wie sie da gerne mal verwendet werden) haben eben auch einen anderen Sound.
Sehr interessant finde ich z.B. die neue Version des PRS MT15. Hier wurde gegenüber dem ersten Modell u.a. eine Soundalternative im Mid Gain-Bereich nachgelegt, die sehr vielversprechend klingt, und schon der aktuelle Ding kann keineswegs nur typischen Tremonti-Metal. Preislich natürlich nicht mehr so ganz billig, aber mMn ein toller Amp auch für Zuhause. Das Vorgängermodell ist derzeit oft im Abverkauf zu finden, da kann man einiges sparen, wenn man den zweiten Overdrive-Sound nicht unbedingt braucht. Leider haben beide kein Reverb, aber Du bist ja anscheinend auch gut mit Pedalen ausgestattet. Und mit etwas mehr als 6 Kilo ist er jetzt auch wirklich kein Brocken.
Blackstar hat sich dagegen zuletzt aus meiner Sicht etwas mehr in die härtere Richtung entwickelt. Das konnten sie für meinen Geschmack schon immer, aber eben auch anderes. Und da ist der Fokus jetzt nach meinem Eindruck eben etwas einseitiger. Hier würde ich tatsächlich eher nach der MK II-Serie schauen, wie dem HT-5R Mk II. Das ist auch einer der wenigen Amps mit großzügigen Einstellmöglichkeiten in der Leistungsklasse.
Wenn Du einen wirklich vielseitig einstellbaren Amp mit einem der für mich schönsten Cleansounds suchst, könntest Du auch nach einem gebrauchten Koch Studiotone Head Ausschau halten. Soundmäßig im Lead weniger rau als zB ein Marshall, sondern eher auf der eleganten Seite, hat aber auch sehr überzeugende angezerrte und Mid Gain-Sounds. Er hat zwar keine Leistungsreduktion, aber zum einen klingt er auch leise sehr gut, zum anderen kann man ihn über einen kleinen Schalter für einen Lastwiderstand sogar ganz ohne Box betreiben und das Signal per Kopfhörer abhören, in den PC einspielen und dort erst mit IRs versehen, oder sogar über einen speziellen Ausgang in einen anderen, kleineren Amp über dessen Gitarreninput spielen. Schon ein bissl Overkill für daheim, aber ich wollte ihn erwähnen, weil ich die XL-Version auch nur für mich spiele und deshalb schon einige Erfahrung mit ihm sammeln konnte. Der Grund war letztlich auch nicht die Lautstärke (die brauche ich auch nicht), sonden eben die Soundvielfalt. MIt dem zweistifigen Bright- und dem Mid Shift-Schalter kann man von Santana bis Metal wirklich alles abdecken, wenn man den grundsätzlichen Charakter mag, der wie gesagt eher edel als brutal ist.
Gruß, bagotrix